Maria Luise von Bourbon-Parma

Maria Luise von Parma, Porträt von Goya (1789)

Maria Luise von Bourbon-Parma (spanisch: Luisa María Teresa Ana de Parma; * 9. Dezember 1751 in Parma; † 2. Januar 1819 in Rom) war Prinzessin von Bourbon-Parma und als Gemahlin Karls IV. von 1788 bis 1808 Königin von Spanien. Sie wurde u. a. die Mutter des späteren Königs Ferdinand VII., gewann bedeutenden Einfluss auf die Regierung und verschaffte ihrem Günstling Manuel de Godoy maßgeblichen Anteil an der Leitung der Politik. Nach der Entmachtung der spanischen Bourbonen durch Napoleon (1808) ging sie mit ihrem Gemahl und Godoy ins Exil.

Abstammung und frühes Leben

Maria Luise im Alter von 14 (1765), porträtiert von Anton Raphael Mengs.

Maria Luise von Bourbon-Parma wurde am 9. Dezember 1751 als zweite Tochter von Louise Élisabeth von Frankreich, der ältesten Tochter König Ludwigs XV. von Frankreich, und deren Ehemann Herzog Philipp von Parma in Parma geboren. Diesen Herzogstitel hatte ihr Vater im Frieden von Aachen (1748) erhalten.

Gemeinsam mit ihren beiden älteren Geschwistern Isabella (* 1741; † 1763) und Ferdinand (* 1751; † 1802) – die später Joseph II. bzw. dessen Schwester Maria Amalia, Kinder der Kaiserin Maria Theresia und ihres Ehemannes Kaiser Franz Stephan, heiraten sollten – bekam Maria Luise in Parma eine sorgfältige Ausbildung. Der damalige Hof von Parma war sehr aufgeklärt und stark von den Enzyklopädisten beeinflusst. An ihm herrschten regalistische und antijesuitische Lehren vor.[1] Aufgrund dieser kulturellen und politischen Ausrichtung wurde u. a. der französische Philosoph Étienne Bonnot de Condillac als Lehrer für die Kinder Herzog Philipps von Parma auserwählt.[2] Eine Sammlung von 13 Texten, die zur Unterrichtung der Herzogskinder dienten, wurde in die Gesamtausgabe von Condillacs Werken aufgenommen.

Ihre Mutter verlor Maria Luise bereits im Alter von acht Jahren. Im Gegensatz zu ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Isabella, die unter Depressionen litten, entwickelte sie sich zu einer selbstbewussten und eigenwilligen jungen Frau.

Heirat mit Karl IV.; spanische Kronprinzessin

Eine von Louise Élisabeth angedachte Eheverbindung ihrer Tochter Maria Luise mit dem damaligen französischen Thronerben Ludwig (einem älteren Bruder der späteren Könige Ludwig XVI., Ludwig XVIII. und Karl X.) scheiterte am frühen Ableben (1761) des Dauphins. Stattdessen wurde Maria Luise 1762 mit dem Fürsten von Asturien, dem späteren König Karl IV. von Spanien, verlobt. Am 4. September 1765 fand dann die Hochzeit der 13-jährigen Maria Luise mit dem spanischen Kronprinzen im Palast von La Granja statt. Im Rahmen dieser Hochzeit sollten die Beziehungen zwischen den in Spanien und Parma regierenden Bourbonen gefestigt werden.

