Louise von François


Marie Louise von François (* 27. Juni 1817 in Herzberg (Elster); † 25. September 1893 in Weißenfels) war eine deutsche Schriftstellerin. Ihr Werk umfasst vor allem Romane und Novellen sowie eine Geschichte der preußischen Befreiungskriege.
Leben
Marie Louise von François war die Tochter des preußischen Majors Friedrich von François (1772 – 1818) und dessen Gemahlin, geborene Amalie Hohl. Sie stammte aus einer hugenottischen Offiziersfamilie und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. Nach dem frühen Tod ihres Vaters verlor sie durch die Fahrlässigkeit ihres Stiefvaters und Vormunds ihr Erbe. Dieser Stiefvater nahm sich das Leben, als sie zehn Jahre alt war.[1] So erhielt sie einen nur mäßigen Privatunterricht, bildete sich aber autodidaktisch weiter. Erste literarische Anregungen erhielt sie durch Kontakte mit Fanny Tarnow und Adolf Müllner, dadurch lernte sie auch Graf Alfred von Goertz kennen, mit dem sie sich 1834 verlobte.[2] Mangels finanzieller Mittel löste das Paar diese Verlobung nach Jahren, blieb aber freundschaftlich verbunden.
Ab 1848 lebte Louise von François im Haushalt ihres Onkels, des preußischen Generals Karl von François, der in dieser Zeit in Minden, Halberstadt und Potsdam eingesetzt war. Nach dessen Tod im Jahr 1855 zog sie zu ihrer Mutter nach Weißenfels, um sie und den erblindeten zweiten Stiefvater zu pflegen, bis diese 1871 und 1874 starben. Materiell verarmt, intellektuell aber reich ausgestattet, konnte sie bereits von ihrem Schreiben leben. Ihr Hauptwerk, Die letzte Reckenburgerin, ein 1871 erschienener Familienroman, wurde von der Kritik mit größter Anerkennung aufgenommen. Insbesondere Gustav Freytag pries den hohen Wert dieses Werks. Von 1880 an unterhielt sie Briefkontakte mit Marie von Ebner-Eschenbach und Conrad Ferdinand Meyer, nahm aber sonst nur noch wenig am Gesellschaftsleben teil. Ihr zurückgezogenes Leben in den letzten Jahren wurde lediglich von kleineren Reisen im deutschsprachigen Raum unterbrochen.
Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof III (jetziger Friedhof) in Weißenfels. Ihr Wohnhaus ist heute in Privatbesitz. Ein Schauraum ist der Dichterin und ihrem Werk gewidmet.
Werke

Ihre schriftstellerische Laufbahn begann sie meist anonym mit kleineren Novellen im Cottaschen Morgenblatt für gebildete Stände.[3] Ihre Geschichten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zeigen die genaue Beobachterin, wichtige Ereignisse ihrer Zeit spiegelt sie in ganz besonderer Weise wider. Geprägt war ihr Schreiben von konservativ-protestantischer Sittlichkeit. Hervorzuheben ist ihr Schreibstil:
„Ihre Sprache gehört viel mehr ins 18. als ins 19. Jahrhundert. … Altmodisch zu sein kann indessen hin und wieder auch einen Vorzug bedeuten. Man bedenke, wie emsig Storm sich in vielen Novelllen um eine Patina, einen archaischen Klang bemüht, offenbar deshalb, weil er seine eigene Zeit zu nüchtern fand und Poesie aus den Tiefen der Vergangenheit schöpfen zu müssen glaubte. Auf solche künstlichen Veranstaltungen war Louise von Francois nicht angewiesen. Sie war altmodisch von Hause aus. … Gewiss, sie konnte nicht anders schreiben, als so, mit dem leichten Lavendelduft und einer altväterischen Grazie. Sie war sich aber darüber im klaren und scheint sich selbst zu belächeln – was zweifellos den Reiz noch erhöht.“ Emil Staiger[4]
Die Werke im Einzelnen
- Die letzte Reckenburgerin. Roman. S.n., Berlin 1871. (Vorabdruck in: Deutsche Roman-Zeitung. Berlin 1870, ZDB-ID 512944-8).
- Band 1. Janke, Berlin 1871. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv); Band 2. Janke, Berlin 1871. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Vollständige Ausgabe, Schreiter, Berlin 1927, (archive.org).
- Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9501-3
- Frau Erdmuthens Zwillingssöhne. Roman. Janke, Berlin 1873.
- Band 1 (Digitalisat)
- Band 2 (Digitalisat)
- Neuauflage 1944. Gauverlag Bayreuth.
- Neuauflage 1954. Mit einem 22-seitigen Vorwort von Emil Staiger. Manesse Verlag, Zürich.
- Neuauflage 2018, ISBN 978-3-7437-2378-8 (Taschenbuch), ISBN 978-3743723795 (gebundenes Buch)
- Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813–15. (Berlin 1873).
- Stufenjahre eines Glücklichen. Roman. Berlin 1877 (Volltext).
- Band 1 (Digitalisat)
- Band 2 (Digitalisat)
- Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9503-7
- Der Katzenjunker. Roman. S.n., Berlin 1879 (archive.org), (Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9513-6).
- Der Posten der Frau. Lustspiel in fünf Aufzügen. Spemann, Stuttgart 1881 (Volltext, PDF; 2,5 MB), (Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9507-5).
Sammlungen kleinerer Erzählungen
- Ausgewählte Novellen. Berlin 1868, 2 Bände.
- Erzählungen. Braunschweig 1871, 2 Bände.
- Band 1 (Digitalisat)
- Band 2 (Digitalisat)
- Hellstädt und andre Erzählungen. Berlin 1874, 3 Bände.
