Michael Andrick

Michael Andrick (* 1980) ist ein deutscher Philosoph, Essayist und Sachbuchautor.

Leben

Sein früherer Familienname war Krause.[1] Er stammt laut Eigenangaben aus einer Familie, in der „das Gespräch immer sehr politisch war“. Seine Eltern sind aus der DDR geflohen und waren wegen des Fluchtversuchs auch im Gefängnis.[2] Das Abitur absolvierte er bei Hannover.[3] Um das Jahr 1999/2000 leistete er nach der Grundausbildung bei den Fallschirmjägern seinen Wehrdienst in Münster beim Deutsch-Niederländischen Corps.[4]

Nach einem Studium in Erfurt, Leeds (Großbritannien) und Berlin wurde Andrick 2010 mit dem Thema Göttlicher Wille und menschliche Macht: Strategien zur Befriedung der Gesellschaft bei Locke und Spinoza an der FU Berlin zum Dr. phil. promoviert. Dort hielt er im Wintersemester 2013/2014 Lehrveranstaltungen zu „Mensch und Politik nach Spinoza“.[5] Er ist Autor zahlreicher Bücher und publiziert mit Gastbeiträgen zum Thema Digitalisierung und Philosophie in den Medien, darunter Deutschlandfunk Kultur,[6] Wirtschaftswoche,[7] Cicero[8] und weiteren. Als regelmäßiger Kolumnist erscheint er seit 2021 in der Berliner Zeitung.[9]

Als Autor wurde Andrick zuerst mit seinem Buch „Erfolgsleere“ bekannt, das zahlreiche Interviews (u. a. in Süddeutsche Zeitung[10], Stern[11]) sowie zahlreiche Rezensionen (u. a. in Welt[12], Frankfurter Allgemeine Zeitung[13], Nachdenkseiten[14], Standard[15]) nach sich zog. Aleida Assmann schreibt über „Erfolgsleere“ in der Welt: „Dieses moralische Buch, das in einer geschmeidigen, jargonfreien Sprache formuliert ist, geht unter die Haut.“ Eike Gebhardt urteilt im Deutschlandfunk Kultur[16], Andrick lege den Finger in die Wunde der modernen Industriegesellschaft: „Der Konformitätsdruck auf uns ist so universell, dass wir unsere Anpassung gar nicht mehr als solche wahrnehmen, sondern einfach als vernünftiges Handeln.“

Sein 2024 publiziertes Buch Im Moralgefängnis war 2024/2025 drei Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste zu finden.[17] Das Buch ist in der Literaturauswahl des Deutschen Bibliotheksverbands zur Woche der Meinungsfreiheit unter der Rubrik „Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit und Debattenkultur“[18] enthalten. Es führte zu ausführlichen Interviews u. a. im Redaktionsnetzwerk Deutschland[19], dem Inforadio des RBB[20] sowie Rezensionen u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung und im Neuen Deutschland[21].

Andrick positioniert sich immer wieder als Vertreter eines demokratischen Diskurses, der das gesamte rechtlich mögliche Meinungsspektrum abdecken müsse, um eine offene Gesellschaft zu ermöglichen. Er warnt auch vor totalitären Tendenzen der aktuellen politischen Kultur und Praxis, die besonders während der Corona-Maßnahmenpolitik zu Tage getreten seien.

Ein Band mit einer Auswahl von Kolumnen, Essays, Satiren, Aphorismen und Gedichten erschien 2025 unter dem Titel „Ich bin nicht dabei[22]“ in den Nomos Wissenschaftsverlagen (Imprint Verlag Karl Alber). Im MDR Aktuell Interview[23] erklärt Andrick, dass seiner Ansicht nach ein Philosoph immer außenstehend bleiben müsse, um die Gegenwart kritisch zu reflektieren.

Auszeichnungen

Laut Autorenwebsite[24] während des Studiums Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes

Im Jahr 2022 wurde Andrick der „Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaft“ verliehen, den außerdem z. B. der Historiker Andreas Rödder, der Komiker und Autor Vince Ebert und die Ärztin und Autorin Giulia Enders erhielten.[25]

Privates

Mit seiner Ehefrau und drei Töchtern lebt er in Berlin.

