Matt Johnson (Filmschaffender)

Matt Johnson (2025)

Matt Johnson (* ca. 1985[1]) ist ein kanadischer Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Bekanntheit erlangte er durch seine Independent-Filme The Dirties (2013) und Operation Avalanche (2016).

Mit seinem dritten Spielfilm BlackBerry (2023), der den Aufstieg und Fall des BlackBerry-Telefons dokumentiert, erreichte Johnson große Anerkennung und kommerziellen Erfolg. Der Film wurde im Wettbewerb der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlin uraufgeführt und erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Rogers Best Canadian Film Award der Toronto Film Critics Association.

Neben seinen Spielfilmen ist Johnson auch als Autor, Hauptdarsteller und Regisseur der Mockumentary-Sitcom Nirvanna the Band the Show bekannt.

Karriere

Johnson begann 2007 seine Karriere mit der Webserie Nirvana the Band the Show (2007–2009).[2] In der 10-teiligen Serie, bei der er Regie führte und neben Jay McCarrol eine der beiden Hauptrollen spielt, versucht die fiktive Band „Nirvana the Band“ in einem angesagten Konzertsaal einen Auftritt zu bekommen.[3] Die Serie war für Johnson später typisch eine Mockumentary, deren Dialoge improvisiert und teilweise mit versteckter Kamera gefilmt wurde.

Johnsons erster SpielfilmThe Dirties – wurde Ende 2011, nach seinem Besuch der York University mit dem Schwerpunkt „Film“, gedreht und erschien im Jahr 2013.[4] Er feierte beim Slamdance Film Festival Premiere, bei den er auch den Preis für den besten Spielfilm erhielt.[3][5] Für den Film, eine Mischung aus Mockumentary, Found Footage, Dokumentar- und Spielfilm über Mobbing und Schulamokläufe, schrieb er sich verdeckt an einer High School ein und drehte den Film teilweise mit versteckter Kamera.[2][3][6] Die Dialoge wurden, bis auf der letzte Satz, alle improvisiert.[3][4] Johnson übernahm neben Owen Williams zudem die Hauptrolle. Sie nahmen am Schulalltag als normale Schüler teil, besuchten den Unterricht und wurden dabei von einer kleinen Filmcrew begleitet.[2][3] Die Mitschüler gingen davon aus, dass Johnson und Williams neu an der Highschool sind und an einem schulischen Filmprojekt arbeiten.[2][3] Die Idee zum Film hatte Johnson, als er frühe Videoaufnahmen der Täter des Amoklaufs an der Columbine High School sah, die ihn an seine ersten Versuche mit der Kamera erinnerten.[3] Die Kosten des Films, die sie aus eigener Taschen bezahlten, beliefen sich auf 10.000 US-Dollar und weitere 45.000 US-Dollar für die Lizenzierung der verwendeten Musik.[4]

Im Jahr 2014 arbeitete er zeitweise mit Sacha Baron Cohen an einer nicht näher benannten Fernsehserie.[3] Zwei Jahre darauf folgte die Premiere seines zweiten Films – Operation Avalanche – beim renommierten Sundance Film Festival 2016.[2] Das Gesamtbudget des Films belief sich auf 1,25 Mio. US-Dollar.[7] 400.000 US-Dollar davon waren für die reine Produktion, weitere 400.000 US-Dollar wurden an die Lizenznehmer der verwendeten Musik gezahlt.[7] Johnson bat zuvor die Filmförderung Telefilm Canada um eine Mitfinanzierung des Films, die jedoch absagte, da Johnson bereits mit der Filmproduktionsgesellschaft Lionsgate in Verhandlung war.[1] Operation Avalanch wurde teilweise im Lyndon B. Johnson Space Center in Houston gefilmt.[2] Für den Erhalt einer Drehgenehmigung erzählten sie der NASA, dass sie an einem Studentenfilm über die Organisation in den 1960ern arbeiten.[8] Der Film war für sechs Preise bei den Canadian Screen Awards 2017 nominiert, unter anderem Johnson für die beste Leistung eines Regisseurs.[9]

Zwischen Februar und März 2017 lief beim US-amerikanischen Fernsehsender Viceland die erste Staffel der Fernsehserie Nirvanna the Band the Show, die eine Adaption der vorausgegangenen Webserie ist. Zuvor wurden erste Episoden beim Toronto International Film Festival 2016 ausgestrahlt.[10][11] Die zweite Staffel startete im Oktober desselben Jahres.

