Maximianopolis (Pamphylien)

Koordinaten: 37° 10′ 21″ N, 30° 36′ 9″ O

Reliefkarte: Türkei
marker
Maximianupolis

Maximianopolis (meist Maximianupolis, Maximianoupolis, griechisch Μαξιμιανούπολις) war eine antike Siedlung in Pamphylien in der heutigen Südwest-Türkei. Sie wird mit Ruinen beim Dorf Kovanlık im Landkreis Döşemealtı (Provinz Antalya) identifiziert.

Die Identifikation der Ruinenstätte mit Maximianupolis geht auf Hansgerd Hellenkemper und Friedrich Hild zurück[1], dieser Identifikation wiedersprach jedoch Stephen Mitchell.[2]

Die spätantike Siedlung mit Raststation (Mansio) und Domänenbau im Südeingang zum Engtal Döşemeboğazı nordnordwestlich von Kovanlık (Döşemealtı, Antalya) in Westpamphylien wird mit der antiken Wegtrasse der Via Sebaste in Verbindung gebracht.[3]

Lage und Erreichbarkeit

In der trockenen Jahreszeit sind die Ruinen von Maximianupolis problemlos mit einem Pkw erreichbar.

Die Ruinen von Maximianupolis liegen knapp 40 km nördlich von Antalya, dem antiken Attaleia, beim Dorf Kovanlık im Landkreis Döşemealtı (Provinz Antalya) bei den Koordinaten 37°10’22.50‘‘ Nord – 30°36’05.55 Ost am Südwestfuß des Sıradağ Tepesi (1079 m, Westtaurus) in einer Höhe von etwa 360 m. Man erreicht den Ort von Antalya aus über die Staatsstraße D 650 Richtung Burdur/Isparta und über einen Abzweig kurz vor den Taurusbergen nach rechts in Richtung nach Kovanlık bzw. „Antikyol“ (ausgeschildert 5 km), danach hinter dem Dorf Kovanlık vor der Kanalbrücke auf einem Fahrweg nach links (noch 3,5 km) entlang des Kanals.

Geschichte

Die Ruinen der antiken Stadt Maximianupolis werden mit der antiken Wegtrasse der Via Sebaste (Antik Yol) in Verbindung gebracht. Hier der Blick entlang der alten Pflasterstraße nach Süden auf die Ruinen in der Ebene von Kovanlık.

Der Ort wurde im 6. Jahrhundert von Hierokles in seinem Synekdemos in einer Auflistung von Orten in der Provinz Pamphylia nach Ariassos und vor Salamara genannt: Μαξιμιανούπολις κτῆμα Μαξιμιανουπόλεως.[4] Danach war der Ort Stadt (πόλις) und zugleich Ktēma (κτήμα, Landgut, Domäne). Er war offenbar nach Kaiser Maximianus benannt, der 305 Augustus für die Donauprovinzen und Kleinasien wurde. Der Ortsname weist auf kaiserlichen Landbesitz hin, möglicherweise auch darauf, dass eine Siedlung im Bereich kaiserlicher Güter zur Polis erhoben wurde. Ob es in der Spätantike zwei rechtlich getrennte Siedlungsbereiche gab, oder es sich nur um eine historische Reminiszenz handelt, ist nicht zu entscheiden.[5]

Erstmals erwähnt wird der Bischofssitz 325, als der dortige Bischof Patrikios am Konzil von Nikaia teilnahm[6]. Bischof Theosebios von Maximianupolis signierte 458 einen Brief des Metropoliten von Perge an Kaiser Leo I. mit.[7] Maximianupolis wurde bis ins 12. Jahrhundert als Bistum der Pamphylia II (Metropolis Perge) verzeichnet.[8]

Stadtstruktur

Kartenskizze mit der Lage von Maximianupolis beim Dorf Kovanlık im Landkreis Döşemealtı (Provinz Antalya) an der römischen Straße Via Sebaste.

