Ludwig Kayser (Politiker)

Ludwig Kayser (* 16. September 1899 in Münster; † 25. November 1984 ebenda) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Kommunalpolitiker. Er war von 1929 bis 1935 Bürgermeister der ostpreußischen Stadt Braunsberg und von 1946 bis 1964 Oberstadtdirektor von Bocholt.

Leben

Ludwig Kayser entstammte einer Beamtenfamilie in Münster. Nach seinem Abitur 1917 wurde er zum Militär eingezogen, diente an der Westfront und wurde Anfang 1919 demobilisiert. Nach Jurastudium 1919–22, Referendariat und 2. Staatsexamen 1925 war er zunächst Assessor bei der Staatsanwaltschaft Paderborn, leitete dann das Verkehrs- und Presseamt der Stadt Trier. Er wurde 1929 zum Bürgermeister der Stadt Braunsberg/Opr. gewählt, dort aber im Mai 1935 aus politischen Gründen (§ 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums) fristlos entlassen. Seit Mitte 1927 verheiratet (die Ehe blieb kinderlos), verzog er sofort nach Berlin, woher seine Ehefrau stammte, und war dort bis 1937 arbeitslos, bis er im März 1937 eine Sachbearbeiterstelle bei der Reichsstelle für Lederwirtschaft erhielt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Ehepaar Kayser zweimal ausgebombt. Nach Kriegsende arbeitete Ludwig Kayser bei der Deutschen Zentralverwaltung der Industrie der sowjetischen Zone. Er trat 1945 der Berliner CDU bei.

Am 4. Juni 1946 wählte die Stadtverordnetenversammlung von Bocholt Kayser in das neu geschaffene Amt des Oberstadtdirektors, das er am 2. November unter widrigen Umständen antrat: Die Stadt, darunter städtische Gebäude, war im März 1945 durch schwere Bombenangriffe stark zerstört worden. Die Stadtverwaltung, deren Leitung ihm oblag, war zunächst durch völlig neue Aufgaben, etwa: Kriegsheimkehrer­fürsorge, Versorgung von NS-Opfern, Entnazifizierung in eigenen Reihen, Verwaltung der Wohnungs- und Versorgungsknappheit, notdürftige Behebung der Bombenschäden, schwer belastet. Ab 1948/1949 organisierte Kayser den Wiederauf- und Ausbau der Stadt.[1]

Zum Wiederaufbau z. B. des Rathauses und anderer Verwaltungsgebäude kamen in Kaysers Dienstzeit der Bau von elf Schulen, Hallenbad, 8000 Wohnungen in fünf Neubaugebieten, Freibad, zusätzlichem Wasserwerk, Theatersaal.

Aufgrund seiner persönlichen Integrität als Opfer des Nationalsozialismus gelang ihm auch die Wiederherstellung nachbarlicher Beziehungen zu den nächsten niederländischen Kommunen. Er engagierte sich ebenfalls beim Städtetag Nordrhein-Westfalen, speziell im Schulausschuss, dessen Vorsitzender er von 1960 bis 1964 war.

Im September 1964 trat Ludwig Kayser in den Ruhestand. Er verzog in seine Geburtsstadt Münster, wo er sich noch verschiedentlich ehrenamtlich betätigte und am 25. November 1984 verstarb.

Ehrungen

Für seine Verdienste um die Stadt verlieh der Bocholter Stadtrat ihm am 2. Juni 1972 die Ehrenbürgerwürde.

Literatur

  • Die Oberbürgermeister und Oberstadtdirektoren in Westfalen und Lippe. Die Spitzen der kreisfreien Städte zwischen 1831 und 1999 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen; Neue Folge. Band 50). Aschendorff, Münster 2025, ISBN 978-3-402-15134-1, S. 132 f., 879 ff.
Commons: Ludwig Kayser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Christine Mildner: „... Männer von reifer Lebensbildung“ – Leben und Wirken der Landräte und Oberkreisdirektoren von Ahaus und Borken und der Oberbürgermeister und Oberstadtdirektoren von Bocholt. In: Karlheinz Gördes (Red.): „... das Beste der Städte und des platten Landes jederzeit ...“. Aus dem Werden und Wirken des Westmünsterland-Kreises Borken. Kreis Borken, Borken 1995, ISBN 3-927851-70-1, S. 323–402, hier S. 394.