Maximilian von Verschaffelt

Maximilian Joseph von Verschaffelt (* 1754 in Mannheim, Kurpfalz; † 1818 in Paris) war ein kurpfalz-bayerischer Architekt und Baudirektor, außerdem Zeichner und Maler des Klassizismus.

Leben

Maximilian von Verschaffelt war Sohn des kurpfälzischen Hofarchitekten Peter Anton von Verschaffelt aus dessen zweiter Ehe mit Marie Françoise de Mauroy, der Tochter eines französischen Postmeisters. Er war Schüler der Mannheimer Zeichnungsakademie, die von 1756 bis 1793 unter der Leitung seines Vaters stand. Schon 1779 wurde er zu dessen Nachfolge bestimmt. Protegiert von Charles-Amédée-Philippe van Loo, besuchte er 1780/81 die Académie royale de peinture et de sculpture in Paris. In den Jahren 1782 bis 1792 lebte er in Rom, wo er dem Freundeskreis von Johann Wolfgang von Goethe angehörte. Vermutlich hatte er sich mit seinem Vater überworfen, daher war er gezwungen, sich zur Deckung seines Lebensunterhalts als Bildhauergehilfe und Architekturzeichner zu betätigen.[1] Goethe und dessen Freund Karl Philipp Moritz waren Teilnehmer eines abendlichen Kursus für Perspektive, den Verschaffelt in Rom gab.[2] Für Goethe blieb Verschaffelt lange Jahre eine Vertrauensperson seiner künstlerischen Interessen. Auch führte er für den Dichter Zeichnungen und Aquarelle in dessen Auftrag aus, ferner antiquarische Besorgungen.[3]

Caracalla-Thermen, Rom 1788, Städelsches Kunstinstitut
Römische Ruinenhalle, Rom 1788, Städelsches Kunstinstitut

Überliefert aus der römischen Zeit Verschaffelts sind Architekturansichten, die er 1785 für Peter von Biron, den Herzog von Kurland, schuf. Für Anna Amalia von Sachsen-Weimar richtete er seinerzeit die Villa Malta ein, zusammen mit der Malerin Angelika Kauffmann. Eine Ansicht der Villa schuf er 1795 für Friedrich Hildebrand von Einsiedel.

Als sein Vater 1793 gestorben war, übernahm er kurzzeitig das Direktorat der Mannheimer Akademie. Bald gab er die Leitung aber an den Bildhauer Peter Simon Lamine ab und trat als Hofbaubeamter in die Dienste des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern. Unter Minister Maximilian von Montgelas leitete er als Nachfolger von Karl Albert von Lespilliez ab 1796 im Range eines Hofoberbaudirektors das Hofbauamt. Als solchem oblag ihm unter anderem die Aufgabe, Grundzüge für den Englischen Garten in München als Volkspark zu entwickeln, ein Auftrag, der ab 1804 von dem Gartenbaudirektor Friedrich Ludwig von Sckell vollendet wurde. Ferner entwarf er für München ein neues Opernhaus, das allerdings nicht realisiert wurde. Für den Kurfürsten Maximilian IV. schuf er ein Schreibkabinett auf Schloss Nymphenburg. Weil er Ausbaupläne der Münchner Residenz im französischen Stil gestaltet und damit den Kurfürsten aufgebracht hatte, fiel er 1799 am kurpfalz-bayerischen Hof in Ungnade.[4] Verschaffelt zog sodann mit seiner Frau Marie Anne,[5] einer Tochter des Generalleutnants Thiebaut, nach Wien und wirkte dort als Oberbaudirektor für den Fürsten Nikolaus II. Esterházy de Galantha. Am 8. Mai 1802 soll er um förmliche Entlassung aus dem kurpfalz-bayerischen Staatsdienst gebeten haben.[6] Zuletzt lebte er in Paris.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Friedrich Noack: Pfälzische Romfahrer. In: Badische Historische Kommission (Hrsg.): Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. G. Braun Verlag, Karlsruhe 1927, Neue Folge, Band XL, S. 156 (Google Books)
  2. Oskar Doering: Goethe als Zeichner. In: Velhagen & Klasings Monatshefte. X. Jahrgang (1895/96), Heft 7 (März 1896), S. 100 (Google Books)
  3. Friedrich Walter: Danneckeriana. In: Mannheimer Geschichtsblätter. XII. Jahrgang, Nr. 1 (Januar 1911), Sp. 7 (Google Books)
  4. Thomas Langenholt: Das Wittelsbacher Album. Das Interieur als kunsthistorisches Dokument am Beispiel der Münchner Residenz im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Magisterarbeit an der Philosophischen Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2000, Norderstedt 2001, ISBN 3-8311-2818-9, S. 27 (Google Books)
  5. Stammtafel. In: Joseph August Beringer: Peter A. von Verschaffelt. Sein Leben und sein Werk (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 4). J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), Straßburg 1902, S. 4 (Google Books)
  6. Franziska Dunkel: Reparieren und Repräsentieren. Die Bayerische Hofbauintendanz 1804–1886. Verlag C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-10748-1, S. 17 (Google Books)
  7. Die beiden Verschaffelt. In: Joseph August Beringer: Goethe und der Mannheimer Antikensaal. In: Ludwig Geiger (Hrsg.): Goethe-Jahrbuch. Band 28, Literarische Anstalt Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1908, S. 158 f. (Google Books)