Luca Martin (Komponist)

Luca Martin (* 3. Oktober 1962 in Basel) ist ein Schweizer Komponist, Opernsänger (Tenor) und Geiger.[1] Er trat als Interpret in Oper und Konzert auf und komponiert Werke für unterschiedliche Besetzungen.

Luca Martin (2014)

Leben

Martin wuchs in Basel auf und studierte Violine bei Alexander Zöldy an der Hochschule für Musik Basel sowie Komposition und Musiktheorie bei Jacques Wildberger und Thomas Kessler. Prägende Impulse erhielt er u. a. in Meisterkursen bei Luciano Berio und Vinko Globokar; 2016 belegte er eine Masterclass bei Dieter Ammann. Bereits während der Studienzeit entstanden erste Werke, darunter die Meditation für Violine solo und Tonband (realisiert am Elektronischen Studio Basel in Zusammenarbeit mit Guy Rebel, IRCAM/Paris).[2]

Seine Gesangslaufbahn begann nach Unterricht beim Tenor Constantin Nica; weitere Studien folgten bei Gianni Raimondi in Bologna und an der Musikhochschule Köln bei Monica Pick-Hieronimi (Künstlerische Reifeprüfung Gesang 2000). 1993 war er Finalist beim Wettbewerb Neue Stimmen (Bertelsmann Stiftung) und debütierte 1994 an der Oper Köln in Verdis Macbeth. Ab 1995 gehörte er mehrere Jahre dem Ensemble des Theaters Bielefeld an und erarbeitete sich Partien wie Tamino, Idomeneo, Hoffmann, Faust, Don José, Pelléas, Duca di Mantova, Alfredo, Erik, Walther von Stolzing und Lenski.

Luca Martin in der Rolle des Idomeneo (1999)

Zu seinem Repertoire zählten auch selten gespielte Werke, etwa der Johannes in einer szenischen Fassung von Franz Schmidts Oratorium Das Buch mit sieben Siegeln (2007, Kölner Philharmonie mit dem Gürzenich-Orchester).[2]

Gastengagements führten ihn u. a. an die Deutsche Oper am Rhein (Düsseldorf), das Nationaltheater Mannheim, die Theater in Dortmund und Mainz, das Staatstheater Kassel[3] und das Opernhaus Zürich.[4] Radio- und Fernsehaufnahmen (WDR, Deutschlandradio, Schweizer Fernsehen) sowie CD-Produktionen dokumentieren seine Tätigkeit; von der deutschen Erstaufführung von Theo Loevendies Oper Esmée mit Martin in der Partie des Max erschien eine Gesamteinspielung (Donemus/Amsterdam). Im Konzerthaus Wien sang er mit dem Bruckner Orchester Linz unter Claus Peter Flor den Tenorpart in Beethovens Neunter; beim Budapester Frühlingsfestival interpretierte er Schuberts Winterreise in der Fassung von Hans Zender (u. a. auch mit Martin Fischer-Dieskau und dem Kitchener-Waterloo Symphony Orchestra in Kanada sowie 2011 am Teatro Massimo Catania unter Hubert Soudant). Er arbeitete mit Dirigenten wie James Conlon, Philippe Auguin, John Fiore, Claus Peter Flor, Dirk Kaftan und Kevin John Edusei.[2]

Seit 2009 widmet sich Martin verstärkt der Komposition.[5] 2012 erhielt er ein London-Stipendium des Aargauer Kuratoriums für die Arbeit an der Oper Passion Jo.[6] 2014 gewann sein Chorwerk nihil den 1. Preis beim Wettbewerb Styria Cantat (Uraufführung 2015 im Grazer Stefaniensaal, ORF-Übertragung).[2]

Seit 2009 lebt er in Rheinfelden.[2]

Wichtige Aufführungen

Werke (Auswahl)

Kammer- und Orchesterwerke
  • 2 Sätze für Streichquartett (1981)
  • Meditation, für Violine solo und Tonband ad lib. (1982/1983)
  • Air, für 7 Bambusruten und Violoncello solo (1984)
  • Ostho, für Harfe solo (1989)
  • Motorismen, für Es-Saxophon (1990)
  • nihil, für gemischten Chor (2013)
  • notes4strings, für Violine solo (2015)
  • death dances4all, für Kammerorchester (2016)
  • Missa de homine, für Soli, Chor und Orchester (2015/2016)
  • re-form-cycled, für Orchester und Bariton ad lib. (2017)
  • (re)action, für Streicher (2019)
  • [pi:ps] diary, für Bariton, Mezzosopran, Violine und Orchester (2018/2019)
  • Four Songs, für Mezzosopran und Klavier (2019/2020)
  • fortuna, für SSAATTBB a cappella (2021)
  • Feerne Dinge, für TTBBTTBB a cappella (2021)
  • reflection(s), für 3 Violinen (2022/2023)
  • Morning Song, für SSAATTBB a cappella (2023)
  • Two Shakespeare Songs, für Tenor und Klavier (2023/2024)
  • Saitenbruchsteine, für Violine solo (2024)[2]

