Michael Werz

Michael Werz

Michael Werz (* 1964 in Neuss) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Philosoph, der sich auf die interdisziplinäre Analyse von Klimawandel, Migration und Sicherheitsdynamiken spezialisiert hat. Nach seinen Studien in Philosophie, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik wandte er sich der transatlantischen Sicherheitsforschung zu und etablierte sich als führender Experte für nicht-traditionelle Bedrohungsszenarien. Seit Mai 2025 fungiert Werz als Senior Fellow am Council on Foreign Relations in Washington, D.C., und arbeitet parallel als Senior Adviser für Nordamerika und multilaterale Angelegenheiten bei der Münchner Sicherheitskonferenz, wo er sich insbesondere der Entwicklung geopolitisch fundierter Lösungsansätze für globale Ernährungssicherheit widmet. Seine wissenschaftlichen Beiträge umfassen sowohl theoretische Arbeiten zur Säkularisierung und Ideologiekritik als auch anwendungsorientierte Analysen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf internationale Stabilität und Migrationsbewegungen, wobei er als Co-Direktor des Nexus25-Projekts multilaterale Kooperationsansätze zur Bewältigung globaler Herausforderungen entwickelt.

Frühe Karriere

Michael Werz studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach seinem Abschluss am Institut für Philosophie promovierte er ebenfalls an der Universität Frankfurt am Main mit einer Dissertation im Fach Philosophie.[1][2][3]

Seine Habilitation vollzog Werz im Jahr 2004 am Institut für Soziologie der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Danach war er als Professor an der Universität Hannover tätig.[2][3][4]

Wissenschaftliche und politische Laufbahn

Michael Werz widmete sich zunächst einer Professur am Institut für Soziologie der Universität Hannover, wo er Lehrveranstaltungen zu Soziologie, Philosophie und Geistesgeschichte organisierte und zahlreiche Konferenzen und Workshops leitete. Anschließend übernahm er in Washington, D.C., mehrere Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte. Er war Public Policy Scholar am Woodrow Wilson International Center for Scholars sowie John F. Kennedy Memorial Fellow am Minda de Gunzburg Center for European Studies der Harvard University. Parallel dazu baute er seine wissenschaftlichen Netzwerke im transatlantischen Raum weiter aus, indem er als außerplanmäßiger Professor am BMW Center for German and European Studies der Georgetown University lehrte und forschte.[5]

Seit Mitte der 2000er-Jahre liegt Werz’ Forschungsschwerpunkt auf nicht-traditionelle Sicherheitsbedrohungen an der Schnittstelle von Klimawandel, Migration und globaler Sicherheit. Seit über zehn Jahren ist er Senior Fellow am Center for American Progress in Washington, wo er Analysen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Migrationsbewegungen und Sicherheitsdynamiken in Schwellen- und Entwicklungsländern veröffentlicht. Darüber hinaus fungiert er als Non-Resident Fellow am Centre on Contemporary China and the World an der Universität Hongkong und vertritt die Leitung des Nexus25-Projekts, das multilaterale Lösungsansätze für Fragilität, Konflikt und Gewalt entwickelt.[5]

Aktuell ist Michael Werz Senior Advisor für Nordamerika und multilaterale Angelegenheiten bei der Münchner Sicherheitskonferenz, wo er transatlantische Kooperationen in Fragen von Klima und Sicherheit koordiniert. In dieser Funktion verantwortet er strategische Beratung zu außen- und sicherheitspolitischen Fragestellungen und fördert den Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.[5]

Aktuelle Positionen und Verantwortlichkeiten

Michael Werz ist seit Mai 2025 Senior Fellow am Council on Foreign Relations (CFR) im David Rockefeller Studies Program. In dieser Position führt er Forschungsarbeiten zum Zusammenhang von Ernährungssicherheit, Klimawandel, Migration und Schwellenländern durch, wobei er sich insbesondere auf China, Mexiko und die Türkei konzentriert. Er organisiert zudem eine Roundtable-Reihe zu Europa und Ernährungssicherheit.[6][7]

