Medizin- und Apothekenmuseum Rhede
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| Daten | |
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| Ort | Rhede, Nordrhein-Westfalen |
| Art |
kulturhistorisches Museum
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| Eröffnung | 1993 (als Medizin- und Apothekenmuseum); 2025 (Neueröffnung als Villa Medica) |
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Die Villa Medica (bis 2025: Medizin- und Apothekenmuseum Rhede) ist ein kulturhistorisches Museum in der westfälischen Stadt Rhede (Nordrhein-Westfalen). Es befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des Textilfabrikanten Bernhard Harde, welches seit den 1990er-Jahren als Museum genutzt wird. Das Museum widmet sich der Medizingeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf Entwicklungen im ländlichen Raum.
Geschichte
Die Villa Medica wurde im Jahr 1923 vom Rheder Fabrikanten Bernhard Harde als Wohnsitz der Familie erbaut.[1] Nach dem Tod des letzten Hardes im Jahr 1988 erwarb die Stadt Rhede das Gebäude. Kurz darauf begannen in Kooperation mit dem Rheder Heimat- und Museumsverein Planungen für den Umbau zu einem Museum für Medizin- und Apothekengeschichte.[2] Ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung war die ursprüngliche Inneneinrichtung der Rheder Hirsch-Apotheke, die nach einem Umzug an den Heimatverein übergeben worden war. Unter dem Namen Medizin- und Apothekenmuseum wurde das Museum im Sommer 1993 eröffnet.[3]
Als Träger des Museums wurde auf Initiative von Stadtverwaltung und Heimatverein ursprünglich ein eigener Museumsverein gegründet. 2010 fusionierte dieser mit dem Heimatverein zum „Heimat- und Museumsverein Rhede e. V.“.[4]
Nach rund 30 Jahren wurde die Ausstellung zwischen 2022 und 2025 grundlegend modernisiert. Der Heimat- und Museumsverein kooperierte dafür mit einem externen Museumsplaner, einem Historiker, dem Klinikum Westmünsterland, verschiedenen Apothekern, Ärzten, Hebammen und Zahnärzten sowie dem Ernährungsinstitut der Fachhochschule Münster.[5] Im Juni 2025 wurde das Museum im Zuge der Feierlichkeiten zum 50. Stadtjubiläum Rhedes neu eröffnet. Dabei erhielt es den Namen Villa Medica.[6]
Ausstellungen

Die Villa Medica beherbergt aktuell (Stand: September 2025) drei verschiedene Ausstellungsteile:[7]
- eine große Dauerausstellung zur Medizin- und Apothekengeschichte,
- eine Sonderausstellung mit wechselnden Themenschwerpunkten,
- sowie seit 2025 eine kleinere Dauerausstellung zur Geschichte der Ernährung.
Die Hauptausstellung zur Medizin- und Apothekengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts erstreckt sich über drei Stockwerke. Sie beginnt im Erdgeschoss mit einem Einführungsraum zur ländlichen Alltagsgeschichte. Im ersten Obergeschoss folgen Räume zu den verschiedenen Heilberufen des ländlichen Medizinalwesens. Im Dachgeschoss werden häusliche Pflege und die institutionalisierte Behandlung im Krankenhaus dargestellt. Ein weiterer Raum behandelt die lokale Geschichte des Rheder Vinzenz-Hospitals.[8]
Im rückwärtigen Bereich des Gebäudes befindet sich ein achteckiger Anbau, der 1991 eigens für den Museumsbetrieb errichtet wurde. Hier finden mehrmals jährlich Wanderausstellungen zu wechselnden Themen aus Kunst, Kultur und Geschichte statt. Erwähnenswert sind etwa die Leihgabe der „Gläsernen Kuh“ aus dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden (2. Juli 1993–31. Dezember 1993), die Wanderausstellung „Otto Pankok – Bilder aus Westfalen“ (7. Mai 2006–18. Juni 2006), und die Sonderausstellung „Malerei und Grafik“ mit Werken von Armin Mueller-Stahl (5. Februar 2012–25. März 2012).[9]
Die Dauerausstellung zur Ernährungsgeschichte wurde im Zuge der Modernisierung in einem Nebengebäude („Alte Mühle“) eingerichtet.[10] Sie umfasst einen historischen Rundgang durch den Wandel der Ernährung vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Neben Ess- und Kochgewohnheiten werden hier auch ernährungsassoziierte Krankheitsbilder thematisiert.
