Marian Sokołowski

Marian Sokołowski (Fotografie)

Marian Sokołowski, auch Maryan Sokolowski, (geboren am 9. Januar 1839 in Czyżewo Kościelne in der Woiwodschaft Łomża; gestorben am 25. März 1911 in Krakau) war ein polnischer Denkmalpfleger, Kunsthistoriker und Professor der Jagiellonen-Universität.

Leben

Sokolowski wurde in Czyżewo im Königreich Polen geboren, das damals Teil des Russischen Kaiserreichs war. Er war ein Sohn des Gutsbesitzers Leopold Sokołowski und dessen Frau Dorota Barbara (geborene Wojna-Ośniałowska). Nach dem Abitur 1858 in Warschau studierte er an der Universität Berlin, der Universität Heidelberg (Philosophie) und von 1860 bis 1864 Rechtswissenschaften an der Sorbonne in Paris. Er begann sich bereits in Paris politisch zu engagieren. Er wurde in Polen geboren, das zu jener Zeit unter russischer Herrschaft stand, und nahm in Paris an den Feierlichkeiten zum Jahrestag des gescheiterten Novemberaufstands von 1830 teil und wurde Mitglied des kulturellen Kreises der sich um den Fürsten Adam Jerzy Czartoryski im Exil gebildet hatte. In dieser Zeit lernte er den Dichter Cyprian Kamil Norwid kennen, von dessen patriotischen Ansichten er beeinflusst wurde. 1863 unterbrach Sokołowski sein Jurastudium, um sich am Januaraufstand gegen die russische Herrschaft in Polen zu beteiligen und fungierte teilweise als Vertreter der polnischen Übergangsregierung in Lemberg. Die Niederschlagung des Aufstands veränderte Sokołowskis Einstellung, seine Freundschaft mit Norwid schwächte sich ab, und er engagierte sich nun für die konservative Partei. Sein politisches Engagement führte dazu, dass er 1868 nach Wien übersiedeln musste, wo er als österreichisch-ungarischer Staatsbürger vor der Auslieferung nach Russland geschützt war. Hier betätigte er sich als politischer Journalist und Handelsvertreter für den polnischen Adel. Er unternahm ausgedehnte Reisen in die Türkei und nach Asien.[1] Er war unter anderem Teilnehmer der wissenschaftlichen Reise des Grafen Karl Lanckoroński nach Kleinasien.

Sokołowski arbeitete während der Weltausstellung 1873 in Wien als Vertreter polnischer Unternehmen. Von hier aus unternahm er eine Reise nach Krakau und erkannte die dynamische Entwicklung der dortigen wissenschaftlichen Einrichtungen. Er beschloss daher an der Universität Wien bei Theodor von Sickel Geschichte zu studieren zu dessen Umfeld auch namhafte Kunsthistoriker gehörten. Rudolf Eitelberger, der im neu eröffneten Gebäude des Kaiserlichen Österreichischen Museums unterrichtete und Moritz Thausing, der zwischen 1865 und 1868 Vorlesungen über Allgemeine Geschichte und Kulturgeschichte an der Akademie der bildenden Künste hielt.

Wirken in Krakau

Es folgte der Umzug nach Krakau, wo sich Sokołowski dem Kreis des konservativen Journalisten, Politikers und Anwalts von Paweł Popiel (1807–1892) anschloss, der zugleich, einer der beiden Konservatoren der Zentralkommission für Galizien für die Untersuchung und Erhaltung von Baudenkmälern war.[1] Im Jahr 1877 promovierte er in Krakau zum Doktor der Philosophie und wurde 1878 als Privatdozent an der Jagiellonen-Universität. Seit 1882 hatte er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Krakau inne. Vom 23. Mai 1888 bis kurz vor seinem Tod war er dort als ordentlicher Professor der Kunstgeschichte an der k. k. Universität in Krakau tätig. Seinen frühen Studien der mittelalterlichen Ruinen von Ostrów Lednicki, die er veröffentlichte 1876 und seine Arbeit über den Maler Hans Sues von Kulmbach und sein Meister Jacopo de’ Barbari, war ein Beitrag zur Geschichte der Malerei im Übergang vom Mittelalter zur Renaissance und die künstlerischen Beziehungen zwischen Krakau und Nürnberg im 16. Jahrhundert. Er interessierte sich insbesondere für die polnische Kunst und wurde Direktor des Czartoryski-Museums, wo er unter anderem für die Erweiterung und Anordnung der Sammlung, sowie für die Einleitung einer wissenschaftlichen Inventarisierung verantwortlich war. Er war einer der Gründer und Leiter des Jan-Matejko-Hauses. Sokołowski sammelte und bewertete auch wertvolle Kunstobjekte und verfasste zahlreiche wissenschaftliche Schriften zur Kunsthistorie.[2] Neben seinen Haupttätigkeitsfeldern engagierte er sich aktiv bei Ausstellungen der zeitgenössischen Kunstbewegungen in Krakau. Er korrespondierte unter anderem zwischen 1886 und 1907 mit dem Kunsthistoriker Wilhelm von Bode.