Karl (IV.) brachte seiner Gemahlin zunächst keine Zuneigung entgegen, weswegen er von seinem Vater, dem spanischen König Karl III., scharf gerügt wurde. Maria Luise litt unter der strengen Etikette am Hof ihres Schwiegervaters Karl III., der sie zwar sehr mochte, aber wegen ihrer jugendlichen Frivolität scharf beaufsichtigen ließ. Zwei junge Hofdamen, deren Verhalten für sie ein schlechtes Vorbild hätte abgeben können, wurden aus ihrer Umgebung entfernt. Diese Damen hatten die Kronprinzessin dazu animiert, inkognito allein durch Madrid zu streifen, was der sittenstrenge Karl III. nicht duldete. Aus demselben Grund musste Maria Luise auch die Gegenwart mehrerer junger Herren, wie etwa jener des Herzogs von Lancaster, entbehren.[3] Spaziergänge durfte sie gemäß dem höfischen Protokoll nur in Begleitung unternehmen. Ansonsten musste sie sich in ihren Gemächern aufhalten, wo ihr nur Unterhaltungen und Musik Zerstreuung boten. Ihr Gemahl lebte meist mit ihr zusammen, abgesehen von Jagdausflügen, die er gemeinsam mit seinem Vater unternahm.[1]

Zu Lebzeiten ihres königlichen Schwiegervaters konnte Maria Luise keinen politischen Einfluss ausüben, gewann aber allmählich das Herz ihres wenig ehrgeizigen und geringe Entschlusskraft aufweisenden Gatten, den sie zunehmend beherrschte.[3] Sie hatte eine Vorliebe für Malerei und Musik, und unter ihrem Einfluss trug ihr Gatte bereits als Fürst von Asturien eine bedeutende Gemäldesammlung zusammen. Außerdem trug Maria Luise dazu bei, dass sich Karl (IV.) der am Hof seines Vaters existierenden, um den Grafen von Aranda gruppierten aragonesischen oder Militärpartei anschloss, während Karl III. geschickt zwischen dieser und der zweiten dominanten Hofpartei der golillas („Halskrausenträger“), die für einen starken Zentralismus eintrat, lavierte. Aranda musste sich 1773 als Botschafter nach Paris begeben und fühlte sich gegen Ende der Regierung Karls III. zu wenig durch den Fürsten von Asturien unterstützt, während damals der Graf von Floridablanca, ein Mitglied der golillas-Partei, als Erster Staatsminister große Macht ausübte und das Kronprinzenehepaar fast gänzlich vom öffentlichen Leben ferngehalten war. Karl (IV.) und Maria Luise sahen sich zudem durch anonyme Schmähschriften verunglimpft.[4]

Nach eigener Aussage musste sich Karl (IV.) am Hof oft verstellen, weil viele Höflinge nur darauf lauerten, Misstrauen zwischen ihm und seinem königlichen Vater zu schüren, wenn es für den Erfolg gewisser Intrigen vorteilhaft schien. Auch Floridablanca schrieb 1782 in Briefen an Maria Luise, dass es am Hof zahlreiche Gerüchteschmiede gebe und dass das Kronprinzenpaar von Spionen umgeben sei, die dem König alles erzählten, das geeignet war, Zwietracht zu säen.[1]

Zwischen 1771 und 1799 hatte Maria Luise 24 Schwangerschaften, von denen 10 zu Fehlgeburten führten. Sieben ihrer lebend zur Welt gebrachten Kinder starben früh; nur sieben erreichten das Erwachsenenalter, darunter der Thronfolger Ferdinand VII. und der später als Thronprätendent auftretende Carlos (V.) (s. u.). In einem auf den 22. März 1800 datierten Brief an ihren Vertrauten Manuel de Godoy empfahl sie aufgrund ihrer Erfahrungen mit vielen Fehlgeburten, dass die zum dritten Mal schwangere Prinzessin von la Paz auf ausgedehntere Wanderungen zu Fuß verzichten solle; denn das Gehen habe ihr während ihren Schwangerschaften mehr geschadet als das Fahren in der Kutsche. In weiteren aus der damaligen Zeit stammenden Briefen schrieb die knapp 50-jährige Maria Luise, die nun spanische Königin geworden war, dass sie unregelmäßige Menstruationen habe und daher in die Wechseljahre gekommen sei. Sie war darüber besorgt und schrieb, sie fühle sich „alt und nutzlos“. Godoy tröstete sie mit dem Hinweis, dass der Eintritt in die Wechseljahre für Frauen gewöhnlich zwar unangenehm sei, dass sie sich aber bald in die neue Lebensphase problemlos einfänden.[1]