Von den Gebäuden der Siedlung Maximianupolis sind nicht viele erhalten. Auffällig ist, dass vor allem leicht zugängliche Bauten, vornehmlich aus römischer Zeit, fast gänzlich abgetragen wurden. Die exakt behauenen Steine eigneten sich offenbar hervorragend für den Bau neuerer Häuser.[9] Der Archäologe David H. French hat aufgrund seiner Untersuchungen 1993 konstatiert, dass sich hinsichtlich der Ruinen in Maximianupolis aufgrund ihrer strukturellen Merkmale mindestens zwei Gebäudegruppen unterscheiden lassen. Demnach repräsentieren dicke Mauern aus großen Steinblöcken, für die wenig Mörtel aber eine größere Anzahl von Ziegeln verwendet wurden, eher die Frühzeit der Siedlung aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., während in der Spätzeit der Stadt – insbesondere Bauten aus dem 5. und 6. Jahrhundert – mehr mit dünnen Mauern aus viel Mörtel, kleinen Steinen und zahlreichen Ziegelfragmenten gebaut wurden. Badehäuser z. B. und auch sehr viele ältere Gebäude wurden offenbar solide errichtet, während alle Kirchenbauten und auch die kaiserliche Herberge weniger stabiles Mauerwerk aufweisen.[10] Die kaiserzeitlich-frühbyzantinische Siedlung mit teilweise noch erkennbaren innerörtlichen Straßen und wohl mehr als 100 verfallenen Häusern dehnt sich von Nordnordwest nach Südsüdost überwiegend westlich der Hauptstraße (Via Sebaste) in leichter Hanglage. Die Ruinen von mindestens vier Kirchen, alle durchweg dreischiffige frühbyzantinische Pfeiler- oder Säulenbasiliken aus Bruchsteinmauerwerk, und ehemaligen blockhaften, zweigeschossigen Gebäuden aus polygonalen, teils kleinformatigen Bruchsteinen mit gelegentlich Tonnenwölbungen über kleinen Räumen beherrschen ebenso wie zahlreiche große und tiefe birnenförmige, teils noch genutzte Zisternen das Siedlungsgebiet.[11]

Eine dieser Kirchen mit hervortretender runder Apsis und Spuren eines Narthex sowie einem rechteckigen Pastophorion am Ende des südlichen Seitenschiffes und kleiner halbrunder Apsis am nördlichen Seitenschiff, erhob sich an der Südseite der Hauptstraße. Zum anderen liegen Im Stadtgebiet die Ruinen einer einfachen Basilika mit halbrund hervortretender Apsis und Narthex. Eine weitere frühbyzantinische Kirche am Südrand der Siedlung mit Spuren von Innenputz hatte drei Türen mit gemauertem Entlastungsbogen im Kultraum und eine runden Apsis. Sie zeigt einen im Westen angesetzten Narthex mit zwei Türen, zudem eine Tür zu einem angesetzten rechteckigen Pastophorion im südlichen-Seitenschiff und Ansätze von zwei Reihen zu je 5 Pfeilerpostamenten.[12] Auf einer Felsstufe am Nordhang stehen die Reste eines weiteren frühbyzantinischen Kirchenbaus mit dem nördlichen Seitenschiff auf einer innerer Felsstufe, ohne Narthex und Pastophorien, aber mit einer kleinen Apsis mit Doppelfenstern im Osten und hoch angesetzten Fenstern in der Südwand, zwei Eingängen im Westen sowie einem Nebenausgang in der Ostmauer des südlichen Seitenschiffs.[13]

Vermutliches antikes Zollgebäude an der Via Sebaste am Nordende der Ruinen von Maximianupolis.

Die Stadt hatte sich vermutlich aus der Notwendigkeit entwickelt, vor der Überquerung der Berge nach Inneranatolien Waren zu sammeln und Karawanen zusammenzustellen. Mit ziemlicher Sicherheit wurden für die Nutzung der Via Sebaste Zollabgaben fällig. Deshalb vermutete man im letzten Gebäude an der Straße nordwärts ein ehemaliges Zollgebäude[14], das 2022 allerdings als Mansio (Rastplatz, Herberge) angesprochen wurde. Der Komplex mit einem etwa 70 Metern tiefen antikem Brunnen im Innenhof soll als römisches Staatsgästehaus gedient haben, in dem Beamte, Soldaten und Kaiser auf Reisen aus Sicherheitsgründen übernachteten. Am südlichen Ende der zentralen Pflasterstraße befinden sich ähnliche derartige römische „mansiones“, ihnen gegenüber zahlreiche Überreste von Geschäften.[15] Demnach hatte sich im Umfeld solcher Bauten im Laufe der Zeit ein Sommerresort entwickelt: Wohlhabende römische Küstenbewohner, die der dortigen sommerlichen Hitze entfliehen wollten, hatten sich im höher gelegenen Hinterland an den Hängen der Taurus-Vorberge Villen errichten lassen, woraus sich nach und nach eine Siedlung mit Geschäftsviertel entwickelte, das zu Ehren Kaiser Maximian als Maximianupolis bekannt wurde.[16]