Besonderheiten

Im ersten Raum der Dauerausstellung begegnen Gäste der fiktiven Familie Rheesing, die einer typischen ländlichen Familie aus der Zeit um 1900 nachempfunden ist. Medienstationen in allen Räumen ermöglichen es, die Ausstellung aus der Perspektive einzelner Familienmitglieder mitzuerleben.[11]
Die „Alte Mühle“ wird zudem als Multifunktionsraum für Vorträge, Schulprojekte und Versammlungen genutzt.[12] Die Villa Medica dient darüber hinaus als offizielles Trauzimmer der Stadt Rhede.[13]
Literatur
- Eckart Roloff, Karin Henke-Wendt: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Stuttgart 2015, S. 152–153.
- Martin Klein (Hrsg.): 25 Jahre Medizin- und Apotheken-Museum Rhede. Rhede 2018.
- Franz-Josef Tinnefeld: Vom Wohnhaus zum Museum. Die Besitzung Harde in Rhede. Eine Dokumentation. Rhede 2021.
- André Grunden: Neueröffnung des Rheder Medizin- und Apothekenmuseums. Medizingeschichte(n) auf drei Etagen. In: Kreis Borken (Hrsg.): Jahrbuch des Kreises Borken. Band 50, Borken 2025, S. 103–106.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Franz-Josef Tinnefeld: Vom Wohnhaus zum Museum. Die Besitzung Harde in Rhede. Eine Dokumentation. Rhede, 2021, S. 12–15.
- ↑ Tinnefeld, Rhede 2021, S. 20.
- ↑ „Heute wird das Museum eröffnet. Alle Bürger sind am Samstag und Sonntag zu einem Rundgang eingeladen.“ In: Bocholter Borkener Volksblatt (BBV). 2. Juli 1993.
- ↑ „Gründung des Museumsvereins“. In: Martin Klein (Hrsg.): 25 Jahre Medizin- und Apotheken-Museum Rhede. Rhede 2018, S. 31–36.
- ↑ André Grunden: Neueröffnung des Rheder Medizin- und Apothekenmuseums. Medizingeschichte(n) auf drei Etagen. In: Kreis Borken (Hrsg.): Jahrbuch des Kreises Borken. Band 50, Borken 2025, S. 103–106, hier: S. 104.
- ↑ „Museum ‚Villa Medica‘ in Rhede eröffnet: ‚Ein echtes Juwel mitten in der Stadt‘“. In: Bocholter Borkener Volksblatt (BBV). 14. Juni 2025. (bbv-net.de)
- ↑ Homepage der Villa Medica, Rubrik Ausstellungen.
- ↑ Grunden 2025, S. 105–106.
- ↑ „Die Sonderausstellungen. 1993–2018“. In: Martin Klein (Hrsg.): 25 Jahre Medizin- und Apotheken-Museum Rhede. Rhede 2018, S. 52–55.
- ↑ Grunden 2025, S. 105–106.
- ↑ „Die Rheesings – Medizingeschichte(n) in der Villa Medica erleben“. In: Rheder Stadtgespräch. Ausgabe 8/2025, S. 6. (ogv-rhede.de)
- ↑ Grunden 2025, S. 105–106.
- ↑ „Trauzimmer in der Villa Medica – ein Hauch von Geschichte“. Stadt Rhede, Standesamt. (rhede.de)
