Martha Neumark

Martha Neumark, 1921

Martha Neumark (* 1904 in Berlin, Deutschland; † 1981 in Vereinigte Staaten) war die erste jüdische Frau, die als Studentin an einer amerikanischen Rabbinerschule aufgenommen wurde.[1]

Leben und Werk

Neumark war das zweite von drei Kindern von Dora Neumark (geborene Turnheim) und David Neumark. 1907 emigrierte sie mit ihren Eltern aus Berlin in die USA, wo ihr Vater eine Professur für Philosophie am Hebrew Union College (HUC) in Cincinnati erhielt. Sie begann 1918 ihr Rabbinerstudium am HUC. 1920 beantragte sie die Erlaubnis, während der bevorstehenden Hohen Feiertage als Rabbinerin in Ausbildung tätig sein zu dürfen. Angesichts der Möglichkeit, dass sie als Tochter eines Fakultätsmitglieds ihr Studium fortsetzen und sich für die Ordination bewerben könnte, befassten sich 1922 der Verwaltungsrat und die Fakultät des HUC sowie die Central Conference of American Rabbis (CCAR), der Dachverband der Rabbiner der Reformbewegung, mit der Frage, ob die Ordination weiblicher Rabbiner grundsätzlich genehmigt werden sollte. Die Fakultät war sich einstimmig einig, dass diese Neuerung mit den integrativen und fortschrittlichen Grundsätzen der Reformbewegung vereinbar sei und anderen von der Bewegung akzeptierten großen Brüchen mit der Tradition gleichkomme. Die Erörterung dieses Themas auf dem CCAR-Kongress 1922 war besonders bemerkenswert, da die Delegierten beschlossen, Zuhörerinnen, hauptsächlich Ehefrauen der anwesenden Rabbiner, in die Diskussion einzubeziehen.[2][3]

1922 nahmen Neumark und ihr Vater an einer Konferenz der Central Conference of American Rabbis (CCAR) teil. Es gelang ihr, die CCAR von der Ordination von Rabbinerinnen zu überzeugen. Am 30. Juni 1922 stimmte die CCRA mit 56 zu 11 Stimmen dafür, das grundsätzliche Recht der Frauen, Rabbiner zu werden, zu bekräftigen. Die Abstimmung fand im Rahmen der Jahresversammlung der CCAR in einem Resort in Cape May in New Jersey statt.[4]

Trotz des CCAR-Beschlusses wurde Neumark nie ordiniert. Der Verwaltungsrat des Colleges beschloss im Februar 1923, die Ordination von Frauen zu verbieten, da hierfür keine praktische Notwendigkeit bestand. Zwar stimmten zwei Rabbinermitglieder für die Ordination von Frauen, aber sechs Laien lehnten sie ab. Neumark verließ die HUC nach siebeneinhalb Jahren des neunjährigen Lehrplans und mit einem Zertifikat, das sie dazu berechtigte, als Direktorin einer Hebrew Union College New York Teachers School zu arbeiten.[5]

1925 heiratete sie Henry Montor, mit dem sie einen Sohn bekam und von dem sie sich 1956 scheiden ließ. Mit ihrer Familie zog sie nach New York City. Anfang der 1940er Jahre war Neumark leitende Herausgeberin des Independent Jewish Press Service. Nach der Geburt ihrer Tochter 1942 erwarb sie am Teachers College der Columbia University einen Master-Abschluss in Musik.[6]

Erst fast 50 Jahre später wurde Sally Priesand 1972 die erste Rabbinerin in den USA.[7]

Literatur

  • Pamela S. Nadell: Women Who Would Be Rabbis: A History of Women's Ordination 1889-1985. Boston: Beacon Press, 1998.
  • Colleen McDannell: Religions of the United States in Practice, Band 2. Princeton University Press, 2001, S. 392, ISBN 978-0691010007.
  • K. M. Olitzky, L. Sussman, M. Stern: Reform Judaism in America: A Biographical Dictionary. 1993, S. 1–2.
  • E. M. Umansky, D. Ashton: Four Centuries of Jewish Women's Spirituality: A Sourcebook. 1992, S. 184–86.
Commons: Martha Neumark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ray Frank - The First Woman Rabbi? - Women in the Rabbinate. Abgerufen am 24. August 2025 (englisch).
  2. Deutsche Biographie: Neumark, David - Deutsche Biographie. Abgerufen am 24. August 2025.
  3. Reform Judaism in the United States. 23. Juni 2021, abgerufen am 24. August 2025 (englisch).
  4. https://www.haaretz.com/jewish/2014-06-30/ty-article/.premium/this-day-reform-jews-back-women-rabbis/0000017f-dba2-df9c-a17f-ffba730e0000
  5. Reform rabbis debate women's ordination. Abgerufen am 24. August 2025 (englisch).
  6. Pamela S. Nadell: Women Who Would Be Rabbis: A History of Women's Ordination 1889-1985. Beacon Press, Boston 1998.
  7. Dalia Taft: Jewish Beauty to be Only Woman Rabbi | JLife OC. 30. Juni 2021, abgerufen am 24. August 2025 (amerikanisches Englisch).