Ludwig Beermann
Ludwig Beermann (* 1. April 1847 in Bremen; † 7. Oktober 1924 ebenda, Beisetzung auf dem Friedhof Riensberg) war ein deutscher Architekt, als dessen bekanntestes Werk das Bremer Übersee-Museum gilt.


Biografie
Ludwig Beermann wuchs mit seinen Eltern und vier jüngeren Geschwistern in der Wulwesstraße 24 in Bremen auf. Sein Vater Johann Heinrich (Hinrich) Andreas Meier gen. Beermann (auch Behrmann) war als Kutscher tätig und seine Mutter Margaretha (Met[t]a) geb. Rauschenberg kam aus einer alten Bremer Baumeisterfamilie. Der Architekt und Bauunternehmer Friedrich Wilhelm Rauschenberg (1853–1935) war sein Cousin 2. Grades. 1877 heiratete Beermann die Bremerin Anna Buse und brachte mit ihr drei Töchter zur Welt. Nach mehreren Umzügen im Laufe des Familienlebens zogen die Beermanns letztendlich in die Schweizer Straße Nr. 12, wo Ludwig Beermann bis seinem Tode lebte.
Beruflich orientierte Beermann sich an den Verwandten mütterlicherseits. Zusätzlich wurde seine Berufswahl wohl dadurch geprägt, dass in seinem unmittelbaren Umfeld (Ostertor und Steintor) aufgrund der Stadterweiterung viel gebaut wurde und das Bauhandwerk für ihn damit stets präsent war. Nach der Schule absolvierte Beermann eine Maurerlehre und ab 1867 besuchte er die Herzogliche Baugewerkschule Holzminden. Für seine dort erbrachte außerordentliche Leistung in Zusammenhang mit dem Entwurf eines städtischen Mietshauses wurde er in der Zeitschrift für Bauhandwerker, Jg. 1869, inklusive Abbildung des Fassadenentwurfs lobend erwähnt. Im Jahr 1875 kehrte Beermann als Architekt nach Bremen zurück. Allerdings ist nicht bekannt, wo er den Titel erworben hat. Da zum Erlangen des Architektentitels zur damaligen Zeit der Besuch einer Polytechnischen Hochschule die Voraussetzung war, muss er nach der Zeit in Holzminden das Studium noch an einem unbekannten Standort fortgesetzt haben.

Seit seiner Rückkehr in den Heimatort war Beermann als Kunstlehrer in der Erwachsenenbildung tätig. Er gab Zeichenunterricht und hielt Vorlesungen über Kunst und Architektur an der »Gewerblichen Zeichenschule für angehende Künstler und Handwerker«, seit 1880 auch an der Fortbildungsschule für Gärtnerlehrlinge sowie der Technischen Anstalt für Gewerbetreibende, 1873 als Kunstgewerbeschule gegründet und Vorläufer-Institution der Bremer Hochschule für Künste. 1877/78 wurde er zum Vorsteher des „Technischen Bureaus“ (später „Allgemeine Bauverwaltung“) der Baudirektion Bremen, während er weiterhin als Dozent unterrichtete. Als Vorsteher des Technischen Bureaus zeichnete er vor allem für die Bearbeitung und Genehmigung von Bauanträgen verantwortlich. Mit der Planung und Umsetzung von Baumaßnahmen begann Beermann 1883 zunächst sporadisch und wurde letztendlich Vollzeit in der Hochbauinspektion tätig. Seine Dozententätigkeit beendete er,x^x als 1891 der Bau des „Städtischen Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde“ beschlossen wurde. Beermann plante das Museum, welches heute als Überseemuseum weit über Bremen hinaus bekannt ist, gemeinsam mit dessen geistigem Vater, dem Zoologen Dr. Hugo Schauinsland, dem späteren Museumsdirektor.
Nach 37 Jahren in der Bremer Baubehörde und dem Titel Staatsbaumeister mit Dienstgrad Oberbaurat in seinen letzten Jahren, wurde Beermann 1914 pensioniert.
Ludwig BeermannEr war Mitglied im Architekten- und Ingenieur-Verein Bremen, der Geographischen Gesellschaft Bremen und des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen. Nach der Pensionierung betätigte er sich privat weiterhin als Künstler, vor allem in der Malerei. Seiner Passion, der Malerei, ging er auch privat nach. Gelegentlich werden auf dem Kunstmarkt aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts stammende Ölgemälde Beermanns angeboten, signiert mit „L. Beermann“ – das L und B ligiert – und einer Jahreszahl datiert.
Bauwerke
- 1883–1885: Neues Chemisches Staats-Laboratorium (zerstört) am Neustadtswall, Übernahme der Planung und Bauleitung von Johannes Rippe.
- 1891–1896: Städtisches Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde, seit 1951 Überseemuseum, Bahnhofsplatz 13 in Bremen-Mitte, Erweiterung 1907–1911, Umbau 1976–1979[1][2][3][4][5][6][7][8]
- 1897: Gewerbemuseum (zerstört) an der Kaiserstraße 20/22, heute Bürgermeister-Smidt-Straße, Bauleitung mit H. Flügel
- 1899: Erweiterungsbau der Feuerwache 3, Auf der Kuhlen 1A in Bremen-Östliche Vorstadt
- 1899– 1901: Ehemalige Freischule und Schulzentrum Walle (ab 1999 städt. Musikschule), Bremen-Walle (Osterfeuerberg), Schleswiger Straße 4, Theodorstraße 26
- 1899: Kohlenschuppen (Gebäude 29) des Gaswerks Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen, Erweitert 1908[3][9][10]
- 1899–1901: Freischule und Schulzentrum Walle, Schleswiger Straße 4, Theodorstraße 26 in Bremen-Walle[11][12]
- 1900: Elektrizitätswerk (Gebäude 10) des Gaswerk Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen[9][3]
- 1900: Kühlerhaus (Gebäude 19) des Gaswerk Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen[9][3]