Umstritten ist die Funktion eines rechteckigen zweigeschossigen Hofhauses, einem ca. 40 × 30 m² großen Vierflügelbau aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern, Innenhof und Zisterne am Rand der Nekropole an der östlichen Hauptstraßenseite. Der Bau hatte zur Straße hin offenbar eine Pergola und drei Eingänge: zwei Türen und ein mittleres Tor unmittelbar zum Hof hin. Das Gebäude mit zumeist rechteckigen Räumen, zum Hof hin rechteckigen Fenstern und Schlitzfenstern nach außen im Untergeschoß sowie im Obergeschoß Rechteckfenster nach außen, trug Satteldächer über den Gebäudeflügeln. Seine unmittelbare Bindung an die Straße und der geschlossene Baukörper deuten ebenfalls hin auf eine Art kaiserzeitlicher Mansio (Herberge).[17]

Blick von Südosten auf die Reste des byzantinischen Garnisonsbau in Maximianupolis.
Blick ins Innere des byzantinischen Garnisonsbaus in Maximianupolis.

Die auffälligste Ruine steht am Südrand der Siedlung unmittelbar südöstlich der Hauptstraßenachse mit teilweise noch hochstehenden zweigeschossigen fensterlosen Außenmauern. Dieser spätrömische, etwa 82 × 85 m² messende Großbau aus über 80 cm starkem Bruchsteinmauerwerk und Gewänden aus kaiserzeitlichen Spolien war – aufgrund von Fundamentspuren – ursprünglich eine Vierflügelanlage mit Innenhof und hatte zu allen vier Seiten doppelgeschossigen Kammerreihen sowie einen Torbau auf der Ostseite und einem Treppenaufgang an der inneren Südwand. Etwa in der Mitte der westlichen, südlichen und nördlichen Außenwände dienten rechteckige Wandtürme vermutlich zur Stabilisierung.[18] Die Deutung dieses ungewöhnlichen Großbaus war unterschiedlich: zum einen als Kloster[19], was aber von niemandem aufgegriffen wurde, zum anderen als Militärlager oder als landwirtschaftlicher Nutzbau ohne Herrenhaus, aber vielleicht mit Verwaltersitz[20] bzw. als Speichergroßbau für Getreide und Feldfrüchte, aber auch als Viehstall eines Großgrundbesitzes, z. B. einer ursprünglich kaiserlichen Domäne aufgrund des bei Hierokles überlieferten Namens „Ktēma Maximianupolis“[21]. In verschiedenen Veröffentlichungen werden die noch heute imposanten Außenmauern der Kaserne fälschlicher Weise auch als seldschukischer „Han“ (Karawanserei) bezeichnet. Mittlerweile ist man sicher, dass dieser große Komplex als byzantinische Kaserne zu deuten ist, denn gegen Ende der byzantinischen Ära wurde in Maximianupolis eine große byzantinische Garnison errichtet und wichtige Einheiten am Südende der Stadt stationiert. Eine entsprechend große Nekropole der Siedlung befindet sich im unteren und westlichen Teil der Stadt.[9]

Via Sebaste („Antik Yol“)

Römische Pflasterstraße Via Sebaste bei Maximianupolis im unteren Teil der Enge von Derbent (Döşeme Boğazı) im Mai 1998.
Römische Pflasterstraße Via Sebaste am nördlichen Ortsende von Maximianupolis im September 1994.
Via Sebaste (Antik Yol) Pflasterstraße unterhalb von Ortaova (Döşeme Boğazı).
Römische Pflasterstraße Via Sebaste, zerstörtes Pflaster oberhalb von Maximianupolis; rechts die Senke des Döşeme Çayı.