Familie

Sokołowski war seit dem 2. Februar 1879 mit Maria (geborene Skrzyńska)[3] verheiratet mit der er vier Kinder hatte:

  • Jadwiga Maria Dorota Sokołowska († 1934) ⚭ mit Bolesław Aleksander Bonawentura Józef Miączyński (1879 – 15. Oktober 1908), Sohn von Józef Michał Miączyński und Maria Paulina (geborene Bukowska)[4]
  • Zofia Sokołowska
  • Maria Sokołowska
  • Tadeusz Sokołowski

Ehrungen und Mitgliedschaften (Auswahl)

Stanisław Lentz: Porträt Marian Sokołowski (National Museum in Warschau)
  • 1880: Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste und Wissenschaften in Krakau, seit 1884 Mitglied der Akademie
  • 1887: Korrespondenten der Zentralkommission für historische Denkmäler in Wien
  • 1898: Vorsitzender des Sachverständigen-Kollegiums in Sachen des Urheberrechtes für den Bereich der bildenden Künste in Krakau (für sechs Jahre)
  • 1901: Ritter des Österreichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens[5]
  • vor 1902: Ernennung zum Hofrat
  • Mitglied des Nationalen Museumskomitees in Krakau
  • Vorsitzender der kunsthistorischen Kommission der Akademie der Künste
  • Vorsitzender der Gruppe der Restauratoren Westgaliziens
  • Korrespondierendes Mitglied zahlreicher ausländischer archäologischer Institutionen
  • Stanisław Lentz fertigte ein Porträtgemälde von ihm an.

Schriften (Auswahl)

  • Z dsiedziny estetyki i krytyki artystycznej. Kaulbach i Courbet. In: Przeglad Polski. Band 1, 1873, S. 58–85.
  • Ruiny na Ostrowie jeziory Lednicy: studjum nad budownictwem w przedchrześcijańskich i piérwszych chrześcijańskich wiekach ; w Polsce. In: Pamiętnik Akademii Umiej. Czasu, Krakau 1876 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  • Hans Sues von Kulmbach – jego obrazy w Krakowie i jego mistrz Jacopo dei Barbari : przyczynek do historyi malarstwa w epoce przejścia ze średnich wieków w renesans i stosunki artystyczne Krakowa z Norymbergą w XVI wieku. In: Sprawozd. Komisyi dla historyi sztuki w Akad. Umiej. 1883, S. 53–123.
  • Wystawa zabytków z czasów Jana III w Sukiennicach krakowskich w roku 1883. Czasu, Krakau 1884 (polnisch, archive.org).
  • Die italienischen Künstler der Renaissance in Krakau. In: Repertorium für Kunstwissenschaft. Band 8, 1885 doi:10.11588/diglit.66022.28, S. 411–423 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  • Studya i szkice z dziejów sztuki i cywilizacyi. Band 1, Spółka Wydawnicza Polska, Krakau 1899.
  • Malerei und Plastik. In: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. 1900.

Literatur

  • Antoni Karbowiak: Maryan Prawdzic Sokołowski. In: Kronika Uniwersytetu Jagiellońskiego od r. 1864. do r. 1887. i obraz jego stanu dzisiejszego wraz z rzeczą o rektorach od czasów najdawniejszych. w Drukarni UJ, Krakau 1887, S. 204–206 (polnisch, Textarchiv – Internet Archive).
  • Zgòn zasluzonego uczonego. In: Nowości Illustrowane (= Biblioteka Jagiellońska. Nr. 7621). Nr. 13, 4. April 1911, S. 2–3 (polnisch, edu.pl).
  • S. Turczyński: Maryan Sokołowski 1838–1911. Wspomnienie pośmiertne i bibliograficzny spis prac. In: Sprawozdania Komisyi do Badania Historyi Sztuki w Polsce. Band 8, Nr. 3–4, Krakau 1912, Sp. 397–412 (polnisch, kpbc.ukw.edu.pl).
  • Lech Kalinowski: Marian Sokołowski (1839–1911). In: Juliusz Dybiec (Hrsg.): Uniwersytet Jagielloński. Złota Księga Wydziału Historycznego. Krakau 2000, S. 63–78, doi:10.11588/artdok.00008455 (archiv.ub.uni-heidelberg.de [PDF]).
  • Magdalena Kunińska: Marian Sokołowski: patriotism and the genesis of scientific art history in Poland. In: Journal of art historiography. Nr. 8, Juni 2013 (englisch, arthistoriography.wordpress.com [PDF]).
Commons: Marian Sokołowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Przemysław Marcin Żukowski: 25 marca 1911 r. – rocznica śmierci Mariana Sokołowskiego, pierwszego profesora na katedrze historii sztuki UJ (archiwum.uj.edu.pl) 25. März 2017 (Hier ist abweichend der 13. Januar 1839 als Geburtstag angegeben)

Einzelnachweise

  1. a b Magdalena Kunińska: Marian Sokołowski: patriotism and the genesis of scientific art history in Poland. In: Journal of art historiography. Nr. 8, Juni 2013 (englisch, arthistoriography.wordpress.com [PDF]).
  2. Zgòn zasluzonego uczonego. In: Nowości Illustrowane (= Biblioteka Jagiellońska. Nr. 7621). Nr. 13, 4. April 1911, S. 2–3 (polnisch, edu.pl).
  3. Lech Kalinowski: Marian Sokołowski (1839–1911). In: Juliusz Dybiec (Hrsg.): Uniwersytet Jagielloński. Złota Księga Wydziału Historycznego. Krakau 2000, S. 63–78, doi:10.11588/artdok.00008455 (archiv.ub.uni-heidelberg.de [PDF]).
  4. Miączyński Bolesław i Jadwiga Sokołowska genealogia.okiem.pl (Foto).
  5. Oesterreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden – Vom Jahre 1901. In: Handbuch des allerhöchsten Hofes und des Hofstaates seiner K. und K. Apostolischen Majestät … , K. K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1886, S. 205, mittlere Spalte oben (Textarchiv – Internet Archive).