Michail Illarionowitsch Artamonow

Michail Illarionowitsch Artamonow

Michail Illarionowitsch Artamonow (russisch Михаил Илларионович Артамонов; * 23. November 1898 in Wygolowo, Oblast Twer; † 31. Juli 1972 in Leningrad) war ein russischer Prähistoriker.

Leben

Artamonov entstammte einer Bauernfamilie aus dem Gouvernement Twer. Mit neun Jahren zog sein Vater mit ihm nach Sankt Petersburg, wo er zunächst die Mittelschule besuchte. Anfang des Jahres 1917 wurde er zum Militärdienst eingezogen, wo er schnell Führungsfunktionen übernahm. Während der Oktoberrevolution beteiligte er sich in anarchistischen Komitees in Petrograd. Im Folgejahr war er kurzzeitig Herausgeber einer Zeitschrift namens Džek, deren zweite Nummer jedoch bereits konfisziert wurde und für Artamonovs Verbannung in seine Heimat sorgte. Erst 1921 konnte er nach Petrograd zurückkehren und studierte dort unter anderem Malerei bei Kusma Petrow-Wodkin (bis 1923), Kunstgeschichte bei Nikolai Sytschow und Archäologie bei Alexander A. Miller. Nach dem Studienabschluss 1924 fand er eine Anstellung an der Sankt Petersburger Universität und gleichzeitig an der Staatlichen Akademie für Geschichte der materiellen Kultur. Von 1927 bis 1930 absolvierte er die Aspirantur und war anschließend Dozent, recht früh auch als Professor, ab 1949 als Leiter des Lehrstuhls. Im Jahr 1935 wurde er zum Kandidat der Wissenschaften ernannt.

Als Nachfolger von Joseph Orbeli war Artamonow von 1951 bis zu seiner Entlassung 1964 Museumsdirektor der Eremitage in Leningrad. Ihm folgte im Amt als Museumsdirektor Boris Borissowitsch Piotrowski. Während seiner Direktorenzeit behielt er formell die Lehrstuhlleitung an der Universität, ohne sie jedoch faktisch auszuüben; ab 1964 war er dann wieder tatsächlich an der Universität tätig und leitete den Lehrstuhl bis zu seinem Tod.

Zu seinen zahlreichen akademischen Schülern gehören Lew Gumiljow, Swetlana Pletnjowa, Walentina Gorjunowa und Lew Klein. Eine eigene Schule im engeren Sinn begründete er jedoch nicht.

Forschungen

Artamonow erforschte Siedlungen aus der Bronze- und Eisenzeit am Don, im Nordkaukasus und in der Ukraine. Er leitete zahlreiche Ausgrabungen skythischer und chasarischer Kurgane und Siedlungen; am bekanntesten ist die chasarische Festung Sarkel, die er 1929 entdeckte.

Schriften

  • Istorija Chazar. Leningrad 1962.
  • mit Werner Forman (Fotograf): Goldschatz der Skythen in der Eremitage. Dausien, Hanau 1970.
  • Kimmerijcy i Skify. Leningrad 1974.

Auszeichnungen und Preise

Literatur

  • A. Ju. Alekseev (Hrsg.): K 100-letiju so dnja roždenija Michaila Illarionoviča Artamonova. St. Petersburg 1999.
  • Leo S. Klejn: Das Phänomen der sowjetischen Archäologie. Geschichte, Schulen, Protagonisten. Aus dem Russischen von D. Schorkowitz (= Gesellschaften und Staaten im Epochenwandel. Band 6). Peter Lang, Frankfurt 1997, ISBN 3-631-30646-6, S. 313–320.