Maximianupolis war zudem fraglos schon allein wegen seiner topographischen Lage ein wichtiger Knotenpunkt der römischen „Fernstraße“ Via Sebaste. Er bündelte am Nordrand der höheren Travertinflächen der Küstenebene von Antalya diverse antike Wegtrassen durch die eng-schluchtige Talschaft „Döşeme Boğazı“ des Döşeme Çayı. Die Döşeme Boğazı liegt 2,5–3 km nordöstlich von Kovanlık im Landkreis Döşemealtı (Provinz Antalya), wo die Travertin-Ebene (Kalktuff-Ebene) endet und die ersten Erhebungen des Taurusgebirges beginnen. Die entsprechende antike, mit Bruchsteinplatten und bisweilen mit antiken Spolien und Sarkophagdeckeln gepflasterte Straße durch diese „Enge von Derbent“, die im türkischen Tourismusgewerbe unter der Bezeichnung „Antik Yol“ (Antiker Weg) firmiert, gilt als eine der wichtigsten Verbindungen, die in der Antike die pamphylischen Küstenregionen mit dem anatolischen Hochland verbanden. Diese Straße besteht aus einem etwa 4 Meter breitem Steinpflaster, das in römischer Zeit angelegt wurde.[22] Sie führt, begleitet beidseitig von kaiserzeitlichen Sarkophagen auf Sockelstufen und Grabtempeln, von Maximianupolis in nahezu gerader Linie steil hinauf auf die Höhen der Armutlu Yaylası zum Çubuk Beli, einem Pass beim Dorf Dağbeli, der Antalya über die Staatsstraße D 650 mit Burdur und damit mit Inneranatolien verbindet.[23]

Es ist nicht geklärt, seit wann die Wegtrasse der antiken Döşeme-Boğazı erstmals genutzt wurde. Nach der Übernahme der Region im Jahr 129 v. Chr. soll die erste Tat des Römischen Reiches die Reparatur und der Ausbau dieser Straße gewesen sein.[24] Während seiner Expansion in Kleinasien etablierte das Römische Reich seine politisch-administrative Struktur in der Provinz Asia und errichtete in der Folge Stützpunkte wie Maximianupolis und Sicherheitszonen. Historiker argumentieren, dass die Reparatur bestehender und der Ausbau neuer Straßen dazu beitrug, dass die römische Militärmacht in der Region schnell an Bedeutung gewann. So war auch die Einrichtung einer Zollstation in Maximianupolis keineswegs ungewöhnlich. Der britische Archäologe David H. French, der antike Straßen erforschte, versuchte anhand der von ihm gesammelten Informationen eine Karte der antiken Straßen zu erstellen und erwähnte insbesondere die Meilensteine der antiken Straßen in Südpisidien[25], wozu auch die Via Sebaste zählte. Aus Inschriften weiß man, dass diese antike Römerstraße unter Augustus insbesondere zur Bekämpfung kilikischer Piraten in Auftrag gegeben wurde. Einer der drei aus dem Döşeme Boğazı geborgenen Meilensteine sichert, dass sie im Jahr 6 v. Chr. unter Augustus durch Cornutus Arruntius Aquila, den Gouverneur der Provinz Galatien, erbaut und „Via Sebaste“ genannt wurde. Der Meilenstein trägt folgende Inschrift: Imp Caesar Divi f / Augu[stus] pont maxim·/ c[os XI desig XII] imp XV / trib potes XIIX viam / Sebasten curante / Cornut[o] A[q]uila / leg [suo pro praetore] / (vac) fec[i]t (vac) / CXXXVIIII[26] (Übersetzung: „Kaiser Augustus, Sohn des göttlichen Caesar, zum 11. Mal Konsul, Kandidat für das 12. Konsulat, zum 15. Mal als Kaiser ausgerufen und 18 Jahre lang Vorstand der öffentlichen Verwaltung, gab den Bau dieser Via Sebaste in Auftrag. Sein Legat, der Proprätor Cornutus Aquila, überwachte den Bau über 139 Meilen.“[27]

Das „Caput Viae“ (Ausgangspunkt der Straße) im Hochland Anatoliens war offenbar Antiochia ad Pisidiam bei Yalvaç (Provinz Isparta).[28] Von einem südlichen Straßenpunkt bei der Kirche in Maximianupolis nordwärts bis zur partiell mit Macchie üppig bewachsenen Ebene Ortaova (etwa 3,5 km) sind auf einigen Straßenstücken noch Pflasterungen und sogar Radspuren zu sehen, und weiter unterhalb haben die Überreste eines antiken Militäraußenpostens überlebt. Man geht davon aus, dass dort außerhalb von Maxjmianupolis weitere Soldaten stationiert waren.[29] Diese Pass-Straße (Derbent yolu, auch Antik Yol) wird noch heute von der lokalen Bevölkerung als Fußweg genutzt.[30] Sie ist eine der Routen, die seit der Antike auch in byzantinischer und seldschukisch-osmanischer Zeit in Funktion blieb und später den Yörüken bis in die jüngste Vergangenheit als Migrationsroute von der Travertinterrasse um Maximianupolis ins anatolische Hochland diente.

