Martin Wijnen

Kommandeur der Königlich Niederländischen Landstreitkräfte, Generalleutnant Martin Wijnen (2020; heute a. D.)

Martin Hendrik Wijnen (* 3. Februar 1966 in Hattem, Provinz Gelderland) ist ein niederländischer Generalleutnant a. D. mit Spezialisierung auf Tief-, Straßen- und Wasserbau. Nach seinem Abschluss an der Königliche Militärakademie in Breda im Jahr 1989 begann er eine vielseitige militärische Karriere, die ihn von Pionierkompanien in Deutschland über Einsätze in Kambodscha, Bosnien und Herzegowina und Afghanistan bis ins U.S. Army Command and General Staff College führte. Im Lauf der Jahre übernahm er strategische Führungs- und Stabsfunktionen, stieg bis zum Generalleutnant auf und kommandierte von 2019 bis 2024 die Königlich Niederländischen Landstreitkräfte. Während seiner Amtszeit initiierte er eine umfassende Modernisierung, koordinierte Hilfseinsätze während der COVID-19-Pandemie und vertiefte die deutsch-niederländische Militärkooperation als Modell für europäische Zusammenarbeit. Seit dem 1. Januar 2024 leitet Wijnen als Generaldirektor von Rijkswaterstaat und setzt seine ingenieurtechnische Expertise sowie seine Führungserfahrung zur Weiterentwicklung der niederländischen Infrastruktur- und Wasserwirtschaft ein.

Ausbildung

Martin Wijnen wurde 1966 in Hattem geboren.[1][2] Nach seinem Schulabschluss am Carolus Clusius College entschied sich Wijnen für eine militärische Laufbahn und begann 1984 seine Ausbildung an der Königliche Militärakademie (KMA; Koninklijke Militaire Academie) in Breda. Er spezialisierte sich auf Tief-, Straßen- und Wasserbaukunde, eine Fachrichtung, die seine spätere zivile Karriere bei Rijkswaterstaat bahnen sollte.[3][4][5] Wijnen schloss 1989 als Jahrgangsbester ab und erhielt den Preis für die beste Forschungsarbeit des Jahrgangs 1988.[6][2]

Militärische Laufbahn

Frühe Offiziersjahre (1989–2000)

Nach seinem Abschluss an der KMA wurde Wijnen zunächst als Leutnant (Luitenant) bei der 41. Panzerpionierkompanie (41 Pantsergeniecompagnie) der niederländischen Landstreitkräfte (Koninklijke Landmacht) in Deutschland stationiert. 1992 wurde er zum Hauptmann (Kapitein) befördert und kehrte in die Niederlande zurück, wo er als Operationsstabsoffizier beim Hauptquartier der 1. Division „7. Dezember“ (Eerste Divisie „7 December”) in Schaarsbergen, einem Stadtteil von Arnheim, eingesetzt wurde. Noch im selben Jahr erfolgte sein erster internationaler Einsatz als Kommandeur eines Minenräum-Ausbildungsteams in Kambodscha im Rahmen der United Nations Transitional Authority in Cambodia (UNTAC). Dieser Einsatz war charakteristisch für die neuen Aufgaben der niederländischen Streitkräfte nach dem Ende des Kalten Krieges.[1] Es folgten weitere Auslandseinsätze: 1995 als stellvertretender Kompaniechef der 102. Baukompanie (102 Constructiecompagnie) bei einem Nothilfeeinsatz nach dem Wirbelsturm Luis auf Sint Maarten und 1996 als stellvertretender Kommandeur der Pionierkompanie der IFOR-1 in Bosnien und Herzegowina.[6]

Studium und Stab (2000–2005)

Ein entscheidender Wendepunkt in Wijnens Karriere war sein Studium am U.S. Army Command and General Staff College in Fort Leavenworth, Kansas, von 2000 bis 2001. Er erwarb dort den Master of Military Art and Science (MMAS) mit einer Forschungsarbeit über interministerielle Zusammenarbeit.[2] Nach seiner Rückkehr wurde Wijnen zum Oberstleutnant (Luitenant-kolonel) befördert und als Leiter der Strategieabteilung am Defence College der Niederländischen Verteidigungsakademie (NLDA; Nederlandse Defensie Academie) eingesetzt. In dieser Position konnte er seine theoretischen Kenntnisse in der Strategieentwicklung praktisch anwenden. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 führten zu seiner Entsendung als Verbindungsoffizier zum United States Central Command (CENTCOM) in Tampa, Florida, wo er an den Operationen Enduring Freedom und ISAF in Afghanistan beteiligt war. 2003 kehrte Wijnen erneut in den Stab zurück, diesmal als Stabsoffizier für Planungen im Verteidigungsstab (Defensiestaf) in Den Haag. 2005 übernahm er schließlich sein erstes Truppenkommando als Kommandeur des 11. Panzerpionierbataillons (11 Pantsergeniebataljon), womit er nach Jahren der Stabsarbeit wieder zu seinen ingenieurtechnischen Wurzeln zurückkehrte.[6]

