Marine Vocabulary

Marine Vocabulary (deutsch Marine-Vokabular), gelegentlich auch als Popham-Code bezeichnet,[1] war ein Codebuch der Royal Navy, also der Kriegsmarine des Vereinigten Königreichs, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts verwendet wurde.

Unter anderem setzte es im Jahr 1805 Admiral Nelson während der Schlacht von Trafalgar ein und übermittelte damit seine Aufforderung England expects that every man will do his duty (deutsch „England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tun wird“). Hierbei steht „England“ als pars pro toto für das gesamte Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland.

Geschichte

Porträt von Sir Home Popham (1807)

Der britische Admiral Sir Home Popham (1762–1820) hatte dieses Wörterverzeichnis und dessen Verwendung vorgeschlagen und 1803 in seinem Buch Telegraphic Signals; or Marine Vocabulary beschrieben.[2]

Aufbau

Zur Übermittlung von Nachrichten enthielt das Codebuch, alphabetisch (lexikographisch) sortiert, einzelne Wörter und auch Satzteile sowie ganze Sätze, die im Marineverkehr häufig verwendet wurden. Diesen waren jeweils Zahlen zugeordnet. So wurde beispielsweise „England“ durch „253“ codiert.[3]

Aus praktischen Gründen verwendete man ein sogenanntes einteiliges Codebuch. Dabei sind die jeweiligen Begriffe und der dazugehörige Code gleichermaßen alphabetisch sortiert. So folgte hier beispielsweise auf das nach England im Verzeichnis folgende Wort enjoin (deutsch „befehlen“) die Nummer „254“, also die nach „253“ nächsthöhere Zahl. (Bei zweiteiligen Codebüchern hätte hier stattdessen eine beliebige andere Zahl gestanden. Die Zuordnung wäre also „verwürfelt“ gewesen. Solche Codes sind zwar kryptografisch stärker, jedoch in der praktischen Anwendung umständlicher, denn zur Rückumsetzung der Zahlen in die Wörter wird dann ein „inverses“ Codebuch, also ein zweiter Teil benötigt, in dem die Liste entsprechend der Zahlen numerisch sortiert ist. Bei einteiligen Codebüchern hingegen genügt ein einzelnes Verzeichnis.)

Außerdem waren auch den Buchstaben des lateinischen Alphabets einzelne Zahlen zugeordnet, um Begriffe, die im Verzeichnis fehlten, buchstabenweise codieren zu können:[4]

A B C D E F G H I K L M
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
N O P Q R S T V U W X Y Z
13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Zu beachten ist, dass hier die beiden Buchstaben I und J gleichgesetzt wurden. Der Code für J lautet also ebenfalls „9“. Außerdem wurde hier die Reihenfolge von U und V anders gewählt als gewohnt.

Verwendung

Die letzten Buchstaben „…UTY“ der Nachricht sowie das Schlusszeichen hier markiert auf dem Gemälde The Battle of Trafalgar von William Turner (1822)

Um Nachrichten zu übermitteln, suchte man als Erstes die entsprechenden Begriffe des Textes im Codebuch. Fehlten diese, dann war buchstabenweise zu codieren.

Es heißt, Nelson wollte ursprünglich „England confides that every man will do his duty“ („England vertraut darauf, dass …“) ausflaggen lassen. Sein Signaloffizier John Pasco (1774–1853) meldete ihm, dass das Wort „confides“ („vertraut darauf“) nicht im Buch vorhanden war und folglich hätte buchstabiert werden müssen. Gleichzeitig bat er ihn um Erlaubnis, stattdessen das Wort „expects“ („erwartet“) verwenden zu dürfen, das im Codebuch (mit der Nummer 269) enthalten war. Nelson stimmte zu.

Danach sind die den jeweiligen Zahlen entsprechenden Signalflaggen zu setzen. Dabei wurde der Howe-Code verwendet, der jeder der zehn Ziffern (0–9) eine markante Flagge zuordnet (siehe auch: Zuordnung beim Howe-Code).

Im Fall des Worts expects und dessen Nummer 269 wären dies:

Ziffernzuweisung
2 6 9

Nelsons Nachricht endete mit dem Wort „duty“ („Pflicht“), das nicht verzeichnet war und deshalb buchstabiert werden musste als:

Ziffernzuweisung
4 2 1 1 9 2 4

Literatur

Einzelnachweise

  1. Internationales Flaggenalphabet – Bedeutung als Kommunikationsmittel der Schifffahrt. Popham’s Code. In: Versandhaus Neumeyer-Abzeichen. 2025, abgerufen am 5. September 2025.
  2. Home Riggs Popham: Telegraphic signals; or Marine vocabulary. 1803 (englisch, archive.org [PDF; 2,3 MB]).
  3. Home Riggs Popham: Telegraphic Signals; or Marine Vocabulary. 1803, S. 19 (englisch, archive.org [PDF; 2,3 MB]).
  4. Home Riggs Popham: Telegraphic Signals; or Marine Vocabulary. 1803, S. 9 (englisch, archive.org [PDF; 2,3 MB]).