2019 war er als Darsteller an der Seite von Deragh Campbell im kanadischen Dramafilm Anne at 13,000 ft zu sehen. Mit ihr spielte er auch eub e Hauptrolle in Kazi Radwanskis Matt und Mara.[12]

Im Februar 2023 feierte Johnsons Film BlackBerry bei der Berlinale Premiere. Er handelt von der Geschichte des gleichnamigen ersten Smartphones.[13]

Im März 2025 lief bei SXSW Film Festival Johnsons Film Nirvanna the Band the Show the Movie, basierend auf der Web- und Fernsehserie.[14]

Johnson lebt im kanadischen Toronto und ist Mitgründer der dort ansässigen Filmproduktionsgesellschaft Zapruder Films.[2][15]

Filmografie

  • 2007–2009: Nirvana the Band the Show (Webserie, Regie, Drehbuch, Schauspiel)
  • 2013: The Dirties (Regie, Drehbuch, Schnitt, Schauspiel)
  • 2015: Diamond Tongues (Schauspiel)
  • 2015: How Heavy This Hammer (Schauspiel)
  • 2016: Operation Avalanche (Regie, Drehbuch, Schauspiel)
  • seit 2017: Nirvanna the Band the Show (Fernsehserie, Regie, Drehbuch, Executive Producer, Schauspiel)
  • 2018: Spice It Up (Schauspiel)
  • 2019: Anne at 13,000 ft (Schauspiel)
  • 2021: Matt & Bird Break Loose (Animationsserie, Drehbuch, Produzent, Sprechrolle)
  • 2023: BlackBerry (Regie, Drehbuch, Schauspiel)
  • 2024: Matt und Mara (Matt and Mara) (Schauspiel)
  • 2025: Nirvanna the Band the Show the Movie (Regie, Drehbuch, Schauspiel, Schauspiel)