War Maria Luise in ihrer Jugend auch einigermaßen hübsch gewesen, so verlor sie durch ihre zahlreichen Geburten, unpassende Ernährung und mangelnde Bewegung ihre Attraktivität. Dekalzifizierung führte auch zum Verlust ihrer Zähne. Von Zeitgenossen wurde sie daher häufig als hässlich beschrieben. So bemerkte der russische Botschafter in Madrid, Zinoviev, über Maria Luise, als sie erst 31 Jahre alt war, dass sie bereits „verblüht“ sei.[1] Diese Beeinträchtigung ihres Aussehens versuchte sie u. a. durch das Tragen eleganter Kleidung und teuren Schmucks zu kaschieren. Der berühmte spanische Maler Francisco de Goya schuf von ihr mehrere Porträts.

Königin von Spanien

Förderin Godoys; Schirmherrin von Künstlern

Am 14. Dezember 1788 starb König Karl III. und Maria Luise wurde als Gemahlin Karls IV. Königin von Spanien. Sie begann sich bald in die Regierungsgeschäfte einzumischen und soll sich trotz ihrer Unansehnlichkeit damals kursierenden Gerüchten zufolge wechselnde Liebhaber gehalten haben. Mit mehreren hochstehenden Damen trug sie Rivalitäten aus, so u. a. mit der Herzogin von Alba, der Herzogin von Osuna und mit ihrer Schwägerin, der Königin Maria Karolina von Neapel.

Das Wappen der Königin Maria Luise

Floridablanca hatte nach dem Regierungsantritt Karls IV. zunächst seinen Ministerposten behalten können, wurde aber im Februar 1792 durch seinen Rivalen Aranda ersetzt, der bereits im November 1792 ebenfalls sein Amt räumen musste. Beide Staatsmänner hatten vor allem die spanische Politik gegenüber dem revolutionären Frankreich, bei der es Karl IV. um die Rettung Ludwigs XVI. und dessen Familie ging, nicht zufriedenstellend geleitet. Zu Arandas Nachfolger stieg Manuel de Godoy auf, welcher der königlichen Garde angehörte und seit September 1788 zum engeren Kreis um Karl IV. und Maria Luise zählte. Er war ein wichtiger Weggefährte und Galan der Königin geworden.[5] Gerüchteweise wurde ihm sogar ein intimes Langzeitverhältnis mit Maria Luise nachgesagt und vermutet, er sei der Vater von deren jüngstem Sohn Francisco.

Maria Luise unterstützte unterdessen finanziell die Aktivitäten des Rats der Ehrendamen der königlichen Wirtschaftsgesellschaft, der die Findelhäuser leitete und eine Stickereischule sowie vier patriotische Schulen gründete. Sie zeigte Interesse an einem adäquaten Unterricht in den patriotischen Schulen und sorgte insbesondere dafür, dass ihre eigenen Kinder eine gute Ausbildung erhielten. Am 21. April 1792 wurde auf ihre Initiative ein nach ihr benannter Orden adliger Damen gegründet. Zusammen mit dem Grafen von Aranda, der damals kurzzeitig Erster Staatsminister war, kümmerte sie sich um die Angelegenheiten des Ordens und beteiligte sich an der Ausarbeitung seiner im März 1794 in Kraft getretenen Statuten. Die dem Orden angehörigen Damen mussten u. a. Kranken- und Frauenhäuser besuchen.[1]