Afghanistan-Einsatz und höhere Führungspositionen (2009–2014)

Ein Höhepunkt Wijnens operativer Karriere war sein Einsatz als Chef der Planungsabteilung des ISAF Regional Command South in Kandahar, Afghanistan, von Mai bis November 2009. In dieser Position war er verantwortlich für die strategische Planung in einem der umkämpftesten Gebiete Afghanistans. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan absolvierte Wijnen den Advanced Defence Course am Clingendael, dem Netherlands Institute for International Relations, der ihn auf höchste Führungspositionen in der nationalen Sicherheitspolitik vorbereitete.[2][6]

Anschließend wechselte er für zwei Jahre in den zivilen Bereich als Programm-Manager beim Nationalen Koordinator für Sicherheit und Terrorismusbekämpfung (NCTV; Nationaal Coördinator Terrorismebestrijding en Veiligheid) im Justizministerium. Diese Zeit, von 2010 bis 2012, war für Wijnen von besonderer Bedeutung, da er hier tiefe Einblicke in die zivil-militärische Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung gewann. Der NCTV koordiniert als zentrale Stelle alle sicherheitsrelevanten Aktivitäten in den Niederlanden und arbeitet eng mit internationalen Partnern zusammen.[2][6][3]

Brigadekommando und strategische Positionen (2012–2019)

2012 wurde Wijnen zum Brigadegeneral (Brigadegeneraal) befördert und übernahm zunächst die Position des stellvertretenden Direktors für Planungen im Verteidigungsstab. 2014 erhielt er das Kommando über die 43. Mechanisierte Brigade (43 Gemechaniseerde Brigade), eine der wichtigsten Kampfverbände der niederländischen Landstreitkräfte.[7][8][6]

Wijnens Zeit als Brigadekommandeur fiel in eine Phase tiefgreifender Veränderungen für die niederländischen Streitkräfte. Die Brigade stand kurz vor der Auflösung oder drastischen Verkleinerung im Rahmen von Verteidigungsetatkürzungen. Wijnen setzte sich erfolgreich für den Erhalt wichtiger Standorte wie der Johan-Willem-Friso-Kaserne (Johan Willem Frisokazerne) in Assen ein und war maßgeblich an der Rückkehr der Panzer zu den niederländischen Streitkräften beteiligt.[9] Ein entscheidender Moment war die Integration der 43. Mechanisierten Brigade in die deutsche 1. Panzerdivision im Jahr 2016. Diese historische Entscheidung, die unter Wijnens Führung vorbereitet wurde, markierte einen Wendepunkt in der deutsch-niederländischen Militärkooperation und sollte zum Modell für weitere europäische Integrationsbestrebungen werden.[7]

2016 wurde Wijnen zum Generalmajor (Generaal-majoor) befördert und übernahm die Position des stellvertretenden Kommandeurs der Landstreitkräfte (Commandant Landstrijdkrachten). Ein Jahr später erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant (Luitenant-generaal) und die Ernennung zum stellvertretenden Kommandeur der Streitkräfte (Plaatsvervangend Commandant der Strijdkrachten), der zweithöchsten Position in der niederländischen Militärhierarchie.[10][8][11]

Kommandeur der Landstreitkräfte (2019–2024)

Übergabe des Kommandos über die Königlich Niederländischen Landstreitkräfte von Generalleutnant Leo Beulen an Ranggenossen Martin Wijnen (2019)

