Meereisportal

Meereisportal
Motto Logbuch einer schwindenden Welt
Gründung März 2013
Trägerschaft Alfred-Wegener-Institut
Ort Bremerhaven
Bundesland Bremen Bremen
Land Deutschland Deutschland
Leitung Klaus Grosfeld[1][2][3][4][5]

Renate Treffeisen[6][7][8][9]

Website www.meereisportal.de

Meereisportal ist eine deutschsprachige Online-Wissensplattform zum Thema Meereis in den Polargebieten der Arktis und Antarktis. Es vermittelt allgemeinverständlich aufbereitetes Hintergrundwissen, tagesaktuelle Meereiskarten sowie interaktive Grafiken und Animationen. Es richtet sich an eine breite Zielgruppe, darunter Politik, Wissenschaft und die interessierte Öffentlichkeit. Betrieben wird Meereisportal vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Kooperation mit weiteren Forschungsinstitutionen wie der Universität Bremen.[10]

Thematischer Hintergrund

Meereis spielt eine entscheidende Rolle im Strahlungshaushalt und damit im Klimasystem der Erde. Die weißen Oberflächen des gefrorenen Ozeans in den Polargebieten reflektieren das einfallende Sonnenlicht bis zu 90 Prozent zurück ins All. Schmelzen diese Flächen, legen sie den darunterliegenden dunklen Ozean frei, der einen großen Teil der ansonsten reflektierten Lichtenergie absorbiert und sich dadurch erwärmt. Hierdurch beschleunigt sich die Eisschmelze und fördert so wiederum eine weitere Erwärmung. Dieser Eis-Albedo-Rückkopplung genannte Mechanismus ist der Hauptgrund für die polare Verstärkung, bei der sich die Arktis im Zuge des Klimawandels etwa drei- bis viermal schneller erwärmt als der Rest der Erde.[11]

Das arktische Meereis geht als Folge der globalen Erwärmung immer stärker zurück. Schon 2050 könnte die Arktis im Sommer erstmals in der Menschheitsgeschichte weitgehend eisfrei sein. Einige Studien prognostizieren erste eisfreie arktische Sommer bereits ab 2030[12]. Der Meereisrückgang hat erhebliche Folgen für das Klima, Meeresströmungen und das Leben in der Arktis, wodurch dem Meereis in der Forschung eine besondere Bedeutung zukommt.

Geschichte

Meereis aus dem Flugzeug
Blick aus dem Forschungsflugzeug auf das Meereis der Antarktis (Foto: Renate Treffeisen / AWI)

Meereisportal ging erstmals 2013[13][14] online und ist ein Gemeinschaftsprojekt des Helmholtz-Forschungsverbunds REKLIM (Regionale Klimaänderungen und Mensch), des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), des dort angesiedelten AWI-Klimabüros für Polargebiete und Meeresspiegelanstieg sowie des Instituts für Umweltphysik der Universität Bremen. Ziel ist es, neueste Erkenntnisse aus der Meereisforschung verständlich aufzubereiten, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und damit zu einem besseren Verständnis der besonders stark vom Klimawandel betroffenen Polargebieten beizutragen.[15][16] Darüber hinaus wird der Rolle von Meereis als Klimaindikator Sichtbarkeit verliehen.[17][18] 2015 wurde Meereisportal im bundesweiten Innovationswettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ geehrt.[19] Seit 2023 präsentiert sich das Portal mit einer modernisierten, barrierefreien und zweisprachigen (Deutsch/Englisch) Benutzeroberfläche mit neuen Inhalten für Einsteiger.[20][21][22][23]

Aufbau und Inhalte

Beispiel einer tagesaktuellen Karte Meereis.
Beispiel einer tagesaktuellen Karte zur Meereiskonzentration und -ausdehnung in der Arktis
Beispiel für Informationsgrafiken
Beispiel für eine Trendkurve: September Monatsmittelwerte Arktis

Unterstützt von Meereisexpertinnen und -experten bereitet das Portalteam regelmäßig aktuelle Daten und Ergebnisse aus der Forschung auf und macht sie in unterschiedlicher Form verfügbar.[24][25] Auf der Startseite finden sich tagesaktuelle Karten und Trendkurven zur Meereisausdehnung. Es kann dabei zwischen Arktis und Antarktis gewechselt werden. In Newsartikeln wird auf der Startseite zudem regelmäßig über aktuelle Meereisentwicklungen in beiden Polargebieten informiert. Dazu gehören Expeditionsberichte, Studienergebnisse, aktuelle Infos zum AWI-Forschungseisbrecher Polarstern sowie monatliche Berichte zur Meereissituation in Arktis und Antarktis. Im Bereich „Wissen“ finden sich Informationen für Einsteiger sowie vertiefende Inhalte zu Meereisphysik, -biologie, -messungen und -modellierung und ein Glossar. Alle Inhalte sind allgemeinverständlich aufbereitet.