Auszeichnungen

Jahr Preis Kategorie Film Ergebnis
2013 Dallas International Film Festival Sonderpreis der Jury The Dirties Gewonnen
Internationales Filmfest Oldenburg Publikumspreis („German Independence Award“) The Dirties Nominiert
Locarno Film Festival Bester neuer Filmemacher („Golden Leopard – Filmmakers of the Present“) The Dirties Nominiert
Sarasota Film Festival Bester Film („Independent Visions Award“) The Dirties Gewonnen
Slamdance Film Festival Bester Spielfilm („Grand Jury Sparky Award for Feature Narrative“) The Dirties Gewonnen
„Spirit of Slamdance Sparky Award“ The Dirties Gewonnen
Sitges Film Festival Bester Film („New Visions Award“) The Dirties Nominiert
Tallinn Black Nights Film Festival Bester Jugendfilm („Just Film Award“) The Dirties Nominiert
Toronto Film Critics Association Awards Aufstrebender Filmemacher („Jay Scott Prize“) The Dirties Gewonnen
Valdivia International Film Festival Bester Film The Dirties Nominiert
2014 Canadian Screen Award Bester Schnitt The Dirties Nominiert
2014 Hot Docs Canadian International Documentary Festival Aufstrebender kanadischer Filmemacher („Lindalee Tracey Award“) The Dirties Gewonnen
Ibn Arabi International Film Festival Bester Film („IBAFF Award“) The Dirties Nominiert
Jerusalem Film Festival Bester erster internationaler Film („FIPRESCI Prize“) The Dirties Nominiert
Vancouver Film Critics Circle Bester Schauspieler in einem kanadischen Film („VFCC Award“) The Dirties Gewonnen
Bester Regisseur eines kanadischen Films („VFCC Award“) The Dirties Nominiert
2016 Athens International Film Festival Bester Regisseur („Golden Athena“) Operation Avalanche Gewonnen
Bester Regisseur („City of Athens Award“) Operation Avalanche Gewonnen
Bester Film („Golden Athena“) Operation Avalanche Nominiert
CPH:PIX Publikumspreis Operation Avalanche Nominiert
East End Film Festival Bester Film Operation Avalanche Nominiert
Fantasia International Film Festival Bester kanadischer Spielfilm (Publikumspreis) Operation Avalanche 3. Platz
Fantastic Fest Bester Film (Publikumspreis) Operation Avalanche 2. Platz
Toronto Film Critics Association Awards Bester kanadischer Film („Rogers Award“) Operation Avalanche Nominiert
Zurich Film Festival Bester internationaler Spielfilm („Golden Eye“) Operation Avalanche Nominiert
2017 Canadian Screen Award Beste Regie Operation Avalanche Nominiert
Bester Film Operation Avalanche Nominiert
2018 Canadian Screen Award Beste Comedyserie Nirvanna the Band the Show Nominiert
2020 Vancouver Film Critics Circle[16] Bester Nebendarsteller in einem kanadischen Film Anne at 13,000 ft Gewonnen
2020 Canadian Screen Award[17] Bester Nebendarsteller Anne at 13,000 ft Nominiert
2023 San Francisco International Film Festival[18] Sloan Science on Screen Award BlackBerry Gewonnen
SXSW Film Festival Publikumspreis BlackBerry Nominiert
Internationale Filmfestspiele Berlin[19] Goldener Bär BlackBerry Nominiert
2024 Canadian Screen Award[20] Beste Regie BlackBerry Gewonnen
Bester Film BlackBerry Gewonnen
Bestes adaptiertes Drehbuch BlackBerry Gewonnen
Bester Nebendarsteller in einer Komödie BlackBerry Nominiert
Commons: Matt Johnson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Radheyan Simonpillai: Why Matt Johnson is taking Operation Avalanche to Sundance instead of TIFF. In: Now. 21. Januar 2016, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  2. a b c d e f g Calum Marsh: How Operation Avalanche director Matt Johnson boldly infiltrated NASA. In: The Globe and Mail. 31. Dezember 2015, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  3. a b c d e f g h Alex Godfrey: The Dirties director Matt Johnson on fame and high-school shootings. In: The Guardian. 2. Juni 2014, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  4. a b c Susan Kouguell: Interview with Matt Johnson, Director of ‘The Dirties’. In: IndieWire. 5. September 2013, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  5. AUDIENCE AND GRAND JURY PRIZES ANNOUNCED FOR 2013 SLAMDANCE FILM FESTIVAL. In: slamdance.com. Slamdance Film Festival, 24. Januar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Oktober 2013; abgerufen am 12. April 2017 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/slamdance.com
  6. Calum Marsh: One-Man Band: A Conversation with Matt Johnson About The Dirties. In: Cinema Scope. 2013, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  7. a b Clint Milby, Jake Fruia: Operation Avalanche: Faking The Moon Landing With The Blackmagic Pocket Cinema Camera. In: HDSLR Shooter. 22. Januar 2016, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  8. Angela Watercutter: How Do You Make the Fake NASA Documentary Operation Avalanche? Hire a Really Good Lawyer. In: Wired. 3. September 2016, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  9. 2017 Film Nominees. In: academy.ca. Academy of Canadian Cinema & Television, 2017, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  10. Barry Hertz: 'Can-con bad boy' Matt Johnson: Meet the enemy inside TIFF’s gates. In: The Globe and Mail. 9. September 2016, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  11. Kate Robertson: Nirvanna the Band the Show is back – but this time it’s bigger and on proper TV. In: Now. 6. Juni 2016, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  12. Etan Vlessing: 'Anne at 13,000 Ft.' Star Deragh Campbell Reteams With Matt Johnson for 'Matt and Mara'. In: The Hollywood Reporter. 10. September 2020, abgerufen am 12. September 2020 (englisch).
  13. Felix Bayer: Berlinale 2023: Fünf deutsche Filme im Wettbewerb um Goldenen Bären. In: Der Spiegel. 23. Januar 2023, abgerufen am 23. Januar 2023.
  14. Barry Hertz: Review: BlackBerry follow-up Nirvanna the Band the Show the Movie will make you laugh till it hurt. In: The Globe and Mail. 10. März 2025, abgerufen am 12. März 2025 (englisch).
  15. Michael Korican: Zapruder Films seeks Canadian female feature writer for dev deal. In: Michael Korican Thinks. 11. September 2016, abgerufen am 12. April 2017 (englisch).
  16. Josh Cabrita: 20th Annual Canadian Award Winners. In: vancouverfilmcritics.com. Vancouver Film Critics Circle, 7. Januar 2020, abgerufen am 10. Juni 2020 (englisch).
  17. Nominees. 2020 Performance by an Actor in a Supporting Role. In: academy.ca. Academy of Canadian Cinema and Television, abgerufen am 10. Juni 2020 (englisch).
  18. Sloan Science on Screen Prize: „BlackBerry“. In: sffilm.org. Abgerufen am 5. Juni 2023 (englisch).
  19. Berlinale 2023: Diese Filme sind im Rennen um den Goldenen Bären. In: RND. 15. Februar 2023, abgerufen am 5. Juni 2023.
  20. 2024 Canadian Screen Awards – Nominees Film. In: academy.ca. Abgerufen am 1. Juni 2024 (englisch).