Martin Feuchtwanger

Gedenktafel am Geschäftshaus Rudolf-Breitscheid-Straße 10, Halle (Saale)
Stolperstein für Martin Feuchtwanger in Halle

Martin Mosche Feuchtwanger (geboren 18. Dezember 1886 in München; gestorben 9. November 1952 in Tel Aviv) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Verleger, der vor allem in den 1920er und frühen 1930er Jahren bekannt wurde.

Leben

Feuchtwanger war zunächst Redakteur, dann Chefredakteur der Saalezeitung und in der Folge Gründer und Leiter des Fünf-Türme-Verlages in Halle.

1933 flüchtete er nach Prag und übernahm dort einen weiteren Verlag, indem er als Mantel mit einer bestehenden Konzession den dort stillliegenden Verlag Gustav Neugebauer verwendete. Nach dem in der Tschechoslowakei geltenden Recht durften Nichtstaatsangehörige nämlich keine eigene Firma gründen. Die ursprüngliche Betreiber-Familie Neugebauer, die in Prag den Verlag (und eine Buchhandlung) besessen hatte, hatte die Tschechoslowakei schon 1919 nach Salzburg verlassen, wo sie die Meyrische Buchhandlung übernahm. Im Verlag Gustav Neugebauer in Prag brachte Feuchtwanger ab 1934 vier erfolgreiche Buchserien heraus. Bald schon wurde die Auslandsabteilung des deutschen Börsenvereins auf diesen Exilantenverlag aufmerksam (auch durch Denunzierung der Konkurrenz). Die Staatsanwaltschaft Leipzig war bei der Suche nach Exilanten-Literatur auch in Prag tätig geworden. Bei einer Befragung im September 1936 distanzierte sich der Mitbesitzer des Verlages Arthur Heller von Martin Feuchtwanger. Während seiner Zeit in Prag war Feuchtwanger auch in Paris als Verleger tätig geworden (Edition Olympia). Er flog deswegen alle paar Monate von Prag nach Paris.

Feuchtwanger wurde im Juni 1938 von Hitlerdeutschland ausgebürgert.[1] Er flüchtete daraufhin nach Palästina und betrieb in Tel Aviv den Exilverlag Edition Olympia weiter.[2]

Martin Feuchtwanger war der jüngere Bruder von Lion und Ludwig Feuchtwanger.

Werke (Auswahl)

  • Zukunft ist ein blindes Spiel. Erinnerungen, München 1989 (mehrere Auflagen)

Literatur (Auswahl)

  • Heike Specht: Die Feuchtwangers: Familie, Tradition und jüdisches Selbstverständnis im deutsch-jüdischen Bürgertum des 19. und 20. Jahrhunderts, Wallstein Verlag, 2006
  • Robert Schmitt Scheubel, Martin Feuchtwanger Essais und Kritiken, consassis-Verlag, 2019, ISBN 978-3-937416-62-5
  • Feuchtwanger, Martin. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare, 2011, S. 72f.
  • Klaus G. Saur: Feuchtwanger, Martin Mosche. In: Karin Peter, Gabriele Bartelt-Kircher, Anita Schröder (Hrsg.): Zeitungen und andere Drucksachen. Die Bestände des Dortmunder Instituts für Zeitungsforschung als Quelle und Gegenstand der Forschung. Klartext-Verlag, Essen 2014, ISBN 978-3-8375-1015-7, S. 457.
  • Gustav Neugebauer Verlag (Verlag Martin Feuchtwanger), Prag; in "Böhmische Verlagsgeschichte 1919–1945; http://www.boehmischeverlagsgeschichte.at/boehmische-verlage-1919-1945/gustav-neugebauer-verlag/
  • Feuchtwanger, Martin Moshe, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München: Saur, 1980, S. 172

Einzelnachweise

  1. Feuchtwanger, Martin, in: Michael Hepp (Hrsg.): Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–45 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen. Band 1: Listen in chronologischer Reihenfolge. München: Saur, 1985, S. 56
  2. Roland Jaeger: Martin Feuchtwanger und sein Exilverlag Edition Olympia in Tel Aviv. In: Aus dem Antiquariat. NF 14; 2 (2016), S. 75–88.