Materialseilbahn Dotternhausen–Plettenberg
| Materialseilbahn Dotternhausen–Plettenberg | |
|---|---|
![]() Die erste Bahn, im Hintergrund der Plettenberg mit Fernmeldeturm (2015) | |
| Standort: | Dotternhausen |
| Bauart: | Lorenseilbahn |
| Baujahr: | 1942, 1971 modernisiert Neubau 2020 |
| Berg: | Plettenberg |
| Talstation: | Dotternhausen, 678,5 m |
| Höhendifferenz: | 311,3 m |
| Bergstation: | Plettenberg, 989,8 m |
| Streckenlänge: | 2.303,2 m |
| Fahrdauer: | 8,0 min |
| Anzahl der Stützen: | 16 Stk. |
| Betreiber: | privat |

Die Materialseilbahn Dotternhausen–Plettenberg ist eine von der Holcim (Süddeutschland) GmbH betriebene Lorenseilbahn in Baden-Württemberg.
Die Seilbahn ist als Umlaufseilbahn mit 126 Lorenwagen ausgelegt, die jeweils eine Tonne Material aufnehmen können. Sie verbindet in 2,3 km langer gerader Strecke das Zementwerk in Dotternhausen über die Bundesstraße 27 hinweg mit dem unternehmenseigenen Kalksteinbruch am Westhang des Plettenbergs am Fuße der Schwäbischen Alb, in dem täglich 4.000 Tonnen Weißer Jura abgebaut werden.
Verlauf
Die Materialseilbahn befindet sich westlich bzw. südwestlich der Ortslage von Dotternhausen und verläuft schnurgerade in südöstlicher Richtung.
Sie beginnt auf dem Werksgelände der Holcim. Nach 105 Metern wird die Bundesstraße 27 (Stütze 2), nach 200 Metern die Schömberger Straße (Stütze 3) und nach 690 Metern die Plettenbergstraße (Stütze 6) überquert. Diese Überquerungen sind jeweils mit einer Brücke zum Schutz vor Ladungsverlusten der Loren gesichert. Bei Kilometer 1,13 (Stütze 9) verschwindet die Trasse größtenteils im bewaldeten Hang des Plettenbergs, die Schneise ist jedoch gut sichtbar. Im Wald werden mehrere Wald- und Forstwege gequert, welche jedoch nur noch mit Warnschildern gesichert sind. Ab Kilometer 1,75 verläuft die Plettenbergstraße für ca. 100 Meter (bei Stütze 12 und 13) parallel zur Trasse. Nach 2,303 Kilometern endet die Materialseilbahn in der Bergstation auf dem Plettenberg, rund 200 Meter nördlich des 1002 Meter hohen Gipfels.
In Bergrichtung sind die Loren leer, der Materialtransport erfolgt ausschließlich talwärts.
Ein Großteil der Trasse befindet sich auf Grundstücken der Gemeinde Dotternhausen. Der Betreiber Holcim zahlt dafür seit dem Neubau der Seilbahn in 2020 eine Pacht von 500 Euro pro Monat an die Gemeinde.[1]
Geschichte
Erste Bahn
Die erste Materialseilbahn wurde 1942 von der British Ropeway Engineering Company, kurz BRECO, gebaut. Sie hatte 65 Lorenwagen, die jeweils 1,7 Tonnen Material aufnehmen konnten. Die Strecke wurde von 13 Stützbauwerken getragen. Die Anlagen dieser Seilbahn wurden 1971 umfassend saniert.
Neubau
Planung und Bau
Der Planfeststellungsbeschluss für eine neue Materialseilbahn mit einer größeren Beförderungsleistung wurde durch das Regierungspräsidium Tübingen im Dezember 2019 erlassen.[2] Im September 2020 wurde die alte Seilbahn komplett demontiert und bis November des Jahres wurde gebaut. Berg- und Talstation sowie die Trasse wurden nicht verändert. Es wurden zwei Stützen abgerissen und fünf neu errichtet, sodass die Strecke nunmehr von 16 Stützen getragen wird.
