Markus Grasl

Propst Markus Grasl
Wappen Markus Grasls als Propst des Stiftes Reichersberg

Markus Grasl CanReg (* 26. August 1980 in Pitten-Inzenhof, Österreich als Stefan Grasl) ist ein österreichischer römisch-katholischer Ordenspriester. Seit 2016 ist er Prälat und 74. Propst sowie 16. Lateranensischer Abt des Stiftes Reichersberg.

Leben

Stefan Grasl wuchs in der Pfarre Pitten auf, die seit 1456 dem Stift Reichersberg inkorporiert ist. Nach seiner Matura an der HTL Wiener Neustadt im Fachbereich Energietechnik und Leistungselektronik trat er 2001 in das Noviziat des Augustinerchorherrn-Stiftes Reichersberg ein. Im Jahr 2006 legte er in die Hände von Propst Werner Thanecker die ewige Profess ab. Den Studien der katholischen Theologie an der Universität Salzburg folgten die Diakonenweihe 2009 sowie die Priesterweihe durch Bischof Alois Schwarz 2010. Bis 2015 wirkte Grasl seelsorglich in diversen Stiftspfarren, unter anderem in Reichersberg und Kirchdorf am Inn.[1]

Am 13. Mai 2016 wählte das Kapitel der Chorherrn von Stift Reichersberg, unter dem Vorsitz des Propstes von Stift Vorau, Prälat Gerhard Rechberger, Grasl zu seinem 74. Propst. Er folgte Gerhard Eichinger nach, der das Stift seit 2011 als Administrator leitete. Die Abtsbenediktion empfing er am 21. August 2016 durch den Diözesanbischof von Linz, Manfred Scheuer, in der Stiftskirche von Reichersberg.[2]

Propst Markus Grasl ist Pfarrer von Kirchdorf am Inn, Mörschwang und St. Georgen bei Obernberg am Inn.

Mit 1. Oktober 2022 wurde Grasl zum Apostolischen Kommissar des Augustiner-Chorfrauen Klosters Goldenstein ernannt.[3]

Am 11. Jänner 2024 wurde Propst Markus beim Generalkapitel der Österreichischen Chorherren-Kongregation im Stift St. Florian zum Konvisitator (Stellvertreter des Generalabtes) gewählt.[4]

Kritik

Propst Markus Grasl wird vorgeworfen, drei Nonnen gegen deren ausdrücklichen Willen in ein Altersheim verlegt zu haben. Außerdem sollen 50.000 € verschwunden sein und die Konten der Nonnen wurden für deren Zugriff gesperrt.[5][6] Den drei Nonnen war zuvor notariell beglaubigt versprochen worden, ihren Lebensabend im Kloster Goldenstein verbringen zu dürfen. In demselben Schreiben wurde ein kleiner Absatz hinzugefügt, dass es keine Gewährleistung für dieses Versprechen gebe. Die Nonnen seien darüber jedoch nicht aufgeklärt worden und hätten gutgläubig unterschrieben.[7]

Ergänzend ist zu erwähnen, dass sich die drei Schwestern an Propst Markus Grasl gewandt und ihn als Oberen ausgewählt haben, da nach Kirchenrecht eine Klostergemeinschaft aus drei Personen nicht mehr selbständig bestehen kann.[8]

Die Überstellung in das Altersheim sei laut den Schwestern völlig überraschend gewesen. Nach einem Krankenhausaufenthalt sei Schwester Bernadette ohne ihr Wissen und ohne ihr Einverständnis in ein Altersheim überstellt worden. Propst Markus Grasl habe sie dort besucht, um ihr klar zu machen, dass sie im Altersheim bleiben müsse. Sie habe den Propst dabei klar gesagt, dass sie zurück in ihr Kloster möchte. Schwester Regina soll ebenfalls nach einem Krankenhausaufenthalt ins Altersheim gebracht worden sein. Schwester Rita wurde zu einer Tagung nach Deutschland beordert. Sie wurde im Anschluss an diese Tagung abgeholt und völlig überraschend beim Altersheim abgesetzt. Sie sei vorab nicht darüber informiert worden. Auf der Rückfahrt war sie laut eigenen Angaben davon überzeugt gewesen, dass man sie ins Kloster zurückbringen werde.[7]