Der Bereich „Karten & Grafiken“ beinhaltet ein umfangreiches Archiv mit Meereisbedeckungskarten sämtlicher Tage von 2002 bis heute, Jahresgangdiagrammen für alle Jahre seit 1972 sowie zahlreichen Informationsgrafiken, die unter einer CC-BY 4.0 Lizenz genutzt werden können. Es können auch eigene Animationsvideos der Meereisentwicklung über beliebige Zeiträume erstellt werden. Eine interaktive Grafik ermöglicht es, Verläufe der Meereisausdehnung für unterschiedliche Jahre im Zeitraum 1972 bis heute selbständig auszuwählen und miteinander zu vergleichen.

Das dem Meereisportal angegliederte Datenportal stellt eine umfangreiche und vertiefende Auswahl an Karten und aufbereiteten Daten zur weiteren Nutzung bereit.[26] Täglich werden hier anschaulich aufbereitete, aktuelle Karten und Diagramme bereitgestellt: z. B. Meereisausdehnung[27], Eisdicke[28], Daten von autonomen Messsystemen[29]. Weiterhin werden hier die Meereisbojen der MOSAiC Expedition gehostet[30] und das Meereisportal ist ein internationales Datenarchiv für Meereisbojendaten.[31] All diese Informationen werden in einem operationalisierten Datenfluss vom Sensor zum Archiv auf dem Datenportal verarbeitet und als archivierte Karten- und Datensätze zur Verfügung gestellt und genutzt.[32]

Herkunft der Meereiskonzentrationsdaten

Auf dem Datenportal sind für jeden Parameter die Herkunft der verschiedenen Daten ausführlich beschrieben. Die Daten zur Meereiskonzentration basieren auf Messungen von Satellitenradiometern, die vom Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen ausgewertet und aufbereitet werden.[33] Diese Radiometer erfassen die von der Erdoberfläche ausgesandte Mikrowellenstrahlung, aus der die Meereiskonzentration abgeleitet wird. Zu den wichtigsten Sensoren gehören AMSR-E (2002–2011), AMSR2 (seit 2012) und SSMIS. Da die Daten von AMSR2 eine höhere Qualität aufweisen, werden SSMIS-Daten seit 2012 hauptsächlich zur Füllung von Datenlücken genutzt. Die aufbereiteten Daten werden im Datenportal des Meereisportals bereitgestellt und können rückwirkend bis 2002 für die Arktis und Antarktis abgerufen werden.[34]

Zum Herunterladen stehen neben den täglichen Datensätzen davon abgeleitete monatliche Datensätze zur Verfügung. Die Arbeit zur Entwicklung, Validierung und Verbesserung der Auswertungsalgorithmen wurde im Rahmen des EU Projektes DAMOCLES[35][36] (Developing Arctic Modeling and Observing Capabilities for Long-term Environmental Studies) durchgeführt.

Literatur

  • David N. Thomas (Hrsg.): Sea Ice. 3rd Edition, Wiley-Blackwell, März 2017, ISBN 978-1-118-77838-8(wiley.com).
  • Lars Chresten Lund-Hansen, Rolf Gradinger, Brandon Hassett, Sahan Jayasinghe, Fraser Kennedy, Andrew Martin, Andrew McMinn, Dorte H. Søgaard, Brian K. Sorrell: Sea ice as habitat for microalgae, bacteria, virus, fungi, meio- and macrofauna: A review of an extreme environment. In: Polar Biology. Band 47, Nr. 12, Dezember 2024, ISSN 0722-4060, S. 1275–1306, doi:10.1007/s00300-024-03296-z (abgerufen am 10. April 2025).

