Leonid Sacharowitsch Trauberg

Leonid Sacharowitsch Trauberg (russisch Леонид Захарович Трауберг; * 4. Januarjul. / 17. Januar 1902greg. in Odessa, Russisches Kaiserreich; † 14. November 1990 in Moskau) war ein russisch-jüdischer Regisseur und Drehbuchautor. Gemeinsam mit Grigori Kosinzew schuf er Ende der 1920er Jahre eine Reihe von großen Meisterwerken des sowjetischen Kinos, maßgeblich beeinflusst von der russischen Avantgarde.

Leben und Werk

Leonid Trauberg stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater Sachar Dawidowitsch Trauberg war Journalist in Odessa und wurde später Zeitschriftenherausgeber und Typographischer Direktor einer Organisation in Leningrad. Sein jüngerer Bruder Ilja Trauberg wurde ebenfalls Filmregisseur, er unterstützte seit 1947 die DEFA in Ost-Berlin bei ihrem Aufbau und starb dort im folgenden Jahr. Leonid Trauberg besuchte das Zweite Gymnasium in Odessa. 1913 ließen sich seine Eltern scheiden und der Vater zog nach St. Petersburg.

Als junger Mann entdeckte Leonid Trauberg seine Leidenschaft für das Theater sowie für die Literatur. Nach der Oktoberrevolution 1917 zog er nach Petrograd, um hier künstlerisch wirken zu können. Zu jener Zeit gab es dort eine Vielzahl avantgardistischer Theaterrichtungen, die sich vom vorherrschenden Stil Stanislawskis loslösten und neue Strömungen ausprobierten. Konstantin Miklaschewski, der damals im Theater der Komischen Oper arbeitete, führte Leonid Trauberg zu seinem Vorgesetzten, der ihn mit dem damals 15-jährigen Grigori Kosinzew bekanntmachte und ihn schließlich als Darsteller verpflichtete.

1921 veröffentlichten die beiden zusammen mit Sergej Jutkewitsch und Georgi Kryschizki ein Manifest über den Exzentrismus und gründeten die „Fabrik des exzentrischen Schauspielers“ (FEKS). Sie experimentierten in ihren Theaterinszenierungen mit den Grenzen des sich verändernden Theaters, was auch zu einem kleinen Skandal führte.

Die Gruppe wechselte danach zum Film und debütierte im Dezember 1924 mit Abenteuer der Oktjabrina. Die wichtigsten Filme von Leonid Trauberg wurden in den folgenden Jahren die bis in die Gegenwart beachteten expressionistischen Der Mantel (1926) und Das neue Babylon (1929), sowie Maxims Jugend (1934), der auch einen internationalen Preis erhielt.

Mitte der 1940er Jahre endete Leonid Traubergs Zusammenarbeit mit Grigori Kosinzew. Ende der 1940er Jahre verlor er auch seinen Posten als Leiter von Lenfilm und wurde er als „Freund des Kapitalismus“ verunglimpft. Danach war er als Autor und Übersetzer tätig. 1962 schrieb er das Drehbuch für einen Film.

Filmografie

  • 1924 Похождения Октябрины (Abenteuer der Oktjabrina)
  • 1924 Красная газета
  • 1925 Мишки против Юденича (Mischki gegen Judenitsch)
  • 1926 Чёртово колесо (Teufels Rad)
  • 1926 Шинель (Der Mantel)
  • 1927 Братишка
  • 1927 С. В. Д.
  • 1929 Новый Вавилон (Das neue Babylon)
  • 1931 Одна (Allein)
  • 1934 Юность Максима (Maxims Jugend)
  • 1937 Возвращение Максима
  • 1938 Выборгская сторона
  • 1943 Актриса
  • 1943 Юный Фриц
  • 1945/1956 Простые люди
  • 1958 Шли солдаты
  • 1960 Мёртвые души
  • 1961 Вольный ветер
  • 1962 Дикие лебеди

Literatur

Commons: Leonid Trauberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien