Michael Venus (Pädagoge)

Michael Venus (* 28. Oktober 1774 in Prag; † 12. November 1850 in Wien) war ein Sonderpädagoge. Er war Begründer und Vertreter einer methodischen Richtung im Unterricht gehörloser Kinder, der „Wiener (Misch-)Methode“ (Wiener Schule).[1][2]

Leben und Wirken

Er unterrichtete an einem Wiener Kolleg, als er sich unter dem Einfluss von Joseph May[3], dem 2. Direktor des Wiener Instituts für Gehörlose, der Aufgabe widmete Gehörlose zu unterrichten. Ab 1803 war er Lehrer und ab 1820 Direktor des Wiener Instituts.

Die Gebärdensprache für Gehörlose nahm in seinem Unterrichtsprogramm einen wichtigen Platz ein, er betrachtete sie als „unverzichtbare Voraussetzung und Werkzeug für die Erziehung Gehörloser“. Deshalb unterrichtete er in der Schule zunächst Gebärden und Schreiben und erst danach die Lautsprache. Er betonte auch die Bedeutung der Lautsprache, da er glaubte, dass die Lautsprache zuverlässiger als die Gebärdensprache und schneller als die Schrift beim Gedankenaustausch sei und das sie „Gehörlose ihren hörenden Mitmenschen näher bringe und sie im Leben nützlicher mache“. Ein weiteres Merkmal der „Wiener Mischmethode“ war der Verzicht auf das Lippenlesen; Michael Venus hielt es für nur durch Einzelunterricht erlernbar.

Die von Michael Venus vertretene Methode wurde vielerorts in Mitteleuropa übernommen und in Ungarn von Antal Schwartzer sowie dessen Sohn Katyl am Gehörloseninstitut Vác eingeführt und perfektioniert.

Werke

  • Methodenbuch oder Anleitung zum Unterricht der Taubstumme. Wien, 1826
  • Anleitung zum Unterrichte im Rechnen für Taubstumme. Wien, 1835

Literatur

  • Gordosné Szabó Anna: Venus, Michael. In: Pedagógiai Lexikon. 3. köt. Főszerk. Báthory Zoltán, Falus Iván. Budapest, Keraban Könyvkiadó. 1997. 628. p.
  • Gordosné Szabó Anna: Gyógypedagógia-történet. I. Egyetemes gyógypedagógia-történet a XX. századig. Bp. 1962, 1992, 151–153.
  • Löwe, A.: Hörsgeschädigtenpädagogik international. Heidelberg, 1992. 50.

Einzelnachweise

  1. Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Vol. 50, S. 107
  2. Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Venus, Michael. 2003, abgerufen am 26. August 2025.
  3. Josef May. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. März 2025; abgerufen am 26. August 2025.