An dieser alten Trasse gibt es historische Bauten, zumeist in Ruinen, die zeitweise als militärische Außenposten zu Kontrollzwecken genutzt wurden. Diese gepflasterte Steinstraße gab auch dem heutigen Bezirk um Maximianupolis seinen Namen: Döşemealtı. Die Einheimischen nannten die dortige, vier Meter breite, gepflasterte Straße durch das schluchtige Tal des Döşeme Çayı einfach „Döşeme Boğazı“ (Bodenenge, gepflasterte Enge: „döşeme“ = Boden/gepflastert/befestigt, „boğazı“ = Enge), und das ebene Gebiet unterhalb der Enge bezeichneten sie als „Döşemealtı“ (Unter-Boden). Im Laufe der Zeit wurde Döşemealtı zum Namen einer Gruppe von Dörfern, dann der gesamten höheren Ebene einschließlich des Kreiszentrums und schließlich seit 2008 des Landkreises.[31]

Der temporäre See bei Maximianupolis

Im äußersten Norden der Küstenebene von Antalya bildet sich bei Kovanlık nach längeren Regenfällen ein temporärer Karstsee bei den Ruinen von Maximimianupolis. Im Hintergrund links der Anstieg der Via Sebaste in die Talenge Döşeme Boğazı.
Das Bild zeigt nur einen Teil des aufgestauten Karstsees bei den Ruinen von Maximianupolis im Mai 1998 nach einer längeren Regenperiode. Im Vordergrund eine der Karstschwinden (Ponor), in der ein Teil des Seewassers im Untergrund verschwindet.
Der Große Ponor (Büyük Düden) bei den Ruinen von Maximianupolis drainiert bei sehr starken Niederschlägen episodisch auftretende seeartige Überschwemmungen, die über den künstlichen Kanal nicht abgeleitet werden können.
Nach längeren Trockenzeiten trocknet der temporärer Karstsee bei Maximianupolis vollständig aus, wobei der tonige Seeboden noch über längere Zeit die typischen Trocknungsrisse zeigt.

Wer in der Regenperiode des Winterhalbjahres die Ruinen von Maximianupolis oder die Reste der Via Sebaste vom Dorf Kovanlık aus aufsucht, kann bisweilen eine interessante Überraschung erleben: Die Flachbereiche südwestlich der Ruinen sind von einem See überflutet. Der türkische Touristiker Cüneyt Ekicigil beschrieb die entsprechende Situation bei einem Besuch im Frühjahr 2020 wie folgt: „Nach 30 Kilometern auf der Straße Antalya-Burdur erreicht man die Straße, die in das Dorf Kovanlık abbiegt. Nach drei Kilometern Asphalt biegt man auf eine unbefestigte Straße ab. Der Weg ist voller Pfützen und Regenlöcher und schlängelt sich in Richtung der Berge, die als Döşeme Boğazı bekannt sind. Der Feldweg endet. Einen Kilometer vor der Döşeme-Schlucht [Döşeme Boğazı] müssen wir das Auto stehen lassen. Vorbei an den provisorischen Schafställen der Hirten nähern wir uns den Ruinen, die vor uns sichtbar sind. Der Boden ähnelt einem ausgetrockneten Seebett. Der entwässerte Boden sieht aus, als wäre er trockengelegt, aber noch nicht gänzlich. Wir sind verblüfft, als wir ihn betreten.“[32]

