Madocit
| Madocit | |
|---|---|
| Allgemeines und Klassifikation | |
| IMA-Nummer |
1966-015[1] |
| IMA-Symbol |
Mdc[2] |
| Chemische Formel | |
| Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
| System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
II/D.07 II/E.20-010[4] 2.LB.30 03.05.07.01 |
| Kristallographische Daten | |
| Kristallsystem | orthorhombisch |
| Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-pyramidal; mm2 oder orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m |
| Raumgruppe | Pba2 (Nr. 32) oder Pbam (Nr. 55)[3] |
| Gitterparameter | a = 27,2 Å; b = 34,1 Å; c = 8,12 Å[3] |
| Formeleinheiten | Z = 4[3] |
| Physikalische Eigenschaften | |
| Mohshärte | 3,5 bis 4[4] (VHN50 = 155 kg/mm2[6]) |
| Dichte (g/cm3) | berechnet: 5,98[6] |
| Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}[6] |
| Bruch; Tenazität | muschelig[6] |
| Farbe | grauschwarz[6] |
| Strichfarbe | grauschwarz[6] |
| Transparenz | undurchsichtig (opak)[6] |
| Glanz | Metallglanz[6] |
Madocit (IMA-Symbol Mdc[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb19(Sb,As)16S43[1] und damit chemisch gesehen eine sulfidähnliche Verbindung aus Blei, Antimon, Arsen und Schwefel, die strukturell zu den Sulfosalzen gehört. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Antimon und Arsen können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.
Madocit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur kleine Kristalle bis etwa 1,5 mm Größe, die nach der c-Achse [001] gestreckt und gestreift sind. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der grauschwarzen Kristalle einen metallischen Glanz. Auch seine Strichfarbe ist grauschwarz.
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Madocit erstmals in Mineralproben aus dem Steinbruch Taylor Pit bei Madoc in der kanadischen Provinz Ontario. Analysiert und erstbeschrieben wurde das Mineral durch John Leslie Jambor (1936–2008), der es nach der nahe der Typlokalität gelegenen Stadt benannte. Nach Anerkennung durch die International Mineralogical Association (interne Eingangsnummer der IMA: 1966-015[1]) veröffentlichte er seine Erstbeschreibung 1967 unter dem Titel New lead sulfantimonides from Madoc, Ontario. Part 1, in der auch Veenit erstbeschrieben wurde. Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Madocit lautet „Mdc“.[2]
Das Typmaterial des Minerals wird in der Geological Survey of Canada (GSC) in Ottawa unter den Inventarnummern 12146 und 12178, im Royal Ontario Museum (ROM) in Toronto unter der Inventarnummer M35896 und im National Museum of Natural History (NMNH) in Washington, D.C. unter der Inventarnummer 160247 aufbewahrt.[7][8]
Klassifikation
Bereits in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Madocit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Komplexe Sulfide (Sulfosalze)“, wo er zusammen mit Boulangerit, Dadsonit, Fülöppit, Guettardit, Heteromorphit, Jamesonit, Launayit, Meneghinit, Parajamesonit (diskreditiert 2006), Plagionit, Playfairit, Robinsonit, Semseyit, Sorbyit, Sterryit, Tintinait, Twinnit, Veenit und Zinkenit die „Jamesonit-Boulangerit-Gruppe (Bleiantimonspießglanze)“ mit der Systemnummer II/D.07 bildete.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/E.20-010. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Madocit zusammen mit Ciriottiit, Dadsonit, Disulfodadsonit, Launayit, Meerschautit, Parasterryit, Pellouxit, Playfairit, Sorbyit und Sterryit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/E.20 bildet.[4]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Madocit dagegen in die Abteilung „unklassifizierte Sulfosalze“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Blei. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Pb“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 2.LB.30 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Madocit die System- und Mineralnummer 03.05.07.01. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,5 < z/y < 3 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 03.05.07.
Kristallstruktur
Madocit kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pba2 (Raumgruppen-Nr. 32) oder Pbam (Nr. 55) mit den Gitterparametern a = 27,2 Å; b = 34,1 Å und c = 8,12 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität im Taylor Pit bei Madoc bildete sich Madocit in den Marmorformationen des präkambrischen Grenville-Kalksteins, die sich am Rand einer Intrusion befinden. Als Begleitminerale fanden sich hier Arsenopyrit, Boulangerit und Jamesonit.[6]
Madocit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, von dem weltweit bisher weniger als 10 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2025). Seine Typlokalität ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Kanada.[10]
Weitere bisher dokumentierte Fundorte sind eine Zink-Zinn-Grube bei Colquiri (La Paz) in Bolivien, die Blei-Kupfer-Zink-Grube Hayakawa bei Kaminokuni in der Unterpräfektur Hiyama auf der japanischen Insel Hokkaidō, die Mina Herja (Herzsabánya) mit Blei- und Zinkerzen bei Baia Mare (Maramureș) in Rumänien, die Gold-Lagerstätte Taseyevskoye in der Region Transbaikalien (auch Sabaikalski krai bzw. Zabaykalsky Krai) im Fernen Osten Russlands, die Sulfid-Lagerstätte Boliden bei Skellefteå in Schweden und eine unbenannte Fundstätte im Owyhee County des US-Bundesstaates Idaho.[10]
Ein weiterer Fundort, die thalliumreiche, hydrothermal geschichtete Lagerstätte Jas Roux in der französischen Gemeinde La Chapelle-en-Valgaudémar (Provence-Alpes-Côte d’Azur), stellte sich als Falschmeldung heraus.[11]
Siehe auch
Literatur
- John Leslie Jambor: New lead sulfantimonides from Madoc, Ontario. Part 1. In: The Canadian Mineralogist. Band 9, 1967, S. 7–24 (englisch, rruff.info [PDF; 956 kB; abgerufen am 10. September 2025]).
- J. A. Mandarino, Akiro Kato: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 53, 1968, S. 1421–1427 (englisch, rruff.info [PDF; 493 kB; abgerufen am 10. September 2025]).
- John Leslie Jambor, J. H. G. Laflamme, D. A. Walker: A re-examination of the Madoc sulfosalts. In: The Mineralogical Record. Band 13, Nr. 2, 1982, S. 93–100 (englisch).
- Kaya Wei, Joshua Martin, Satofumi Maruyama, Takao Mori, George S. Nolas: Physical properties of madocite: A quaternary chalcogenide with very low thermal conductivity. In: Journal of Solid State Chemistry. Band 251, 2017, S. 113–115, doi:10.1016/j.jssc.2017.04.007 (englisch).
Weblinks
- Madocit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Madocite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. September 2025 (englisch).
- David Barthelmy: Madocite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 10. September 2025 (englisch).
- IMA Database of Mineral Properties – Madocite. In: rruff.info. RRUFF Project (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2025. (PDF; 3,2 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2025, abgerufen am 10. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 10. September 2025]).
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 135 (englisch).
- ↑ a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 353.
- ↑ a b c d e f g h i Madocite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 49 kB; abgerufen am 10. September 2025]).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – M. (PDF 326 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 10. September 2025 (Gesamtkatalog der IMA).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 10. September 2025 (englisch).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ a b Fundortliste für Madocit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. September 2025.
- ↑ Madocite from Jas Roux, La Chapelle-en-Valgaudemar, Gap, Hautes-Alpes, Provence-Alpes-Côte d'Azur, France. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. September 2025 (englisch).