Marcus Licinius Privatus
Marcus Licinius Privatus war ein Freigelassener und Beamter in Ostia, der im späten 2. und frühen 3. Jahrhundert n. Chr. lebte. Er ist vor allem von einer Inschrift auf einem Statuensockel aus Ostia bekannt,[1] die von seiner Karriere berichtet, die als typisches Beispiel für den sozialen Aufstieg eines Freigelassenen gilt. Die Statue wurde zu seinen Ehren von der Gemeinschaft der „Caligati“ (universus numerus caligatorum),[2] also den Mitgliedern des Kollegiums der Zimmerleute (collegium fabrum tignuariorum) von Ostia, errichtet, öffentlich durch Beschluss der Dekurionen (locus datus decreto decurionum publice).

Marcus Licinius Privatus wurde als Sklave geboren und später freigelassen. Kurz vor dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde er Vorsitzender (magister) des Kollegiums der Zimmerleute (corpus fabrum tignuariorum). Später, zwischen 200 und 204, diente er als Quinquennalis dieses Kollegiums im 29. Lustrum. Zudem war er Quästor und Quinquennalis des Kollegiums der Bäcker (corpus pistorum) von Ostia und Portus.
Er schenkte der Stadt 50.000 Sesterzen und erhielt dafür den Ehrentitel biselliarius, was ihm unter anderem einen Ehrenplatz im Theater verschaffte. Darüber hinaus wurde er mit den Ehren eines Decurio (decurionatus ornamentis honorato) ausgezeichnet und war Mitglied der 16. Dekurie des Kollegiums der Zimmerleute und diente als Schreiber (scriba decurialis) in der Stadtverwaltung von Rom. Er war zudem librarius (Schreiber oder Verwaltungsbeamter) der Tribus Claudia, einer der römischen Bürgerversammlungen.
Seine Familie erreichte ebenfalls hohen sozialen Status: Er war Vater und Großvater von Dekurionen sowie Vater von römischen Rittern (equites Romani). Als Patron unterstützte er seine Kinder und Klienten. Die gesamte Gemeinschaft der „Caligati“ des Kollegiums der Zimmerleute ehrte ihn als „besten Magister“ (magister optimus) aus Liebe und Anerkennung für seine Verdienste (ob amorem et merita eius).
Literatur
- Russell Meiggs: Roman Ostia. 2. Auflage. Clarendon Press, Oxford 1973, ISBN 0-19-814810-0, S. 210, 561
- Dorothea Rohde: Zwischen Individuum und Stadtgemeinde. Die Integration von collegia in Hafenstädten (= Studien zur Alten Geschichte. Band 15). Verlag Antike, Mainz 2012, ISBN 978-3-938-03244-2, S. 175.