Parallel fungiert Werz als Senior Advisor für Nordamerika und multilaterale Angelegenheiten bei der Münchner Sicherheitskonferenz. In dieser Funktion befasst er sich mit sicherheitspolitischen Fragen im transatlantischen Kontext und multilateralen Herausforderungen.[8] Werz ist Co-Direktor von Nexus25, einer Initiative für multilaterale Ansätze zu globalen Herausforderungen.[9] Darüber hinaus ist er Non-Resident Senior Fellow am Center on Contemporary China and the World der Universität Hongkong, wo er sich mit zeitgenössischen China-Studien auseinandersetzt.[10] Als Gründungsmitglied des WP Intelligence Council on Global Security arbeitet Werz an Fragen der globalen Sicherheit. Diese Organisation bietet Analysen und Netzwerkarbeit für Führungskräfte an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik.[11]

Forschungsschwerpunkte und wissenschaftliche Beiträge

Michael Werz untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten vorrangig die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Migration und Sicherheitsdynamiken in Industrie- und Schwellenländern. In seiner Rolle als Senior Advisor für Nordamerika und multilaterale Angelegenheiten bei der Münchner Sicherheitskonferenz hat er einen Schwerpunkt auf die Analyse nicht-traditioneller Konfliktszenarien gelegt, in denen extreme Wetterereignisse, Ressourcenknappheit und Bevölkerungsverschiebungen zu Destabilisierungsprozessen beitragen. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Senior Fellow am Council on Foreign Relations forscht er zudem zum Nexus von Ernährungssicherheit, Klimawandel und Wanderungsbewegungen mit regionalem Fokus auf China, Mexiko und der Türkei. Hierzu konzipierte er eine Roundtable-Reihe zur zukünftigen Rolle Europas bei der globalen Ernährungssicherung.[8][6]

Bereits in frühen Beiträgen zur Klima-Migration-Sicherheits-Debatte, etwa im Rahmen eines Dialogs zu Climate Diplomacy im Auswärtigen Amt Berlin, hat Werz methodisch die Verbindung von politikwissenschaftlichen Konfliktanalysen und umweltpolitischen Fragestellungen etabliert. Er argumentierte dort, dass Umweltzerstörung und Klimaschocks in Ländern wie Nigeria oder Niger bestehende ethnische Konflikte verschärfen und langfristig zur Erosion staatlicher Strukturen beitragen können.[12][13]

Über diese Kernthemen hinaus publizierte Werz zur transatlantischen Außenpolitik, insbesondere zur Rolle der Europäischen Union und der USA im globalen Machtgefüge, und bearbeitet in mehreren Monografien und Sammelbänden Fragen sozial- und geistesgeschichtlicher Entwicklungen, etwa zur Dynamik von Rasse und Ethnizität im 20. Jahrhundert sowie zur Intellectual Migration in westlicher Geistesgeschichte. Als Co-Direktor der Forschungsinitiative Nexus25 verbindet er interdisziplinäre Ansätze und vernetzt Akteure aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zur Untersuchung globaler Sicherheitsfragen.[8]

Gesellschaftliche und politische Positionen

Michael Werz setzt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Anerkennung des Klimawandels als zentrale sicherheitspolitische Herausforderung ein und betont, dass extreme Wetterereignisse und steigende Temperaturen in vielen Regionen bestehende Konflikte verschärfen sowie staatliche Strukturen bedrohen können. Er plädiert für ein integriertes Politikverständnis, in dem Klimaschutz, Migration und Entwicklungspolitik nicht isoliert, sondern in ihrer Wechselwirkung betrachtet werden müssen. In diesem Sinne befürwortet Werz die Schaffung sicherer, regulärer Migrationswege als Teil einer gerechten Anpassungsstrategie an Umweltveränderungen und hebt hervor, dass Arbeitsmobilität vor allem in von Klimakatastrophen betroffenen Gebieten dazu beitragen kann, ökonomische Verwundbarkeit zu reduzieren und informelle, ausbeuterische Migrationskanäle zu verringern.[13][14]