Propst Markus Grasl soll die Schwestern um eine Unterschrift gebeten haben, um Zugriff auf deren Vermögen zu bekommen. Die Schwestern gaben an, dass sie dies ebenfalls gutgläubig unterschrieben hätten. Als sie jedoch eines Tages einen kleinen Betrag abheben wollten, um Stoffe zu kaufen, sei der Kontozugriff gesperrt gewesen. Auf dem Konto sollen sich ca. 400 000 € befunden haben. Nach dem unfreiwilligen Auszug aus dem Kloster sollen sofort alle Schlösser getauscht worden sein. Die Schwestern konnten das Kloster also nicht mehr betreten. Damit war es den Schwestern nicht einmal möglich, ihre persönlichen Dokumente abzuholen. Auch ca. 50000 € Barvermögen konnten nicht abgeholt werden und sind seither verschwunden.[7]

Mitglieder eines Ordens leben nach dem Armutsgelübte und verfügen über kein Vermögen. Eingebrachte Vermögenswerte werden vom Orden verwaltet. Dies gilt auch für Einkommen, welche Mitglieder eines Ordens - z.B. für ihre Tätigkeit als Lehrkräfte einer Schule - erwirtschaften.[9]

Propst Markus Grasl äußerte sich nur teilweise zu diesen Vorwürfen. Er gab an, dass die Schwestern aufgrund ihrer prekären gesundheitlichen Situation nicht mehr im Kloster leben könnten. Auch die Räumlichkeiten des Klosters seien nicht auf die gesundheitlichen Bedürfnisse der Schwestern ausgelegt.[10] Die Schwestern widersprechen dieser Darstellung und geben an, dass sie noch in der Lage seien, ihr Leben außerhalb des Altersheims zu bewältigen.[5] Auch soll das Kloster vor dem unfreiwilligen Auszug der Nonnen sehr gut ausgestattet gewesen sein. Es seien nach dem Auszug Umbaumaßnahmen durchgeführt worden, die einen Widereinzug erschwerten. So sollen beispielsweise die Sanitäranlagen und ein Aufzug rückgebaut worden sein.[7]

Commons: Markus Grasl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klemens Pillhofer: Neuer Propst in Stift Reichersberg. In: Diözese Linz. 13. Mai 2016, abgerufen am 16. September 2025.
  2. Scheuer weiht neuen Abt Grasl. In: katholisch.at. 22. August 2016, abgerufen am 29. Januar 2021.
  3. Augustiner Chorfrauen Goldenstein. In: stift-reichersberg.at. 20. November 2022, abgerufen am 20. November 2022.
  4. Wahl des Generalabtes der Augustiner Chorherren am 11.01.2024. In: stift-reichersberg.at. Abgerufen am 16. September 2025.
  5. a b Christine Baumgartner: Protest nach „Hinauswurf“: Nonnen besetzen Kloster. In: salzburg.ORF.at. 4. September 2025, abgerufen am 6. September 2025.
  6. Nikolaus Klinger: Heim statt Kloster: „Leben im Kloster war für Nonnen nicht vertretbar“. In: krone.at. 19. August 2025, abgerufen am 6. September 2025.
  7. a b c d Edith Meinhart: #213 Die Nonnen von Goldenstein #1 „Unsere Menschenrechte werden mit Füßen getreten“. (mp3-Audio; 32 MB; 32:25 Minuten) In: Dunkelkammer. 7. August 2025, abgerufen am 16. September 2025 (Zusammenfassung; html).
  8. Causa Goldenstein: Propst appelliert an Vernunft der Ordensfrauen. In: katholisch.at. 5. September 2025, abgerufen am 14. September 2025.
  9. Diözese Linz. Abgerufen am 16. September 2025.
  10. Stellungnahme Propst Markus Grasl zum Auszug der „Goldenstein-Schwestern“ aus der Seniorenresidenz und der nicht abgesprochenen Rückkehr ins Kloster Goldenstein. In: stift-reichersberg.at. 4. September 2025, abgerufen am 6. September 2025.