Hauptstaatsarchiv Weimar

Das Hauptstaatsarchiv Weimar ist das Ministerialarchiv des Freistaates Thüringen und das Archiv der Zentralbehörden des Herzogtums Sachsen-Weimar und der ernestinischen Vorgängerterritorien. Seit dem 13. Juli 2016 ist es eine Abteilung des Landesarchivs Thüringen, das der Thüringer Staatskanzlei untersteht.

Bestände und Standorte

Als das größte von sechs thüringischen Staatsarchiven verwahrt es rund 30 laufende Regalkilometer Urkunden, Amtsbücher, Akten, Zeichnungen, Karten und Risse sowie elektronische und andere Datenträger aus elf Jahrhunderten deutscher Geschichte.

Das Archiv ist auf zwei Standorte in Weimar verteilt:

Das Hauptstaatsarchiv mit Archivbeständen bis 1920
Das ehemalige Marstallgebäude mit Archivbeständen ab 1920
Fassade zur Marstallstraße

Geschichte

Seinen Ursprung hat das Hauptstaatsarchiv 1547 in der Errichtung der Residenz der ernestinischen Linie des Hauses Wettin in Weimar. Vorläufer waren das Gemeinschaftliche Hauptarchiv des Sachsen-Ernestinischen Gesamthauses und das Zentralarchiv des ernestinischen Herzogtums Sachsen-Weimar sowie das Großherzogliche Hausarchiv. Für das 1920 gegründete Land Thüringen war das Weimarer Staatsarchiv das Landeshauptarchiv, das auf der Grundlage der Thüringischen Archivordnung von 1932 für alle zentralen Landesbehörden sowie für nachgeordnete Einrichtungen in den Städten Jena und Weimar und den Landkreisen Stadtroda und Weimar zuständig war.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Marstallgebäude als Gestapo-Gefängnis genutzt, wo Gefangene grausam gefoltert und ermordet wurden. Schon 1936 wurden zwei Kellerräume zu Zellen ausgebaut. Immer mehr Kellerräume kamen entgegen der Bestimmungen des Baurechts dazu, bis schließlich der gesamte Kellerbereich zu einem Zellentrakt umgestaltet war. 1938 wurde im Innenhof eine Baracke mit zwölf Büroräumen und einem Verhörzimmer mit Doppelwand errichtet. Im Remisenbau wurden weitere zwölf Zellen durch Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald eingerichtet. In das Gestapo-Gefängnis wurden unter anderem Häftlinge – unter anderem aus dem KZ Buchenwald – gebracht, um von ihnen unter Folter Informationen zu erpressen. Ab 1942 diente die ehemalige Reithalle im Innenhof des Marstalls als Sammellager für Juden, die von dort nach Auschwitz und Theresienstadt deportiert wurden. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die gefangen gehaltenen Insassen des Marstall-Gefängnisses im Webicht umgebracht. Zu DDR-Zeiten wurde am Hofeingangstor mit einer Gedenktafel der im Marstall ermordeten Antifaschisten gedacht. Bei der Einrichtung des Staatsarchivs wurde in den Kellerräumen eine Ausstellung zur NS-Geschichte des Marstalls eingerichtet.[1]

Nach der Verwaltungsreform von 1952 war es bis zur Wende 1990 nur noch für die bezirklichen Verwaltungseinrichtungen und Staatsbetriebe des Bezirkes Erfurt zuständig. Die Grundlage der Tätigkeit des heutigen Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar bildet das Archivgesetz des Freistaates Thüringen von 1992.

Direktoren, Abteilungsleiter und Archivare (Auswahl)

Direktoren:

Abteilungsleiter der Abteilung im Landesarchiv Thüringen:

Archivare:

Literatur

  • Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500–1945. Band 1: Verzeichnis nach ihren Wirkungsstätten. Saur, München u. a. 1985, ISBN 3-598-10530-4.
  • Thüringer Archivarverband (Hrsg.): Lebensbilder Thüringer Archivare. Rudolstadt 2001, ISBN 3-00-007914-9.
Commons: Hauptstaatsarchiv Weimar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv Thüringen: Beitrag des Weimarer Radiosenders „Radio Lotte“ zur Befreiung des KZ Buchenwald am 11. April 2025. 5. Mai 2025, abgerufen am 15. September 2025.