Lipprichhausen

Lipprichhausen
Gemeinde Hemmersheim
Koordinaten: 49° 34′ N, 10° 8′ O
Höhe: 300 m ü. NHN
Einwohner: 113 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 97258
Vorwahl: 09848
Pfarrkirche St. Maria
Kriegerdenkmal Lipprichhausen

Lipprichhausen (fränkisch: Librihaosa[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Hemmersheim im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim in Bayern.[3] Die Gemarkung Lipprichhausen hat eine Fläche von 3,575 km². Sie ist in 371 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Fläche von 9636,78 m² haben.[4] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Obere Mühle und Untere Mühle.[5]

Geografische Lage

Das Pfarrdorf Lipprichhausen liegt auf freier Flur im Tal der Gollach auf einer Höhe von 300 m ü. NHN. Östlich steigt das Gelände zum Steigerwald hin auf, westlich fällt es zum Taubertal ab. Zentrum des Ortes sind die evangelisch-lutherische Pfarrkirche sowie der mittig gelegene Dorfsee. Direkt daneben befindet sich das örtliche Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen, Vermissten und Teilnehmer des Krieges von 1870/71 sowie der beiden Weltkriege erinnert.

Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Gülchsheim zur Kreisstraße NEA 47 (3 km nordwestlich) bzw. die Kreisstraße NEA 41 kreuzend nach Pfahlenheim (1,2 km südlich). Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße führt zur Kreisstraße NEA 50 bei Rodheim (2 km nordöstlich).[6]

Die Bayerische Uraufnahme zeigt Lipprichhausen in den 1810er Jahren mit 30 Herdstellen rund um einen Weiher, der Kirche mit ihrem ummauerten Friedhof und einer Mühle.[7]

Geschichte

Der Ort wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Teilurbar des Klosters Michelfeld als „Livtpurgehusen“ erstmals schriftlich erwähnt. Das Grundwort des Ortsnamens ist -hausen, das Bestimmungswort der weibliche Personenname Liutburg. Beides spricht für eine Gründung zu Zeiten der Fränkischen Landnahme, die im 8. Jahrhundert abgeschlossen wurde.[8] Die ursprüngliche Kirche, eine Wallfahrtskirche der heiligen Jungfrau Maria, war eine der ältesten Kirchen im fränkischen Raum. Sie war die Mutterpfarrei von Gollachostheim, Hemmersheim, Pfahlenheim und Waldmannshofen.[9] Spätestens seit dem 13. Jahrhundert war das Hochstift Würzburg Lehensherr, dem die Blutgerichtsbarkeit zustand. Daran änderte sich bis zum Ende des Alten Reiches nichts. Zuletzt wurde diese vom würzburgischen Amt Aub ausgeübt.[8][10]

1263 übertrug Gysela von Hemmersheim ihre Güter in „Lupurgehusen“ und Pfahlenheim dem Würzburger Bischof Iring von Reinstein-Homburg. Im Jahr 1327 erfolgte die Abtrennung von Waldmannshofen. 1354 befanden sich Dorf und Markung Lipprichhausen im Besitz von Götz von Speckfeld. Im Jahr 1363 vertauschten dann Götz von Ryn und dessen Ehefrau Margareth ihren Gutshof zu Poppenhausen mit dem Gutshof des Ordens zu Lipprichhausen des Komturs des Deutschen Hauses zu Würzburg. 1368 verkaufte Götz von Ryn den großen See zu „Lippurghusen“ und einen Teil der umliegenden Wiesen wiederum an seinen Bruder Arnold, welcher 1374 sein Gut Lipprichhausen der Kommende des Deutschen Ordenshauses zu Würzburg übergab. 1378 verkaufte er außerdem den See samt der Wiesen an Herold Reyn, einen Bürger aus Rothenburg. 1380 erfolgten weitere Verkäufe seiner Güter in Lipprichhausen an diesen. Im Jahr 1387 verkaufte Ritter Heinrich von Seinsheim sein Wasserhäuslein (wahrscheinlich eine kleine Burg, die von Wasser umflossen war) und den See zu Lipprichhausen sowie alle seine Güter ebenfalls an Herold Ryn.

