Eine maximalinvariante Statistik ist eine spezielle Abbildung in der mathematischen Statistik. Maximalinvariante Statistiken spielen eine wichtige Rolle bei der Reduktion durch Invarianz und der Konstruktion von optimalen invarianten Schätzern.
Definition
Gegeben sei eine (multiplikativ geschriebene) Gruppe
sowie eine Menge

von messbaren Transformationen auf den Messraum
. Dies bedeutet, dass

- bijektiv und bimessbar ist.

- ist ein Gruppenhomomorphismus von
nach
, versehen mit der Komposition von Funktionen
. Für alle
und alle
gilt also
.
Sei
ein weiterer Messraum. Dann heißt eine messbare Funktion

eine maximalinvariante Statistik, wenn gilt:
ist invariant, das heißt, es gilt
für alle
und alle
(bzw. alle
).
- Sind
, so dass
gilt, so existiert ein
(bzw. ein
), so dass
ist.
Beispiel
Betrachte als Beispiel
und
. Die Gruppe
seien die reellen Zahlen
, versehen mit der Addition
als Verknüpfung. Für
definiere die bijektive, bimessbare Abbildung
.
Hierbei bezeichnet
den Einsvektor. Die Abbildung
verschiebt also jeden Vektor
um
entlang der Diagonalen.
Bezeichnet man mit
das arithmetische Mittel des Vektors
, so ist eine maximalinvariante Statistik gegeben durch
.
Denn das arithmetische Mittel ist verschiebungsäquivariant, erfüllt also
,
woraus sich

ergibt. Also ist
invariant. Gilt nun
, so ist
,
woraus sich

ergibt. Dies entspricht genau einer Verschiebung von
um
entlang der Diagonalen. Somit gilt
. Also ist
maximalinvariant.
Eigenschaften
Verhalten auf Orbits
Bezeichne

den Orbit von
, also die Menge aller Elemente, die aus
durch Gruppenoperationen hervorgeht. Dann bedeutet die Invarianz von
, dass
auf einem gegebenen Orbit konstant ist. Sind also
, so ist
.
Umgekehrt bedeutet das zweite Kriterium in der Definition, dass die Orbits eindeutig durch die Funktionswerte von
identifiziert werden können. Die Niveaumengen von T

sind also eindeutig bestimmte Orbits (oder leer).
Erzeugung invarianter Statistiken
Maximalinvariante Statistiken sind in dem Sinne maximal, als dass sie alle weiteren invarianten Statistiken erzeugen. Konkret bedeutet dies, dass wenn

eine maximalinvariante Statistik ist und

eine invariante Statistik, so existiert eine Funktion
,
für die

gilt. Jede invariante Statistik ist somit die Komposition einer maximalinvarianten Statistik und einer weiteren Funktion
. Die Funktion
ist im Allgemeinen jedoch nicht messbar.
Literatur
- Ludger Rüschendorf: Mathematische Statistik. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-41996-6, S. 250–254, doi:10.1007/978-3-642-41997-3.
- Jürgen Hedderich, Lothar Sachs: Angewandte Statistik. Methodensammlung mit R. 15. Auflage. Springer Spektrum, Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-45690-3, S. 198–204, doi:10.1007/978-3-662-45691-0.