Landwirtschaftsreifen

Doppelbereifung für Traktoren auf der Agritechnica (2023)
Traktorreifen mit hoher Stollenzahl (in den USA üblich)
Typisch europäische Traktorreifen

Landwirtschaftsreifen, mitunter auch als Landwirtschafts- und Forstreifen[1] bezeichnet, sind Reifen, welche speziell für den Einsatz an Landverarbeitungsmaschinen oder in der Forstwirtschaft eingesetzten Arbeitsfahrzeugen konstruiert wurden.

Da sich das Gewicht von beladenen Erntemaschinen, zwischen Von 1958 bis 2020, von 4.000 auf etwa 36.000 Kilogramm fast verzehnfacht hat[2], wird zunehmend auf Doppelbereifung zurückgegriffen, da diese die Reifenaufstandsfläche erhöhen, was die Druckbelastung verringert.[3]

Diese Reifen müssen regelmäßig ersetzt werden und sind oft die teuersten Verschleißteile. Zu den Qualitätsmerkmalen, die sich auf den Kaufpreis auswirken, zählen der Reifendruck, die Übertragungseigenschaften (bezogen auf die Zugkraft), das Verhalten bei der Einfederung, das Reifenprofil, die Verarbeitungsqualität und der Durchmesser.[3]

Einsatzbereiche

Spezielle Bereifung für die Land- und Forstwirtschaft:

Fahrzeug/Maschine des Einsatzes:

Implement- oder Transport- bzw. Anhängerreifen:
  • Industriereifen z. B. für Gabelstapler
  • Leichttransportreifen z. B. für Gartentraktoren
  • Zugmaschinen einschließlich Traktoren

der jeweiligen Achse des Einsatzes:

  • Antriebsreifen
  • Frontreifen (nicht bei Allradantrieb/4x4)

Art des Karkassenaufbaus:

  • Diagonalreifen (Konventionalreifen)
  • Radialreifen (Gürtelreifen)

sowie der Stollen-/Profilform. Gelegentlich werden Landwirtschaftsreifen auch Farmreifen genannt. Ein Reifenlabel ist für diese Art von Bereifung nicht erforderlich.

Auswirkungen auf Böden und Erträge

Reifenspuren auf einem Feld in der Bretagne
Verminderter Abfluss von Regenwasser auf einem verdichteten Boden

Das regelmäßige Befahren von Äckern mit schweren Gerätschaften und die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung, führen zu einer Verdichtung der Böden, sowie einer Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Bodenorganismen und einer Abnahme der Bodenfruchtbarkeit. An der ETH Zürich wurde ermittelt, dass sich die Bodenverdichtung auf etwa 20 Prozent der weltweiten Ackerflächen bereits negativ auf die landwirtschaftlichen Erträge auswirkt (Stand: 2022). Schätzungen gehen davon aus, dass in der Europäischen Union bereits bis zu 35 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Böden von Verdichtung betroffen sind.[2][4]

Der Trend immer größere Reifen (oder Doppelbereifung) zu verwenden und mit einem möglichst geringen Reifendruck zu kombinieren resuktiert aus dem Anliegen Treibstoff zu sparen, das Einsinken der Arbeitsfahrzeuge zu verhindern und den Druck auf die oberen Bodenschichten zu mindern. Im Ergebnis hat die größere Kontaktfläche dazu geführt, dass die Belastung der oberen Bodenschicht sich kaum verändert hat. Eine unerwünschte Folge ist jedoch die Verdichtung des Unterbodens, der ab einer Tiefe von etwa 45 Zentimetern beginnt. In Bodentiefen zwischen 30 und 60 Zentimetern, die durch normale Bodenbearbeitung nicht gelockert werden, können sich diese Verdichtungen aufsummieren und verfestigen. Der Unterboden wird dadurch in seiner Funktion gestört, was dazu führt, dass Regenwasser schlechter in der Erde versickern kann, sich anstaut oder oberirdisch abfließt. Neben dem Wassertransport wird auch der Transport von Gasen und Nährstoffen beeintächtigt, sowie das Wachstum der Pflanzenwurzeln.[2][4]

