Lynn Landmesser
Lynn Therese Landmesser (* 30. November 1943 in Santa Ana, Kalifornien; † 29. November 2024) war eine US-amerikanische Neurobiologin.[1] Ihr Spezialgebiet war die Entwicklung der Motoneuronen während der frühen Embryonalphase und das Entstehen von Schaltkreisen, die die frühste rhythmische Aktivität steuern. Zuletzt war sie bis zu ihrer Emeritierung Professorin an der Case Western Reserve University im US-Bundesstaat Ohio.
Ausbildung und Forschungsthemen
Lynn Landmesser wuchs in Laguna Beach (Kalifornien) auf, unweit der Marine Corps Base Camp Pendleton, wo ihr Vater, Charles Landmesser, als Soldat stationiert war. Sowohl seine Eltern als auch die Eltern seiner Ehefrau, Eleanor Cerveny Landmesser, waren aus Deutschland bzw. aus der Tschechoslowakei in die USA ausgewandert. Sie beendet 1961 die High School und studierte danach Biologie an der University of California, Los Angeles; 1965 erwarb sie den Bachelor-Grad und 1969 den Doktor-Grad, jeweils im Fachgebiet Zoologie. Durch einen Zufall war sie bereits zu Beginn ihres Studiums in Kontakt mit Theodore Holmes Bullock (1915–2005) gekommen, einem der Begründer der Neuroethologie, dessen Forschung zum Zusammenhang von Neuroanatomie und Verhalten ihr Interesse an der Neurobiologie weckte. In ihrer Doktorarbeit wies sie nach, dass autonome Neuronen der Wirbelsäule, die normalerweise periphere autonome Ganglien innervieren, funktionelle Synapsen an Skelettmuskelfasern bilden können, wenn sie durch chirurgische Manipulation in deren Nähe gebracht werden. Veröffentlicht wurden ihre Befunde in zwei Fachartikeln mit ihr als einzigem Autor.[2]
Nach Abschluss ihrer Dissertation ging sie von 1969 bis 1972 als Postdoc an die School of Medicine der University of Utah und 1972 als Assistant Professor an die Yale University, wo sie bis 1983 blieb und allmählich bis zur festangestellten Professorin aufstieg. An der Yale University begann sie mit ihren Untersuchungen zur Entwicklung der motorischen Schaltkreise des Rückenmarks in Embryonen von Vögeln und Mäusen. 1983 wechselte sie als Professorin an das Department of Physiology and Neuroscience der University of Connecticut. 1993 kehrte sich die Case Western Reserve University (Department of Neurosciences) zurück und blieb, bis sie 2014 in den Ruhestand verabschiedet wurde.[3]
In einem Nachruf in der Fachzeitschrift PNAS wurde ihr Forscherleben wie folgt zusammengefasst: „Sie widmete sich der Entwicklungs-Neurobiologie und interessierte sich insbesondere dafür, wie es Neuronen gelingt, ihre Ziele innervieren. […]. Zweitens griff sie Studien der Pioniere der Neurowissenschaften auf, die wichtige Fragen mit begrenzten Methoden angegangen waren und die dadurch Schwierigkeiten hatten, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen. Drittens gelang es ihr durch die Perfektionierung und Anwendung elektrophysiologischer Methoden, vor allem der intrazellulären Aufzeichnung, tiefer zu graben und fundiertere Schlussfolgerungen zu ziehen als ihre Vorgänger. Schließlich arbeitete sie hauptsächlich am peripheren Nervensystem, dessen relative Einfachheit und Zugänglichkeit eine präzisere Arbeit ermöglichte, als dies damals im Gehirn möglich war.“[4]
Lynn Landmesser hinterließ ihren langjährigen Partner und Fachkollegen Guillermo Pilar sowie ihren gemeinsamen Sohn Gabriel Roman Pilar, der ebenfalls Neurologe wurde.
Ehrungen
- 1993: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences[5]
- 2001: Mitglied der National Academy of Sciences[3]
Literatur
- Nicholas C. Spitzer und Ben W. Strowbridge: Lynn T. Landmesser (1943–2024). In: Nature Neuroscience. Band 28, 2025, S. 431–432, doi:10.1038/s41593-025-01879-5.
Weblinks
- Pioneering neuroscientist Lynn Landmesser passes away. Nachruf auf dem Server der Case Western Reserve University
Belege
- ↑ Lynn T. Landmesser. In: The History of Neuroscience in Autobiography. Band 5, 2006, S. 382–411, doi:10.1016/S1874-6055(06)80032-0, Volltext (PDF)
- ↑ Lynn Landmesser: Contractile and electrical responses of vagus-innervated frog sartorius muscles. In: The Journal of Physiology. Band 213, Nr. 3, 1971, S. 707–725, doi:10.1113/jphysiol.1971.sp009410.
Lynn Landmesser: Pharmacological properties, cholinesterase activity and anatomy of nerve – muscle junctions in vagus-innervated frog sartorius. In: The Journal of Physiology. Band 220, Nr. 1, 1972, S. 243–256, doi:10.1113/jphysiol.1972.sp009704. - ↑ a b National Academy of Sciences: Lynn T. Landmesser.
- ↑ Story Landis und Joshua R. Sanes: Lynn Landmesser (1943–2024): A pioneer in developmental neurobiology. In: PNAS. Band 122, Nr. 22, 2025, e2509313122, doi:10.1073/pnas.2509313122.
- ↑ American Academy of Arts and Sciences: Lynn Therese Landmesser.