Die Königin trat ferner als Schirmherrin von Künstlern, insbesondere Goyas, auf. Sie gab mit ihrem Gemahl zahlreiche Gemälde bei Goya in Auftrag und lobte ausdrücklich einige Porträts, die er von ihr anfertigte, vor allem ein Reiterporträt von 1799. Wegen ihrer Vorliebe für Malerei betätigte sie sich selbst auf diesem Gebiet und ermutigte ihre Kinder, ebenfalls das Malen zu erlernen. Zusammen mit ihrem Ehemann, den Infantinnen Maria Amalia und Maria Luisa sowie mit dem Infanten Antonio und dem Prinzen von Parma besuchte sie im Juli 1794 die königliche Akademie der Schönen Künste von San Fernando und schenkte dieser Institution von ihnen selbst gemalte Werke. Anscheinend beteiligte sie sich auch an der Auswahl der Ausstattung der Räume des Madrider Königspalasts. Großen Wert legte sie auf die Errichtung des neoklassizistischen Palasts Casa del Labrador, der von 1794 bis 1803 nach dem Entwurf des Architekten Juan de Villanueva in Aranjuez entstand, da diese Stadt ihre Lieblingsresidenz war.[1]

Nach seiner Beförderung an die Macht nutzte Godoy die Gunst, die er bei Maria Luise, aber auch bei deren Gatten genoss, um die Politik Spaniens maßgeblich bestimmen zu können. Er hatte die Fähigkeit, das spanische Königspaar in seinem Sinn zu manipulieren. Am 2. Oktober 1797 heiratete er auf Betreiben Maria Luises die junge María Teresa de Borbón y Vallabriga, die einer morganatischen Ehe des Infanten Luis de Borbón y Farnesio, eines Onkels Karls IV., entstammte. Daneben hatte er jedoch auch ab etwa 1800 mit Pepita Tudó eine dauerhafte Geliebte. Im Mai 1798 wurde er als Erster Staatsminister entlassen, doch blieb ihm das Königspaar wohlgesinnt.

Beziehungen mit Napoleon

Bald nachdem Napoleon in Frankreich die Herrschaft an sich gerissen hatte (November 1799), begann er politischen Druck auf Spanien auszuüben, um dessen Mitwirkung bei seinen hochfliegenden Absichten zu erlangen. Dabei suchte er aber auch ein gutes Verhältnis zu Maria Luise aufzubauen, da er über deren großen Einfluss auf die spanischen Regierungsgeschäfte wohlinformiert war. So schrieb er ihr höfliche Briefe und schickte ihr wertvolle Geschenke, etwa eine kunstvoll gearbeitete Goldhaarperücke. Die spanische Königin fühlte sich geschmeichelt und übersandte dem französischen Machthaber im Gegenzug u. a. ein diamantenbesetztes Schwert.[6]

Andererseits hatte es in Frankreich bereits in den Jahren nach der Revolution Verleumdungskampagnen gegen Maria Luise gegeben; und auch in Zeit der französischen Konsulatsregierung und des Kaiserreichs wurde sie weiterhin diffamiert, da es in Napoleons Interesse lag, den Thronfolger des regierenden spanischen Königshauses zu delegitimieren. Der französische Botschafter Charles-Jean-Marie Alquier, der von 1799 bis 1800 am Madrider Hof weilte, berichtete in Depeschen mit negativen Übertreibungen über das Privatleben des spanischen Königspaars. So schilderte er angeblich langweilige Abende bei Hof, an denen Karten gespielt worden sei; und Karl IV. soll nicht einmal Zeit für Gespräche mit seinen Ministern gehabt haben. Über Maria Luise schrieb er, dass sie stets wichtige Interessen der spanischen Monarchie ihren extravaganten Vorlieben und skandalösen Launen opfere.[1]

Nach der Entsendung von Lucien Bonaparte, der Alquier als französischer Botschafter in Spanien nachfolgte (November 1800) korrespondierte Napoleon nur noch mit dem damals wieder an die Macht gelangten Godoy. Er ließ Maria Luise aber durch seine Diplomaten ausgesucht zuvorkommend behandeln, um sich durch diese äußerliche Höflichkeit ihre Wertschätzung seiner Person zu erhalten.[6] Indessen begünstigte das politisch passive Verhalten Karls IV. die Verbreitung der Ansicht, die Königin und Godoy hielten die ganze Macht in ihren Händen; und in diesem Sinn behauptete Lucien Bonaparte, dass Maria Luise die eigentliche Herrscherin sei.[1]

