Langensalza-Denkmal (Bad Langensalza)

Das 12 m hohe Kriegerdenkmal zwischen Kanonenrohren (2010)
Das Denkmal im 19. Jahrhundert, kurz nach einer Gedenkveranstaltung;
Foto im Kabinettformat von Christian Bregazzi

Das Langensalza-Denkmal in Bad Langensalza in Thüringen ist ein 1868 eingeweihtes Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die in der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866 gegen Preußen gefallenen Soldaten des Königreichs Hannover.[1]

Geschichte

Nach der verlorenenen Schlacht und der preußischen Annexion des Königreichs Hannover bildete sich Ende 1867 in Hannover um Friedrich Culemann ein Comité für die Errichtung eines Langensalza-Denkmals[2], das „offensichtlich als Zentraldenkmal für alle gefallenen Soldaten des Königreichs Hannover“ dienen sollte.[3] Zur Einwerbung der zum Bau des Denkmals benötigten Gelder fertigte der Architekt Georg Hägemann aus Hannover – als ein Jugendwerk[4] – eine repräsentative, lithografierte Architekturzeichnung, die àls großes Schmuckblatt vervielfältigt wurde.[5] Darauf findet sich unter der Titelzeile Langensalza Denkmal für die gefallenen Hannoveraner folgender Text:[1]

„Wird errichtet auf dem Kirchhofe zu Langensalza ca. 36 Fuß hoch v. Elzer-Sandstein. Die Namen sämtlicher im Kampfe, auch in Folge desselben gebliebenen Hannoveraner, nach den Regimentern geordnet, werden d. Seitenflächen enthalten.[1]

Das Entwurfsblatt zeigt innerhalb eines Zierrahmens ein neugotisches Turmbauwerk mit Wimpergen und Filialen in einer Landschaft. Schließlich kamen in der Spendensammlung die benötigten 2500 Thaler zusammen, wovon das abgesetzte hannoversche Königshaus rund 1500 Taler übernommen hatte[6], so dass das Denkmal nach den Plänen Hägemanns errichtet und am zweiten Jahrestag der Schlacht, am 27. Juni 1868, eingeweiht sowie in die Obhut der Stadt Langensalza übergeben werden konnte.[1][7] Die Rede zur Einweihung hielt der ehemalige Feldpropst der Hannoverschen Armee Karl Reinecke.[8] Das 12 m hohe[1] Denkmal wurde – abweichend von der Zeichnung auf dem Werbeblatt – mit einer dicken Eisenkette zwischen senkrecht aufgestellten Kanonenrohren eingefriedet.

Errichtung und Einweihung des Denkmals waren Gegenstand zahlreicher Pressemeldungen in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland. Die Einweihung des Denkmals feierte man zeitgleich auch in Hietzing bei Wien, dem Exil des österreichischen hannoverschen Königs.[9]

In dem Maße, wie rund um Langensalza weitere hannoversche Denkmäler errichtet wurden, verlor das große Kriegerdenkmal auf dem Friedhof von Langensalza seine zentrale Bedeutung.[10] Unter den in Langensalza überaus zahlreich an die Schlacht von 1866 erinnernden Kriegerdenkmälern[11] blieb das Denkmal für die gefallenen Soldaten des Königreichs Hannover das Größte.[10]

Zu DDR-Zeiten trat anstelle des Friedhofs ein Kleintierzoo mit einer Gartenwirtschaft, in dem sich das monumentale Denkmal „reichlich deplaziert“[10] ausnahm. Der Standort Alter Friedhof ist heute Teil des Baumparks Arboretums in Bad Langensalza.[12] An Ort und Stelle wird das Gedenken weiterhin regelmäßig gepflegt: Zuletzt fand am Jahrestag der Schlacht von Langensalza, am 27. Juni 2025, eine feierliche Kranzniederlegung mit Vertretern der Stadt Bad Langensalza und des Welfenbundes statt.[13][14]

Sonstiges

Am selben Tag weihte die Stadt Langensalza auch ihr eigenes Denkmal für die Schlacht ein, zum Dank, dass „ein gnädiges Geschick die Stadt vor Zerstörungen während der Kampfhandlungen bewahrt hatte.“[15]