Einzelnachweise

  1. ↑ Dr. Klaus Grosfeld (REKLIM Geschäftsführer), Homepage des AWI, abgerufen am 10. April 2025.
  2. ↑ Klima-Aufklärer Dr. Grosfeld vom AWI: Jeder kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In: Nordseezeitung. (nordsee-zeitung.de) abgerufen am 10. April 2025.
  3. ↑ Was tun, wenn der Meeresspiegel weiter steigt? In: Weserkurier. (weser-kurier.de) abgerufen am 10. April 2025.
  4. ↑ Es geht um unsere Zukunft. In: Weserkurier. (weser-kurier.de) abgerufen am 10. April 2025.
  5. ↑ Der Klimawandel ist für viele bereits spürbar. Helmholtz Newsroom, abgerufen am 10. April 2025.
  6. ↑ Dr. Renate Treffeisen (Leiterin AWI Klimabüro), Homepage des AWI, abgerufen am 10. April 2025.
  7. ↑ Es kann jeder vor Ort handeln In: Süddeutsche Zeitung. (sueddeutsche.de) abgerufen am 10. April 2025.
  8. ↑ Studie: Bremerhaven will Klimastadt werden, Website der Stadt Bremerhaven, abgerufen am 10. April 2025.
  9. ↑ Vier Fragen zu „klimafit“. In: Wochenblatt Reporter. (wochenblatt-reporter.de) abgerufen am 10. April 2025.
  10. ↑ Klaus Grosfeld, Renate Treffeisen, Jölund Asseng, Annekathrin Bartsch, Benny Bräuer, Bernadette Fritzsch, Rüdiger Gerdes, Stefan Hendricks, Wolfgang Hiller, Georg Heygster, Thomas Krumpen, Peter Lemke, Christian Melsheimer, Marcel Nicolaus, Robert Ricker, Marietta Weigelt: Online Sea-Ice Knowledge and Data Platform. In: Polarforschung; 85. 2016, doi:10.2312/POLFOR.2016.011 (gfzpublic.gfz-potsdam.de [PDF; abgerufen am 9. April 2025]).
  11. ↑ Mika Rantanen, Alexey Yu. Karpechko, Antti Lipponen, Kalle Nordling, Otto Hyvärinen, Kimmo Ruosteenoja, Timo Vihma, Ari Laaksonen: The Arctic has warmed nearly four times faster than the globe since 1979. In: Communications Earth & Environment. Band 3, Nr. 1, 11. August 2022, ISSN 2662-4435, doi:10.1038/s43247-022-00498-3 (nature.com [abgerufen am 9. April 2025]).
  12. ↑ Yeon-Hee Kim, Seung-Ki Min, Nathan P. Gillett, Dirk Notz, Elizaveta Malinina: Observationally-constrained projections of an ice-free Arctic even under a low emission scenario. In: Nature Communications. Band 14, Nr. 1, 6. Juni 2023, ISSN 2041-1723, doi:10.1038/s41467-023-38511-8, PMID 37280196, PMC 10244426 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 9. April 2025]).
  13. ↑ Neues Meereisportal liefert tagesaktuelle Eiskarten von der Arktis und Antarktis - AWI. Abgerufen am 9. April 2025.
  14. ↑ weser-kurier.de: Internet liefert Meereis-Daten. 10. Mai 2013, abgerufen am 11. April 2025.
  15. ↑ Andreas Marx, Renate Treffeisen, Klaus Grosfeld, Wolfgang Hiller, Georg Heygster, Luis Samaniego et al.: Meereis als Klimaindikator – die Wissensplattform. meereisportal.de. In: A. Marx (Hrsg.): Klimaanpassung in Forschung und Politik. Springer Spektrum, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-05577-6, S. 129–133, doi:10.1007/978-3-658-05578-3.
  16. ↑ Meereis Portal. Swiss Academy of Sciences (SCNAT), abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  17. ↑ Renate Treffeisen, Klaus Grosfeld, Franziska Kuhlmann: Deriving evaluation indicators for knowledge transfer and dialogue processes in the context of climate research. In: Advances in Science and Research. Band 14, 14. Dezember 2017, ISSN 1992-0636, S. 313–322, doi:10.5194/asr-14-313-2017 (copernicus.org [abgerufen am 9. April 2025]).
  18. ↑ Klaus Grosfeld, Renate Treffeisen, Jölund Asseng, Georg Heygster: The Web Portal ‘meereisportal.de’ in Context of ESKP. In: Building Bridges at the Science-Stakeholder Interface. Springer International Publishing, Cham 2018, ISBN 978-3-319-75918-0, S. 69–72, doi:10.1007/978-3-319-75919-7_10 (link.springer.com [abgerufen am 9. April 2025]).