Durch ihre grenzenlose Unterstützung des nun jedenfalls mit großer Macht ausgestatteten Godoy wurde Maria Luise bei der spanischen Bevölkerung unpopulärer. Während eine Wirtschaftskrise herrschte und die Nahrungsmittelpreise weiter stiegen, erhielt der ohnehin sehr reiche Günstling zusätzliche Einkünfte von 500.000 Dukaten. Als die Königin einmal entlang des Manzanares spazierte, wurde sie von einer wütenden Menschenmenge umringt, die ihr die Mitschuld an der tristen Lage des Landes gab und sie bedrohte. Ihre Leibwächter konnten sie nur mit viel Mühe beschützen; die Rädelsführer wurden daraufhin streng bestraft. Dennoch wurde die Königin öffentlich ebenso sehr wie ihr Gatte Karl IV. bejubelt, als das Königspaar etwa eine Reise nach Barcelona unternahm, um dort im Oktober 1802 die Doppelhochzeit des Fürsten von Asturien, Ferdinand, mit Maria Antonia und seiner Schwester María Isabel mit dem Kronprinzen Franz (I.) von Neapel-Sizilien zu feiern. In der Folgezeit war Maria Luise ihrer Schwiegertochter Maria Antonia sehr abgeneigt, da diese ihre Macht zu unterminieren versuchte.[6] Maria Antonia verstarb indessen bereits 1806 an Tuberkulose.

Abdankung, Exil und Tod

Die Gegner Manuel Godoys erregten die Eifersucht des Kronprinzen Ferdinand (VII.) auf den einflussreichen Günstling, der weiterhin unerschütterlich in der Gunst des spanischen Königspaars stand. Ferdinand begann gegen seinen Vater zu konspirieren, doch wurde sein Komplott aufgedeckt. Die Meuterei von Aranjuez vom 17. März 1808 führte schließlich zu Godoys Sturz; Karl IV. dankte zu Gunsten Ferdinands ab. Napoleon nutzte die turbulente Situation in Spanien. Er lud Ferdinand und dessen Eltern nach Bayonne ein. Dort trat Karl IV. seine Herrschaftsrechte auf Spanien am 5. Mai 1808 an den französischen Kaiser ab; am Folgetag musste auch Ferdinand auf die Krone verzichten.[7][8] Maria Luise soll sogar die Legitimität der Ansprüche ihres Sohnes auf den spanischen Thron bestritten und ihn angeklagt haben.[6] In der Folge ernannte Napoleon seinen Bruder Joseph Bonaparte zum neuen Monarchen Spaniens.

Maria Luise wurde mit Karl IV., Godoy sowie ihren Kindern María Luisa, Königin von Etrurien, und Francisco de Paula zuerst nach Compiègne und Fontainebleau gebracht. Ihre weiteren Jahre im Exil verbrachte Maria Luise sodann in Marseille, Nizza und schließlich ab 1812 in Rom. Dort lebte sie mit ihrem Gatten mehrere Jahre bis zu ihrem Tod, bekam aber zunächst nur geringfügige und unregelmäßig ausgezahlte Gelder von der kaiserlichen Regierung; nachdem aber Ferdinand VII. 1814 wieder den spanischen Thron bestiegen hatte, überwies er seinen Eltern wesentlich bedeutendere Beträge.[6] Ferdinand VII. glaubte indessen, dass seine Eltern die sog. „Kronjuwelen“ mit sich genommen hatten, als sie zu Napoleon nach Bayonne hatten fahren müssen, und verlangte nach seinem Regierungsantritt beharrlich deren Retournierung. Gegenüber dem zwischen Eltern und Sohn vermittelnden Botschafter Vargas Laguna erklärte Karl IV., dass die Kronjuwelen nach seiner Abdankung im März 1808 an Ferdinand VII. übergeben worden seien; er habe nur einige in seinem Privatbesitz befindliche Edelsteine nach Bayonne mitgenommen.[1]