1413 verkaufte Götz von Reyn, Bürger zu Rothenburg, die Gülten und Zinsen zu Lipprichhausen, welche insgesamt sieben Güter, eine Wiese und zwei Seen zu Lipprichhausen mit allen Nutzungen und Rechten umfasste, an Ritter Hans Truchseß von Baldersheim. Im Jahr 1431 vergünstigte der Würzburger Bischof Johann II. von Brunn mit Bewilligung des Abtes Eberhard Lesch von Sankt Burkhard als Lehensform und des Pfarrers Walter Vejel als Verwalter der Pfarrkirche zu Lipprichhausen die Abtrennung der Gemeinde Gollachostheim sowie die Dotierung einer eigenen Pfarrkirche mit Benefizium in Lipprichhausen. 1480 stellte Philipp der Ältere, Herr zu Weinsberg, Erasmus Truchseß von Baldersheim ein Revers über die Wiedereinlösung Lipprichhausens samt seiner Güter aus, die dieser ihm unter Vorbehalt des Wiederkaufrechtes verkauft hatte.[11][8]

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss gelangte Lipprichhausen 1803 an das Herzogtum Bayern. Mit dem Gemeindeedikt (frühes 19. Jahrhundert) wurde der Steuerdistrikt Lipprichhausen gebildet.[12] Zu diesem gehörten Hemmersheim, Obere Mühle, Pfahlenheim, Reutersmühle und Untere Mühle. Wenig später entstand die Ruralgemeinde Lipprichhausen mit der Oberen und Unteren Mühle. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Uffenheim zugeordnet[13] und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Uffenheim (1919 in Finanzamt Uffenheim umbenannt). Ab 1862 war das Bezirksamt Uffenheim für die Verwaltung der Gemeinde zuständig (1939 in Landkreis Uffenheim umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Uffenheim (1879 in Amtsgericht Uffenheim umbenannt), seit 1973 ist das Amtsgericht Neustadt an der Aisch zuständig. Die Gemeinde hatte 1964 eine Gebietsfläche von 3,558 km².[14] Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde Lipprichhausen am 1. Januar 1972 in die Gemeinde Hemmersheim in Mittelfranken eingemeindet.[15][16]

Baudenkmäler

In Lipprichhausen gibt es fünf Baudenkmäler:[17]

  • Kirchstraße 32: Pfarrkirche St. Maria
  • Schulstraße 9: Wohnstallhaus
  • Schulstraße 22: Ehemaliges Wohnstallhaus
  • Zwei Steinkreuze
ehemaliges Baudenkmal
  • Haus Nr. 18: Ehemaliges Hirtenhaus aus dem 17./18. Jahrhundert. Eingeschossiges Wohnstallhaus in Fachwerk mit Satteldach und außen liegenden, hölzernen Schiebeläden vor den Stubenfenstern. Angesetzter Schweinestall aus Sandsteinquadern, das einhüftige Dachgeschoss als Holzlege ausgebildet.[18]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Lipprichhausen

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 168 189 186 191 204 213 204 184 185 166 175 179 178 171 179 178 172 171 153 259 227 201 162 143
Häuser[19] 31 34 37 38 36 35 34 32 33
Quelle [12] [20] [21] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [21] [29] [21] [30] [21] [31] [21] [21] [21] [32] [21] [14] [33]

Ort Lipprichhausen

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 159 172 191 180 155 161 157 203 145 131 113
Häuser[19] 29 32 34 31 32 30 30 32
Quelle [12] [20] [22] [24] [27] [29] [31] [32] [14] [33] [1]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und Sitz der Pfarrei St. Maria.[34][14]

Bildungswesen

In Lipprichhausen hat die Grundschule der Gemeinden Hemmersheim und Gollhofen ihren Sitz. Sie trägt den Namen Grundschule Lipprichhausen-Gollhofen.

Literatur

Commons: Lipprichhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 340 (Digitalisat).
  2. E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 132. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „librįháǫsə“.
  3. Gemeinde Hemmersheim, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 26. Juli 2023.
  4. Gemarkung Lipprichhausen (092991). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 7. Oktober 2024.
  5. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 7. Oktober 2024.
  6. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 26. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  7. Bayerische Uraufnahme. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. Juli 2025.
  8. a b c E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 132f.
  9. R. Hoeppner (Hrsg.): Landkreis Uffenheim, S. 77f.
  10. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken., Bd. 3, Sp. 378f.
  11. ohne Autor: Tabellarische Übersicht über die wichtigsten Ereignisse aus den Ursprüngen der Gemeinde Lipprichhausen. (hier online abrufbar)
  12. a b c Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 55 (Digitalisat). Für die Gemeinde Lipprichhausen zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Obermühl (S. 67) und Untermühl (S. 95).
  13. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 69 (Digitalisat).
  14. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 830 (Digitalisat).
  15. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 583.
  16. Hemmersheim > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 27. Mai 2025.
  17. Denkmalliste für Hemmersheim (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  18. H. K. Ramisch: Landkreis Uffenheim, S. 142. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  19. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  20. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 246 (Digitalisat).
  21. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 185, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  22. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1094, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  23. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 175 (Digitalisat).
  24. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1260, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 70 (Digitalisat).
  26. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 200 (Digitalisat).
  27. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1195 (Digitalisat).
  28. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 202 (Digitalisat).
  29. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1267–1268 (Digitalisat).
  30. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 202 (Digitalisat).
  31. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1305 (Digitalisat).
  32. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1133 (Digitalisat).
  33. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 175 (Digitalisat).
  34. E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 132.