Im Bereich der transatlantischen Beziehungen spricht sich Werz für eine engere multilaterale Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Europa aus und warnt vor den Gefahren einer Dekonsolidierung staatlicher Kontrollen, die er als dekadent und illiberal beurteilt. Er warnt davor, dass populistische Bewegungen in den USA versuchen, „checks and balances“ abzubauen und das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben. Parallel dazu betont er die Notwendigkeit eines pragmatischen Liberalismus in Europa, der sowohl wirtschaftliche Vernunft als auch soziale Kohäsion fördert. Als Senior Fellow am Center for American Progress und Senior Adviser bei der Münchner Sicherheitskonferenz hält er regelmäßige Vorträge, in denen er vor einer „antiwestlichen Bewegung“ warnt, die darauf abzielt, das westliche Demokratieverständnis zu delegitimieren.[15]

Im nationalen Kontext Deutschlands und Europas plädiert Werz für die Förderung von gesellschaftlichem Zusammenhalt und sieht in kultureller und sozialer Integration wesentliche Elemente, um demokratische Politiken zu stabilisieren. Er unterstützt Dialogformate, die Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammenbringen, um Polarisierung zu überwinden und Resilienz gegenüber autoritären Tendenzen zu stärken. Insgesamt vertritt Werz eine Politik, die offene Gesellschaften mit starker, demokratischer Institutionalisierung verbindet und dabei den Schutz verwundbarer Bevölkerungsgruppen – etwa Klimaflüchtlinge – in den Mittelpunkt rückt.[16]

Publikationen und wissenschaftliche Arbeiten

Michael Werz hat als Politikwissenschaftler ein umfangreiches Publikationswerk zu verschiedenen Themenbereichen vorgelegt. Zu seinen frühen monografischen Arbeiten gehört das 1994 erschienene Werk Bosnien und Europa: Die Ethnisierung der Gesellschaft, das er gemeinsam mit Nenad Stefanov herausgab und das eine gesellschaftstheoretische Analyse des Balkan-Konflikts vor dem Hintergrund europäischer Völkerrechtstraditionen liefert. Im Jahr 1995 veröffentlichte er das Sammelwerk Antisemitismus und Gesellschaft: Zur Diskussion um Auschwitz, Kulturindustrie und Gewalt, das Beiträge verschiedener Autoren zu antisemitischen Orientierungsmustern in der europäischen Gesellschaftsgeschichte versammelt. Seine 2000 beim Stroemfeld Verlag erschienene Arbeit Grenzen der Säkularisierung: Zur Entstehung der Ideologiekritik untersucht die Transformation traditioneller Ideologieformen zu alltagsreligiösen Rudimenten in postmodernen Gesellschaften und knüpft dabei an die Negative Dialektik der Frankfurter Schule an.[17]

In jüngerer Zeit konzentriert sich Werz verstärkt auf sicherheitspolitische Themen im Nexus von Klimawandel, Migration und internationaler Stabilität. 2009 legte er die Länderanalyse USA: Das Ende des amerikanischen Jahrhunderts? vor, in der er die politischen und kulturellen Veränderungen der USA im Kontext der Obama-Präsidentschaft analysiert. Zu seinen neuesten Publikationen zählt die gemeinsam mit Amadée Mudie-Mantz verfasste Munich Security Analysis Turning Dependency Into Despair: Methods of Using Food as Long-Range Weapon (2025), die sich mit der geopolitischen Instrumentalisierung von Nahrungsmittelsicherheit als Kriegsinstrument befasst. Darüber hinaus erschienen in den letzten Jahren verschiedene Artikel zu transatlantischen Beziehungen, Klimamigration und Ernährungssicherheit als Teil seiner Tätigkeit beim Center for American Progress und der Münchner Sicherheitskonferenz.[18]

Werke (Auszug)

  • Nenad Stefanov, Michael Werz (Hrsg.): Bosnien und Europa: Die Ethnisierung der Gesellschaft. Fischer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-12554-5 (207 S.).
  • Michael Werz (Hrsg.): Antisemitismus und Gesellschaft: Zur Diskussion um Auschwitz, Kulturindustrie und Gewalt. Neue Kritik, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-8015-0286-4 (173 S.).
  • Michael Werz: Grenzen der Säkularisierung: Zur Entstehung der Ideologiekritik. Stroemfeld, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-86109-154-2 (219 S.).
  • Michael Werz: Länderanalyse USA: Das Ende des amerikanischen Jahrhunderts? Berlin 2009, ISBN 978-3-86872-032-7 (12 S., fes.de [PDF]).
  • Michael Werz, Max Hoffman: Europe’s twenty‑first century challenge: climate change, migration and security. In: European View. Band 15. Thousand Oaks 2016, S. 145–154, doi:10.1007/s12290-016-0385-7.
  • Max Hoffman et al.: The Turkish Diaspora in Europe: Integration, Migration, and Politics. Washington 2020 (americanprogress.org [PDF]).
  • Amadée Mudie-Mantz, Michael Werz: Turning Dependency Into Despair: Methods of Using Food as Long-Range Weapon. München 2025, doi:10.47342/UTLW7312.

Einzelnachweise

  1. Michael Werz. Berkley Center for Religion, Peace & World Affairs, abgerufen am 26. August 2025.
  2. a b 150. BBUG. Baden-Badener Unternehmer Gespräche e.V., 2022, abgerufen am 27. August 2025.
  3. a b Michael Werz: Senior Fellow, Center for American Progress | Member of Scientific Advisory Council, Das Progressive Zentrum, Germany. Das Progressive Zentrum e.V., abgerufen am 27. August 2025.
  4. Michael Werz. Middle East Research Institute (MERI), abgerufen am 27. August 2025.
  5. a b c Max Hoffman et al.: The Turkish Diaspora in Europe: Integration, Migration, and Politics. Washington 2020 (americanprogress.org [PDF]).
  6. a b CFR Welcomes Jessica Brandt and Michael Werz as Senior Fellows. Council on Foreign Relations, 20. Mai 2025, abgerufen am 27. August 2025.
  7. Michael Werz: Senior Fellow. Council on Foreign Relations, abgerufen am 27. August 2025.
  8. a b c Dr. Michael Werz: Senior Adviser, North America & Multilateral Affairs. Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz, abgerufen am 26. August 2025.
  9. Michael Werz. IAI Istituto affari Internazionali, abgerufen am 27. August 2025.
  10. Michael Werz: Steering Committee Member. Centre on Contemporary China and the World, abgerufen am 27. August 2025.
  11. WP Intelligence: The Washington Post's newest suite of services providing senior executives with the insights and connections they need to navigate critical issues. The Washington Post, abgerufen am 27. August 2025.
  12. adelphi, Berlin: Climate – Migration – Security: Interview with Michael Werz (Center for American Progress) auf YouTube, abgerufen am 27. August 2025.
  13. a b Barbara Junge: „Europa muss sich entscheiden“: Politwissenschaftler Werz zur Klimakrise. taz, 16. Januar 2022, abgerufen am 16. Januar 2022.
  14. Michael Werz, Laura Conley: Climate Change, Migration, and Conflict: Addressing complex crisis scenarios in the 21st Century. Center for American Progress, 2012, abgerufen am 28. August 2025.
  15. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.: Das Ende des Westens? Trump II und die transatlantischen Beziehungen auf YouTube, abgerufen am 28. August 2025.
  16. Michael Werz: Social and Cultural Cohesion Today. Stiftung Mercator, abgerufen am 28. August 2025.
  17. Klaus-Dieter Ertler: Von traditioneller Ideologiekritik zur modernen Theorie der Alltagsreligion. IASLonline, 2. Mai 2001, abgerufen am 27. August 2025.
  18. Johannes Göbel: „Zwei grundverschiedene Gesellschaftsmodelle“: Experte Michael Werz veranschaulicht angesichts der US-Präsidentschaftswahl, wie sich die transatlantischen Beziehungen wandeln. deutschland.de, 1. November 2024, abgerufen am 27. August 2025.