Megarische Becher

Zwei megarische Becher mit ornamentalen Mustern und Pflanzenmotiven; der linke Becher zeigt zudem im Hauptfeld einen Festzug zu Ehren des Gottes Dionysos (Thiasos)

Megarische Becher sind eine Gattung der hellenistischen Feinkeramik. Ihre Produktion begann in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Athen, weitete sich aber bald auf mehrere Zentren in Griechenland, in der Ägäis und im westlichen Kleinasien aus und dauerte bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. an.

Bei den megarischen Bechern handelt es sich um matrizengeformte Reliefkeramik. Der Tonrohling wird dabei in eine Formschüssel gedreht, in der alle Motive, die auf dem fertigen Gefäß als erhabenes Relief auf der Außenseite erscheinen, als Negativrelief vorgefertigt sind. Diese Technik wurde hauptsächlich für die Fertigung halbkugeliger Becher, der sogenannten Megarischen Becher, verwendet, doch wurden selten auch andere Gefäßformen wie Kannen oder Kratere produziert. Der Reliefdekor der Megarischen Becher hat eine große Variationsbreite. Neben verschiedenen floralen Ornamenten, die das Motivspektrum dominieren, kommen auch figürliche Darstellungen vor. Am Boden ist meist eine zentrale Rosette zu sehen. Farbe und Dichte des Überzuges variiert ebenfalls stark von schwarzem, braunem, rotem sowie glänzendem bis mattem Überzug.

Die traditionelle moderne archäologische Bezeichnung als „Megarische Becher“ geht auf die irrtümliche Annahme der frühen Forschung zurück, dass diese Keramikgattung in der Hafenstadt Megara hergestellt wurde, da sie dort zuerst in größerem Umfang entdeckt wurde. Im 21. Jahrhundert setzen sich jedoch zunehmend auch allgemeinere Alternativbezeichnungen wie „Hellenistische Reliefbecher“ oder der englische Begriff „Mouldmade bowls“ (abgekürzt „MMB“) durch.

Megarische Becher finden sich in vielen Teilen der Mittelmeerwelt und waren offenbar ein beliebter Exportartikel. Sie gelten als Vorläufer der Terra Sigillata, die zum Teil ebenfalls in Formschüsseln hergestellt wurde, deren Überzug jedoch rot bis orange glänzend ist.

Literatur

  • Pia Guldager Bilde: Mouldmade bowls of the Black Sea region and beyond. From prestige object to an article of mass consumption. Herausgegeben von Susan I. Rotroff (= Monumenta Graeca et Romana. Band 28). Brill, Leiden/Boston 2024, ISBN 978-90-04-54909-8.
  • Anne-Ulrike Kossatz: Die megarischen Becher (= Milet. Band 5,1). de Gruyter, Berlin 1990, ISBN 3-11-010899-2.
  • Norbert Kramer: Megarische Becher. In: Ümit Serdaroğlu, Reinhard Stupperich (Hrsg.): Ausgrabungen in Assos 1992 (= Asia Minor Studien. Band 21), Habelt, Bonn 1996, S. 71–98.
  • Theodor Kraus: Megarische Becher im Römisch-Germanischen Zentralmuseum zu Mainz (= Kataloge des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. Band 14). Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 1951.
  • Susanna Künzl: Ein Komplex von Formschüsseln für Megarische Becher. Die „Mainzer Werkstatt“ (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer. Band 32). Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 2002, ISBN 3-88467-070-0.
  • Gioia de Luca: Hellenistische Reliefbecher aus Pergamon. Die ›Megarischen Becher‹ von der Akropolis, aus dem Asklepieion, der Stadtgrabung und von weiteren Fundorten. Ergänzt und bearbeitet von Patricia Kögler (= Pergamenische Forschungen. Band 18). Harrassowitz, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-447-11633-6.
  • Susan I. Rotroff: Hellenistic Pottery. Athenian and imported moldmade bowls (= The Athenian Agora. Band 22). American School of Classical Studies at Athens, Princeton 1982, ISBN 978-0-87661-222-4.
  • Ulrich Sinn: Die Homerischen Becher. Hellenistische Reliefkeramik aus Makedonien (= Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung. Beiheft 7). Berlin 1979.
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