Marburger Tapetenfabrik

Marburger Tapetenfabrik

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1845
Sitz Kirchhain, Deutschland
Leitung Ullrich Eitel
Alexander Kubsch
Paul Eitel (Ab 2025)
Mitarbeiterzahl 300
Branche Hersteller von Tapeten- und Wandbelägen
Website www.marburg.com
marburg-architecture.com

Die Marburger Tapetenfabrik ist ein Hersteller von Tapeten vorwiegend im gehobenen Segment und eine der ältesten Tapetenfabriken in Europa. Das Familienunternehmen wird seit 1979[1] von Paul Eitel in sechster Generation geleitet.

Geschichte

Johann Bertram Schaefer eröffnete 1845 in Marburg ein Fachgeschäft für Möbel und Innenausstattung und begann 1879, Tapeten zu fertigen. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Unternehmen in Marburg beheimatet. Seit den 1950er Jahren ist der Firmensitz in Kirchhain. Die Tapeten und Wandbeläge werden ausschließlich dort produziert.

Anfang der 1970er Jahre brachte das Unternehmen die „X-Art-Wall“-Serie heraus, die 1972 auf der Documenta 5 gezeigt wurde. Die Ausstellung wurde von Arnold Bode kuratiert und in der Turnhalle der Gerhart-Hauptmann-Schule (heutiges Dock 4) präsentiert.[2] Zeitgenössische Künstler gestalteten dafür Motive, die auf Tapeten übertragen wurden. Zu diesen Künstlern gehörten Allen Jones („Right-Hand-Lady“), Getulio Alviani, Werner Berges („Beauty“) und Niki de Saint Phalle („Nana“). Bereits zuvor arbeitete das Unternehmen mit Künstlern zusammen, wie mit Rupprecht Geiger, der es von 1958 bis 1961 künstlerisch beriet[3].

Das Sortiment umfasst mehr als 4000 verschiedene Tapeten.[1]

Bekannt ist das Unternehmen darüber hinaus für technische Wandbeläge, die niederfrequente elektromagnetische Strahlung abschirmen. Weiterentwickelt wurde dieses Konzept zur abhörsicheren Tapete.[4]

2016 wurden in über 90 Länder Marburg Wallcoverings exportiert.[1] Wichtigste Exportländer sind neben den Ländern der Europäischen Gemeinschaft die USA, Russland und China.

Zum Millenniumswechsel wurde auf Initiative von Geschäftsführer und Maschinenbauingenieur Ullrich Eitel[5] die erste Tapetenkollektion von dem Textildesigner Ulf Moritz präsentiert. Es folgten weitere Künstlereditionen von Luigi Colani (Tapeten mit drei-dimensionalen Deko-Elementen 2007, Tsavo – Thema „Elefant“ 2010, Visions – Themen „Wasser“, „Baumrinde“ 2012, Legend 2017),[6] Werner Berges, Karim Rashid, Zaha Hadid (Art Borders, 2010;[7] Hommage, 2015[8]) und Harald Glööckler.[9]


Seit 1991 werden alle Marburg-Tapeten nach RAL-GZ-479 produziert.[10] Die RAL-Kriterien wurden unter Führung der Marburger Tapetenfabrik beim Verband der Deutschen Tapetenindustrie entwickelt.[11]

Am 2. Dezember 2021 gegen 20:15 Uhr kam es durch eine Explosion bei der Nachverbrennungsanlage zu einem Großbrand in der Schlosserei der Tapetenfabrik, dabei wurden drei Menschen verletzt und ein Großteil des Fabrikgebäudes schwer beschädigt, ein Teil des Gebäudes stürzte ein. Ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude konnte verhindert werden. Der Schaden beziffert sich wohl auf mehrere Millionen Euro.[12][13][14]

Innovationen

1990 Patent – Strukturdekor auf Vlies zum Überstreichen, erster Vlieswandbelag[1]
1993 SuproNova – Strukturprofil, PVC- und weichmacher­frei (patentiert)[1]
1996 EMV-Abschirmtapete – Untertapete zur Abschirmung elektromagnetischer Felder, TÜV-geprüft[1]
2017 starLED – Synthese von Tapete und Leuchtdioden[1]

Entwürfe von Künstlern und Designern

1954
  • Neue Wohnung – erste Kollektion mit grafischen Kleinmustern nach dem Zweiten Weltkrieg (Hans Leistikow)
  • Neue Form – erste abstrakte Stofftapetenkollektion, Design Elsbeth Kupferoth
1972
1997
  • Janosch – Kinderzimmerkollektion des bekannten Kinderbuchautors
2000
  • Ulf Moritz 1 – Design-Highlights im Avantgarde-Bereich
  • Die Tapete mit der Maus – Kinderzimmerkollektion zum TV-Programm »Die Sendung mit der Maus«
2001
  • Felix – Lizenzkollektion zur Kinderbuchserie des Plüschhasen »Felix«
2001 ff.
2012

