LoCoS

LoCoS
Projektautor Yukio Ota
Jahr der Veröffentlichung 1964
Sprecher -
Linguistische
Klassifikation
Besonderheiten Existiert nur in geschriebener Form
Sprachcodes
ISO 639-1

Logo

LoCoS (englisch kurz für Lovers Communication System, deutsch: Kommunikationssystem für Liebende) ist eine Bildsprache, die 1964 von dem japanischen Grafiker Yukio Ota entwickelt wurde.

Geschichte

Ota wurde von der in den 1960er Jahren boomenden internationalen Bildkommunikation inspiriert. Der Name deutet an, dass LoCoS es Menschen ermöglichen soll, sich ohne Worte zu verstehen, so wie es Liebende tun.

Ota stellte sein Kommunikationssystem 1972 auf einer Tagung in Wien vor. Er publiziert es dann 1973 in einem Buch und in Zeitschriften. In Heft 2/1973 brachte „Bild der Wissenschaft“ seinen Artikel „LoCoS – Experimente mit der Bildersprache“.

In den 2000er-Jahren warb der Designer Aaron Marcus von Berkeley aus für LoCoS. Anhänger von LoCoS gab es auch im Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Rostock.

Zielsetzung

LoCoS war auch als Kommunikationsmittel für Gehörlose sowie für Analphabeten gedacht. Es handelt sich um eine universelle und einfache Sprache, die, wie Ota es ausdrückte, „die Bedeutung der Kommunikation zwischen allen Menschen aller Länder der Welt betonen soll“. Seine Vision ist es, dass LoCoS bis zum Jahr 2065 als universelle Sprache verwendet wird.[1]

Symbole für LoCos: ein glückliches Gesicht und eine stilisierte Erdkugel

LoCoS unterscheidet sich von alphabetischen natürlichen Sprachen dadurch, dass die Bedeutung und die visuelle Form eng miteinander verbunden sind.

Ota lädt ein, sich an der Entwicklung zu beteiligen, denn LoCoS befinde sich nach sechzig Jahren noch immer im Versuchsstadium und könne nicht von einer einzelnen Person allein umgesetzt werden.

Symbole

LoCoS nutzt 19 Grundformen, die kombiniert und weiter spezifiziert werden.

Einfache Substantive wie „Auge“ oder „Fisch“ haben selbsterklärende Symbole. Andere Konzepte und Substantive können durch Kombination grundlegender Symbole erstellt werden. Beispielsweise bedeutet das Symbol für „Mensch“, „Person“, das das Symbol für „Fisch“ enthält, „Fischer“, mit einem „Berg“ in der Mitte wird es zum Zeichen für „Bergsteiger“.

Es gibt acht Hauptsymbole, aus denen sich die Mehrzahl der weiteren Symbole ableitet:

Wörter

Wörter werden auf unterschiedliche Weise gebildet.

Laut Ota gibt es etwa 80 offizielle Wörter. Wörter können erstellt werden, solange sie der grundlegenden Wortsyntax entsprechen.

Trotz der Bemühungen von Ota sind einige der Zeichen kulturell oder religiös voreingenommen. Das LoCoS-Zeichen für „Restaurant“ könnte aufgrund des Weinglaszeichens im Inneren des Gebäudeschildes oft mit einer „Bar“ verwechselt werden.

Sätze

Sätze werden durch eine Kombination bestimmter Wörter gebildet.

Das ergibt den Beispielsatz: „Ich gehe zum Bahnhof.“

Ein horizontaler Balken ist die Verbform von „tun“. Alle Substantive werden zu Verben, wenn sie rechts von diesem Balken stehen. Die Vergangenheits- und Zukunftsformen des Verbs werden durch einen Punkt dargestellt. Ein Punkt am linken Ende bedeutet Vergangenheit, ein Punkt am rechten Ende bedeutet Zukunft. Beispielsweise ergeben verschiedene Kombinationen aus einem Balken und einem Punkt links vom Symbol für „Auge“ die verschiedenen Zeitformen des Verbs „sehen“.

Ich sehe dich.


Ich sah dich.


Sie wird uns sehen.

Zeilenschreibweise

Die Zeichen können zu vollständigen Ausdrücken oder Sätzen kombiniert werden, die aus drei horizontalen Reihen mit quadratischen Flächen bestehen, die in der Regel von links nach rechts gelesen werden.

  • Der Hauptinhalt eines Satzes befindet sich in der mittleren Zeile. Diese wird für die Kernwörter (Substantive, Verben und direkte / indirekte Objekte) verwendet.
  • Die obere Zeile wird verwendet, um Verben mit Adverbien zu modifizieren.
  • Die untere Zeile wird verwendet, um Substantive mit Adjektiven zu modifizieren.
heute
Fischer
(Vergan-
genheit)
zurück-
kommen
von
Meer
der, dieser
Der Fischer kam heute vom Meer zurück.


Ota bevorzugt die Anordnung in drei Zeilen, weil sie es ermöglicht, selbst zu entscheiden, in welcher Reihenfolge die Symbole zu interpretieren sind. Um Platz zu sparen und das Lesen zu beschleunigen, kann die Botschaft jedoch auch auf eine einzige Zeile reduziert werden:

Der Fischer kam heute vom Meer zurück.

Unterschiede zu den Bliss-Symbolen

Während Charles Bliss sich dafür entschied, eine Schriftsprache zu entwickeln, kombiniert LoCoS Form, Bedeutung und Klang, sodass sie gesprochen werden kann. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Systemen ist die Vision ihres Schöpfers. Während Bliss die Kontrolle über seine Sprache behalten und von Lizenzgebühren leben wollte, wusste Ota, dass er dies nicht alleine bewältigen konnte, und bat um Mitarbeit.

Auffallend ist eine Reihe von Ähnlichkeiten zwischen den in den 1940er Jahren entwickelten Bliss-Symbolen und den LoCoS-Symbolen aus den 1960er Jahren.

Bliss-Symbole

Vergleichbare LoCoS-Zeichen:

Einzelnachweise

  1. LoCoS: The universal language we’ll be using by 2065, according to legendary Japanese designer. In: Oona McGee. Abgerufen am 2. Juli 2025.

Literatur

  • Ota, Yukio (1973). „LoCoS: An Experimental Pictorial Language.“ Icographic, Nr. 6, S. 15–19. Veröffentlicht von ICOGRADA, dem International Council of Graphic Design Associations mit Sitz in London.
  • Ota, Yukio (1987). Pictogram Design, Kashiwashobo, Tokio, ISBN 4-7601-0300-7, 1987. Der Autor präsentiert eine weltweite Sammlung von Fallstudien zu visuellen Sprachbeschriftungssystemen, darunter auch LoCoS.
Commons: LoCos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien