Das Lemma von Whitehead, benannt nach John Henry Constantine Whitehead, ist eine Aussage aus dem mathematischen Gebiet der Ringtheorie. Das Lemma beschreibt die Kommutatorgruppe der linearen Gruppe über einem Ring mit Einselement.
Die lineare Gruppe
Es sei
ein Ring mit Einselement. Dann ist auch der Matrizenring, das heißt die Menge
der
-Matrizen mit Komponenten aus
, ein Ring mit Einselement. Darin sei
die Gruppe der invertierbaren Elemente, die sogenannte allgemeine lineare Gruppe
-ten Grades. Die Abbildung

ist offenbar ein injektiver Gruppenhomomorphismus, mit dem man
als Untergruppe von
auffassen kann. Die Vereinigung
heißt lineare Gruppe, manchmal auch stabile lineare Gruppe, nach Konstruktion handelt es sich um die Gruppe aller invertierbaren
-Matrizen, die bis auf endliche viele Ausnahmen mit der unendlichen Einheitsmatrix übereinstimmen.
In jeder Gruppe
sind die Elementarmatrizen vom Typ 1 enthalten, sie erzeugen eine Untergruppe
und vermöge obigen Homomorphismus kann man
als Untergruppe von
auffassen und wieder die Vereinigung
bilden. Offenbar ist
eine Untergruppe.
Aussage des Lemmas von Whitehead
Es sei
ein Ring mit Einselement. Dann ist
, das heißt
ist die Kommutatorgruppe von
. Darüber hinaus ist
, das heißt
ist eine perfekte Gruppe.[1][2]
Bemerkungen
ist als Kommutatorgruppe ein Normalteiler in
, das heißt man kann die Faktorgruppe
bilden. Diese hat eine große Bedeutung in der algebraischen K-Theorie und wird dort mit
bezeichnet.
Da
, ist
die Abelisierung von
, insbesondere handelt es sich um eine abelsche Gruppe.
Ist
ein Körper, so hat man bekanntlich eine Determinanten-Abbildung
in die Gruppe der invertierbaren Elemente des Körpers. Man kann zeigen, dass
genau der Kern der Determinantenabbildung ist und die Determinantenabbildung daher einen Isomorphismus
induziert.[3]
Der einfachste Körper ist der Restklassenkörper
und nach obigem ist
einelementig und daher
. Es ist

eine sechselementige, nicht-kommutative Gruppe, die daher zur S3 isomorph sein muss. Deren Kommutatorgruppe ist dreielementig, genauer
,
aber
wird von den Elementarmatrizen erzeugt, das heißt für den Grad 2 gilt
. Dieses Beispiel zeigt, dass das Lemma von Whitehead für endliche Dimensionen nicht gilt. Man kann also nicht auf den Übergang zu unendlich-dimensionalen Matrizen verzichten.
Einzelnachweise
- ↑ Jonathan Rosenberg: Algebraic K-Theory and Its Applications, Springer Verlag 1994, ISBN 3-540-94248-3, Satz 2.1.4
- ↑ John Milnor: Introduction to algebraic K -theory, Annals of Mathematics Studies 72, Princeton University Press, 1971. Abschnitt 3.1
- ↑ Jonathan Rosenberg: Algebraic K-Theory and Its Applications, Springer Verlag 1994, ISBN 3-540-94248-3, Satz 2.2.2