Bibliografie

  • Göttlicher Wille und menschliche Macht: Strategien zur Befriedung der Gesellschaft bei Locke und Spinoza. Verlag Karl Alber, 2010, ISBN 978-3-495-48442-5.
  • Erfolgsleere : Philosophie für die Arbeitswelt. Verlag Herder, 2020, ISBN 978-3-451-39377-8.
  • Im Moralgefängnis. Westend, 2024, ISBN 978-3-86489-438-1.
  • Empty Success: Philosophy for the world of work. Westend, 2025, ISBN 978-3-86489-497-8.
  • Ich bin nicht dabei. Denk-Zettel für einen freien Geist. Verlag Karl Alber, 2025, ISBN 978-3-495-99089-6.

Einzelnachweise

  1. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 4. Mai 2025.
  2. Jasmin Kosubek: Timecode: 01:06:22. Philosoph Michael Andrick: Warum Mut ein Alarmsignal unserer Gesellschaft ist. 3. Mai 2025, abgerufen am 4. Mai 2025.
  3. Timecode Minute 21:28: „Es fehlt der demokratische Geist“ – Punkt.PRERADOVIC mit Dr. Michael Andrick. In: youtube. 23. September 2022, abgerufen am 4. Mai 2025.
  4. Jasmin Kosubek: Timecode: 1:01:41. Philosoph Michael Andrick: Warum Mut ein Alarmsignal unserer Gesellschaft ist. 3. Mai 2025, abgerufen am 4. Mai 2025.
  5. WiSe 13/14: Mensch und Politik nach Spinoza. Michael Andrick. In: vv.fu-berlin.de. 2013, abgerufen am 4. Mai 2025.
  6. deutschlandfunkkultur.de: Gesellschaftliche Spaltung – und wie wir sie bremsen. 12. Februar 2024, abgerufen am 4. Mai 2025.
  7. WirtschaftsWoche. Abgerufen am 4. Mai 2025.
  8. Michael Andrick | Cicero Online. Abgerufen am 4. Mai 2025.
  9. Michael Andrick. Abgerufen am 4. Mai 2025.
  10. Bernd Kramer: "Es gibt nichts Unoriginelleres als eine Karriere". 13. Mai 2020, abgerufen am 2. September 2025.
  11. Diplomatie und Beziehungspflege: So kommen Sie im Job nach oben – ohne sich zu verschleißen. 29. März 2021, abgerufen am 2. September 2025.
  12. „Erfolgsleere“: Wenn das richtige Arbeiten zum falschen Leben führt - WELT. Abgerufen am 2. September 2025.
  13. Wirtschaftsbücher: Michael Andricks „Erfolgsleere. Philosophie für die Arbeitswelt“. 30. Oktober 2022, abgerufen am 2. September 2025.
  14. Die Erfolgsleere der Funktionäre – eine Rezension. In: NachDenkSeiten - Die kritische Website. Abgerufen am 2. September 2025.
  15. Philosophie der modernen Arbeit: Wie sich Leere im Schafspelz des Erfolgs versteckt. Abgerufen am 2. September 2025 (österreichisches Deutsch).
  16. deutschlandfunkkultur.de: Michael Andrick: "Erfolgsleere" - Entfremdetes Marionettendasein. 6. April 2020, abgerufen am 2. September 2025.
  17. Leseempfehlung: Michael Andricks Buch – Ausbruch aus dem Moralgefängnis und ein Lob der Philosophie. 23. Februar 2024, abgerufen am 4. Mai 2025.
  18. Woche der Meinugsfreiheit 03.-10.05.2025 - Woche der Meinungsfreiheit. 26. November 2024, abgerufen am 2. September 2025.
  19. Steven Geyer: Michael Andrick: Sind unsere Debatten noch zu retten? 1. September 2025, abgerufen am 2. September 2025.
  20. Podcast: Warum sehen Sie eine sachliche Debatte schwinden, Herr Andrick? Abgerufen am 2. September 2025.
  21. Irmtraud Gutschke: Die Guten und die Bösen. Abgerufen am 2. September 2025.
  22. Ich bin nicht dabei. Abgerufen am 2. September 2025.
  23. mdr.de: Philosoph Andrick: "Freiheit heißt auch, anders denken zu dürfen" | MDR.DE. Abgerufen am 2. September 2025.
  24. Über Michael Andrick / Kontakt | Michael Andrick. Abgerufen am 2. September 2025.
  25. Wirtschaftsbücher: Michael Andricks „Erfolgsleere. Philosophie für die Arbeitswelt“. 30. Oktober 2022, abgerufen am 4. Mai 2025.