Amtsantritt und Herausforderungen

Am 28. August 2019 übernahm Martin Wijnen das Kommando über die Königlich Niederländischen Landstreitkräfte von seinem Vorgänger Leo Beulen. Die feierliche Übergabe fand traditionell auf dem Gelände der Königlichen Militärakademie (KMA) in Breda statt, wo beide Generale einst ihre militärische Ausbildung erhalten hatten. In seiner Antrittsrede formulierte Wijnen seine Vision einer „Landmacht die levert, samenwerkt en waar het prettig werken is“ (Landstreitkräfte, die leisten, zusammenarbeiten und wo es angenehm zu arbeiten ist) mit dem Motto „Vandaag beter dan gisteren, morgen beter dan vandaag“ (Heute besser als gestern, morgen besser als heute).[12][13][7]

Wijnen übernahm das Kommando in einer Zeit großer Herausforderungen für die niederländischen Streitkräfte. Jahre der Unterfinanzierung hatten zu erheblichen Defiziten bei Personal, Material und Ausrüstung geführt. Gleichzeitig erforderte die sich verschlechternde Sicherheitslage in Europa eine grundlegende Neuausrichtung von friedenserhaltenden Missionen hin zur Landes- und Bündnisverteidigung.[14][15]

Die COVID-19-Pandemie und nationale Unterstützung

Die ersten Jahre von Wijnens Amtszeit wurden maßgeblich durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Unter seiner Führung leisteten die Landstreitkräfte umfangreiche nationale Unterstützung. Soldaten waren in Testzentren, Impfstraßen und bei der Koordination der Patientenverteilung zwischen Krankenhäusern im Einsatz. Sie unterstützten Tafeln bei der Lebensmittelverteilung und übernahmen vielfältige logistische Aufgaben zur Pandemiebekämpfung. Diese sichtbaren Einsätze im eigenen Land führten zu einer deutlich gestiegenen Wertschätzung der Streitkräfte in der niederländischen Bevölkerung. Das von Wijnen aufgebaute Territoriale Operationszentrum koordinierte diese nationalen Hilfseinsätze und demonstrierte die Fähigkeit der Landstreitkräfte, auch in zivilen Krisen eine zentrale Rolle zu spielen. Parallel dazu waren niederländische Landstreitkräfte unter Wijnens Kommando bei Naturkatastrophen wie den Überschwemmungen in Zuid-Limburg mehrfach im Einsatz.[14]

Modernisierung und Aufrüstung

Ein Schwerpunkt von Wijnens Amtszeit war die umfassende Modernisierung der niederländischen Landstreitkräfte. Nach Jahren der Kürzungen erhielten die Streitkräfte wieder größere Budgets, die Wijnen strategisch für den Aufbau von Kampfkraft und Abschreckungsfähigkeit einsetzte. Dabei stand die Wiederherstellung der Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung im Vordergrund.[14]

Unter seiner Führung wurden neue Waffensysteme eingeführt und bestehende modernisiert. Die Landstreitkräfte erhielten neue Fahrzeuge, verbesserte Kommunikationssysteme und modernste Ausrüstung. Besonders wichtig war der Ausbau der Panzerkapazitäten, nachdem die Niederlande zeitweise völlig auf Kampfpanzer verzichtet hatten.[12]

Die neue Ausrichtung spiegelte sich auch in einer veränderten Ausbildung wider. Wijnen legte großen Wert darauf, dass die Soldaten wieder für hochintensive Gefechte ausgebildet wurden, ohne dabei die Fähigkeiten für Stabilisierungsoperationen und Friedenseinsätze zu vernachlässigen.[16][17]

Deutsch-niederländische Kooperation

Eines der wichtigsten Vermächtnisse Wijnens Amtszeit ist die Vertiefung der deutsch-niederländischen Militärkooperation. Aufbauend auf der bereits 2016 begonnenen Integration der 43. Mechanisierten Brigade entwickelte er diese zu einem umfassenden Kooperationsmodell weiter.[18] Im November 2022 unterzeichneten Wijnen und der Inspekteur des deutschen Heeres Generalleutnant Alfons Mais die „Vision on German/Netherlands Army Cooperation“, die die Zusammenarbeit auf eine neue strategische Grundlage stellte. Diese Vision formulierte das Prinzip „organize as you fight“ und zielte darauf ab, Reibungsverluste in gemeinsamen Operationen zu minimieren.[19]

