Le Populaire du Centre

Le Populaire du Centre (umgangssprachlich Le Gabin Populaire genannt oder mit dem Spitznamen Le Popu versehen) ist eine französische Tageszeitung aus dem Limousin, die seit 1905 im Département Haute-Vienne und in den angrenzenden Gemeinden des Départements Charente erscheint. Herausgeber ist die Groupe Centre France.[1]

Geschichte

Die Zeitung wurde am 21. Oktober 1905 in Limoges von Léon Betoulle[2] und Pierre Bertrand[3] gegründet.[4] Letzterer war ihr erster Chefredakteur. Sie war lange Zeit die offizielle Zeitung der Départementssektion der Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO).[5] Im Jahr 1916 initiierte der sozialistische Abgeordnete Adrien Pressemane[6] eine wöchentliche Beilage zur Zeitung mit dem Titel Le Populaire. Diese Publikation wurde bald von Le Populaire du Centre abgetrennt und ab 1916 zu einer in Paris ansässigen Tageszeitung. Le Populaire erschien bis 1970.[7]

Ab 1940 wurde die Zeitung von Jean Clavaud geleitet, einem Kollaborateur. Sie wurde 1941 vom Vichy-Regime eingestellt und durch den Appel du Centre ersetzt.[8] Die Tageszeitung erschien 1944 erneut.[9] Nach der Befreiung war der Sozialist Jean Le Bail[10] der politische Direktor der Zeitung. Er wurde 1958 von René Regaudie[11] und Georges Lamousse[12] abgelöst, während Jean Clavaud bis 1970 Vorsitzender des Verwaltungsrats blieb.[8] In den 1960er Jahren wurde das Erscheinen der Zeitung auf die Départements Haute-Vienne, Charente, Corrèze, Creuse, Dordogne und Lot ausgedehnt.[8]

1970 wurden die Zeitung und die Druckerei von der Gruppe L’Express übernommen.[8] 1972 wurde die Gruppe Centre France Hauptaktionär des Journal du Centre de Nevers[13] und des Populaire du Centre. Die Sozialistische Partei behielt jedoch eine Rolle bei den Besitzverhältnissen des Titels, da der François Mitterrand nahestehende Industrielle François de Grossouvre[14] Vizepräsident des Verwaltungsrats wurde und der Bürgermeister von Limoges, Louis Longequeue[15], ein Viertel der Anteile behielt.[16]

In den 1990er Jahren wurde die Zeitung, obwohl sie sich bereits von der Parti socialiste getrennt hatte, weiterhin mit der lokalen sozialistischen Linken in Verbindung gebracht. Die Tageszeitung Libération erinnerte 1995 daran, dass „die kleine Geschichte von Limoges besagt, dass man sich den sozialistischen Wahlzettel und das Abonnement von Le Populaire als Erbe überträgt“.[17]

Le Populaire du Centre wurde am 23. Januar 2008 zusammen mit den anderen Tageszeitungen der Gruppe Centre France auf das Tabloid-Format umgestellt. Am 1. Januar 2021 stellte Le Populaire du Centre – für einen Tag – sein Erscheinen in Papierform ein und erschien nur noch digital.[18]

Die Auflage ging von 2007 bis 2024 um ungefähr die Hälfte auf knapp über 20.000 Exemplare zurück.[19]

Einzelnachweise

  1. CentreFrance plus qu’un groupe de presse. In: CentreFrance. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  2. Léon Betoulle. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 30. Juni 2025 (französisch).
  3. Justinien Raymond, Madeleine Rebérioux: BERTRAND Pierre, Étienne. In: Le Maitron. Abgerufen am 30. Juni 2025 (französisch).
  4. Le Populaire du Centre: de sa fondation à aujourd'hui (Memento vom 2. Februar 2022 im Internet Archive)
  5. Le guide de la presse. Alphom, 2002, ISBN 978-2-9508627-1-6, S. 126.
  6. Adrien Pressemane. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 30. Juni 2025 (französisch).
  7. Angaben zu Le Populaire in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  8. a b c d Gilles Morin: CLAVAUD Jean. In: Le Maitron. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  9. François Adeline: Haute-Vienne : la guerre secrète. Le Ppopulaire du Centre, 2006.
  10. Jean Le Bail. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  11. René Regaudie. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  12. LAMOUSSE Georges Ancien sénateur de la Haute-Vienne. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  13. Le Journal du Centre. In: Le journal du Centre. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  14. Angaben zu François de Grossouvre in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  15. Louis Longequeue. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  16. „La Montagne“ prend le contrôle de deux quotidiens du Centre. In: Le Monde. 7. Januar 1972, abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  17. Gilbert Laval: La campagne pour les municipales dans les grandes villes. In: Libération. 31. Mai 1995, abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  18. Jean-Christophe Bourdin: Le Populaire du Centre uniquement en numérique le 1er janvier. In: Le Populaire du Centre. 30. Dezember 2020, abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).
  19. Le Populaire du Centre. In: ACPM. Abgerufen am 1. Juli 2025 (französisch).