Lourdes Ambriz

Lourdes Ambriz (2016)

María de Lourdes Ambriz Márquez (* 20. Juli 1958, nach anderen Quellen 1961, in Mexiko-Stadt; † 28. August 2025[1][2] ebenda) war eine mexikanische Opernsängerin (Sopran).

Leben

Lourdes Ambriz nahm im Mai 1980 im Palacio de Bellas Artes am „Concurso Nacional de Canto Carlo Morelli“ teil, wo sie den 4. Platz belegte.[3] Ihre Sängerlaufbahn begann sie im Juni 1980 mit dem Orquesta Sinfónica Nacional de México in einer konzertanten Aufführung der Oper Don Carlos von Giuseppe Verdi, in der sie neben später bekannten Sängern wie Roberto Bañuelas, Malcolm Smith und Eva Dobrowska die Rolle des Tebaldo und die „Stimme vom Himmel“ sang.[1][3] Es folgten kleinere Anfängerrollen als Erster Knabe in Die Zauberflöte und als Page in Rigoletto.[3]

Ihr professionelles Bühnendebüt in einer Hauptrolle hatte sie 1982 unter der musikalischen Leitung von Enrique Diemecke als Olympia in Hoffmanns Erzählungen mit der Compañía Nacional de Ópera del Instituto Nacional de Bellas Artes (INBA), womit sie einen großen künstlerischen Erfolg hatte.[1][3] Mit ihrem „kristallinen Sopran“ galt sie fortan als hochgeschätzte Vertreterin der mexikanischen Opernszene.[2] In den 80er Jahren sang sie Rollen wie Gretel in Hänsel und Gretel, Suor Genovieffa in Suor Angelica, Nannetta in Falstaff und Oscar in Un ballo in maschera.[3] 1985 übernahm sie unter der musikalischen Leitung von Eduardo Mata die Rolle der Najade in der mexikanischen Erstaufführung der Oper Ariadne auf Naxos von Richard Strauss.[3] 1987 sang sie im Rahmen des „Festival Cultural Sinaloa“ im Teatro Pablo de Villavicencio in Culiacán die Rolle der Juliette in Roméo et Juliette.[3] Zur Eröffnung der Opernsaison 1991 war sie im Palacio de Bellas Artes die Zerlina in Don Giovanni.[3] 1994 gastierte sie am Teatro Degollado in Guadalajara als Despina in Così fan tutte und als Musetta in La Bohème.[3]

1997 gastierte sie beim „Festival Internacional Cervantino“ (FIC) in Guanajuato als Zerlina in Don Giovanni.[3] 2003 übernahm sie an der Ópera de Bellas Artes die Rolle der Woglinde bei der mexikanischen Erstaufführung von Richard Wagners Das Rheingold. Zwischen 2003 und 2006 sang sie außerdem die Ortlinde in Die Walküre in Wagners Ring-Tetralogie.[3] 2005 trat sie an der Ópera de Bellas Artes als Euridice in Orfeo ed Euridice und als „El trujamán“ in El retablo del Maese Pedro auf.[3]

Lourdes Ambriz sang im Verlauf ihrer Karriere zahlreiche Hauptrollen des Opernrepertoires, u. a. Pamina in Die Zauberflöte, Susanna in Le nozze di Figaro, Servilia in La clemenza di Tito, Leila in Les pêcheurs de perles, Micaëla in Carmen, Gilda in Rigoletto, Lauretta in Gianni Schicchi und die Miss Jessel in The Turn of the Screw.[3] Zu ihren Bühnenpartnern gehörten u. a. Francisco Araiza, Plácido Domingo, Yordi Ramiro, Fernando de la Mora, Guillermo Sarabia, Luis Girón-May, Justino Díaz, Alfredo Daza, Rolando Villazón und Ramón Vargas.[3]

1990 unternahm sie mit dem Musikensemble Solistas de México unter der Leitung von Eduardo Mata eine Tournee durch Spanien.[1] 1991 folgte ihr spanisches Operndebüt am Opernhaus von Malaga mit der Titelrolle in der Oper Marina von Emilio Arrieta.[1][2] Gemeinsam mit dem auf Alte Musik spezialisierten Vokal-Ensemble Ars Nova ging sie 1992 auf eine Tournee durch zwölf europäische Länder, mit weiteren Auftritten in Südamerika (1993 und 1996) und den USA (1995).[1][2][4] 1993 vertrat sie Mexico beim „Europalia Festival“ in Brüssel.[2]

