Michal Friedlander
Michal S. Friedlander (* 1965)[1] ist eine Kulturhistorikerin und Kuratorin. Seit 2001 ist sie Kuratorin für Judaica und Angewandte Kunst am Jüdischen Museum Berlin (JMB).[2][3]
Leben
Friedlander war von 1996 bis 2001 Judaica Curator am Judah L. Magnes Museum in Berkeley (heute: The Magnes Collection of Jewish Art and Life).[4] Vor ihrem Wechsel nach Berlin arbeitete sie in Museen in New York, Los Angeles und Berkeley; ihre Arbeitsschwerpunkte liegen an der Schnittstelle von jüdischer Sachkultur und Identitätsfragen.[5]
Sie ist eine Tochter des Rabbiners Albert H. Friedlander und arbeitet in Berlin an der Vermittlung deutsch-jüdischer Geschichte.[6]
Wirken
Friedlander kuratiert, erforscht und veröffentlicht zu Judaica, angewandter Kunst und insbesondere zur Provenienzforschung von während der Zeit des Nationalsozialismus entzogenen jüdischen Kulturgütern.[7][8]
Sie gehörte 2013 zum kuratorischen Team der Ausstellung „The Whole Truth – Everything you always wanted to know about Jews“, in deren Umfeld sie öffentlich Position bezog; die Schau wurde international diskutiert.[9][10]
Mit „Tonalities. Jewish Women Ceramicists from Germany after 1933“ stellte sie 2013 Forschungsergebnisse zu Emigration und Werk deutsch-jüdischer Keramikerinnen nach 1933 vor.[11][12]
Zur Ausstellung „Weihnukka. Geschichten von Weihnachten und Chanukka“ (2005/2006) trug sie Konzeption und wissenschaftliche Arbeit mit bei; zudem verfasste sie Beiträge für den begleitenden Katalog.[13][14]
Für „Koscher & Co. – Über Essen und Religion“ (2009/2010) war sie einer der Herausgeber des Ausstellungskatalogs des JMB.[15]
2020 wirkte sie an der Neukonzeption der JMB-Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland: Vergangenheit und Gegenwart“ mit.[2]
Als Kuratorin verantwortet sie 2025 die Ausstellung „Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne“ (11. Juli bis 23. November 2025, JMB), die Leben und Werk von mehr als 60 Gestalterinnen vorstellt.[16] Begleitend gab sie den Katalog „Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne“ (Hirmer 2025) heraus und steuerte einen Essay bei; Presse und Fachwelt würdigten die editorische Arbeit.[17] Die Ausstellung verbindet Friedlanders jahrelange Recherchen zu bislang marginalisierten jüdischen Designerinnen mit einer Präsentation von über 400 Objekten in zehn thematischen Kapiteln.[18]
Fachlich veröffentlichte sie u. a. den Beitrag „From Object to Subject – Representing Jews and Jewishness at the Jewish Museum Berlin“ (2020) und beteiligte sich am „Handbook on Judaica Provenance Research“ (2019).[19][20]
Schriften
- Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne. Hirmer, München 2025. ISBN 978-3-7774-4623-3
Einzelnachweise
- ↑ Autoren. In: Cilly Kugelmann (Hrsg.): Weihnukka: Geschichten von Weihnachten und Chanukka. Nicolai, Berlin 2005, ISBN 3-89479-286-8, S. 132.
