Margit Naarmann
Margit Naarmann, geborene Siebers (* 1938 in Padberg; † 28. Juli 2016 in Paderborn), war eine deutsche Historikerin. Sie beschäftigte sich vor allem mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Paderborn im 19. und 20. Jahrhundert und engagierte sich über Jahrzehnte für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.[1]
Leben
Margit Naarmann wurde 1938 in Padberg im Sauerland geboren. Nach einem Au-Pair-Aufenthalt in Schottland und mehreren Jahren in der Schweiz zog sie Ende der 1960er Jahre nach Paderborn. Dort legte sie auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur ab und studierte anschließend Geschichte, Theologie und Philosophie an der Universität-Gesamthochschule Paderborn.[1]
1985 promovierte sie mit der Arbeit Die Paderborner Juden 1802–1945 – Emanzipation, Integration und Vernichtung, der ersten umfassenden Darstellung zur Geschichte der Paderborner Juden im 19. und 20. Jahrhundert. Es folgten zahlreiche weitere regionalgeschichtliche Veröffentlichungen.[1]
Naarmann war von 2000 bis 2008 Vorsitzende des Vereins für Geschichte an der Universität Paderborn[2] und engagierte sich auch um die Erhaltung jüdischer Friedhöfe in Paderborn und Umgebung.[1]
Sie war mit Berthold Naarmann verheiratet. Gemeinsam hatten sie zwei Kinder.[3]
Wirken
Naarmann setzte sich intensiv für die Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus ein. 1987 gehörte sie zu den Mitbegründern der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Paderborn und war bis 1996 deren Schatzmeisterin. 1989 wirkte sie maßgeblich daran mit, dass die Stadt Paderborn ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger sowie deren Nachkommen einlud, ihre frühere Heimat zu besuchen. Diese Tradition wird bis heute fortgeführt.[1]
Darüber hinaus engagierte sie sich sozial und karitativ, unter anderem im Zonta-Club Paderborn und im Vorstand des Landesfrauenrats Nordrhein-Westfalen.[1]
Auch in Altenbeken war sie aktiv. Dort trug sie dazu bei, einen Gedenkstein für die jüdischen Einwohner zu errichten, und unterstützte die Veröffentlichung des Buches Die jüdischen Nachbarn – eine Erinnerung, das die Lebensläufe jüdischer Familien in der Gemeinde dokumentiert.[1]
Ihr wissenschaftlicher Nachlass wird im Stadt- und Kreisarchiv der Stadt Paderborn bewahrt.[4]
Ehrungen und Gedenken
Für ihre Verdienste erhielt Naarmann mehrere Ehrungen:
- 2001: Bundesverdienstkreuz am Bande[1]
- 2009: Ehrenring der Stadt Paderborn[1]
- In Paderborn sind eine Straße und eine Kindertagesstätte nach Margit Naarmann benannt.[5]
Werke (Auswahl)
- Die Paderborner Juden 1802–1945 – Emanzipation, Integration und Vernichtung. Dissertation, Paderborn 1985. ISBN 978-3924184056.
- Margit Naarmann: Die Bischofsstadt Paderborn im Kulturkampf 1871 - 1882 (= Paderborn : Geschichte in Bildern, Dokumenten, Zeugnissen. Nr. 7). Stadt Paderborn, Paderborn 1992, DNB 930981510.
- Margit Naarmann: "Von ihren Leuten wohnt hier keiner mehr" : jüdische Familien in Paderborn in der Zeit des Nationalsozialismus (= Paderborner historische Forschungen. Nr. 7). SH-Verlag, Köln 1998, ISBN 978-3-89498-036-8 (Teil der Anne-Frank-Shoah-Bibliothek).
- Margit Naarmann: Ausgegrenzt - Juden im Hochstift Paderborn in frühpreußischer Zeit : zum jüdischen Sonderstatus in der ländlichen Gesellschaft und Wirtschaft (= Geschichte und Leben der Juden in Westfalen. Nr. 12). Lit Verlag, Berlin, Münster 2016, ISBN 978-3-643-13178-2 (Vorwort von Diethard Aschoff).
- Ein Auge gen Zion... – Das jüdische Umschulungs- und Einsatzlager am Grünen Weg in Paderborn 1939-1943. SH-Verlag, Paderborn 2000, ISBN 9783894980870.
- mit Rudolf Koch: Die jüdischen Nachbarn – eine Erinnerung. Eigenverlag Rudolf Koch, Paderborn 2007.
- Wir sollen Aufrührer sein!" Eine Petition Steinhäuser Bürger vom Februar 1834. In: Die Warte 2012, Seite 12–15.
- Eine "vernünftige" Auswanderung : Aufstieg, Verfolgung und Flucht der Familie Grünebaum. 2. Auflage. TAKT-Verlag, Paderborn 2024, ISBN 978-3-931732-18-9 (1. Auflage war 2002).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Neue Westfälische: "Nachruf: Zum Tod von Margit Naarmann, Ehrenringträgerin der Stadt Paderborn". 13. August 2016, abgerufen am 6. September 2025.
- ↑ Dr. Margit Naarmann ist am 28.Juli 2016 gestorben. In: vfg-paderborn.de. Verein für Geschichte an der Universität Paderborn, 2016, abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Schröder, Stefan: "Wissenschaftlicher Nachlass Margit Naarmanns an das Stadt- und Kreisarchiv Paderborn übergeben". archivamtblog, 24. Februar 2017, abgerufen am 6. September 2025.
- ↑ Jüdisches Leben in der Region erforscht. In: westfalen-blatt.de. Westfalen-Blatt, 15. Februar 2017, abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Stadt Paderborn: "Feierliche Eröffnung der Kita Dr. Margit Naarmann". 22. Juli 2025, abgerufen am 6. September 2025.