Margaretha Kieser

Margaretha Kieser

Margaretha Kieser (* 12. September 1829 in Lenzburg; † 6. November 1900[1] in Kilchberg ZH) war eine Schweizer Jugendschriftstellerin und Lehrerin.

Leben

Geboren wurde Margaretha als Tochter der Anna Hiltpold (1791–1857) und des Fuhrhalters Bernhard Kieser (1787–1856) im Strohhaus Nr. 353 am Stadtgässli in Lenzburg. Sie war das vierte von sieben Kindern.[2] Auf Ostern 1845 wurde Margaretha Kieser konfirmiert. Nach ihrer dritten Anmeldung wurde sie 1847 zum Töchterinstitut in Sarmenstorf zur Ausbildung als Lehrerin zugelassen.[2] Dieses Institut wurde von Elise Ruepp-Uttinger geleitet, einer bei Johann Heinrich Pestalozzi ausgebildeten Lehrerin. Kieser verbrachte die Zeit von Mai 1847 bis Ende April 1849 in der «Weiblichen Erziehungsanstalt in Sarmenstorf». Danach zog sie nach Reinach AG. Nach mehrjähriger Tätigkeit, mehr als den verlangten sechs Jahren im Heimatkanton,[2] liess sie sich in Zürich nieder. Sie fand am Institut von Kitty Schulz-Bodmer (1811–1883) einen neuen Wirkungskreis. 1878 schloss dieses Institut seine Tore, und die inzwischen 49-jährige Kieser arbeitete von nun als Privatlehrerin.

Kieser war Verfasserin von mundartlichen Gedichten und Erzählungen und vor allem als Jugendschriftstellerin. In verschiedenen Familienblättern veröffentlichte sie Artikel für Erwachsene und auch Gedichte, Rätsel, dramatischen Szenen für Kinder. Kieser liebte die Zwiegespräche, in denen das Kind gleichsam zum Mitreden aufgefordert wurde, dazu ein Beispiel:

«Der Hampelmann
Hampelmann:
‹Ja, ja, ich bin’s, schaut mich nur an,
Ich bin der Herr von Hampelmann!
Ich treib gar eine schöne Kunst
Und bitt' daher um eure Gunst!›
Kinder :
‹Was Kunst? Du schlenkerst nur das Bein,
Verstehest das auch nicht allein!
Wer gar nichts aus sich selber kann,
den nimmt man nicht als Künstler an!›»

Margaretha Kieser: Edward Attenhofer: Margaretha Kieser (1829–1901). Eine vergessene Lenzburger Dichterin. In: Lenzburger Neujahrsblätter. Bd. 19, 1948, S. 64.

In der Sammlung Schwyzer Meie wurde ihr Werk Bürdeli träge unter die «schönsten schweizerdeutschen Gedichte» aufgenommen.[3]

Ihr Lebensspruch war: «Rede und nid dänke, isch fahre, ohni z länke.»[4]

Kieser trug ihre Einfälle auf Zettel und Zettelchen ein und schrieb ganze Hefte voll. Der Nachlass enthielt Hunderte von Sprüchen, Gedichten, Verslein, Gedankensplittern, Geschichten, Rätseln, Fabeln und anderes. Bedauerlicherweise wurden durch Erbteilung die Papiere verstreut.[5]

Sie starb im Alter von 71 Jahren an einem Herzleiden in Bendlikon / Kilchberg.[2] Bestattet wurde sie auf dem Friedhof Rehalp, im Zürcher Stadtteil Riesbach.

Literatur

  • Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen: Margaretha Kieser und ihre Ausbildung in Sarmenstorf 1847–49. In: Heimatkunde aus dem Seetal. ISSN 0258-5545. 96. Jg., 2023, S. 38–56.
  • Edward Attenhofer: Kieser, Margaretha. In: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803–1957. Hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Sauerländer, Aarau 1958, S. 454.
  • Edward Attenhofer: Margaretha Kieser (1829–1901). Eine vergessene Lenzburger Dichterin. In: Lenzburger Neujahrsblätter. Bd. 19, 1948, S. 58–68.

Einzelnachweise

  1. In der älteren Literatur wurde 1901 als Todesjahr angegeben, im Biographischen Lexikon des Kantons Aargau und der neusten Forschung jedoch 1900: Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen: Margaretha Kieser und ihre Ausbildung in Sarmenstorf 1847-49. In: Heimatkunde aus dem Seetal. ISSN 0258-5545, 96. Jg., 2023, S. 38–56.
  2. a b c d Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen: Margaretha Kieser und ihre Ausbildung in Sarmenstorf 1847-49. In: Heimatkunde aus dem Seetal. ISSN 0258-5545, 96. Jg., 2023, S. 38 ff. Dies als Korrektur zu Edward Attenhofer.
  3. Schwyzer Meie. Die schönsten schweizerdeutschen Gedichte. Hrsg. von Adolf Guggenbühl und Georg Thürer, 4. Auflage, Schweizer Spiegel Verlag, Zürich 1938.
  4. Marc Philip Seidel: Hampel*innen. In: Lenzburger Bezirks-Anzeiger. 20. Februar 2025, abgerufen am 22. März 2025.
  5. Edward Attenhofer: Margaretha Kieser (1829–1901). Eine vergessene Lenzburger Dichterin. In: Lenzburger Neujahrsblätter. Band 19, 1948, S. 58, doi:10.5169/seals-918381 (e-periodica.ch).