Landkreis Melle

Wappen Deutschlandkarte
Landkreis Melle
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Melle hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 52° 19′ N, 8° 22′ O
Bestandszeitraum: 1885–1972
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: Osnabrück
Verwaltungssitz: Melle
Fläche: 254,02 km²
Einwohner: 41.200 (31. Dez. 1971)
Bevölkerungsdichte: 162 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: MEL
Kreisschlüssel: 03 5 35
Kreisgliederung: 32 Gemeinden
Lage des Kreises Melle in der Provinz Hannover
Gemeinden bis 1970 (Nummern, siehe umstehende Liste)
Gemeinden von 1970 bis 1972 (Nummern, siehe umstehende Liste)

Der Landkreis Melle war von 1885 bis 1972 ein Landkreis im Regierungsbezirk Osnabrück. Sein Gebiet gehört heute zum Landkreis Osnabrück in Niedersachsen.

Nachbarkreise

Der Landkreis grenzte Anfang 1972 im Uhrzeigersinn im Westen beginnend an die Landkreise Osnabrück und Wittlage (beide in Niedersachsen) sowie an die Kreise Lübbecke, Herford und Halle (Westf.) (alle in Nordrhein-Westfalen).

Geschichte

Der Landkreis wurde 1885 in der preußischen Provinz Hannover aus dem alten Amt Grönenberg und der Stadt Melle gebildet. Nach 1946 wurde der Landkreis Teil Niedersachsens. Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen wurde er am 1. Juli 1972 in den Landkreis Osnabrück eingegliedert. Alle Gemeinden des Landkreises wurden in der Stadt Melle vereinigt.[1]

NS-Zeit

In der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre gewann der Nationalsozialismus im strukturschwachen, überwiegend protestantischen Landkreis Melle schnell an Boden. Der Anteil der NSDAP-Wähler bei den Reichstagswahlen stieg von 0,9 % im Jahr 1928 über 18,4 % im November 1930 bis auf 41,5 % im März 1933. Gemessen am Anteil der NSDAP-Stimmen bei der Reichstagswahl März 1933 insgesamt kann der Landkreis Melle jedoch kaum als Hort 'brauner' Gesinnung bezeichnet werden. Die 41,5 %[2] lagen unter dem Reichsdurchschnitt von 43,9 % und deutlich unter dem Anteil von NSDAP-Wählern im benachbarten Landkreis Wittlage (56,9 %).[3] Schon im April 1933 wurde der bisherige Bürgermeister Hans Gerhard aus dem Amt entfernt. Im November 1935 wurde Helmut Lindemann neuer Bürgermeister von Melle. Er war zwar kein NSDAP-Mitglied, galt aber der Partei als genehm. Bis zu seinem Amtsantritt in Melle war er Bürgermeister in der Bergischen Gemeinde Marienheide.[4] Während der NS-Zeit profitierten auch in Melle ansässige Unternehmen von Zwangsarbeitern. In Altenmelle, in der Grönenbergerstrasse 26, der Oldendorferstraße, im 'Kruse-Lager', dem 'Starcke-Lager' und 'Potts-Lager' sowie an weiteren Orten, wie der Meller Möbelfabrik waren insgesamt 458 Zwangsarbeiter in Zivilarbeitslagern untergebracht.[5]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1885 24.667
1905 26.569
1925 27.396
1933 26.864
1939 27.424
1946 42.146
Jahr Einwohner
1950 43.847
1956 39.654
1961 39.218
1970 40.851
1971 41.200[6]

Landräte

Gemeinden

Der Landkreis Melle hatte bis 1970 die folgende Gliederung (Einwohnerzahlen vom 6. Juni 1961):[7]

Einheitsgemeinde

Samtgemeinde Buer

  1. Barkhausen (346)
  2. Buer (1.724)
  3. Bulsten (120)
  4. Düingdorf (650)
  5. Holzhausen (164)
  6. Hustädte (152)
  7. Markendorf (585)
  8. Meesdorf (380)
  9. Sehlingdorf (197)
  10. Tittingdorf (264)
  11. Wehringdorf (240)
  12. Wetter (521)

Samtgemeinde Gesmold

  1. Dratum-Ausbergen (449)
  2. Gesmold (1.193)
  3. Üdinghausen-Warringhof (314)
  4. Wennigsen (357)

Samtgemeinde Melle

  1. Altenmelle (1.813)
  2. Bakum (1.195)
  3. Dielingdorf (176)
  4. Drantum (491)
  5. Eicken-Bruche (1.182)1
  6. Eickholt (114)
  7. Gerden (735)
  8. Laer (461)
  9. Niederschlochtern (158)2
  10. Sondermühlen (291)3

Samtgemeinde Neuenkirchen

  1. Holterdorf (360)
  2. Insingdorf (227)
  3. Kerßenbrock (312)
  4. Neuenkirchen (1.887)
  5. Ostenfelde (193)
  6. Redecke (164)
  7. Schiplage (769)
  8. Suttorf (428)

Samtgemeinde Oldendorf

  1. Föckinghausen (837)
  2. Niederholsten (111)
  3. Oberholsten (280)
  4. Oldendorf (819)
  5. Westerhausen (857)

Samtgemeinde Riemsloh-Hoyel

  1. Bennien (1.364)
  2. Döhren (720)
  3. Groß Aschen (420)
  4. Hoyel (432)
  5. Krukum (1.151)
  6. Westendorf (222)
  7. Westhoyel (281)

Samtgemeinde Wellingholzhausen

  1. Handarpe (282)4
  2. Himmern (217)
  3. Küingdorf (425)
  4. Nüven (215)
  5. Peingdorf (373)
  6. Oberschlochtern (184)5
  7. Uhlenberg (113)
  8. Vessendorf (167)
  9. Wellingholzhausen (1.857)