  19. ↑ Meereisportal ist „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“. 30. September 2015, abgerufen am 9. April 2025 (deutsch).
  20. ↑ Relaunch des Meereisportals: Intuitives Layout und neue Funktionen – AWI. Abgerufen am 9. April 2025.
  21. ↑ Noch interaktiver und mit neuen Inhalten. Nordseezeitung, abgerufen am 11. April 2025.
  22. ↑ Alexandra Dulinski: Warum das Meereis auch die Wuppertaler etwas angeht [WZ+]. 7. März 2023, abgerufen am 11. April 2025.
  23. ↑ Dorothea von Ruediger, Jens Wilhelm: Erfolgreiche Websites für Öffentliche Einrichtungen für Dummies. 1. Auflage. Wiley-VCH, 2024, ISBN 978-3-527-72194-8, S. 297–308.
  24. ↑ Malena Andernach and Kirstin Werner: Where to Track the Sea Ice. Year of polar prediction (YOPP), abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  25. ↑ Eyewitnesses to Arctic Change. EurekAlert!/AAAS, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  26. ↑ FAIRsharing Team, Allyson Lister: FAIRsharing record for: meereisportal.de Data Portal. Abgerufen am 15. April 2025.
  27. ↑ A. Bartsch, R. Tanguy, H. Bergstedt, X. Muri, C. von Baeckmann: Similarities in Northern Hemisphere Permafrost Ground Temperature and Sea Ice Extent Change from 1997 to 2019. IEEE, 2024, ISBN 979-83-5036032-5, S. 134–137, doi:10.1109/IGARSS53475.2024.10642186 (ieee.org [abgerufen am 11. April 2025]).
  28. ↑ Heidi Sallila, Sinéad Louise Farrell, Joshua McCurry, Eero Rinne: Assessment of contemporary satellite sea ice thickness products for Arctic sea ice. In: The Cryosphere. Band 13, Nr. 4, 12. April 2019, ISSN 1994-0416, S. 1187–1213, doi:10.5194/tc-13-1187-2019 (copernicus.org [abgerufen am 11. April 2025]).
  29. ↑ Marcel Nicolaus, Mario Hoppmann, Stefanie Arndt, Stefan Hendricks, Christian Katlein, Anja Nicolaus, Leonard Rossmann, Martin Schiller, Sandra Schwegmann: Snow Depth and Air Temperature Seasonality on Sea Ice Derived From Snow Buoy Measurements. In: Frontiers in Marine Science. Band 8, 15. April 2021, ISSN 2296-7745, doi:10.3389/fmars.2021.655446 (frontiersin.org [abgerufen am 11. April 2025]).
  30. ↑ Angela C. Bliss, Jennifer K. Hutchings, Daniel M. Watkins: Sea ice drift tracks from autonomous buoys in the MOSAiC Distributed Network. In: Scientific Data. Band 10, Nr. 1, 23. Juni 2023, ISSN 2052-4463, doi:10.1038/s41597-023-02311-y, PMID 37353539, PMC 10290051 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 11. April 2025]).
  31. ↑ Creating A Decade Worth Of Arctic Sea Ice And Snow Thickness Data From Buoy-Based Temperature Measurements. Abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  32. ↑ Google Scholar. Abgerufen am 11. April 2025.
  33. ↑ Mit Mikrowellensensoren dem Meereis auf der Spur. In: eskp.de | Earth System Knowledge Platform. Abgerufen am 15. April 2025.
  34. ↑ G. Spreen, L. Kaleschke, G. Heygster: Sea ice remote sensing using AMSR‐E 89‐GHz channels. In: Journal of Geophysical Research: Oceans. Band 113, C2, Februar 2008, ISSN 0148-0227, doi:10.1029/2005JC003384.
  35. ↑ J.-C. Gascard, T. Vihma, R. Döscher: General introduction to the DAMOCLES special issue. In: Atmospheric Chemistry and Physics. Band 15, Nr. 10, 19. Mai 2015, ISSN 1680-7324, S. 5377–5379, doi:10.5194/acp-15-5377-2015 ([1] [PDF; abgerufen am 15. April 2025]).
  36. ↑ G. Heygster, V. Alexandrov, G. Dybkjær, W. von Hoyningen-Huene, F. Girard-Ardhuin, I. L. Katsev, A. Kokhanovsky, T. Lavergne, A. V. Malinka, C. Melsheimer, L. Toudal Pedersen, A. S. Prikhach, R. Saldo, R. Tonboe, H. Wiebe, E. P. Zege: Remote sensing of sea ice: advances during the DAMOCLES project. In: The Cryosphere. Band 6, Nr. 6, 3. Dezember 2012, ISSN 1994-0424, S. 1411–1434, doi:10.5194/tc-6-1411-2012 (tc.copernicus.org [abgerufen am 15. April 2025]).
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