Ludwig Christian Lichtenberg

Ludwig Christian Lichtenberg (* 15. Januar 1737[1] in Ober-Ramstadt; † 29. März 1812 in Gotha) war ein vier Jahre älterer Bruder des Physikers und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg.

Leben

Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgeschichte (1781)
Blitzableiter (1774)

Ludwig Christian Lichtenberg studierte Theologie in Halle und Göttingen, unter anderem bei Johann Christoph Gatterer und Johann Stephan Pütter, und arbeitete an einem Lexikon Tironischer Noten. Er wurde Sekretär und später Geheimer Assistenzrat am Hofe Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Als Amateur war er für das Physikalische Kabinett im Schloss Friedenstein zuständig, das er mit seiner umfangreichen Sammlung physikalischer Geräte ergänzte. Damit war Gotha besser ausgestattet als Göttingen.

Lichtenberg hatte den Hof und auch das Bürgertum über neue wissenschaftliche Entwicklungen zu unterrichten. Dazu hielt er Experimentalvorträge und publizierte neue Ergebnisse. Er führte wie sein Bruder in Göttingen den Blitzableiter in Gotha ein. Er stärkte damit den Ruf Gothas als eines „Weimar der Naturwissenschaften“. Bekannt wurde er auch durch die Erforschung der Tironischen Noten, der Kurzschrift aus der Zeit Ciceros. Von 1781 bis 1799 erschien von ihm herausgegeben das Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgeschichte, in dem er auch eigene Beiträge veröffentlichte.

Ludwig Christian Lichtenberg blieb das ganze Leben mit seinem Bruder Georg Christoph eng verbunden, der von ihm auch finanziell unterstützt wurde. Nach dessen Tod edierte Ludwig Christian Lichtenberg zusammen mit dem gothaischen Gymnasialprofessor Friedrich Christian Kries die erste Werkausgabe seines Bruders. Sie erschien zwischen 1800 und 1806 in 9 Bänden beim Göttinger Verlag Dieterich; die Bände I und II enthalten die erste Sammlung von Aphorismen aus den Sudelbüchern, die den späteren Ruhm des Bruders begründeten.

Lichtenberg blieb ledig und wurde in Sachsen-Gotha-Altenburg noch zum „Geheimen Legationsrat“ ernannt. 1786 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2]

Veröffentlichungen

Donnerwetter (1774)
Übersetzung von Déodat de Dolomieu (1783)

Literatur

  • Julia Annette Schmidt-Funke, Gunhild Berg, Martin Mulsow (Hrsg.): Das Schloss als Hörsaal. Ludwig Christian Lichtenbergs „Vorlesung über die Naturlehre“ und die residenzstädtische Wissensproduktion um 1800. Stuttgart, Franz Steiner Verlag 2021 (Gothaer Forschungen zur Frühen Neuzeit; 19), ISBN 978-3-515-12664-9.
    • Gunhild Berg: Gothaer Wissensproduktion zwischen Zentrum und Peripherie. Zu Ludwig Christian Lichtenbergs Experimentalvorlesung. S. 9–42
    • Paul Ziche: Ludwig Christian Lichtenberg und sein Begriff des Forschens. „Hinreisende Erwartung“in der Naturlehre. S. 43–60
    • Julia A. Schmidt-Funke: Religion und Natur bei Ludwig Christian Lichtenberg. S. 61–88
    • Martin Mulsow: Natur und Schrift. „Ludwig Christian Lichtenberg als Archivrat und Physiker. S. 89–108
    • Julia A. Schmidt-Funke: Religion und Natur bei Ludwig Christian Lichtenberg. S. 61–88
  • Helmut Roob, Günter Scheffler: Lichtenberg, Ludwig Christian. In: Dies.: Gothaer Persönlichkeiten. Taschenlexikon. 2. Auflage. RhinoVerlag, Ilmenau 2006, ISBN 3-932081-37-4, S. 81f.
  • Otto Weber: ... der seltsamste Knauser. Ludwig Christian Lichtenberg - Geheimer Assistenz-Rath in Göttingen, in: Otto Weber (Hrsg.): Lichtenberg - Spuren einer Familie : Begleitbuch zur Ausstellung vom 27. Juni bis 16. August 1992 in der Stadthalle Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt: Verein für Heimatgeschichte, 1992, S. 164–167
  • Otto Weber: Das Los des älteren Bruders - Anmerkungen zum 250. Geburtstag von Ludwig Christian Lichtenberg, in: Lichtenberg-Jahrbuch. 1988, S. 105–129

Einzelnachweise

  1. Helmut Roob, Günter Scheffler: Gothaer Persönlichkeiten, S. 81, Rhino-Verlag, ISBN 3-932081-37-4, 2. Auflage 2006
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 150.