Melnick-Needles-Syndrom
| Klassifikation nach ICD-10 | |
|---|---|
| Q77.8 | Sonstige Osteochondrodysplasien mit Wachstumsstörungen der Röhrenknochen und der Wirbelsäule |
| ICD-10 online (WHO-Version 2019) | |
Das Melnick-Needles-Syndrom (MNS) ist eine sehr seltene, zum Spektrum des otopalatodigitalen Syndroms gehörende angeborene Skelettdysplasie mit charakteristischen körperlichen Auffälligkeiten und Veränderungen der langen Röhrenknochen und des Schädels.[1][2]
Synonyme sind: Osteodysplastie; Osteodysplastie Typ Melnick-Needles; Osteodysplasie Typ Melnick-Needles
Die Bezeichnung bezieht sich auf den Erstautor der Erstbeschreibung aus dem Jahre 1966 durch den US-amerikanischen Radiologen John Charles Melnick (* 1928)[3] und den Kinderarzt Carl F. Needles (* 1935).[4][5]
Verbreitung
Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, bislang wurden knapp 100 Patienten beschrieben. Die Vererbung erfolgt X-chromosomal dominant.
Männliche Foeten sterben bereits intrauterin mit Zeichen einer Embryopathie (Exophthalmus, Omphalozele, Malrotation, Skelettauffälligkeiten).[2]
Ursache
Der Erkrankung liegen Mutationen im FLNA-Gen am Genort Xq28 zugrunde.[6]
Klinische Erscheinungen
Klinische Kriterien sind:[1][2]
- Schädel & Gesichtsveränderungen wie prominente, behaarte Stirn, betonter supraorbitaler Wulst, Exophthalmus, Hypertelorismus, Mikrogenie, Zahnfehlstellungen
- oft auffälliges Gangbild, Fussfehlstellung
- gehäuft wiederholte Luftwegsinfekte, Gedeihstörung
Diagnose
Im Röntgenbild zu findende Merkmale:[1]
- Verzögerter Schluss der Fontanellen, große hintere Schädelgrube
- frontale Hyperostose, fehlende Stirnhöhlen, Mikrognathie, Sklerosierung der Schädelbasis
- Zeichen einer Skelettdysplasie mit kortikalen Unregelmäßigkeiten, Verbiegungen der langen Röhrenknochen und bandförmige Rippen
- Coxa valga, Beckendysplasie
- Skoliose, dysplastische Wirbelkörper
Behandlung
Die Therapie ist symptomatisch. Gelegentlich kann eine operative Korrektur der Skoliose[7] oder der Kieferfehlstellung erforderlich werden.[8]
Heilungsaussicht
Die Prognose hängt von den Infektionen und deren Komplikationen ab.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
- ↑ a b c d Eintrag zu Melnick-Needles-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
- ↑ Ole Daniel Enersen: John Charles Melnick ( vom 31. Dezember 2023 im Internet Archive) bei whonamedit.com
- ↑ Ole Daniel Enersen: Carl F. Needles ( vom 30. November 2024 im Internet Archive) bei whonamedit.com
- ↑ John Melnick, Carl F. Needles: An Undiagnosed Bone Dysplasia. In: American Journal of Roentgenology. Band 97, Nr. 1, 1966, S. 39–48, doi:10.2214/ajr.97.1.39, PMID 5938049.
- ↑ Melnick-Needles syndrome. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- ↑ Marios G. Lykissas, Alvin H. Crawford, Harry L. Shufflebarger, Sean Gaines, Venkat Permal: Correction of Spine Deformity in Patients With Melnick-Needles Syndrome. In: Journal of Pediatric Orthopaedics. Band 33, Nr. 2, 2013, S. 170–174, doi:10.1097/bpo.0b013e3182776edb, PMID 23389572.
- ↑ Seung‐Hyun Jung, Kai Wermker, U. Joos, Johannes Kleinheinz: Orthognathic surgery in Melnick–Needles-Syndrome. Case report and review of the literature. In: International Journal of Oral and Maxillofacial Surgery. Band 41, Nr. 3, 2011, S. 309–312, doi:10.1016/j.ijom.2011.08.007, PMID 22014680.