Marion Kracht

Marion Kracht, 2014

Marion Bettina Kracht (* 5. Dezember 1962 in München) ist eine deutsche Schauspielerin, Sprecherin, Theaterregisseurin und Autorin.

Leben und Karriere

Herkunft, Anfänge und Ausbildung

Kracht wurde 1962 als Tochter des Dramaturgen und Künstlers Fritz-André Kracht (1926–2005) und der Journalistin Gerda Wehner (1927–2009) in München geboren, wo sie zusammen mit ihren beiden älteren Brüdern auch ihre Kindheit und Jugend verbrachte.[1] Erstmals vor der Kamera stand sie bereits mit fünf Jahren für einen Fernsehfilm.[1] Als Siebenjährige spielte sie in den Kinderserien Das feuerrote Spielmobil und Babbelgamm mit, mit neun Jahren moderierte sie eine Kindernachrichtensendung.[1] 1978 war sie als junge Barbara in Franz Josef Gottliebs Horrorfilm Lady Dracula zu sehen. Im Alter von 14 Jahren erhielt sie ihre erste größere Rolle als heranwachsende Tony Buddenbrook in der Fernsehverfilmung von Thomas Manns Roman Buddenbrooks.[1] Ihr Bruder Claudius spielte in der Verfilmung den jungen Christian Buddenbrook.

Von 1982 bis 1984 nahm sie bei Ursula Neureuther in München Schauspielunterricht, 1988 besuchte sie die Herbert-Berghoff-Schauspielschule in New York.[1] Außerdem absolvierte sie von 1991 bis 1995 eine Weiterbildung für Improvisation bei Keith Johnstone in Berlin. Ab 1998 nahm sie Unterricht für Stimmbildung bei Annette Goeres und arbeitete mit verschiedenen Coaches u. a. Sigrid Andersson, Jens Roth, Frank Betzelt zusammen.

Film und Fernsehen

1982, zu Beginn ihrer Schauspielausbildung, gelang Kracht an der Seite von Jochen Schroeder in einer der beiden Titelrollen in der Fernsehserie Christian und Christiane der Übergang zur Erwachsenendarstellerin.[1] Einem breiten Publikum wurde sie 1985 mit ihren festen Hauptrollen in den ZDF-Familienserien Diese Drombuschs und Ein Heim für Tiere bekannt. Zwischen 1985 und 1998 war sie zudem in verschiedenen Gastrollen der populären Krimiserie Derrick zu sehen. Darüber hinaus spielte sie zur selben Zeit auch über mehrere Folgen in Die Schwarzwaldklinik die Rolle der Franziska Minsinger, eine junge Frau, die in die Klinik eingeliefert wurde, kurz vor der Entbindung stand und den Vater ihres Kindes nicht heiraten wollte. Beim ZDF erhielt sie in der Folgezeit mehrere Engagements in verschiedenen Fernsehserien- und reihen, etwa als Marlene neben Walter Plathe im ZDF Schauspieler-Special (1993), an der Seite von Mathieu Carrière als Verena Westfal in Freunde fürs Leben (1993 bis 1999), zusammen mit Hans Teuscher als Susanne in Der Nelkenkönig (1994) und die Hauptrolle der Landwirtin Frauke Marten in Hallo Robbie! (2001 bis 2009).

Danach folgten einige Hauptrollen bei der ARD. In der neunteiligen Fernsehreihe Familie Sonnenfeld spielte sie von 2005 bis 2009 die Hauptrolle der Regensburger Juristin Christina „Tina“ Sonnenfeld. Von 2006 bis 2012 spielte sie in Liebe, Babys und ein großes Herz die Hebamme Antonia Hellmann, die leidenschaftlich für die Homöopathie eintritt.[2] Von 2021 bis 2024 spielte Kracht eine durchgehende Rolle an der Seite von Katrin Sass und Rikke Lylloff in der ARD-Fernsehreihe Der Usedom-Krimi als Patrizia Norgaard, der an Krebs erkrankten Mutter der Kriminalhauptkommissarin Ellen Norgaard.

Theater

1986 gab Kracht ihr Bühnendebüt am Contra-Kreis-Theater in Bonn. Gastengagements führten sie unter anderem an das Renaissance-Theater Berlin, die Komödie im Bayerischen Hof und die Bad Hersfelder Festspiele. Ab 1992 spielte sie bei der Theater-Tournee von George Bernard Shaws Pygmalion über 250 Mal die Rolle der armen Blumenverkäuferin Eliza Doolittle bei den Theatergastspielen Kempf. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ihre Darstellung der gehörlosen Sarah in der Theater-Tournee Gottes vergessene Kinder, die den 1. Preis der INTHEGA erhielt.[3]