Aufgrund des Rückkippeffekts der Kovanlık-Bostan-Verwerfung und der Westneigung des oberen Tuffsteinplateaus hat sich bei Maximianupolis zwischen den Dörfern Kovanlık und Bostan im Norden der Antalya-Küstenebene – ähnlich wie der Biyikli-See bei der Kırköz-Störung am Südrand des Taurusgebirges wenige Kilometer weiter westlich – nach längeren Regenfällen ein temporärer See gebildet. Hier trifft entlang des Verwerfungskontakts zwischen den Kalksteinen des Taurusgebirges und dem pliozän-quartären Antalya-Travertinplateau der verkarstete Beydağ-Kalkstein auf die weniger durchlässige kreidezeitliche ophiolithische Melange, was zur Bildung zahlreicher Karstquellen einerseits und Ponoren andererseits führte.[33] Während das bei Kırköz angesammelte Wasser über die Bıyıklı-Schlucht und Ponor im Kalktuffstein durch natürliche Gänge unterirdisch abtransportiert wird, ist das aufgestaute Wasser um Kovanlık durch einen künstlichen Kanal mit dem Bıyıklı-Schlundloch drainiert. Nach menschlichen Eingriffen im Jahr 1961 wurde ein Teil des Wassers zum Wasserkraftwerk Kepez und dann über einen Kanal zum Fluss Düden umgeleitet, und der Biyikli-See verschwand weitgehend.[34][35] Die bei starken Niederschlägen episodisch auftretenden seeartigen Überschwemmungsgewässer bei Kovanlık, die über den künstlichen Kanal nicht abgeleitet werden können, schluckt der Große Ponor (Büyük Düden) bei den Ruinen der antiken Siedlung Maximianupolis. In einem schmalen Gebiet zwischen den Dörfern Kovanlık und Karaveliler wurden allein 36 derartige Dolinen und Ponore auf Kalkstein erfasst.[36] Nach längeren Trockenzeiten trocknet dieser Karstsee vollständig aus, wobei der tonige Seeboden noch über längere Zeit die typischen Trocknungsrisse zeigt.