Die Kooperation umfasste nicht nur die Integration von Truppenteilen, sondern auch gemeinsame Ausbildung, Beschaffung und Doktrinentwicklung. Wijnen sah in dieser engen Zusammenarbeit ein Modell für die Zukunft der europäischen Verteidigung und einen wichtigen Baustein zur Stärkung des europäischen Pfeilers in der NATO.[18] Für seine Verdienste um die deutsch-niederländische Zusammenarbeit wurde Wijnen 2024 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Diese hohe deutsche Auszeichnung würdigte seinen außergewöhnlichen Beitrag zur Integration beider Armeen und zur Stärkung der europäischen Sicherheitsarchitektur.[20]

Internationale Einsätze und NATO-Beiträge

Unter Wijnens Führung waren die niederländischen Landstreitkräfte in verschiedenen internationalen Operationen aktiv. Ein wichtiger Beitrag war die Stationierung von Patriot-Luftabwehrsystemen in der Slowakei als Teil der NATO-Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Niederländische luftbewegliche Einheiten wurden zusammen mit französischen Truppen für die verstärkte Vorwärtspräsenz in Rumänien eingesetzt.[14]

Besonders bedeutsam war der niederländische Beitrag zur Unterstützung der Ukraine. Unter Wijnens Verantwortung lieferten die Niederlande militärisches Material und Munition an die ukrainischen Streitkräfte. Gleichzeitig bildeten niederländische Ausbilder ukrainische Soldaten im Vereinigten Königreich aus, die anschließend direkt an die Front zurückkehrten.[14] Wijnen sah diese internationale Präsenz als wesentlichen Bestandteil der niederländischen Sicherheitsstrategie.[17]

Die „Zeitenwende“ und ihre Auswirkungen

Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 markierte einen fundamentalen Wendepunkt in Wijnens Amtszeit. Er erkannte früh die historische Bedeutung dieses Moments und passte die Strategie der niederländischen Landstreitkräfte entsprechend an.[15] In verschiedenen Reden, insbesondere bei der deutschen Generalstagung 2023 in Dresden, analysierte Wijnen die Auswirkungen der „Zeitenwende“ auf die europäische Sicherheitsarchitektur. Er betonte, dass der Krieg in der Ukraine die Notwendigkeit einer starken Abschreckung und der Fähigkeit zur territorialen Verteidigung dramatisch unterstrichen habe.[21][22]

Parade während der Übergabe des Kommandos über die Königlich Niederländischen Landstreitkräfte von Generalleutnant Martin Wijnen an Ranggenossen Jan Swillens (2024)

Wijnen warnte die niederländische Gesellschaft eindringlich vor der Bedrohung durch Russland. In einem Interview mit De Telegraaf Ende 2023 erklärte er: „Die Niederlande sollten ernsthaft Angst vor einem Krieg haben, und unsere Gesellschaft sollte sich darauf vorbereiten.“ Er forderte, dass die Niederlande dem Beispiel Schwedens, Finnlands und der baltischen Staaten folgen sollten, die aufgrund ihrer Nähe zu Russland besser vorbereitet seien.[15]

Abschied und Würdigung

Wijnens Amtszeit endete am 8. März 2024 mit einer großen Zeremonie auf dem Gelände der KMA in Breda. Die Kommandoübergabe an seinen Nachfolger Jan Swillens, der zeitgleich zum Generalleutnant befördert wurde, fand vor einem großen Publikum statt, darunter die damalige Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren, internationale Militärvertreter und Familienmitglieder. In ihrer Abschiedsrede würdigte Ollongren Wijnens Leistungen für die Transformation der Landstreitkräfte. Sie hob hervor, dass er seine Antrittsvisision einer Landmacht, die leistet, zusammenarbeitet und einen attraktiven Arbeitsplatz bietet, erfolgreich umgesetzt habe. Für seine Verdienste wurde er zum Offizier des Ordens von Oranien-Nassau mit Schwertern ernannt.[12]

Generaldirektor von Rijkswaterstaat (seit 2024)

Amtsantritt und neue Herausforderungen

Am 1. Januar 2024 wechselte Martin Wijnen vom Verteidigungsministerium zum Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, wo er das Amt des Generaldirektors von Rijkswaterstaat (RWS), einer niederländischen Behörde für Bau und Unterhalt von Straßen und Wasserwegen, übernahm. Diese Ernennung erfolgte nach einem umfassenden Auswahlverfahren durch das Generaldirektorat für den Allgemeinen Verwaltungsdienst (ABD; Algemene Bestuursdienst) und das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft.[23] RWS ist eine der wichtigsten Behörden der Niederlande mit über 10.000 Mitarbeitern und der Verantwortung für das gesamte nationale Straßen-, Wasserstraßen- und Wassermanagementsystem. Die Organisation spielt eine existenzielle Rolle für die Niederlande, eines Landes, das zu großen Teilen unter dem Meeresspiegel liegt und auf effektives Wassermanagement angewiesen ist.[3]