1 Die Gemeinde Eicken-Bruche entstand 1929 durch den Zusammenschluss der beiden Gemeinden Eicken, Kirchspiel Buer und Eicken, Kirchspiel Melle sowie des Gutsbezirks Bruche.[8][9]
2 Niederschlochtern hieß bis zum 6. März 1963 Schlochtern (Kirchspiel Sondermühlen)[10]
3 Sondermühlen hieß bis zum 13. September 1962 Handarpe (Kirchspiel Sondermühlen )[11]
4 Handarpe hieß bis zum 13. September 1962 Handarpe (Kirchspiel Wellingholzhausen)[11]
5 Oberschlochtern hieß bis zum 6. März 1963 Schlochtern (Kirchspiel Wellingholzhausen)[10]
Obige Gliederung hatte bis 1970 Bestand. Die Gebietsreform in Niedersachsen wurde im Landkreis Melle in zwei Schritten durchgeführt. Zunächst fanden am 1. Januar 1970 eine Reihe von Eingemeindungen statt:

  • Die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Melle, d. h. Altenmelle, Bakum, Dielingdorf, Drantum, Eicken-Bruche, Eickholt, Gerden, Laer, Niederschlochtern und Sondermühlen wurden in die Stadt Melle eingegliedert.[12]
  • Die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Wellingholzhausen, d. h. Handarpe, Himmern, Kerßenbrock, Nüven, Peingdorf, Oberschlochtern, Uhlenberg, Vessendorf und Wellingholzhausen wurden zur neuen Gemeinde Wellingholzhausen zusammengeschlossen.[13]
  • Die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Riemsloh-Hoyel, d. h. Bennien, Döhren, Groß Aschen, Hoyel, Krukum, Westendorf und Westhoyel wurden zur neuen Gemeinde Riemsloh zusammengeschlossen.[14]

Die übrigen vier Samtgemeinden und deren 29 Mitgliedsgemeinden blieben zunächst bestehen. Von 1970 bis 1972 hatte der Landkreis die folgende Gliederung (Einwohnerzahlen vom 27. Mai 1970):[7]

Einheitsgemeinden

  1. Melle, Stadt (16.107)
  2. Riemsloh (4.708)
  3. Wellingholzhausen (3.935)

Samtgemeinde Buer (5.442)

  1. Barkhausen (357)
  2. Buer (1.820)
  3. Bulsten (129)
  4. Düingdorf (818)
  5. Holzhausen (118)
  6. Hustädte (146)
  7. Markendorf (548)
  8. Meesdorf (348)
  9. Sehlingdorf (193)
  10. Tittingdorf (265)
  11. Wehringdorf (235)
  12. Wetter (465)

Samtgemeinde Gesmold (2.655)

  1. Dratum-Ausbergen (421)
  2. Gesmold (1.546)
  3. Üdinghausen-Warringhof (321)
  4. Wennigsen (367)

Samtgemeinde Neuenkirchen (4.648)

  1. Holterdorf (334)
  2. Insingdorf (217)
  3. Kerßenbrock (354)
  4. Neuenkirchen (2.234)
  5. Ostenfelde (181)
  6. Redecke (145)
  7. Schiplage (768)
  8. Suttorf (415)

Samtgemeinde Oldendorf (3.356)

  1. Föckinghausen (1.058)
  2. Niederholsten (117)
  3. Oberholsten (246)
  4. Oldendorf (948)
  5. Westerhausen (987)

Im Jahre 1972 wurde der Landkreis aufgelöst, alle Gemeinden zur Stadt Melle zusammengefasst und diese dem Landkreis Osnabrück zugeordnet.[15]

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen MEL zugewiesen. Es wurde bis zum 11. Oktober 1972 ausgegeben. Durch die Kennzeichenliberalisierung ist es seit dem 11. Juni 2018 im Landkreis Osnabrück erhältlich.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 256 f. (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  2. Michael Rademacher: Geschichte – Niedersachsen : Landkreis Melle. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  3. Wolfgang Huge: Der Landkreis Wittlage 1933–1972. Nationalsozialismus, Nachkriegsjahre und Wirtschaftswunder. BooksOn Demand, 2012, ISBN 978-3-8482-1013-8, S. 27.
  4. Uwe Plaß: Der NS-Bürgermeister hatte in Melle einen schweren Stand. In: noz.de. Neue Osnabrücker Zeitung, 26. April 2019, abgerufen am 31. Januar 2021.
  5. Liste der Unternehmen, die im Nationalsozialismus von der Zwangsarbeit profitiert haben, s. Martin Weidemann (Hrsg.): Das nationalsozialistische Lagersystem. Frankfurt/m., Zweitausendeins, 1999; aufgerufen: 1. November 2023.
  6. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
  7. a b Regionales Gemeindeverzeichnis-Informationssystem GV-ISys (mit historischen Bevölkerungszahlen)
  8. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 29. März 2013.
  9. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen: Provinz Hannover Verlag des Preußischen Statistischen Landesamts, 1930
  10. a b Daten aus dem Gemeindeverzeichnis. (XLSX) Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.1963. Statistisches Bundesamt, Februar 2022, abgerufen am 27. April 2025 (Zeile 83).
  11. a b Daten aus dem Gemeindeverzeichnis. (XLSX) Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.1962. Statistisches Bundesamt, Februar 2022, abgerufen am 27. April 2025 (Zeile 38).
  12. Gesetz über die Gebietserweiterung der Stadt Melle vom 25. November 1969
  13. Gesetz über die Neubildung der Gemeinde Wellingholzhausen vom 25. November 1969
  14. Gesetz über die Bildung der Gemeinde Riemsloh vom 8. Juli 1969
  15. Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Osnabrück vom 10. Mai 1972