Matthias Koßmehl

Matthias Koßmehl (* 22. Juli 1987 in München) ist ein deutscher Regisseur und Autor.[1]

Leben

Koßmehl studierte Design in Italien und absolvierte anschließend den Masterstudiengang Szenische Regie an der Hamburg Media School.[1] Sein Abschlussfilm erhielt 2017 den Europäischen Civis-Medienpreis.[2][3]

Sein Kinodebüt Café Waldluft feierte Premiere auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (DOK Leipzig) und wurde dort mit dem DEFA-Förderpreis ausgezeichnet.[4] Anschließend lief der Film auf mehreren internationalen Festivals, darunter beim Festival Internacional de Cine en Guadalajara in Mexiko,[5] bei der Semana Internacional de Cine de Valladolid (Seminci) in Spanien[6][7] sowie beim Docs Against Gravity in Polen.[8] 2016 startete der Film in den deutschen Kinos[9] und wurde später auch international im Fernsehen ausgestrahlt.[10] Der Film porträtiert ein Gasthaus in Berchtesgaden, das nach dem Rückgang des Tourismus Geflüchtete aufnimmt, und dokumentiert das Aufeinandertreffen von Einheimischen, Gästen und Geflüchteten.[11][12]

Neben seinen Festival- und Kinoarbeiten ist Koßmehl im Serienbereich tätig. Als Lead-Regisseur der ARD-Serie WaPo Duisburg entwickelte er die visuelle Grundkonzeption der ersten Staffeln.[13]

2023 führte er Regie bei vier Episoden der Sky/ARD-Serie Wo wir sind, ist oben.[14] Gemeinsam mit Niklas Hoffmann entwickelte er außerdem die Drama-Serie Mokka Mafia, die den Aufstieg einer Jugendbande im Deutschland der „Stunde Null“ erzählt.[15] 2024 inszenierte er die ZDFneo-Serie Nighties.[16]

Rezeption

Die Sonderfolge „Die Nacht, in der es nicht brannte“ aus der ZDFneo-Serie Nighties wurde in Kritiken als „stilistisches Kleinod“ bezeichnet.[17] Die Episode, die in Schwarz-Weiß inszeniert wurde, greift klassische Noir-Ästhetik der 1940er-Jahre auf – von der Licht- und Schattenarbeit bis hin zu filmischen Zitaten, die an Carol Reeds Der dritte Mann erinnern.[18]

Café Waldluft erhielt auf dem DOK Leipzig den DEFA-Förderpreis für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm. In der Jurybegründung hieß es: „Alle, die hier wohnen, haben ihre eigenen schmerzlichen Erfahrungen mit Flucht oder Fremdsein – das Personal und die pragmatische Wirtin inbegriffen. Der Film zeigt auf schöne, aber nicht beschönigende Art, wie Vorurteile überwunden werden und fast so etwas wie eine Gemeinschaft entsteht. Ein moderner Heimatfilm im besten Sinn.“[4]

Die Fachzeitschrift epd Film bezeichnete den Dokumentarfilm als „unaufgeregten Beitrag, der den Einzelnen Geschichte und Würde zurückgibt“ und als Werk, das „einen Ort mitmenschlicher Praxis sichtbar macht“.[19]

Die Süddeutsche Zeitung beschrieb den Film als „vielschichtiges, direktes Gesellschaftspanorama“,[20] in dem die Berglandschaft als Kulisse der Aufarbeitung von Kriegstraumata diene.[11]

Filmographie (Auswahl)

  • 2011: Welcome to Bavaria (Kurzfilm)
  • 2015: Wert der Arbeit (Kurzfilm)
  • 2015: Café Waldluft (Kinodokumentarfilm)
  • 2016: Different Bayern (Kurzfilm)
  • 2020: Neues aus Büttenwarder (Serie, 3 Folgen)
  • 2021–2023: WaPo Duisburg (Serie, 8 Folgen)
  • 2024: Wo wir sind, ist oben (Serie Sky/ARD, 4 Folgen)
  • 2025: Nighties (Serie ZDF-Neo, 4 Folgen)

Einzelnachweise

  1. a b Matthias Koßmehl. In: La Gente - Agentur für Filmschaffende. Abgerufen am 31. August 2025 (deutsch).
  2. Bayerischer Rundfunk: Auszeichnung: Drei Civis Medienpreise für BR-Produktionen. 2. Juni 2017 (br.de [abgerufen am 29. August 2025]).
  3. Bayerischer Rundfunk Christian Wurzer: Campus Cinema : Different Bayern von Matthias Koßmehl. 25. Februar 2022 (br.de [abgerufen am 31. August 2025]).
  4. a b Beate Hornung: Preis für BR-Koproduktion "Café Waldluft". In: br.de. BR, 2. November 2015, abgerufen am 29. August 2025.
  5. Edición 32. In: Festival Internacional de Cine en Guadalajara. Abgerufen am 7. September 2025 (spanisch).
  6. ICAL: La 61ª Seminci exhibirá 16 documentales sobre la realidad humana. 26. September 2016, abgerufen am 7. September 2025 (spanisch).
  7. 61 Semana Internacional de Cine de Valladolid. In: Seminci. Abgerufen am 7. September 2025 (europäisches Spanisch).
  8. Docs Against Gravity. Abgerufen am 7. September 2025 (polnisch).
  9. Café Waldluft – Kinostart Deutschland. Déjà-vu Film, abgerufen am 30. August 2025.
  10. Al Jazeera: Welcome to Germany: Inside the Bavarian refugee hotel. Al Jazeera, 13. September 2016, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
  11. a b Gestrandet am Fuße des Watzmanns. In: Süddeutsche Zeitung. 21. Juli 2016, abgerufen am 31. August 2025.
  12. Simon Hauck: Über fremdelnde Einheimische und einheimische Fremde. In: KinoZeit. Kurz & Spiegel GbR, abgerufen am 29. August 2025.
  13. Matthias Koßmehl. In: La Gente – Agentur für Filmschaffende. Abgerufen am 30. August 2025 (deutsch).
  14. Tilmann P. Gangloff: Wo wir sind, ist oben. In: tittelbach.tv. 17. Mai 2024, abgerufen am 31. August 2025.
  15. Matthias Koßmehl. In: CrewUnited. Abgerufen am 29. August 2025.
  16. ZDF: Pressemappe Nighties. Abgerufen am 29. August 2025 (deutsch).
  17. Tilmann Gangloff: Mit großer Hingabe. In: epd medien. 30. Juni 2025, abgerufen am 29. August 2025.
  18. Nighties. In: tittelbach.tv. Abgerufen am 25. August 2025.
  19. Alexandra Seitz: Kritik zu Café Waldluft | epd Film. In: epd film. 25. Februar 2016, abgerufen am 29. August 2025.
  20. Dok-Fest-Tipp des Tages. In: Süddeutsche Zeitung. 8. Mai 2016, abgerufen am 31. August 2025.