Literatur

  • Walther Ruge: Maximianopolis 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIV,2, Stuttgart 1930, Sp. 2485 (Digitalisat).
  • David French: 1993 Yılı Küçük Asya Roma Yolları ve Miltaşları. In: 12. Araştırma Sonuçları Toplantısı 1994. Ankara 1995, S. 29–37 (Digitalisat).
  • Greg H. R. Horsley, Stephan Mitchell (Hrsg.): The Inscriptions of Central Pisidia, including texts of Kremna, Ariassos, Keraia, Hyia, Panemoteichos, the Sanctuary of Apollo of the Perminoundeis, Sia, Kocaaliler, and the Döşeme Boğazı (= Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien. Band 57). Bonn 2000, S. 168–175.
  • Hansgerd Hellenkemper, Friedrich Hild: Lykien und Pamphylien (= Tabula Imperii Byzantini. Band 8). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3280-8, S. 719–721 (Digitalisat).
  • Nihal Tüner Önen: Roma Yolları ve Via Sebaste. In: Varsak Belediyesi (Hrsg.): Via Sebaste. Anadolu’nun En İyi Korunmuş Roma Yolu’nun (= Varsak Belediyesi Kültür Varlıkları Yayınları. Band 2). Varsak (Kepez, Antalya) 2007, S. 1–10 (Digitalisat).
  • Mustafa Adak, Mark Wilson: Das Vespasiansmonument von Döşeme und die Gründung der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia. In: Gephyra 9, 2012, S. 1–40 (Digitalisat).
  • Stephen Mitchell: The mansio in Pisidia‘s Döşeme Boğazı: a unique building in Roman Asia Minor. In: Journal of Roman Archaeology. 33, 2020, S.231–248.
  • Stephen Mitchell, Robert Wagner, Brian Williams: Roman Archaeology in a South Anatolian landscape. The Via Sebaste, the Mansio in the Döşeme Boğazi, and regional transhumance in Pamphylia and Pisidia. Koc University Press, Istanbul 2021, ISBN 978-605-7685-72-8.
  • Fadime Öncü, Atila Gül, Hatice Eda Gül: Evaluation of Ancient Döşeme Boğazı (Antalya) in Terms of Cultural Heritage. In: Kağan Günçe, Damla Mısırlısoy (Hrsg.): Architectural Sciences and Cultural Heritage – Traces of the History. İKSAD Yayınevi, Gölbaşı, Adıyaman 2023, ISBN 978-625-367-257-7, S. 37–70 (Digitalisat).
Commons: Maximianupolis – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Hansgerd Hellenkemper, Friedrich Hild: Lykien und Pamphylien (= Tabula Imperii Byzantini. Band 8). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, S. 719.
  2. Stephen Mitchell u.a. Roman Archaeology in a South Anatolian landscape. The Via Sebaste, the Mansio in the Döşeme Boğazi, and regional transhumance in Pamphylia and Pisidia. Koc University Press, Istanbul 2021, ISBN 978-605-7685-72-8, S. 49–50.
  3. Pascal Stoffel: Über die Staatspost, die Ochsengespanne und die requirierten Ochsengespanne. Eine Darstellung des römischen Postwesens auf Grund der Gesetze des Codex Theodosianus und des Codex Iustinianus. Lang, Bern / Berlin / Frankfurt a. M. / New York / Paris / Wien 1994, S. 16–18.
  4. Hiéroklès: Le Synekdèmos d’Hiéroklès et l’opuscule géographique de Georges de Chypre. Hrsg.: Ernest Honigmann. Institut de Philologie et d’Histoire Orientales et Slaves, Brüssel 1939, S. 681, 5–6. Siehe Walther Ruge: Maximianopolis 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIV,2, Stuttgart 1930, Sp. 2485 (]).
  5. Hansgerd Hellenkemper, Friedrich Hild: Lykien und Pamphylien (= Tabula Imperii Byzantini. Band 8). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, S. 719.
  6. Ernest Honigmann: La liste originale des pères de Nicée. In: Byzantion. Band 14, 1939, S. 17–76, hier S. 48 Nr. 149.
  7. Eduard Schwartz: Acta Conciliorum Oecumenicorum. II 5. Berlin / Leipzig 1936, S. 60.: Theosebius episcopus Maximianupolis.
  8. Jean Darrouzès: Notitiae episcopatuum Ecclesiae Constantinopolitanae (= Géographie ecclésiastique de l’empire byzantin. Band 1). Paris 1981 (Teil 1, 394; Teil 2, 463; Teil 3, 540; Teil 4, 415; Teil 7, 475; Teil 9, 358; Teil 10, 415; Teil 13, 422).
  9. a b Maximianupolis. In: Tuerkei-antik. Auf den Spuren antiker Kulturen. 2020, abgerufen am 6. August 2025.
  10. David French: 1993 Yılı Küçük Asya Roma Yolları ve Miltaşları. In: 12. Araştırma Sonuçları Toplantısı 1994. Ankara 1995, S. 33.
  11. Sabri Aydal, Stephan Mitchell, Lutgarde Vandeput: 1996 Yılı Pisidia Yüzey Araştırması. In: 15. Araştırma Sonuçları Toplantısı 1997. Band 2. Ankara 1998, S. 283.
  12. Hans Rott: Kleinasiatische Denkmäler aus Pisidien, Pamphylien, Kappadokien und Lykien. Leipzig 1908, S. 27 f. Abb. 8 A (archive.org).
  13. Hans Rott: Kleinasiatische Denkmäler aus Pisidien, Pamphylien, Kappadokien und Lykien. Leipzig 1908, S. 26 f. Abb. 8 B.
  14. Maximianupolis. In: Tuerkei-antik, Auf den Spuren antiker Kulturen. 2020, abgerufen am 6. August 2025.
  15. Maximianopolis. In: Instagram. 23. Juni 2024, abgerufen am 13. August 2025 (türkisch).