Hintergrund und Qualifikationen

Wijnens Ernennung zum Generaldirektor war nicht überraschend, da seine militärische Ausbildung als Tiefbau- und Wasserbauingenieur an der Königlichen Militärakademie (KMA) eine ideale Grundlage für diese Position darstellte. Seine Expertise in der Führung großer Organisationen, kombiniert mit seinem technischen Hintergrund und seiner Erfahrung in der Verwaltung, machten ihn zu einem geeigneten Kandidaten für diese anspruchsvolle Aufgabe.[4][3]

Jan Hendrik Dronkers, Staatssekretär des Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, betonte bei der Bekanntgabe der Ernennung: „Martin verfügt über den richtigen Hintergrund und die richtige Erfahrung, um die herausfordernde Aufgabe, vor der Rijkswaterstaat und das IenW-Ministerium stehen, in gute Bahnen zu lenken. Es gibt natürlich große Unterschiede zwischen den Landstreitkräften und RWS, aber die größten Herausforderungen bei RWS ähneln denen bei den Landstreitkräften: eine sich ständig verändernde Nachfrage nach dem, was die Organisation leisten muss, ein effizienter Einsatz von Menschen und Mitteln, und das alles bei einem angespannten Arbeitsmarkt.“[3]

Strategische Prioritäten und Vision

In seinem ersten Jahr als Generaldirektor hat Wijnen eine umfassende Vision für die Zukunft von RWS entwickelt. Seine Strategie konzentriert sich auf mehrere Schlüsselbereiche: Asset Management 2.0, klimaadaptives Arbeiten, Nachhaltigkeit, Daten- und Informationsversorgung sowie intelligente Mobilität.[24] Ein zentraler Aspekt seiner Vision ist die Transformation von Asset Management von einer Unterstützungsfunktion zum Kernprozess der Organisation. Wijnen argumentiert, dass in einem dicht bebauten Land wie den Niederlanden Asset Management nicht nur eine Hilfsfunktion, sondern der eigentliche Kern für Infrastruktureigentümer sein muss.[25]

Wijnen hat angemerkt, dass die größte Herausforderung für RWS im kommenden Jahrzehnt die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur sein wird. Mit einem jährlichen Bedarf von 2,4 Milliarden Euro für Wartung und Ersatz, der auf 3 Milliarden Euro ansteigen soll, steht die Organisation vor enormen logistischen, finanziellen und technischen Herausforderungen.[26][24]

Klimawandel und Anpassungsstrategien

Als Wasserbauingenieur und ehemaliger Militärführer bringt Wijnen ein tiefes Verständnis für die existenziellen Bedrohungen mit, die der Klimawandel für die Niederlande darstellt. Er betont die Notwendigkeit, dass RWS nicht nur auf aktuelle Herausforderungen reagiert, sondern proaktiv auf künftige Entwicklungen vorbereitet ist. Wijnen warnt vor der Gefahr, sich nur auf die heutigen Probleme zu konzentrieren: „Wir haben die Tendenz, uns auf das zu konzentrieren, was heute passiert, aber wir müssen weiter schauen. Wir müssen uns für emerging erupting technology öffnen... Rijkswaterstaat muss nicht nur zukunftsfähig sein im Hier und Jetzt, sondern auch im Dort und Später.“[24]

Die von ihm vorangetriebenen Anpassungsstrategien umfassen verbesserte Hochwasserschutzsysteme, nachhaltigere Bauweisen und die Integration neuer Technologien in die Infrastrukturplanung. Dabei legt er besonderen Wert darauf, dass Investitionen in die primäre Infrastruktur langfristig ausgelegt sind: „Was wir jetzt tun, muss noch 50 Jahre funktionieren.“[24]