Zudem sind Schäden dieser Bodenschicht nicht nur schwer erkennbar und nur anteilig reversibel, was bedeutet, dass sie für Jahrzehnte andauern können.[2]

Das Bundes-Bodenschutzgesetz (in der Version ab 2021) schreibt zwar vor, dass die Bodenstruktur bei der landwirtschaftlichen Nutzung erhalten oder verbessert werden soll. In Bezug auf Bodenverdichtungen - die durch den Druck der eingesetzten, landwirtschaftlichen Geräte verursacht werden - gibt es jedoch keine Vorgaben, sondern lediglich eine Formulierung, dass diese „so weit wie möglich“ zu vermeiden seien.[5]

Einige Eigenschaften von Landwirtschaftsbereifung

Größe

Traktor mit spezieller stollenloser Straßen- oder Golfplatzbereifung

Während die Angabe der Größen früher vollständig in Zoll erfolgten, wurde 2023 die ISO-Norm 5775 geschaffen, in der internationale Standards zu den Größenangabe unterschiedlicher Reifentypen festgelegt wurden (wobei sie sich nun stärker an den für Autoreifen typischen Angaben orientieren).[6]

Geschwindigkeitsindex

Reifen an einem Mähdrescher
Spezielle Straßenbereifung an einem Traktor

Landwirtschaftsreifen sind mit einem Geschwindigkeitsindex versehen. Dieser befindet sich auf der Reifenwand. Er gibt an, wie hoch die maximale erlaubte Geschwindigkeit bei maximaler Traglast (siehe Lastindex LI) ist.

Loadindex (LI)

Der LI, Tragfähigkeitsindex oder Lastindex gibt die maximale Tragfähigkeit eines Reifens in Kilogramm an.

Hersteller von Landwirtschaftsreifen (Auswahl)

Literatur

  • Norbert Uppenkamp, Michael Weißbach, Günter Heitmann: Reifen richtig wählen und einsetzen. In: DLG e.V. (Hrsg.): DLG-Merkblatt. Nr. 356, Oktober 2009 (dlg.org [PDF; abgerufen am 13. Juni 2025] Online frei abrufbar).
  • Norbert Uppenkamp, Michael Weißbach, Ludwig Volk: Maßnahmen zur Optimierung der Traktion. In: DLG e.V. (Hrsg.): DLG-Merkblatt. Nr. 461, Dezember 2020 (dlg.org [PDF; abgerufen am 13. Juni 2025] Online frei abrufbar).
  • Norbert Uppenkamp, Ludwig Volk: Anpassung des Luftdrucks im Reifen. In: DLG e.V. (Hrsg.): DLG-Merkblatt. Nr. 502, Mai 2025 (dlg.org [PDF; abgerufen am 13. Juni 2025] Online frei abrufbar).

Einzelnachweise

  1. Reifen für die Land- und Forstwirtschaft. Mitas, abgerufen am 25. August 2025
  2. a b c d Landwirtschaft. Boden-Verdichtung bedroht Erträge. vom 17. Mai 2022 Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 25. August 2025
  3. a b Ratgeber Landtechnik. Traktorreifen kaufen: Auf diese Kriterien sollten Landwirte achten. Agrarheute, abgerufen am 25. August 2025
  4. a b Bodenbearbeitung. vom 16. Februar 2024 Umweltbundesamt, abgerufen am 25. August 2025
  5. Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz - BBodSchG). § 17 Gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, abgerufen am 25. August 2025
  6. ISO 5775-1:2023 Bicycle tyres and rims. Part 1: Tyre designations and dimensions. (auf Englisch) Internationale Organisation für Normung, abgerufen am 25. August 2025