Wiederkehrend spielt Kracht an der Komödie am Kurfürstendamm. In der Spielzeit 2018/19 trat sie in der Bühnenfassung des Kinofilms Willkommen bei den Hartmanns als Heike Broscher auf.[4] In der Bühnenadaption von Und wer nimmt den Hund? war sie in der Spielzeit 2023/24 unter der Regie von Martin Woelffer neben Michael Roll in der Hauptrolle der sich scheidenden Doris Lehnert zu sehen.[5] 2025 gab sie in Die Dreigroschenoper ihr Debüt als Sängerin an der Oper Bonn in der Rolle der Mrs. Peachum.[6]

Sprechertätigkeiten

Kracht betätigt sich seit 1979 als Sprecherin von Hörspielen und verschiedener Werbespots.[7] In Otto Dübens dreiteiligen Hörspiel Alice in Oxford, das an Alice im Wunderland angelehnt ist, lieh sie der Titelfigur Alice Pleasance Liddell ihre Stimme.[8] Von 1988 bis 2003 sprach sie die Katze Bessie.[7] Bessie und Hund Bingo waren Animationsfiguren, die der Südwestrundfunk in seinen Werbeblöcken zwischen den einzelnen Spots im wöchentlichen Wechsel mit Äffle und Pferdle ausstrahlte.

Soziales Engagement

Seit Anfang der 1990er Jahre hat Kracht mehrere Patenschaften beim Kinderhilfswerk Plan International, ist dort Kuratoriumsmitglied, Fördermitglied bei der Berliner Tafel, Greenpeace, BUND, Deutsche Umwelthilfe und übernahm die Patenschaft für die Aktion Biobrotbox (2009–2011).[9][10][11]

Zudem engagiert sie sich für die Rechte Gehörloser Menschen.[3] Für ihr Soziales Engagement erhielt sie 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande.[3]

Privates

Kracht litt als Jugendliche wegen ihrer angeborenen Fehlbildung, drei Nieren zu besitzen, unter gesundheitlichen Problemen, was zu wiederkehrenden Koliken und Nierenbeckenentzündungen führte.[2]

Seit 1989 ist Kracht Vegetarierin, hat eine eigene Bio-Feinkostlinie entwickelt und ernährt sich überwiegend vegan.[12][13] Sie entwarf zwei vegane Kollektionen für Lana und ist Autorin von zwei vegetarischen Kochbüchern.[14][15] Marion Kracht lebt verheiratet mit dem Architekten Berthold Manns in Berlin und hat zwei Söhne.

Filmografie

Filme

Fernsehserien und -reihen

Hörspiele (Auswahl)

Auszeichnungen

Commons: Marion Kracht – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Marion Kracht im Munzinger-Archiv, abgerufen am 21. Juli 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. a b "Mit Homöopathie aufmischen" – Schauspielerin Marion Kracht im Interview. In: Homöopathie Online. 21. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  3. a b c Marion Kracht – Schlosspark Theater. In: schlossparktheater.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  4. Willkommen bei den Hartmanns. In: komoedie-berlin.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  5. Peter Zander: Szenen einer Ehe: „Und wer nimmt den Hund?“ In: Berliner Morgenpost. 14. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  6. Ursula Hartlapp-Lindemeyer: Brechts „Dreigroschenoper“ in der Oper Bonn als kurzweilige Satire auf die Oper. In: Das Opernmagazin. 10. April 2025, abgerufen am 10. April 2025.
  7. a b Werbesprecherin Marion Kracht. In: stimmgerecht.de. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  8. a b Thomas Rübenacker – Alice in Oxford. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  9. Marion Kracht – Plan. In: Plan.de. Plan, abgerufen am 9. September 2021.
  10. Paten der Bio-Brotbox. In: Bio-Brotbox.de. Bio-Brotbox, abgerufen am 9. September 2021.
  11. Annika Schönstädt: Marion Kracht – Engagement gegen die Oberflächlichkeit. In: morgenpost.de. Berliner Morgen Post, 1. August 2021, abgerufen am 9. September 2021.
  12. Kilian Dreißig: Marion Kracht im Interview zum Veganismus. (YouTube-Video, 3:05 min) In: vegpool.de. 10. Mai 2014, abgerufen am 22. Mai 2018.
  13. Paradiesisch schön… Schauspielerin Marion Kracht im Interview. In: peta50plus.de. PETA Deutschland e. V., abgerufen am 9. September 2021.
  14. Marion Kracht for Lana vereint Natur und Design. Lifestylesite.de, 14. Januar 2015, abgerufen am 9. September 2021 (deutsch).
  15. Ulrike Rensch: Marion Kracht kocht - lecker, vegetarisch und vegan. ecomoman.de, abgerufen am 9. September 2021.
  16. Ingrid Zahn – Klauen macht Spaß. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  17. Hans Werner Knobloch – Unverhofft kommt oft. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  18. Hugo Ball – Nero. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  19. Shirley Gee – Solange ich lebe, bestimmt nicht. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  20. Wladimir Gubarew – Der Sarkophag. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  21. Roderick Wilkinson – Das große Ding. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  22. Peter Jacobi, Gert Roland – Einmal Erleuchtung und zurück. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 24. Februar 2023.