Ein weiteres Kriegerdenkmal für gefallene hannoversche Soldaten stiftete in Langensalza 1876 aus der Ferne der ehemalige hannoversche König Georg V. Es hat die steinerne Form eines Sarkophags und befindet sich im sogenannten Badewäldchen über einem Massengrab von Gefallenen.[11]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e Alheidis von Rohr (Bearb.): Langensalza – Denkmal für die gefallenen Hannoveraner, in: Niedersächsische Landesgeschichte im Historischen Museum Hannover (= Abteilungskatalog des Historischen Museums am Hohen Ufer Hannover, Bd. III), Katalog bearbeitet von Alheidis von Rohr. Mit Beiträgen von Waldemar R. Röhrbein und Georg Schnath. Hannover 1985, S. 245 f.
  2. Stadtarchiv Hannover, Signatur: 3.NL.023 Nr. 80, Findbucheintrag auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 17. September 2025.
  3. Gerhard Schneider: Langensalza – ein hannoversches Trauma. Gefallenengedenken auf dem Schlachtfeld von 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 61, 1989, S. 265–323, hier S. 272. (Digitalisat auf historische-kommission.niedersachsen.de, abgerufen am 18. September 2025)
  4. Georg Hägemann. In: glass-portal.hier-im-netz.de (Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902)). Reinhard Glaß, abgerufen am 17. September 2025 (Hägemann hat 1864 sein Studium an der Polytechnischen Schule in Hannover abgeschlossen. Das Kriegerdenkmal in Langensalza ist das früheste bekannte Werk Hägemanns).
  5. Die Herstellung besorgte die Druckerei J. C. König & Ebhardt in Hannover als 50 × 31,7 cm großes Schmuckblatt mit einer Farblithografie in zwei Brauntönen. Ein Exemplar wurde Teil der Sammlung des Vaterländischen Museums in Hannover (heute: Historisches Museum Hannover). – Das darüber hinaus heute seltene Blatt ist u. a. erhalten im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Aurich, Signatur: Dep. 41 acc. 2001/033 K Nr. 3 vorläufig (Findbucheintrag auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 17. September 2025).
  6. Gerhard Schneider: Langensalza – ein hannoversches Trauma. Gefallenengedenken auf dem Schlachtfeld von 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 61, 1989, S. 265–323, hier S. 293 und 294. (Digitalisat auf historische-kommission.niedersachsen.de, abgerufen am 18. September 2025)
  7. Gerhard Schneider: Langensalza – ein hannoversches Trauma. Gefallenengedenken auf dem Schlachtfeld von 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 61, 1989, S. 265–323, hier S. 295. (Digitalisat auf historische-kommission.niedersachsen.de, abgerufen am 18. September 2025) – Mit Beschreibung der Zeremonie, Reden usw.
  8. Feldpropst Karl Reinecke (1797–1877), hannover-historisch.de (Historischer Verein für Niedersachsen), 29. November 2016, abgerufen am 17. September 2025.
  9. Gedenkfeier. In: Der Kamerad. Österreichisch Militär-Zeitung, Jg. 7, 1868, Nr. 52, 3. Juli 1868, S. 536.
  10. a b c Gerhard Schneider: Langensalza – ein hannoversches Trauma. Gefallenengedenken auf dem Schlachtfeld von 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 61, 1989, S. 265–323, hier S. 298. (Digitalisat auf historische-kommission.niedersachsen.de, abgerufen am 18. September 2025)
  11. a b Horst Großmann: Beschreibung der Denkmäler zur Erinnerung an die Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866. In: merxleben.de. 31. März 2008, abgerufen am 17. September 2025.
  12. Arboretum – Bad Langensalza. Archiviert vom Original am 12. August 2025; abgerufen am 17. September 2025.
  13. Gedenken an die Schlacht bei Langensalza: Kranzniederlegung im Arboretum. In: badlangensalza.de. Stadt Bad Langensalza, 27. Juni 2025, abgerufen am 17. September 2025.
  14. Fahrt nach Bad Langensalza. In: Der Bund, Zeitschrift des Welfenbundes von 1952, Nr. 182, Mai 2025, PDF-Seite 28. (Digitalisat auf der-welfenbund.de, abgerufen am 17. September 2025)
  15. Gerhard Schneider: Langensalza – ein hannoversches Trauma. Gefallenengedenken auf dem Schlachtfeld von 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 61, 1989, S. 265–323, hier S. 294 f. (Digitalisat auf historische-kommission.niedersachsen.de, abgerufen am 18. September 2025)

Koordinaten: 51° 6′ 30,9″ N, 10° 38′ 22,1″ O