Ludwig Ohlenroth
Ludwig Ohlenroth (* 31. Juli 1892 in Augsburg; † 4. Oktober 1959 ebenda) war ein deutscher Archäologe.
Leben
Ludwig Ohlenroth besuchte das Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg. Anschließend begann er ein Jurastudium in München, Erlangen und Genf und studierte danach ohne Abschluss Archäologie in München. Ab 1918 war Ohlenroth in Augsburg tätig und übernahm dort 1922 die Position des Kustos am Maximilianmuseum. 1925 wurde er korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.
Sein Dienst bei der Stadt Augsburg endete 1932, nachdem ihn das Landgericht wegen des Diebstahls römischer Münzen von den Ausgrabungen der Villa Rustica in Stadtbergen zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt hatte.[1] Die Anklagepunkte waren freilich weitaus umfangreicher und stehen in engem Zusammenhang mit dem Augsburger Museumsskandal desselben Jahres.[2] Von fast allen Vorwürfen wurde er freigesprochen, es blieben letztendlich Veräußerung und Tausch von diversen Gegenstände ohne Absprache bzw. Genehmigung, die verurteilungsrelevant blieben. Inwieweit die Anschuldigungen im Rahmen politischer Intrigen, etwa Ohlenroths Agitieren gegen das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, zu sehen sind, lässt sich nicht mehr klären.[3]
Von 1934 bis 1942 leitete er die Ausgrabungen im römischen Cambodunum (Kempten). 1940 wurde er 3. Heimatpfleger des Gaues Schwaben für Vor- und Frühgeschichte. Zwischen 1942 und 1944 leitete er die Ausgrabungen der spätrömischen Befestigung Rostrum Nemaviae auf dem Goldberg bei Türkheim. Nach 1945 war er anfangs freiberuflich als Archäologe in Augsburg tätig, von 1947 bis 1959 war Beauftragter der Augsburger Bauverwaltung für die archäologische Bauaufsicht.
Literatur
- Friedrich Wagner: Ludwig Ohlenroth. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 24, 1959, S. 278–279.
- Theodor Kraus: Ludwig Ohlenroth. In: Schwäbische Blätter 11, 1960, S. 40 ff.
- Wolfgang Kuhoff: Ohlenroth, Ludwig. In: Augsburger Stadtlexikon. 2. überarb. u. erw. Auflage. Perlach, Augsburg 1998, ISBN 3-922769-28-4.
- Ludwig Ohlenroth, Sebastian Schmid: Die italische Terra Sigillata mit Auflagenverzierung. Katalog der Applikenmotive (= Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie. Ergänzungsband 3). Reichert, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-7520-0615-5, S. 7–9 (Vorwort mit biographischen Angaben) und S. 15–47 (Einleitung zu Leben und Werk Ohlenroths).
Weblinks
- Ohlenroth, Ludwig. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.
Einzelnachweise
- ↑ Heinz Münzenrieder, Dieser Archäologe war kein Gentleman. In: Augsburger Allgemeine, erschienen am 11. März 2025, Seite 30. Hierbei handelt es sich um den Text eines Artikels, der bereits am 10. September 2015 an gleicher Stelle erschienen ist und nicht an den aktuellen Forschungsstand angepasst wurde.
- ↑ Eva Bendl: Inszenierte Geschichtsbilder. Berlin 2016, S. 197–201.
- ↑ Dazu Sebastian Schmid: Die italische Terra Sigillata mit Auflagenverzierung, Wiesbaden 2024, 20-23. Heranzuziehen für die Bewertung von O.s Agieren während des Nationalsozialismus ist noch Martina Steber, Ethnische Gewissheiten. Die Ordnung des Regionalen im bayerischen Schwaben vom Kaiserreich bis zum NS-Regime, Göttingen 2011.