Magdeburger Originale

Magdeburger Originale, 2022
Ungereinigter Zustand im Jahr 2007
Blick von Süden von der Treppe, 2022

Die Magdeburger Originale sind eine Skulpturengruppe in Magdeburg in Sachsen-Anhalt, die historische Originale der Stadt darstellen.

Lage

Die Skulpturen befinden sich in einem Stück der elbseitigen Stadtmauer Magdeburgs, westlich am Knochenhauerufer, etwas südlich der Magdalenenkapelle und des Petersbergs in der Magdeburger Altstadt. Direkt vor den Skulpturen führt eine Treppe vom Knochenhauerufer nach oben zur Stephansbrücke und der Fußgängerbrücke zum Petriförder.

Gestaltung und Geschichte

Die insgesamt sechs Skulpturen wurden 1976 von Eberhard Roßdeutscher aus Kalkstein geschaffen. Sie sind versetzt zueinander, unregelmäßig an der nach Osten weisenden Stadtmauer angebracht. 2014 bestanden an den Skulpturen witterungsbedingte Schäden wie Verschmutzungen, Flechtenbildungen und Risse. Es wurde zu Spenden aufgerufen, um für 3000 Euro eine Sanierung durchzuführen.[1] In der Folgezeit wurde eine Sanierung durchgeführt.

Die Skulpturen stellen sechs Personen dar, die Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in Magdeburg gelebt haben sollen und als regionale Originale bekannt wurden. Ihre Identitäten sollen jedoch nur mündlich überliefert sein, so dass archivalische Nachweise fehlen[2] oder zumindest nur lückenhaft vorliegen.

Skulpturen

Bei den sechs als Skulpturen dargestellten Personen handelt es sich von links nach rechts um:

Nummer Bild Name Angaben zur Person
1 Blutappelsine Sie war Marktfrau und soll sich sehr gerne unterhalten haben. Ihren Spitznamen (hochdeutsch: Blutapfelsine) hatte sie nach ihren sehr roten Wangen, die sie wohl vom Stehen auf dem Markt bei jedem Wetter gehabt haben soll. Sie erinnerte so und wohl auch von ihrer eher runden Figur her, an die von ihr auf dem Fischmarkt verkauften Apfelsinen.
2 Fliejentutenheinrich Er verkaufte für einige Pfennige von ihm gedrehte und mit Leim bestrichene Tüten, die als Fliegenfänger dienten.
3 Feuerkäwer Sie war eine Frau mit langen roten lockigen Haaren und trug ein zerschlissenes Schleppenkleid. In einer Tasche ihres Unterrocks trug sie immer eine Flasche mit Alkohol bei sich.
4 Lusebenecke Mit bürgerlichem Namen hieß Lusenbenecke Julius Benecke. Er soll stark unter Läusen gelitten und sich daher fortwährend gekratzt haben. Gleiches galt wohl für seinen ihn begleitenden Hund. Er soll gebettelt haben und, wenn ihm Leute Geld gaben, vor Freude eher unbeholfen getanzt haben. Auch er setzte verdientes Geld gerne in Alkohol um.
5 Schlackaffe Er galt als Landstreicher. Typisch für ihn soll gewesen sein, dass er Fische fing und sie in den mit Wachstuch ausgekleideten Taschen seines Jacketts in die Stadt brachte und verkaufte. Zum Teil half er auch den Hafenarbeitern und erhielt als Belohnung Fische. Das so erwirtschaftete Geld soll er vor allem für Alkohol ausgegeben haben. Von ihm wird auch berichtet, dass er seltene Käfer und Schmetterlinge sammelte.
6 Affenvater Er war ständig mit einer Drehorgel und einem Affen unterwegs, der auf dem Kasten tanzte und so Spenden für seinen Herren sammelte.

Weitere Originale

Darüber hinaus sind für Magdeburg noch weitere Personen als Originale überliefert, darunter auch:

  • König von Diesdorf, Der obdachlose Arbeiter Hermann Meinschenk ging in Diesdorf, einen Kinderwagen schiebend, von Hof zu Hof und durchsuchte die Müllgruben nach Lumpen und Schrott. Der gebürtige Magdeburger wurde am Morgen des 30. November 1904 im Alter von 56 Jahren in Magdeburg tot aufgefunden.[3][4]
Commons: Magdeburger Originale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rainer Schweingel, Originale in Not: Schlackaffe & Co. gehen betteln auf www.volksstimme.de vom 13. August 2014
  2. Die Magdeburger Originale auf www.magdeburg.de
  3. Tot aufgefunden in der Magdeburger Volksstimme vom 1. Dezember 1904, Seite 11
  4. Eintrag im Sterberegister der Magdeburger Altstadt Nummer 118 vom 16. Januar 1905

Koordinaten: 52° 7′ 57,6″ N, 11° 38′ 42,8″ O