Digitalisierung und Innovation

Ein weiterer Schwerpunkt Wijnens Arbeit ist die Digitalisierung von Rijkswaterstaat. Er merkt an, dass traditionelle Ansätze nicht ausreichen werden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Innovative Technologien, künstliche Intelligenz und verbesserte Datenanalyse sollen dabei helfen, die Effizienz der Organisation zu steigern und bessere Entscheidungen zu treffen.[26][24]

Bei der Kickoff-Veranstaltung „Enschede Slush’D 2024“ betonte Wijnen: „Innovative Technologie wird in den kommenden Jahren unverzichtbar sein.“ Er sieht in der Digitalisierung nicht nur ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung, sondern einen fundamentalen Wandel in der Art, wie Infrastruktur geplant, gebaut und gewartet wird.[26]

Internationale Zusammenarbeit

Wijnens internationale Erfahrung aus seiner Militärzeit nutzt er auch in seiner neuen Rolle. Im April 2025 führte er eine Rijkswaterstaat-Delegation in die USA, um die Partnerschaften mit dem United States Army Corps of Engineers und der Federal Highway Administration zu vertiefen. Diese Kooperationen konzentrieren sich auf Hochwasserschutz, Sturmflutbarrieren, naturbasierte Lösungen, Krisenmanagement, Asset Management und Wasserstraßeninfrastruktur. Wijnen sieht in diesen internationalen Partnerschaften einen wichtigen Weg, um Wissen und Innovation zu teilen und von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen.[27]

Auszeichnungen und Ehrungen

Übergabe des Ehrenzeichens für Verdienste in Bronze (2020)

Martin Wijnen hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhalten, die seine außergewöhnlichen Leistungen in militärischen und zivilen Bereichen würdigen.

Zu den bedeutendsten niederländischen Auszeichnungen gehört seine Ernennung zum Offizier des Ordens von Oranien-Nassau mit Schwertern im Jahr 2024. Diese hohe Auszeichnung wurde ihm von Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren bei seiner Verabschiedung als Kommandeur der Landstreitkräfte verliehen und würdigt seine herausragenden Verdienste für die niederländischen Streitkräfte und das Königreich.[12] Wijnen ist außerdem Träger verschiedener Einsatzmedaillen, darunter der niederländischen Gedenkmedaille für Friedensoperationen für seine Einsätze in Kambodscha, Bosnien und Herzegowina und Afghanistan. Das Ehrenzeichen für Verdienste (Ereteken voor Verdienste) in Bronze mit der Sculptuur Operationeel Optreden (SOO) wurde ihm für besondere Leistungen während operationeller Einsätze verliehen.[28]

Eine der bedeutendsten internationalen Auszeichnungen erhielt Wijnen 2024, als er mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde. Diese hohe deutsche Auszeichnung würdigte seine außergewöhnlichen Verdienste um die deutsch-niederländische Militärkooperation und die europäische Sicherheitsarchitektur. Die Verleihung fand in feierlichem Rahmen im Nationaal Militair Museum in Soesterberg statt, wobei Wijnen betonte, dass diese Auszeichnung das Ergebnis einer Teamleistung vieler Menschen auf beiden Seiten der Grenze sei. In seiner Dankesrede hob er hervor, dass die „deutsch-niederländische Kooperation und Integration zu einem leuchtenden Beispiel in Europa und der Welt geworden sei.“[20][29]

2022 wurde Wijnen in die International Hall of Fame des U.S. Army Command and General Staff College in Fort Leavenworth aufgenommen. Diese Ehrung würdigt CGSC-Absolventen, die durch Verdienst die Position eines Armee- oder Verteidigungsführers ihres Landes erreicht haben. Bei der Zeremonie sagte Wijnen: „Ich bin wirklich dankbar und demütig, vor Ihnen zu stehen. Dankbar, weil ich, wenn ich in diesen Hörsaal blicke, fast 90 verschiedene Nationen sehe, die sich als Verbündete oder Freunde betrachten und die gemeinsam danach streben, Frieden und Stabilität auf der ganzen Welt zu erhöhen.“ Er betonte die Bedeutung der amerikanisch-niederländischen Freundschaft für Frieden und Stabilität.[2]