- ↑ a b „‘It’s much more personal’: Inside the Jewish Museum’s biggest-ever project“, The Berliner, 22.8.2020, mit Hinweis auf Friedlanders Funktion seit 2001, https://www.the-berliner.com/politics/jewish-museum-opening/
- ↑ Clio-Online: Jüdisches Museum Berlin – Teamübersicht mit „Kuratorin für Judaica und Angewandte Kunst: Michal Friedlander“, https://beta.clio-online.de/organization/id/organization-13790
- ↑ Magnes Collection: Eintrag „Michal Friedlander – Judaica Curator (Judah L. Magnes Museum, 1996–2001)“, https://magnes.berkeley.edu/people-institutions/michal-friedlander/
- ↑ Michal Friedlander: „Consuming Light. A Short History of Ritual Light Consumption“, JMB Journal 18 (2018), https://www.jmberlin.de/en/jmb-journal-18-consuming-light
- ↑ Lionel Blue: „Rabbi Albert Friedlander – Obituary“, The Independent, 10.7.2004, mit Erwähnung von Michal Friedlander am Jüdischen Museum Berlin, https://www.independent.co.uk/news/obituaries/rabbi-albert-friedlander-38812.html
- ↑ Jüdisches Museum Berlin: „Stolen Judaica – Provenance Research in Israel and Germany“ (Fachsymposium, 18.6.2018) mit Keynote Michal S. Friedlander, https://www.jmberlin.de/en/symposium-stolen-judaica
- ↑ Deutsches Zentrum Kulturgutverluste: Projektseite „Systematic investigation of the Judaica collection…“ (JMB; Kontakt: Michal S. Friedlander), https://kulturgutverluste.de/en/projects/systematic-investigation-judaica-collection-cultural-property-confiscated-result-nazi
- ↑ Kate Connolly: „Jewish Museum asks questions about living history“, The Guardian, 27.3.2013, mit Zitat und Nennung Friedlanders als Kuratorin, https://www.theguardian.com/culture/2013/mar/27/jewish-museum-jews-berlin-exhibition
- ↑ Michal Friedlander: „Trials of a Truth Seeker. Countdown before the Opening of the Exhibition ‘The Whole Truth’“, JMB-Blog, 2013, https://www.jmberlin.de/en/node/6411
- ↑ Jüdisches Museum Berlin: „Tonalities – Past exhibition“, mit Hinweis „Michal Friedlander, Curator of Judaica and Applied Art, presents…“, https://www.jmberlin.de/en/exhibition-tonalities
- ↑ JMB-Pressemitteilung, 10.10.2013, „Tonalities. Jewish Women Ceramicists from Germany after 1933“, https://www.jmberlin.de/en/tonalities-jewish-women-ceramicists-germany-after-1933-0
- ↑ JMB: „Weihnukka – Credits/Impressum“ mit Nennung „Concept development: … Michal S. Friedlander“, https://www.jmberlin.de/weihnukka/impressum_e.html
- ↑ JMB: Katalogseite „Weihnukka. Geschichten von Weihnachten und Chanukka“ mit Beiträgen u. a. von Michal S. Friedlander, https://www.jmberlin.de/katalog-weihnukka
- ↑ Angebots- und Bibliographieeinträge mit Herausgeberangabe „hrsg. von Michal Friedlander und Cilly Kugelmann“, z. B. Booklooker, https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Michal-Herausgeber-Friedlander%2BKoscher-und-Co-%C3%BCber-Essen-und-Religion-eine-Ausstellung-des-J%C3%BCdischen/id/A02sjJsi01ZZL
- ↑ JMB: Ausstellungsseite „Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne“ mit Laufzeit und Überblick, https://www.jmberlin.de/ausstellung-widerstaende-juedische-designerinnen-der-moderne
- ↑ Hirmer Verlag: Katalogseite „Widerstände“ mit Angabe „Hg. Michal Friedlander“ und Essay, ISBN 978-3-7774-4623-3, https://www.hirmerverlag.de/de/titel-1-1/widerstaende-2769/
- ↑ Sonja Eismann: „Unbeachtete Heldinnen der Moderne: Jüdische Designerinnen und ihr Widerstand“, der Freitag, 17.8.2025, mit Angaben zu 400 Objekten, zehn Kapiteln und Friedlanders langjähriger Forschung, https://www.freitag.de/autoren/sonja-eismann/eine-juedische-teekanne
- ↑ Michal Friedlander: „From Object to Subject“, in: The Future of the German-Jewish Past (2020), DOI:10.2307/j.ctv15pjxvw.8, https://dx.doi.org/10.2307/j.ctv15pjxvw.8
- ↑ Claims Conference: „Handbook on Judaica Provenance Research“ (2019), Mitwirkung u. a. Michal Friedlander, https://art.claimscon.org/wp-content/uploads/2019/09/Judaica-Handbook_17-Sep-2019.pdf