  16. Dr. Murat: Antalya Döşemealtı Roma Mansionu (Maximianopolis). In: YouTube. 14. Januar 2022, abgerufen am 7. August 2025 (türkisch).
  17. David French: 1993 Yılı Küçük Asya Roma Yolları ve Miltaşları. In: 12. Araştırma Sonuçları Toplantısı 1994. Ankara 1994, S. 34 Abb. 1, S. 35 Abb. 3–4, S. 36 Abb. 5.; Stephan Mitchell: Archaeology in Asia Minor 1990–98. In: Archaeological Reports 1998–1999. London 1999, S. 173.
  18. David French: 1993 Yılı Küçük Asya Roma Yolları ve Miltaşları. In: 12. Araştırma Sonuçları Toplantısı 1994. Ankara 1995, S. 34 Abb. 2.
  19. Julius Seiff: Reisen in der asiatischen Türkei. Leipzig 1875, S. 474.
  20. Hansgerd Hellenkemper, Friedrich Hild: Neue Forschungen in Kilikien (= Veröffentlichungen der Kommission für die Tabula Imperii Byzantini. Band 4). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 89–91 Abb. 15.
  21. Hansgerd Hellenkemper, Friedrich Hild: Lykien und Pamphylien (= Tabula Imperii Byzantini. Band 8). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, S. 720.
  22. Fadime Öncü, Atila Gül, Hatice Eda Gül: Evaluation of Ancient Döşeme Boğazı (Antalya) in Terms of Cultural Heritage. In: Kağan Günçe, Damla Mısırlısoy (Hrsg.): Architectural Sciences and Cultural Heritage – Traces of the History. İKSAD Yayınevi, Gölbaşı, Adıyaman 2023, S. 37–70.
  23. David French: 1993 Yılı Küçük Asya Roma Yolları ve Miltaşları. In: 12. Araştırma Sonuçları Toplantısı 1994. Ankara 1995, S. 34 Abb. 2, S. 36 Abb. 6.
  24. Burak Takmer, Nihal Ömer Tünen: Batı Pamphylia’da Antik Yol Araştrrmaları: Via Sebaste'nin Perge-Klimaks Arası Güzergahında Yeni Bir Yol Kalıntısı. In: ADALYA. Band 11, 2008, S. 109–132.
  25. David H. French: Roman roads and milestones of Asia Minor. Vol. 3: Milestones, Fasc. 3.6: Lycia et Pamphylia. London 2014, ISBN 978-1-898249-34-4 (Digitalisat).
  26. Greg H. R. Horsley, Stephan Mitchell (Hrsg.): The Inscriptions of Central Pisidia, including texts of Kremna, Ariassos, Keraia, Hyia, Panemoteichos, the Sanctuary of Apollo of the Perminoundeis, Sia, Kocaaliler, and the Döşeme Boğazı (= Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien. Band 57). Bonn 2000, S. 168–169 Nr. 166.; PHI Epigraphy Project.
  27. Türkische Übersetzung: Fadime Öncü, Atila Gül, Hatice Eda Gül: Evaluation of Ancient Döşeme Boğazı (Antalya) in Terms of Cultural Heritage. In: Kağan Günçe, Damla Mısırlısoy (Hrsg.): Architectural Sciences and Cultural Heritage–Traces of the History. İksad Yayınevi, Gölbaşı, Adıyaman 2023, S. 54).
  28. Nihal Tüner Önen: Via Sebaste. Anadolu’nun En İyi Korunmuş Roma Yolu’nun Varsak‘tan Geçen Güzergahı. In: Via Sebaste. Anadolu’nun En İyi Korunmuş Roma Yolu’nun. Varsak 2007, S. 3.
  29. Fadime Öncü, Atila Gül, Hatice Eda Gül: Evaluation of Ancient Döşeme Boğazı (Antalya) in Terms of Cultural Heritage. In: Kağan Günçe, Damla Mısırlısoy (Hrsg.): Architectural Sciences and Cultural Heritage – Traces of the History. İKSAD Yayınevi, Gölbaşı, Adıyaman 2023, S. 55).
  30. Fadime Öncü, Atila Gül, Hatice Eda Gül: Evaluation of Ancient Döşeme Boğazı (Antalya) in Terms of Cultural Heritage. In: Kağan Günçe, Damla Mısırlısoy (Hrsg.): Architectural Sciences and Cultural Heritage – Traces of the History. İKSAD Yayınevi, Gölbaşı, Adıyaman 2023, S. 43.
  31. Antik Döşeme Yol. In: Döşemealtı Belediyesi. 22. August 2016, abgerufen am 16. August 2025 (türkisch).
  32. Cüneyt Ekicigil: Likyalılar: Via Sebaste. In: facebook. 16. April 2020, abgerufen am 17. August 2025 (türkisch).
  33. Todd R. Kincaid: Speleogenesis in the Kirkgozler Region of the Taurus Mountains, Southern Turkey. In: Middle East Technical University (Hrsg.): Proceedings of the Underwater Science and Technology Meeting SBT 2000, December 2–3, 2000. Middle East Technical University, Ankara, Turkey. Ankara 2000.
  34. Uğur Doğana, Ali Koçyiğit, Serdar Yeşilyurt: The relationship between Kestel Polje system and the Antalya Tufa Plateau: Their morphotectonic evolution in Isparta Angle, Antalya-Turkey. In: Geomorphology. Band 334, 2019, S. 112–125.
  35. Todd R. Kincaid: Speleogenesis in the Kirkgozler Region of the Taurus Mountains, Southern Turkey. In: Middle East Technical University (Hrsg.): Proceedings of the Underwater Science and Technology Meeting SBT 2000, December 2–3, 2000. Middle East Technical University, Ankara, Turkey. Ankara 2000, S. 120 f.
  36. Uğur Doğana, Ali Koçyiğit, Serdar Yeşilyurt: The relationship between Kestel Polje system and the Antalya Tufa Plateau: Their morphotectonic evolution in Isparta Angle, Antalya-Turkey. In: Geomorphology. Band 334, 2019, S. 121.