Während ihres Exils in Rom logierten Karl IV. und Maria Luise in verschiedenen Palästen, für deren Ausschmückung sie rund 700 Gemälde, u. a. von Tizian und Antonio da Correggio, erwarben. So statteten sie den von ihnen bewohnten Palazzo Barberini mit Fresken von Pietro da Cortona aus. Außerdem ließen sie während ihres Romaufenthalts eine Villa auf dem Aventin errichten und dort ebenfalls eine Gemäldesammlung anlegen. Die von ihnen in diesen beiden Gebäuden aufbewahrten Gemälde wurden von ihren Hofmalern José de Madrazo y Agudo und Juan Antonio Ribera inventarisiert. 1816 kaufte das entthronte Königspaar dem Prinzen Corsini den Palast von Albano ab.[1]

Maria Luise wollte ebenso wie ihr Gatte ihren engen Vertrauten Godoy, der im Exil ständig an ihrer Seite lebte und seinen gesamten Besitz verloren hatte, für seine treuen Dienste entschädigen. Sie setzte ihn mit Zustimmung ihres Gemahls in ihrem am 24. September 1815 verfassten Testament zum Alleinerben ein und bat ihre Kinder in derselben Urkunde, sich dieser Verfügung nicht zu widersetzen. Am 2. Januar 1819 verstarb Maria Luise in Rom im Alter von 67 Jahren.[1] Ihr Gemahl folgte ihr nur 18 Tage später in den Tod. Ferdinand VII. ließ die Gebeine seiner Eltern in das Pantheon der Könige des Klosters El Escorial überführen.

Ehrungen

Nach ihr benannt ist die Pflanzengattung Aloysia Ortega ex Juss. aus der Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae).[9] Die Gattungsnamen Carludovica Ruiz & Pav. und Ludovia Pers. aus der Familie der Scheibenblumengewächse (Cyclanthaceae) sind zu Ehren von Carlos IV., König von Spanien und Maria Luisa von Bourbon-Parma benannt worden.[9]

Vorfahren

 
 
 
 
 
Ludwig, Dauphin von Frankreich (1661–1711)
 
 
 
 
Philipp V. König von Spanien (1683–1746)
 
 
 
 
 
Maria Anna von Bayern (1660–1690)
 
 
 
Philipp Herzog von Parma (1720–1765)
 
 
 
 
 
 
Odoardo II. Farnese (1666–1693)
 
 
 
Elisabetta Farnese (1692–1766)
 
 
 
 
 
Dorothea Sophie von der Pfalz (1670–1748)
 
 
 
Maria Luise von Bourbon-Parma
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig Herzog von Burgund (1682–1712)
 
 
 
Ludwig XV. König von Frankreich (1710–1774)
 
 
 
 
 
Maria Adelaide von Savoyen (1685–1712)
 
 
 
Marie Louise Élisabeth de Bourbon (1727–1759)
 
 
 
 
 
 
 
 
Stanislaus I. Leszczyński (1677–1766)
 
 
 
Maria Leszczyńska Königin von Frankreich (1703–1768)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Katharina Opalińska (1680–1747)
 
 

Nachkommen

Maria Luise auf Goyas Bild Die Familie Karls IV.