- Natur und Gnade, nebst andern Erzählungen. Berlin 1875, 3 Bände.
- Phosphorus Hollunder. Zu Füßen des Monarchen. Spemann, Stuttgart 1881. – Ausgabe 1887, D. C. Heath, Boston (archive.org), (Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9509-9).
- Judith, die Kluswirthin. Novelle (zuerst in „Ausgewählte Novellen“, Berlin 1868) (Stuttgart 1883), (Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9511-2).
Weitere
- Geschichte einer Häßlichen. Braunschweig 1871.
- Der Erbe von Saldeck. Braunschweig 1871.
- Die goldene Hochzeit. Erzählung.
- Gesammelte Werke in 5 Bänden. – Leipzig : Insel Verl, [1918]. Band 1–5.
- Band 1 (Digitalisat)
- Band 2 (Digitalisat)
- Band 3 (Digitalisat)
- Band 4 (Digitalisat)
- Band 5 (Digitalisat)
- Anton Bettelheim (Hrsg.): Louise von François und Conrad Ferdinand Meyer. Ein Briefwechsel. Zweite, vermehrte Auflage. Vereinigung Wissenschaftlicher Verleger, Berlin 1920 (archive.org).
- Joachim Jahns (Hrsg.): Vergessene Geschichte(n). Band 1: Aus der Provinz Sachsen und Thüringen. Dingsda-Verlag, Querfurt 1991, ISBN 3-928498-01-0. (Enthält u. a. den Text Napoleon in Weißenfels).
- Potsdam, ein Frühlingsbrief und andere Prosa aus dem Brandenburgischen. Dingsda-Verlag Querfurt 1992, ISBN 3-928498-16-9.
- Das Jubiläum und andere Erzählungen.
- Fräulein Mutchen und ihr Hausmaier.
- Zur Geschichte meines Urgroßvaters. Novelle. (Neuauflage 2015, ISBN 978-3-8430-9505-1)
- Zu Füßen des Monarchen. Novelle.
- Hinter dem Dom. Novelle.
- Eine Formalität. Erzählung. Berlin 1884.
Literatur
- Marie von Ebner-Eschenbach: Louise von François. Erinnerungsblätter. In: Velhagen und Klasings Monatshefte. Jg. 8 (1893/94), Bd. 2, Heft 7, März 1894, S. 18–30.
- Christine Touaillon: Luise von François. In: Neues Frauenleben, Nr. 7–8/1912 (XXIV. Jahrgang), ZDB-ID 2428354-X, S. 208–212. (Online bei ALO).
- Ernst Schroeter: Louise von François. Die Stufenjahre der Dichterin. Zur Erinnerung an die 100. Wiederkehr ihres Geburtstages am 27. Juni 1917. Lehmstedt, Weißenfels 1917 (archive.org).
- Ernst Schroeter: Louise von François. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, Band 1: Lebensbilder des 19. Jahrhunderts. Selbstverlag der Historischen Kommission, Magdeburg 1926, S. 235–251.
- Adalbert Elschenbroich: François, Marie Louise. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 334 f. (Digitalisat).
- Uta Scheidemann: Louise von François – Leben und Werk einer deutschen Erzählerin des 19. Jahrhunderts. Lang, Frankfurt am Main / Bern / New York 1987, ISBN 3-8204-9845-1.
- Eva Hoffmann-Aleith: Ein Fräulein aus Weißenfels – Die Schriftstellerin Louise von François. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-89228-777-5.
- Louise von François. 27. Juni 1817 – 25. September 1893. Zum 100. Todestag am 25.9.1993. Museum Weissenfels (Hrsg.), Weißenfels 1993.
- Gisela Stockmann, „Louise von François. Dichter-Lorbeer“. In: Gisela Stockmann: Schritte aus dem Schatten. Frauen in Sachsen-Anhalt. Dingsda-Verlag, Querfurt 1993, ISBN 3-928498-12-6.
- Uta Scheidemann: Die Wunschbiographien der Louise von François. Dichtung und prosaische Lebenswirklichkeit im 19. Jahrhundert. Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1993, ISBN 3-631-45984-X.
- Uta Schuch: „Die im Schatten stand“. Zum Werk einer vergessenen Schriftstellerin: Louise von François. Almquist & Wiksell, Stockholm 1994, ISBN 91-22-01617-1.
- Barbara Burns: François, Marie Louise von. In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt. Band 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau, Köln u. a. 2019, ISBN 978-3-412-51145-6, S. 154–157.
- François, Louise von, in: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Köln : Böhlau, 2010, S. 238f.
- Hans Enz: Louise von Francois, Rascher, Zürich, 1918
Weblinks
- Literatur von und über Louise von François im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Louise von François in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Louise von François bei Zeno.org.
- Werke von Louise von François im Projekt Gutenberg-DE
- François-Handschriften in deutschsprachigen Archiven und Bibliotheken
- Foto von Louise von Francois, Foto ihrer Grabstätte
Einzelnachweise
- ↑ Jean-François Chiappe (Hrsg. und Autor der Kurzbiographie): Die berühmten Frauen der Welt. S. 101. Aus dem Französischen (Le monde au féminin – Encyclopédie des femmes célèbres) unter Ludwig Knoll.
- ↑ Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv München, 1986, ISBN 3-423-03282-0. S. 93 ff.
- ↑ Morgenblatt für gebildete Stände. ISSN 0936-3947
- ↑ Vorwort zu: Louise von François, Frau Erdmuthens Zwillingssöhne, Zürich (Manesse), o. J., S. 7 f