Commons: Martin Wijnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Oud-Hattemer wordt hoogste baas Koninklijke Landmacht. RTV Hattem, 22. August 2019, abgerufen am 1. September 2025.
  2. a b c d e f CGSC inducts four officers into International Hall of Fame. Command and General Staff College Foundation, 15. April 2022, abgerufen am 1. September 2025.
  3. a b c d e Martin Wijnen directeur-generaal Rijkswaterstaat bij IenW. Directoraat-generaal Algemene Bestuursdienst (DGABD), 10. November 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  4. a b Militair Martin Wijnen wordt baas van Rijkswaterstaat. Binnenvaartkrant, Riomar, 11. November 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  5. Wim van der Ziel: “Portret” met Commandant Landstrijdkrachten Martin Wijnen. RTV Hattem, 28. September 2021, abgerufen am 1. September 2025.
  6. a b c d e f Brigadier Martin Wijnen. SAE Media Group, abgerufen am 1. September 2025.
  7. a b c A new chapter in German-Dutch co-operation. U.S. Army, 22. März 2016, abgerufen am 1. September 2025.
  8. a b 43 Mechanized Brigade. CurrentOps.com, abgerufen am 1. September 2025.
  9. Willem Dekker: Martin Wijnen gaf toekomst aan kazerne Assen en Leopardtanks. Vereniging Officieren Cavalerie, abgerufen am 1. September 2025.
  10. Martin Wijnen wordt directeur-generaal Rijkswaterstaat bij IenW. OTAR, 13. November 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  11. Wisselingen in militaire top. Korps Commandotroepen, 3. April 2019, abgerufen am 1. September 2025.
  12. a b c d Martin Bos: Ceremonie commando-overdracht C-LAS. DefensieFotografie, 8. März 2024, abgerufen am 1. September 2025.
  13. Jaap Wolting: KL in ’t kort: Nieuwe commandant voor de landmacht. Landmacht, 5. Juli 2019, abgerufen am 1. September 2025.
  14. a b c d e Landmachtcommandant Wijnen stapt over naar ministerie van Infrastructuur en Waterstaat. Defensie, 10. November 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  15. a b c Dutch Commander-in-Chief call on Netherlands to prepare for war with Russia. Yahoo, 28. Dezember 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  16. André Twigt: ‘Er is haast bij de transformatie’: CLAS-Infodagen 2023: blik op de toekomst. Landmacht, 8. Mai 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  17. a b Ronald Smit, Belinda Smeenk: Interview met de Commandant Landstrijdkrachten. Carré, 2023, abgerufen am 1. September 2025.
  18. a b Julian Binn: Niederländischer Besuch beim Deutschen Heer. AHA24x7.com, mediamixx, 21. November 2019, abgerufen am 1. September 2025.
  19. Alfons Mais: „Vision on German/Netherlands Army Cooperation”: Deutsch-Niederländische Kooperation tritt in eine neue Phase ein. In: InfoBrief Heer. Jg. 28, Nr. 1. Bonn 2023, S. 1 f. (fkhev.de [PDF]).
  20. a b Bekanntgabe der Ordensträgerinnen und Ordensträger. Bundespräsidialamt, 1. August 2024, abgerufen am 2. September 2025.
  21. Martin Wijnen et al.: Die Zeitenwende und ihre Auswirkungen auf die Königlich Niederländischen Landstreitkräfte. In: InfoBrief Heer. Jg. 28, Nr. 5. Bonn 2023, S. 1–2, 4–6 (fkhev.de [PDF]).
  22. Bas Steenbrugge et al.: The Zeitenwende and its implications for the Royal Netherlands Army. Militaire Spectator, 7. November 2023, abgerufen am 2. September 2025.
  23. Profil von Martin Wijnen auf der Website von Rijkswaterstaat, abergufen am 2. September 2025.
  24. a b c d e 'We moeten vooruitkijken'. Strategische Verkenningen Kraaiennestdag, 2024, abgerufen am 2. September 2025.
  25. Rijkswaterstaat and Asset Management. Oxand, abgerufen am 2. September 2025.
  26. a b c Elcke Vels: Dutch infrastructure under pressure. Rijkswaterstaat director: Urgent need for innovative technology. IO+, 4. September 2024, abgerufen am 2. September 2025.
  27. Rijkswaterstaat delegation visits the United States. Rijkswaterstaat, 6. Mai 2025, abgerufen am 2. September 2025.
  28. Jaap Wolting: KL in ’t kort: Opnieuw militairen naar Erbil. Landmacht, 6. Oktober 2020, abgerufen am 2. September 2025.
  29. Martin Wijnen: A wonderful evening with the top leadership. LinkedIn Corporation, abgerufen am 2. September 2025.