Merry-Joseph Blondel

Merry-Joseph Blondel (* 25. Juli 1781 in Paris; † 12. Juni 1853 ebenda) war ein französischer Historienmaler des Klassizismus und Professor an der École des Beaux-Arts in Paris.[1]
Leben
Merry-Joseph Blondel wurde als Sohn des Malers und Stuckateurs Joseph-Armand Blondel (1740–1805) und dessen zweiter Ehefrau Marie-Geneviève Marchand (gest. 1819) geboren. Er hatte zwei Brüder und eine Schwester, darunter den Architekten Charles-François Armand Blondel. Die Familie war seit mehreren Generationen mit Architektur und Baukunst verbunden. So war sein Großonkel Jacques-François Blondel (1705–1774) Verfasser eines Architekturtraktats und Gründer der ersten Architekturschule in Paris. Im Alter von vierzehn Jahren begann Merry-Joseph Blondel zunächst eine Ausbildung in einem Notariatsbüro, wechselte jedoch 1797 in die Porzellanmanufaktur Dihl et Guérhard, wo er Zeichenunterricht erhielt. Ab 1801 war er Schüler des Malers Jean-Baptiste Regnault. Bereits während seiner Studienzeit gewann er zahlreiche Preise, weshalb er den Spitznamen „Monsieur Cinq-Prix“ erhielt. Im Jahr 1803 erhielt er den Prix de Rome für das Gemälde Äneas rettet seinen Vater aus dem brennenden Troja.[2] Aufgrund organisatorischer Änderungen konnte er das Stipendium jedoch erst 1809 antreten. In Rom entstand eine lebenslange Freundschaft mit Jean-Auguste-Dominique Ingres.[1][3]
Nach seiner Rückkehr nach Paris stellte Merry-Joseph Blondel regelmäßig im Salon aus. 1817 erhielt er für das Gemälde Der Tod Ludwigs XII. eine Goldmedaille. Nach dem Salon von 1824 wurde er von König Karl X. zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und erhielt im selben Jahr eine Professur an der École nationale supérieure des Beaux-Arts, welche er bis zu seinem Tod innehatte. 1832 wurde er in die Académie des Beaux-Arts aufgenommen. Blondel erhielt zahlreiche öffentliche Aufträge für Wand- und Deckenmalereien in bedeutenden Bauten. Zu seinen Werken zählen die Ausstattungen im Schloss Fontainebleau, im Schloss Versailles, im Louvre, im Palais Brongniart, im Palais du Luxembourg sowie in den Pariser Kirchen Saint-Thomas-d’Aquin und Notre-Dame-de-Lorette. Ein bekanntes Werk aus seiner frühen Schaffenszeit ist das Gemälde La Circassienne au Bain (1814), das Anfang des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Titanic-Katastrophe Berühmtheit erlangte, da es Gegenstand der höchsten Einzelforderung gegen die Reederei White Star Line war. Merry-Joseph Blondel starb 1853 in Paris.[3][1]
Werk
Merry-Joseph Blondel gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des französischen Klassizismus in der Historienmalerei. Neben mythologischen Motiven wie Äneas rettet seinen Vater aus Troja (1803) und Der Fall des Ikarus (1819) sowie religiösen Sujets schuf er zahlreiche Porträts, darunter das Familienbildnis (um 1812) in der Kunsthalle Bremen. Zu seinen großen öffentlichen Aufträgen zählten:
- Schloss Fontainebleau: Salon und Galerie der Diana (Freskenzyklus mit 21 Szenen)[4]
- Schloss Versailles: Porträtreihe französischer Könige und Königinnen.
- Louvre: Deckengemälde und Wandbilder, unter anderem im Grand Escalier und in der Salle Henri II.[5]
- Palais Brongniart (Palais de la bourse): Deckengemälde und Cameen
- Palais du Luxembourg: Deckenfresko im Sitzungssaal.[6]
- In den Kirchen in Paris finden sich umfangreiche Ausmalungen in Saint-Thomas d’Aquin und Notre-Dame-de-Lorette.
Merry-Joseph Blondels Stil zeichnet sich durch eine klare, klassizistische Formensprache und eine Anlehnung an die Antike und die italienische Renaissance aus. Besonders das Familienbildnis (Kunsthalle Bremen) gilt als Beispiel für eine neue Porträtauffassung im 19. Jahrhundert. Es verbindet eine strenge Profilansicht mit Zitaten klassischer Reliefs.[7]
Werke (Auswahl)
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Portrait de famille (1813). Kunsthalle Bremen -
Portrait de Solon, législateur et poète athénien (1828). Musée de Picardie, Amiens -
Tête d'un homme (1818). Zimmerli Art Museum at Rutgers University -
Portrait d'un homme (1835). Privatsammlung -
Portrait d'une jeune femme au chapeau de paille (1830) -
Portrait de Madame Blondel (1849). Musée des Beaux-Arts d'Agen -
Jean-Auguste-Dominique Ingres: Porträt von Merry-Joseph Blondel (1809). Metropolitan Museum of Art, New York City -
L'espoir avec son ancre (Die Hoffnung mit ihrem Anker). National Gallery of Art, Washington D. C.
Literatur
- Stanislas Lami: Dictionnaire des peintres français du XIXe siècle, Band 1. Paris, 1898.
- Jean-Marie Bruson: Blondel, Merry-Joseph. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL), Band 11. München/Leipzig, 1995
- Emmanuel Bénézit: Dictionary of artists. Band 2: Bedeschini – Bülow. Paris, 2006.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Emmanuel Bénézit: Dictionary of artists. Band 2: Bedeschini – Bülow. Paris 2006.
- ↑ Merry-Joseph Blondel | Aeneas rescuing his father Anchises from the burning Troy (Circa 1803) | MutualArt. Abgerufen am 7. September 2025 (englisch).
- ↑ a b » Artist » Blondel Merry Joseph. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Merry-Joseph Blondel, France: Plafond : Le Soleil. La chute d'Icare. 1819, abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Palais du Luxembourg. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Familienbildnis. Merry-Joseph Blondel. Abgerufen am 7. September 2025.