Ludwig Josef Melicher

Ludwig Josef Melicher (* 9. September 1816 in Rzeszów, Galizien, Kaisertum Österreich; † 14. März 1871 in Wien) war ein österreichischer Mediziner und Apidologe (Bienenkundler).

Leben

Ludwig Josef Melicher studierte an der Universität Wien Medizin, erwarb den Magister der Augenheilkunde, Geburtshilfe und Zahnheilkunde, promovierte 1840 mit seiner Dissertation Tractatus de apoplexia zum Dr. med. und Dr. chir. und wurde Operationszögling bei Franz Schuh im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien. Später reiste er gemeinsam mit dem deutschen Orthopäden Michael Moritz Eulenburg nach Stockholm, erlernte am dortigen „Gymnastischen Central-Institut“ bei Lars Gabriel Branting (1799–1881) die Schwedische Heilgymnastik nach Pehr Henrik Ling und gründete 1852 in der Wiener Alservorstadt eine gymnastisch-orthopädische Heilanstalt, in der die Schwedische Heilgymnastik angewendet wurde. Nachdem er im Jahr 1854 eine Heil- und Pflegeanstalt für geistig zurückgebliebene Kinder eröffnet hatte errichtete er 1861 eine Lehr- und Bildungsanstalt für Turnlehrer und -lehrerinnen und gründete einen Volks-Turnverein. Darüber hinaus gründete er 1867 den 1. Wiener Rettungs-Verein zur Abwendung der plötzlichen Gefahr und Rettung des Lebens von Menschen (Societas Viennensis I in resuscitationem intermortuorum instituta 1867).[1]

Ludwig Joseph Melicher war naturwissenschaftlich interessiert, hatte seine Schwerpunkte in den Bereich der Bienenhaltung und Imkerei gelegt und wurde am 15. Oktober 1847 unter der Präsidentschaft von Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck mit dem akademischen Beinamen Baglivius[2] unter der Matrikel-Nr. 1582 als Mitglied in die Kaiserliche Leopoldino-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher aufgenommen.[3] Am 24. März 1850 wurde er unter der Präsidentschaft des Pathologen Carl von Rokitansky zum ordentlichen Mitglied der k. k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien gewählt.[4] Er war wirkliches Mitglied des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät, spätestens ab 1856 unter der Präsidentschaft des Historikers Theodor von Karajan Mitglied des 1853 gegründeten Alterthums-Vereins zu Wien[5] und wurde am 1. Oktober 1856 unter der Präsidentschaft von Richard von Khevenhüller-Metsch auf Vorschlag der Entomologen Georg von Frauenfeld und Gustav Mayr Mitglied der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien.[6] Vom Kaiser von Österreich wurde er 1868/1869 mit dem Ehrentitel Kaiserlicher Rat ausgezeichnet.

Der auf Freskotechnik spezialisierte Maler und Restaurator Theophil Melicher (1860–1926) war sein Sohn.

Schriften (Auswahl)

  • Tractatus de apoplexia. Dissertatio inauguralis medico-practica. Typis Caroli Ueberreuter, Vindobonae 1840 (archive.org)
  • Die angebornen Verrenkungen. Gerold, Wien 1845 (books.google.de)
  • Die Wendungs-Krücke und deren Anwendung bei den tiefen Schulterlagen mit vorgefallenem Arme des Kindes. Ueberreuter, Wien 1846 (books.google.de)
  • Erster Bericht über das Institut für Schwedische Heilgymnastik und Orthopaedie zu Wien. Wallishauser, Wien 1853 (books.google.de)
  • Jahresbericht für 1853 über das erste Institut für Schwedische Heilgymnastik und Orthopaedie zu Wien. Wallishauser, Wien 1854 (books.google.de)
  • Die Einführung des Turnens in Oesterreichs Volksschulen. Pichler, Wien 1863 (books.google.de)
  • Die Bienenzucht in der Weltausstellung zu Paris 1867 und die Bienencultur in Frankreich und in der Schweiz. Braumüller, Wien 1868 (MDZ)
  • Die heilende Kraft der Theer-und Harz-Präparate aus der Harzproducten-Fabrik des Herrn Anton Berger zu Pinkafeld. Selbstverlag, Wien 1868 (books.google.de)
  • Skizze der nützlichen und schädlichen niedrigen Thiere insbesondere der Insekten als Grundlage zur Gründung eines „Österreichischen Insekten-Central-Vereines". Zweite, umgearbeitete, vermehrte und verbesserte Auflage, Braumüller, Wien 1869 (books.google.de)

Literatur

Anmerkungen

  1. Der Verein führte ein Siegel mit dem Erzengel Rafael und der Umschrift: „I. Wiener Rettungsverein“.
  2. Die Wahl seines akademischen Beinamens war vermutlich eine Reverenz an den italienischen Arzt und Vertreter der Iatrophysik Giorgio Baglivi.
  3. Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, Verzeichniss der Mitglieder der Akademie, nach der Zeitfolge, S. 273 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 7, Wien 1851, S. 335 (hathitrust.org)
  5. Berichte und Mittheilungen des Altertums-Vereines zu Wien, 1, Wien 1856, S. XV (archive.org)
  6. Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien, 6, 1856, S. 77 (biodiversitylibrary.org)