Förderleistung und Personenbeförderung
Die Seilbahn ist eine automatisch kuppelbare Einseilumlaufbahn mit 126 Loren, zusätzlich gibt es vier Ersatzloren sowie ein Wartungsfahrzeug. Die maximale Förderleistung liegt bei 450 t/h bei einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 6,0 m/s. Der Antrieb wurde in der Talstation als Oberflurantrieb errichtet, die Garagierung in der Bergstation. Pro Lore können 1 t Material transportiert werden.[3]
Es ist zudem möglich, dass die Seilbahn auch Personen transportieren kann. Dazu stehen fünf Kabinen mit jeweils vier Sitzplätzen bereit. Allerdings werden nur Mitarbeitende transportiert, auch die neue Bahn ist nicht öffentlich zugänglich.[4]
| Position | Kennzahl |
|---|---|
| Länge: | 2.303,2 |
| Höhenunterschied: | 311,3 |
| Fahrgeschwindigkeit: | max. 6,0 m/s |
| Förderleistung: | max. 450 t/h |
| Dauerleistung: | 165 kW |
| Anfahrtsleistung: | 290 kW |
| Auffahrtsseite: | Rechts (gegen den Uhrzeigersinn) |
| Seildurchmesser: | 54 mm |
| Spurweite: | 5 m |
Betrieb
Bei gleichbleibender Abbauleistung von 4.000 Tonnen je Arbeitstag auf dem Plettenberg sollte der Wochenendbetrieb der Materialseilbahn eingestellt werden. Dazu wurde die Förderkapazität der Seilbahn von 300 t/h auf 450 t/h erhöht, was zu einer Reduzierung der täglichen Nettobetriebszeit von ca. 13,5 auf 9 Stunden führen sollte. Die Sicherheitsstandards und die Lärmminderung sollten durch den Neubau verbessert werden. Geplant war die Reduzierung der derzeitigen täglichen Betriebszeiten von 6 bis 22 Uhr auf 6 bis 18 Uhr.[3]
Nach der Fertigstellung Ende 2020 waren allerdings die Lärmemissionen im nicht akzeptablen Bereich, weswegen der Regelbetrieb zunächst nicht aufgenommen werden konnte.[5] Seit Inbetriebnahme war die Seilbahntrasse durch einen Zaun abgegrenzt, um notwendige Arbeiten zur Lärmminderung abzusichern. Bis Spätsommer 2021 sollten die Umbaumaßnahmen zur Lärmreduzierung fertiggestellt sein,[6] was jedoch nicht vollumfänglich erreicht wurde. Das Regierungspräsidium erteilte daraufhin zunächst nur eine befristete Betriebserlaubnis unter Auflagen, diese sollten bis 31. Oktober 2023 erfüllt werden.[7]
Nach weiteren Nachbesserungen erteilte das Regierungspräsidium am 27. Oktober 2023 die Betriebsgenehmigung für die Seilbahn. Es gelten allerdings weiterhin die Einschränkungen, dass die Bahn nur mit max. 4,8 m/s gefahren und nur an Werktagen von 6 bis 22 Uhr betrieben werden darf.[8]
Koordinaten: 48° 13′ 31,5″ N, 8° 46′ 49,7″ O
Einzelnachweise
- ↑ Die Gemeinde Dotternhausen und Holcim sind sich einig: Verträge sind unter Dach und Fach. In: Zollern-Alb-Kurier. 7. August 2020, abgerufen am 7. August 2020.
- ↑ RP: Seilbahn-Umbau kann kommen. In: Schwarzwälder Bote. 12. Dezember 2019, abgerufen am 12. Dezember 2019.
- ↑ a b Erläuterungsbericht: Umbau der Seilschwebebahn Dotternhausen. (PDF) Arno Schweiger, 22. Juni 2018, abgerufen am 12. Dezember 2019.
- ↑ Mit Personenkabine auf den Plettenberg. In: Schwarzwälder Bote. 15. März 2019, abgerufen am 19. März 2019.
- ↑ An der Plettenberg-Seilbahn wird weiterhin getüftelt - Schwarzwälder Bote. In: Schwarzwälder Bote. 16. Dezember 2020, abgerufen am 29. Dezember 2020.
- ↑ Holcim entschuldigt sich bei Dotternhausener Seilbahn-Anliegern: Es bleibt bis Sommer laut. In: Zollern-Alb.Kurier. 27. April 2021, abgerufen am 27. April 2021.
- ↑ Regierungspräsidien Baden-Württemberg: Regierungspräsidium schränkt den Betrieb der Plettenberg-Seilbahn in Dotternhausen (Zollernalbkreis) weiter ein. Regierungspräsidien Baden-Württemberg, 30. Juni 2023, abgerufen am 8. August 2023 (deutsch).
- ↑ Betriebserlaubnis für Plettenberg-Seilbahn erteilt Pressemitteilung des Regierungpräsidiums Freiburg