- 1901: Arbeitergebäude (Gebäude 5) des Gaswerk Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen, Erweitert 1903[9][3]
- 1901: Werkstatt (Gebäude 9) des Gaswerk Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen[9][3]
- 1901: Doppelwohnhaus für den Obermaschinenmeister und den Fabrikmeister (Gebäude 12 & 13) des Gaswerk Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen[9][3]
- 1901: Gasmessergebäude (Gebäude 27) des Gaswerk Woltmershausen, Am Gaswerkgraben 2 in Bremen-Woltmershausen[9][3]
- 1902–1905: Realgymnasium (Realvollanstalt), heute Hermann-Böse-Gymnasium, Bremen-Schwachhausen, Hermann-Böse-Straße 1–11, Bauleitung mit H. Weber.
- 1903–1906: Neues Gymnasium am Barkhof, heute Oberschule am Barkhof, Bremen-Schwachhausen (Barkhof), Parkallee 37–39. Bauleitung mit H. Weber.
- 1904–1906: Feuerwache 5 und Zollamt, Waller Stieg 1 & 3 & 5 und Fabrikenufer 2 in Bremen-Walle[13][3][14]
- 1904–1909: Elektrizitätswerk/Dampfkraftwerk, heute Heizkraftwerk Bremen-Hastedt, Hasteder Osterdeich 250–255, seit 1914 stetig erweitert.
- 1906/1907: Schule und Gemeindeschule, Oslebshauser Heerstraße 115 in Bremen-Gröpelingen[11][15][3]
- 1911–1913: Pathologie des Städtischen Allgemeinen Krankenhauses Bremen, Am Schwarzen Meer 134 & 136, St.-Jürgen-Straße 1 in Bremen-Östliche Vorstadt[16][17][18][3][19]
- 1914: Viergeschossiger Anbau an die Augen- und Frauenklinik der Städtischen Krankenanstalt, Bremen-Hulsberg, St.-Jürgen-Straße 1, Am Schwarzen Meer 134/136
Siehe auch
Literatur
- Brozio, Wolfgang: Der Bremer Architekt und Staatsbaumeister Ludwig Beermann (1847–1924). In: Bremisches Jahrbuch, Jg. 103, 2024, S. 132–164.
- Brozio, Wolfgang: Zur Familiengeschichte des Bremer Architekten und Staatsbaumeisters Ludwig Beermann (1847–1924). In: Ein Verein im Wandel der Zeit, 100 Jahre DIE MAUS Gesellschaft für Familienforschung e.V. Bremen 1924–2024, Bremen 2025, 185–208.
Weblinks
- Historisches Architektenregister: http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/architekten_ha.htm
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche geographische Blätter 18, S. 14-18. 1895.
- ↑ Das neue städtische Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde in Bremen. In: Deutsche Bauzeitung 30, S. 60. Berlin 1896.
- ↑ a b c d e f g h i j k Architekten- und Ingenieur-Verein (Hrsg.): Bremen und seine Bauten, S. 277-284, 300-304, 497, 551-559. Schünemann, Bremen 1900.
- ↑ Johannes Gerdes: Die freie Hansestadt Bremen und Umgegend. Handbuch und Führer, S. 50-57. Bremen 1911.
- ↑ Herbert Abel: Der Wiederaufbau des Museums für Natur-, Völker- und Handelskunde in Bremen. In: Veröffentlichungen aus dem Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde in Bremen, Reihe B, Heft 1. Bremen 1950.
- ↑ Lüderwaldt, Andreas: Das Städtische Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde. In: Bremen. Handelsstadt am Fluß, S. 60-93. Bremen 1995.
- ↑ Gottfried Zantke: Die Baugeschichte des Übersee-Museums. In: TenDenZen, S. 169-197. Bd. V, Bremen 1996.
- ↑ Felix Zimmermann: Übersee-Museum Bremen. In: Die Neuen Architekturführer Nr. 131. Berlin 2008.
- ↑ a b c d e f g H. Schütte: Das Gaswerk der freien Hansestadt Bremen. Denkschrift zum 50jährigen Bestehen der Gasanstalt, S. 37-39. 1904.
- ↑ Kulturladen Pusdorf (Hrsg.): Geschichte(n) hinterm Tunnel, S. 45. 1994.
- ↑ a b Rolf Gramatzki: Bauen und Bildung S. 193-194, 202-203. 2002.
- ↑ Kulturinitiative Brodelpott (Hrsg.): Walle - Utbremen 1860-1945, S. 83. Bremen 1996.
- ↑ Heinrich Flügel: Die deutschen Welthäfen Hamburg und Bremen, S. 170-174. Jena 1914.
- ↑ Nils Aschenbeck: Die Architektur der stadtbremischen Häfen. Bremen 1994.
- ↑ Kurt Lammek: Denkmaltopographie Gröpelingen, S. 69. 1982.
- ↑ Lisanne Michaelis: Ehemalige Pathologie, KBM Haus 24, Bremen, Bachelorstudie HAWK Hildesheim. 2024.
- ↑ Hundert Jahre Städtische Krankenanstalten Bremen 1851-1951. Bremen 1951.
- ↑ Gerald Sammet: Georgs Spital. Eine Geschichte des Bremer Zentralkrankenhauses Sankt-Jürgen-Straße. Bremen 2001.
- ↑ Gerd Dammann: Vom Hospital zum Gesundheitszentrum. Bremen 2001.