Lothar von den Brincken

Johannes Ernst Lothar Freiherr von den Brincken (* 19. Februar 1836 in Braunschweig; † 27. November 1908) auf Schloss Gebesee (Thüringen), war ein preußischer Verwaltungsbeamter und Rittergutsbesitzer.

Schloss Gebesee (Thüringen) um 1864, Sammlung von Alexander Duncker

Leben

Die Vorfahren entstammen der Braunschweiger Linie des baltischen Uradelsgeschlecht von den Brincken, welches einst ursächlich von Westfalen nach Kurland ging. Diese erhielten Dezember 1823 zu Warschau via Dekret, Mai 1853 zu Schloss Charlottenburg die preußische Bestätigung und nachfolgend Dezember 1853 zu Braunschweig die Berechtigung zum Freiherrentitel.

Lothar von den Brincken wurde geboren als Sohn des der Herzoglichen braunschweigischen Kammerrats Eduard Freiherr von den Brincken (1791–1869) und dessen erster Ehefrau Wilhelmine geb. Schmidt (1803–1847). Die Begüterung Schloss Gebesee erwarb der Vater 1850. Der Vater war zudem Klosterprobst.[1] Der Diplomat Egon von den Brincken war sein älterer Bruder. Die zweite Ehefrau des Vaters war Julie Freiin von Schleinitz.[2][3]

Nach dem Abitur an dem Obergymnasium[4] in Braunschweig studierte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Rechtswissenschaften. 1855 wurde er gemeinsam mit seinem Freund und späteren mecklenburgischen Amtskollegen Diedrich von Mecklenburg-Wieschendorf Mitglied[5] des Corps Borussia Bonn.[6]

Zunächst Regierungsassessor, u. a. in Potsdam[7] und in Erfurt,[8] war er von 1875 bis 1893 Landrat des Landkreises Weißensee und dadurch in mehreren Fachausschüssen.[9] Als Rittergutsbesitzer war er Patronatsherr der Kirchen und Schulen der näheren Umgebung von Gebesee, gemeinsam mit seinem Bruder Egon von der Brincken.[10] Lothar von den Brincken lebte unverheiratet auf seinem Besitz Schloss Gebesee.

Baron Lothar von den Brincken war bereits 1879 als Ehrenritter dem Johanniterorden beigetreten und war seit 1892 Rechtsritter der Kongregation, hier Mitglied der Sächsischen Provinzial-Genossenschaft. Zeitgleich erhielten diesen Rang u. a. Adolf Graf von Hohenthal, die Generäle Egbert Graf von Asseburg, Arved von Oertzen und Friedrich von Schäffer, sowie die Landräte Adolf Freiherr von der Reck und Carl von Wedel.[11]

Lothar Freiherr von den Brincken blieb unvermählt. Die Begüterung Gebesee verkaufte die Erbengemeinschaft aus dem Familienverbund einige Jahre später, das Gut wurde über eine Siedlungsgesellschaft aufgegliedert.

Literatur

  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1863. Dreizehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1862, S. 96.
  • Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Selbstverlag, Düsseldorf 1902, S. 147. Nr. 349. Portrait / Vita
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1907. Siebenundfünfzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906, S. 84.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1911. Einundsechzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1910, S. 100., In: Internet Archive.
  • Theodor Schön: Ein angeblicher Zweig des kurländischen Geschlechts von den Brincken im Herzogtum Braunschweig und Königreich Preußen. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik 1909 bis 1910. Hrsg. Genealogische Gesellschaft der Ostseeprovinz Mitau, Verlag J. F. Steffenhagen und Sohn, Mitau 1913, S. 94.
  • Gustav Gotthilf Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Wailandt AG, Selbstverlag, Aschaffenburg 1928, S. 140. Nr. 444. Portrait / Vita

Einzelnachweise

  1. C. Herrlich: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg. Nr. 29, G. Hickethier, Berlin, den 20. Juli 1864, S. 188.
  2. Julie Freiin von Schleinitz, In: GGT/F. 1864. Vierzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1863, S. 727.
  3. Vgl. Friedrich Bernhard Freiherr von Hagke (Hrsg.): Urkundliche Nachrichten über die Städte, Dörfer und Güter des Kreises Weißensee. Beitrag zu einem Codex Thuringiae Diplomaticus. G. F. Großmann, Weissensee 1867, S. 113.
  4. Einladungsschrift zu der mit den beiden unteren Classen des Obergymnasiums Freitags den 7. April 1854 Morgens von 9 bis 12 Uhr ausst. öffentlichen Prüfung. Friedrich Otto, Braunschweig 1854, S. 33.
  5. Kösener Korps-Listen von 1798 bis 1904. Eine Zusammenstellung aller Korpsangehörigen. Hrsg. Karl Rügemer. Carl Gerber München GmbH. Verlag der Academischen Monatshefte, Starnberg 1904, S. 31. Corps 19 / Lfd. Nr. dort: 349.
  6. Vgl. Kösener Korps-Listen von 1798 bis 1910. Eine Zusammenstellung. Hrsg. Karl Rügemer, Verlag der Academischen Monatshefte, Starnberg 1910, 19, 349.
  7. Regierungs-Referendar zu Potsdam, In: GGT/F. 1864. Vierzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1863, S. 83.
  8. Regierungs-Referendar zu Erfurt, In: GGT/F. 1867. Siebzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1866, S. 91.
  9. Handbuch der Provinz Sachsen. 1889. E. Baensch jun., Magdeburg 1889, S. 515.
  10. Pastor Haase, Sekretair Hilbert (Hrsg.) Pfarr-Almanach oder die eveangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen, der Graffschaften Wernigerode, Roßla und Stolberg. Zehnter Jahrgang, Selbstverlag, Magdeburg 1882, S. 263.
  11. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905. Julius Sittenfeld, Berlin 1905, S. 26., S. 257.