Ludwig Friedrich Ernst von Jan

Ludwig Friedrich Ernst von Jan, ab 1800 Reichsfreiherr von Jan (auch Ludwig Friedrich Ernst Freiherr von Jan; * 16. Mai 1747 in Ohrdruf; † 11. Januar 1828 in Möhringen bei Stuttgart), war ein deutscher Staatsmann.

Leben

Jan war Sohn des Juristen Johann Christian Gottlieb von Jan (1713–1786).[1] Er absolvierte das Gießener Gymnasium. Von 1763 bis 1765 begleitete er seinen Vater auf einer Reise über die Niederlande nach London. Nach Gießen zurückgekehrt, studierte er von 1765 bis 1767 an der Universität Gießen Rechtswissenschaft, bevor er sich noch ein Jahr an der Universität Göttingen der Rechtswissenschaft und Geschichte widmete.

Jan wurde 1768 Sekretär der hessen-darmstädtischen Subdelegation am Reichskammergericht, bevor er ab 1769 Referendar bei der Regierung in Gießen war. Von dort kam er 1770 oder 1772 als Rechtskonsulent nach Nürnberg. In dieser Zeit erlangte er die Lizenziatenwürde beider Rechte an der Universität Altdorf mit der Dissertation De retractu territoriali dominorum territorialium in Germania. Noch 1774 kam er als reichsstädtischer Vertreter an den kaiserlichen Hof in Wien. In dieser Zeit führte er auch den Titel eines fürstlich hohenlohe-neuensteinischen Legationsrats. 1782 wechselte er wieder in den Dienst von Hessen-Darmstadt und war ab 1783 Ministerresident. 1782 wurde er außerdem Mitglied der Loge zu den Drei Äckern in Wien. Ab 1788 war er als Ministerresident wieder in Wien eingesetzt. Dort blieb er bis 1795. Er konnte sich in sieben verschiedenen Sprachen verständigen und galt am Kaiserhof als gern gesehener Gast. Am 18. November 1800 wurde er von Kaiser Franz II. in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben.

Jan wechselte im Oktober 1799 in den Dienst des Herzogs Friedrich II. von Württemberg. Er wurde herzoglich württembergischer Geheimer Rat und Kanzleidirektor der Geheimen Kanzlei. Er war bis zu seiner Entlassung 1803 letzter Inhaber dieses Amtes. Er war außerdem Präsident des Herzoglichen Kabinetts mit dem Charakter eines Wirklichen Geheimen Rats. 1803/1804 wirkte er schließlich als württembergischer Konsistorialpräsident und Landvogt von Heilbronn, bevor er ab dem Sommer 1804 eine Pension erhielt. Zuletzt lebte er zurückgezogen in Möhringen bei Stuttgart.

Jan war mit dem Dichter Eduard Mörike bekannt, dem er als Vorbild für den „Präsidenten“ in seinem Roman Maler Nolten diente.

Werke (Auswahl)

  • Dissertatio inauguralis de retractu territoriali dominorum territorialium in Germania, Meyer, Altdorf 1774.
  • Ueber die Frage: Ob die Gerichtbarkeit der höchsten Reichsgerichte in Kraissachen durch den §. 4. Art. XII. der Kayserl. Wahlcapitulation aufgehoben sey?, Nördlingen 1776.
  • Réflexions sur Le Vrai Sens de L'Article IV. Du Traité De Ryswick, touchant Les Droits De L'Empire En Alsace, Schaumburg, Wien 1797.
  • Staatsrechtliches Verhältnis der Schweiz zu dem deutschen Reiche: von dem Ursprung der Eidgenossenschaft bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts, 3 Bände, Monath und Kußler, Nürnberg 1801–1803.

Literatur

Einzelnachweis

  1. Johann August Ritter von EisenhartJan, Johann Christian Gottlieb von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 693 f.