Mit ihrem Gemahl Karl IV. hatte Maria Luise 14 Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten; und zusätzlich erlitt sie zehn Fehlgeburten:

  • Carlos Clemente (* 19. September 1771; † 7. März 1774)
  • Carlota Joaquina (25. April 1775; † 7. Januar 1830) ⚭ 1785 Johann VI., König von Portugal
  • María Luisa Carlota (* 11. September 1777; † 2. Juli 1782)
  • María Amalia (* 9. Januar 1779; † 22. Juli 1798) ⚭ 1795 ihrem Onkel Antonio Pascal (1755–1817)
  • Carlos Domingo Eusebio (* 5. März 1780; † 11. Juni 1783)
  • María Luisa (6. Juli 1782; † 13. März 1824) ⚭ 1795 Ludwig (1773–1803), König von Etrurien
  • Carlos Francisco (* 5. September 1783; † 11. November 1784)
  • Felipe Francisco (* 5. September 1783; † 18. Oktober 1784)
  • Ferdinand VII. (* 14. Oktober 1784; † 29. September 1833), König von Spanien
  1. ⚭ 1802 Maria Antonia von Neapel-Sizilien (1784–1806)
  2. ⚭ 1816 Maria Isabella von Portugal (1797–1818)
  3. ⚭ 1819 Maria Josepha von Sachsen (1803–1829)
  4. ⚭ 1829 Maria Christina von Bourbon-Sizilien (1806–1878)

Literatur

  • Gonzalo Anes y Álvarez de Castrillón, marqués de Castrillón: María Luisa de Parma, in: Diccionario biográfico español, Madrid 2009–2013, Online-Version
  • Antonio Juan Calvo Maturana: María Luisa de Parma: reina de España, esclava del mito. Granada 2007.
  • Carmen Güell: María Luisa de Parma: Los amores de la esposa de Carlos IV. Madrid 2003, ISBN 978-8497341301.
  • Kendall W. Brown: Maria Luisa Teresa of Parma. In: Anne Commire (Hrsg.): Women in World History, Bd. 10 (2001), ISBN 0-7876-4069-7, S. 330f.
  • John Lynch: Bourbon Spain, 1700-1808. Cambridge, Massachusetts 1989, ISBN 978-0631145769.
  • Ursula Tamussino: Isabella von Parma. Gemahlin Josephs II. ÖBV, Wien 1989, ISBN 3-215-07068-5.
  • Marie-Louise-Thérèse de Parma. In: Nouvelle biographie générale. Bd. 33 (1860), Sp. 668f.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l Gonzalo Anes y Álvarez de Castrillón, marqués de Castrillón: María Luisa de Parma, in: Diccionario biográfico español, Madrid 2009–2013, Online-Version.
  2. Kendall W. Brown: Maria Luisa Teresa of Parma. In: Anne Commire (Hrsg.): Women in World History, Bd. 10 (2001), S. 330.
  3. a b Marie-Louise, in: Louis Gabriel Michaud (Hrsg.): Biographie universelle ancienne et moderne, 2. Auflage, 45 Bde., 1843–65, Bd. 26, S. 631.
  4. Ana Guerrero Latorre: Karl IV., in: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel, Paul Hoser (Hrsg.): Die spanischen Könige, C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42782-0, S. 182 ff.
  5. Ana Guerrero Latorre: Karl IV., in: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel, Paul Hoser (Hrsg.): Die spanischen Könige, 1997, S. 184 ff.
  6. a b c d e Marie-Louise, in: Louis Gabriel Michaud (Hrsg.): Biographie universelle ancienne et moderne, 2. Auflage, 45 Bde., 1843–65, Bd. 26, S. 632.
  7. Ana Guerrero Latorre: Karl IV., in: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel, Paul Hoser (Hrsg.): Die spanischen Könige, 1997, S. 191 f.
  8. Angel Martínez de Velasco: Ferdinand VII., in: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel, Paul Hoser (Hrsg.): Die spanischen Könige, 1997, S. 210 ff.
  9. a b Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
Commons: Maria Luise von Bourbon-Parma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerinAmtNachfolgerin
Maria Amalia von SachsenKönigin von Spanien
1788–1808
Julie Clary