Ambriz galt auch als Spezialistin für die zeitgenössische lateinamerikanische Oper.[2] Sie wirkte in Uraufführungen von Mario Lavista (Aura), Víctor Rasgado (El coyote y el conejo, Paso del Norte), Roberto Morales (Dunaxii), Manuel Henríquez Romero (Malinalli) und Hilda Paredes (The Seventh Seed) mit.[2]

2010 sang sie die Eupaforice in Carl Heinrich Grauns Oper Montezuma, in einer Produktion, die in Deutschland, in Schottland (Edinburgh Festival), Spanien (Teatro Real de Madrid) und Mexiko (Ópera de Bellas Artes) gezeigt wurde.[2] 2017 war sie in einer konzertanten Aufführung als Agathe in Der Freischütz zu hören.[3]

Sie trat mit den führenden mexikanischen Orchestern, weiters mit dem Saint Paul Chamber Orchestra, dem Dallas Symphony Orchestra, dem San Francisco Symphony Orchestra, dem National Arts Centre Orchestra, dem Orquesta Sinfónica Simón Bolívar de Venezuela, der Deutschen Kammerakademie und dem Arditti Quartett auf.[3] Lourdes Ambriz war auch als Konzertsängerin tätig. Sie übernahm u. a. die Sopran-Soli in der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach, in der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, in der 2. Sinfonie sowie in der 4. Sinfonie von Gustav Mahler und im War Requiem von Benjamin Britten.[3]

In der spanischen Fassung des Zeichentrickfilms Die Schöne und das Biest lieh sie 1991 dem Mädchen Belle ihre Stimme, wodurch sie auch über die Opernszene hinaus große Bekanntheit erlangte.[1][5]

2014 wurde sie stellvertretende künstlerische Direktorin der Compañía Nacional de Ópera.[2] Von 2015 bis 2017 war sie Künstlerische Leiterin (Directora Artística) der Ópera de Bellas Artes de México und setzte sich in dieser Funktion insbesondere für die Förderung des mexikanischen Sängernachwuchses ein.[1][6] 2024 erhielt sie die Medalla Bellas Artes, eine der höchsten musikalischen Auszeichnungen Mexikos.[3][7]

Lourdes Ambriz starb Ende August 2025 in Mexiko-Stadt an den Folgen einer Krebserkrankung.[1][3] Sie wurde auf dem Friedhof „Jardines del Recuerdo“ in Tlalnepantla de Baz (Bundesstaat México) nördlich von Mexiko-Stadt beigesetzt.[8]

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e f g h i La soprano mexicana Lourdes Ambriz fallece a los 64 años. In: www.plateamagazine.com. 30. August 2025, abgerufen am 31. August 2025 (spanisch).
  2. ↑ a b c d e f g h i Alicia Civita: Lourdes Ambriz, Famed Mexican Soprano and Voice of ‘Beauty and the Beast’s Belle, Dies at 67. In: www.latintimes.com/. 29. August 2025, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  3. ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s José Octavio Sosa: In Memoriam—Lourdes Ambriz (1961-2025). Nachruf. In: Pro Ópera vom 28. August 2025. Abgerufen am 31. August 2025.
  4. ↑ Mark Adamo: ARS NOVA'S ELEGANT GIFT. Aufführungskritik. In: Washington Post vom 24. Mai 1995. Abgerufen am 31. August 2025.
  5. ↑ Lourdes Ambriz. Abgerufen am 31. August 2025.
  6. ↑ Lourdes Ambriz, directora de Ópera de Bellas Artes. In: El Universal vom 12. Oktober 2015. Abgerufen am 2. September 2025.
  7. ↑ José Quezada: Artistas dedican Medalla Bellas Artes a su público. In: El Universal vom 22. August 2024. Abgerufen am 31. August 2025.
  8. ↑ Lourdes Ambriz bei Find a Grave. Abgerufen am 12. September 2025.
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