Opernpartien (Auswahl)

Komponist Oper Rolle
Alban Berg Lulu Alwa
Georges Bizet Carmen Don José
Benjamin Britten The Rape of Lucretia Male Chorus
Claude Debussy Pelléas et Mélisande Pelléas
Antonín Dvořák Rusalka Prinz
Zdeněk Fibich Der Sturm Fernando
Michail Glinka Ruslan und Ljudmila Finn
Charles Gounod Faust (Margarethe) Faust
Leoš Janáček Jenufa Laca
Franz Lehár Das Land des Lächelns Su Chong
Theo Loevendie Esmée Max
Jules Massenet Werther Werther
Wolfgang Amadeus Mozart Don Giovanni Don Ottavio
Wolfgang Amadeus Mozart Idomeneo Idomeneo
Wolfgang Amadeus Mozart Die Entführung aus dem Serail Belmonte
Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte Tamino
Jacques Offenbach Hoffmanns Erzählungen Hoffmann
Dmitri Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk Sergej
Robert Schumann Genoveva Golo
Johann Strauss (Sohn) Die Fledermaus Gabriel von Eisenstein
Richard Strauss Capriccio Flamand
Richard Strauss Arabella Matteo
Richard Strauss Der Rosenkavalier Sänger
Pjotr Iljitsch Tschaikowski Eugen Onegin Lenski
Giuseppe Verdi La traviata Alfredo
Giuseppe Verdi Rigoletto Duca di Mantova
Giuseppe Verdi Otello Cassio
Richard Wagner Tannhäuser Walter von der Vogelweide
Richard Wagner Der fliegende Holländer Erik
Richard Wagner Die Meistersinger von Nürnberg Walther von Stolzing
Carl Maria von Weber Der Freischütz Max
Alexander von Zemlinsky Der Kreidekreis Pao
Alexander von Zemlinsky Der König Kandaules Kandaules

Konzertrepertoire (Auswahl)

Komponist Werke
Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9, Missa solemnis, Messe in C, Christus am Ölberge
Benjamin Britten War Requiem
Antonín Dvořák Die Geisterbraut, Requiem
Georg Friedrich Händel Messiah
Joseph Haydn Die Schöpfung, Die Jahreszeiten, Harmoniemesse, Theresienmesse, Nelson-Messe
Arthur Honegger Le Roi David
Frank Martin In terra pax
Felix Mendelssohn Bartholdy Paulus, Elias, Die erste Walpurgisnacht, Lobgesang
Wolfgang Amadeus Mozart Krönungsmesse, c-Moll-Messe, Requiem
Carl Orff Carmina Burana
Giacomo Puccini Messa di Gloria
Gioachino Rossini Petite Messe solennelle
Franz Schmidt Das Buch mit sieben Siegeln (Rolle: Johannes)
Michael Tippett A Child of Our Time
Giuseppe Verdi Messa da Requiem

Lied (Auswahl)

Werk Komponist / Bearbeitung
La Bonne Chanson Gabriel Fauré (Fassung mit Streichquintett)
Tagebuch eines Verschollenen Leoš Janáček (Orchesterversion)
Winterreise Franz Schubert (auch in der Orchesterfassung von Hans Zender)

Diskografie

  • Esmée (Theo Loevendie) – Gesamteinspielung (Donemus/Amsterdam)
  • Quatre Chansons populaires de Basse-Bretagne[10]
Commons: Luca Martin – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Luca Martin. Musinfo – Schweizerisches Musikinformationszentrum, abgerufen am 11. September 2025.
  2. a b c d e f g Website von Luca Martin. Luca Martin, abgerufen am 5. September 2025.
  3. Luca Martin. In: Operabase. Abgerufen am 11. September 2025.
  4. Le Comte Ory. Opernhaus Zürich, 2022, abgerufen am 11. September 2025.
  5. Im Komponieren fand er schliesslich seine Bestimmung. In: Neue Fricktaler Zeitung. 18. Dezember 2022, abgerufen am 11. September 2025.
  6. Artist Residency Alumni: Luca Martin. Acme Records, abgerufen am 11. September 2025.
  7. Vergangene Konzerte. Cantate Basel, abgerufen am 11. September 2025.
  8. Contemporary Swiss music. In: neo.mx3. Abgerufen am 11. September 2025.
  9. Werkbeitrag. Aargauer Kuratorium, Mai 2017, abgerufen am 11. September 2025.
  10. Quatre Chansons populaires de Basse-Bretagne. Arthur Lourié, abgerufen am 11. September 2025.