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 2004 – Hessen Champion (Vereinigung hessischer Unternehmerverbände) für technisch hoch innovative Tapeten (Absorption und Reflexion elektromagnetischer Felder)[15]
  • 2005, 2007, 2009 – Großer Preis des Mittelstandes (Oskar-Patzelt-Stiftung)
  • 2006 – Unternehmen des Jahres (Weiterbildung/eurodecor 2007)[16]
  • 2007 – Beste Musterkarte [= Musterkatalog] für die Kollektionen von Luigi Colani und Ulf Moritz (Pearl) vom internationalen Tapetenverband I.G.I. in Monaco.[17]
  • 2012 – Ehrenplakette der Oskar-Patzelt-Stiftung
  • 2014 – Special Mention für Identity vom Rat für Formgebung
  • 2015 – Special Mention für Visions (Luigi Colani) vom Rat für Formgebung
  • 2015 – Unternehmen des Jahres von eurodecor
  • 2016 – Good Design Award für Karim Rashids Globalove
  • 2016 – Special Mention für Imagination vom Rat für Formgebung
  • 2017 – Unternehmen des Jahres 2016 von eurodecor
  • 2017 – Iconic Award für Zaha Hadids Digitaldruck-Kollektion Hommage vom Rat für Formgebung.[18]
  • 2018 – Unternehmen des Jahres 2017 von eurodecor

   Quellen der Auszeichnungen: [19][20]

Commons: Marburger Tapetenfabrik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Unternehmenspräsentation 2017. In: kompetenznetz-mittelstand.de, (PDF; 38 S., 4,6 MB).
  2. Wie in den 1970er Jahren Tapeten als Kunstwände performten. das Marburger vom 6. April 2022, abgerufen am 20. Dezember 2024
  3. Design Report, Ausgabe März 2001, dort S. 62 bis 73, Hrsg. BLUE C. Verlag GmbH, ISSN 0932-3724
  4. N.N.: Marburger Tapetenfabrik. In: designers-home.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  5. Holger Paul: Das Unternehmergespräch: Ullrich Eitel, Inhaber der Marburger Tapetenfabrik. „Eine gute Tapete will man anfassen.“ Vorbei die Zeiten, als Wände nur weiß waren. Tapeten mit aufwendigem Design finden immer mehr Zuspruch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. September 2012, (Artikelanfang), Belegstelle.
  6. Alfons Oebbeke: Marburger Tapetenfabrik prägt „Visions“ von Luigi Colani. In: baulinks, 18. Dezember 2012.
  7. Anita Hackethal: zaha hadid: art borders wallpaper for marburg. In: designboom, 11. November 2010, mit Bilderstrecke, (englisch).
  8. Bilder: Zaha Hadid Hommage. In: marburg.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  9. Zeittabelle: Historie. In: marburg-architecture.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  10. Zertifikat RAL-GZ-479. In: marburg-architecture.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  11. Erika Hellmuth: Die Marburger Tapetenfabrik präsentiert umweltfreundliche Vliestapten. In: energie.pr-gateway.de, 7. August 2012.
  12. Fabian Weidenhausen, Danijel Majic, Jochen Schmidt, Sarina Haase: Explosion und Großbrand in Marburger Tapetenfabrik. In: hessenschau.de. Hessischer Rundfunk, 3. Dezember 2021, abgerufen am 3. Dezember 2021 (deutsch).
  13. FFH: Explosion und Grossbrand in Tapetenfabrik. In: Hit Radio FFH. Radio/Tele FFH GmbH & Co. Betriebs-KG, 3. Dezember 2021, abgerufen am 3. Dezember 2021 (deutsch).
  14. Spiegel: Großbrand in Tapetenfabrik – lauter Knall, drei Verletzte. In: Spiegel Panorama. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, 3. Dezember 2021, abgerufen am 3. Dezember 2021 (deutsch).
  15. Marburger Tapetenfabrik J.B. Schaefer GmbH & Co. KG • Preisträger • Hessen-Champions 2004 • Finalist. In: hessen-champions.de, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  16. Unternehmen des Jahres ausgezeichnet. Preise in zwölf Kategorien verliehen. In: eurodecor.de, 16. Januar 2007, aufgerufen am 1. Oktober 2018: „Beste Fortbildungsangebote: Marburger Tapetenfabrik.“
  17. Doppelsieger im internationalen Musterkartenwettbewerb. Erste Plätze für Marburger Tapetenfabrik. In: eurodecor.de, 2. Juli 2007; vgl.
    Marburg. Doppelsieger im internationalen Musterkartenwettbewerb. In: raumausstattung.de, September 2007, aufgerufen am 13. November 2018.
  18. Ausgezeichnete „Hommage“. Iconic Award für Zaha-Hadid-Kollektion. In: malerblatt.de, 2. Oktober 2017.
       Hommage wurde prämiert. In: marburg.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  19. Auszeichnungen. In: marburg.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.
  20. Auszeichnungen. In: marburg-architecture.com, aufgerufen am 1. Oktober 2018.

Koordinaten: 50° 49′ 23,2″ N, 8° 56′ 8″ O